31.10., Samstag: Trezona Campground - Die “Wilkawillina-Gorge”

Die Temperaturen während der vergangen Nacht haben unangenehme Erinnerungen an den Winter in New South Wales geweckt. Draußen werden wir zudem von einem dichten Nebel begrüßt. Dieser verzieht sich jedoch zum Glück nach und nach und gibt den Blick auf einen makellos blauen Himmel frei. 
 

Unser Frühstück fällt derweil immer magerer aus. Heute gibt es lediglich ein halbes Toastie und ein Flatbread pro Person. Bevor wir das Zelt einpacken, lassen wir es ein wenig abtropfen. Doch kurz darauf geht es los und gegen 9 Uhr sind wir bereits wieder in Blinman. An einer kleinen “Recycle-Station” werden wir unseren Müll los. Dabei handelt es sich um nicht mehr als ein paar Mülltonne, aber immerhin kann Pappe, Plastik und Restmüll getrennt entsorgt werden. 
 
An der Grenze zum Nationalpark ändert sich die Landschaft deutlich. Ein wenig erinnert sie an Kanada oder Nordeuropa. Dichte Tannenwälder sind gesäumt von grünen Wiesen. Man würde sich wohl kaum wundern, wenn einem plötzlich ein Elch oder gar ein Grizzlybär gegenüber stehen würde. 
Zur “Wilkawillina Gorge”, unserem ersten Ziel im Park, gelangen wir zunächst über eine Gravelroad. Die letzten 9 km folgen wir einem 4-WD-Track. Teilweise sind die Spurrillen ziemlich tief, ansonsten ist die Strecke jedoch ganz in Ordnung. 
Der Weg wäre kaum der Rede wert, wären da nicht die Emus, auf die wir auf etwa halber Strecke treffen. Nach der ersten Begegnung verschwinden sie so schnell wie sie gekommen sind am Rand des Weges im Busch. Kurz darauf entdecken wir sie ein zweites Mal. Sofort lassen wir Alli² aufsteigen. Während sie einen Emu verfolgt, bleibt dieser abrupt stehen und beinahe kommt es zu einer Kollision. An dieser Stelle bricht Cecil die Verfolgung sicherheitshalber ab.
 
 
 
Aus einer kleinen Box am Parkplatz erhalten wir eine Informationsbroschüre über den Wanderweg durch die “Wilkawillina-Gorge”. Unserem Reiseführer nach, handelt es sich dabei um einen 11,4 km langen Track. One-way, wohlgemerkt. Uns war deshalb sofort klar, dass wir nicht den gesamten Pfad ablaufen werden. Vielmehr gehen wir einfach drauf los und hören darauf, was Kopf und Beine uns von Zeit zu Zeit zu sagen haben.
Auf den ersten zwei Kilometern schlängelt sich der Weg durch eine bizarr anmutende Wüstenlandschaft. 
 

 
Anschließend geht es entlang eines Flussbetts. Ausnahmsweise ist dieses nicht komplett ausgetrocknet. An einigen Stellen ist tatsächlich Wasser zu sehen. Im Hintergrund erstreckt sich eine flache Hügelkette mit dem für die “Flinders Ranges” typischen Wellenmuster.
 
 
Der Weg ist größtenteils flach und eben. Wir können den Blick frei schweifen lassen, ohne Angst haben zu müssen, im nächsten Moment über einen Stein zu stolpern. Völlig unbeschwert passieren wir eine weite Fläche Grasland. Am entfernten Rand nimmt plötzlich ein Känguru vor uns reißaus. Wir sind nicht sicher, ob es sich um ein Euro gehandelt hat, oder ob wir soeben unser erstes wildes westliches graues Riesenkänguru gesehen haben. In jedem Fall war es eine schöne Begegnung und die nächsten Kilometer legen wir deutlich beschwingter zurück. 
Nachdem uns der Weg erneut in ein ausgetrocknetes Flussbett geführt hat, wechseln wir uns an der Spitze ab. Allerdings eher unfreiwillig. Der Weg ist derart schlecht auszumachen, dass sich der Vorausgehende fast zwangsläufig nach ein paar Metern verläuft. Zeit für den Nachfolger den alternativen Abzweig zu nehmen und damit die Führung zu übernehmen. 
Gute 5 km haben wir bereits hinter uns, da nimmt die Schlucht doch noch Form an. Bisher haben wir uns mehr in einer flachen Landschaft wiedergefunden, doch jetzt steigen zwei imposante Felswände vor uns auf und bilden ein fast perfektes U. Die Steilwände strahlen in allen erdenklichen Rottönen. 
Angestrengt halten wir unterwegs Ausschau nach Rock-Wallabies. Heute will sich allerdings keines blicken lassen. Falls es hier überhaupt welche gibt. Das Terrain wäre zumindest mehr als geeignet. 
 





 

 
Im weiteren Verlauf der Wanderung gilt es etliche Male den Fluss zu überqueren. Wie bereits erwähnt, fließt hier streckenweise wahrhaftig Wasser. Das sind wir schon kaum noch gewohnt. An einer Stelle ist der Schlamm so tief und glitschig, dass Sarah spektakulär wegrutscht. Für einen kurzen Moment hat keiner ihrer Füße mehr Bodenkontakt. Doch wie durch ein Wunder landet sie auch wieder auf eben diesen. Ein wahres Kunststück. Cecil ärgert sich noch Stunden später darüber, dass die Kamera nicht gelaufen ist. Sarah ist nur froh, dass die Kamera nicht im Schlamm versunken ist. 
 
 
Der zweite Checkpoint ist nach gut 7 km erreicht. Bis zu einem Aussichtspunkt auf 470 m Höhe, sind es von hier aus noch 2 km. Nachdem die Schlucht keine Besonderheiten bieten konnte, sind wir schon gespannt darauf, wie das Ganze wohl aus der Höhe aussieht. Allerdings ist der Himmel flächendeckend von einer dicken Schicht grauer Wolken bedeckt. Dazu melden unsere Beine bereits jetzt Protest an. Ausschlaggebend für unsere Entscheidung gegen den Lookout ist jedoch die Formulierung in der Broschüre des Wanderweges. In dieser heißt es lediglich: “Genießen Sie den schönen Blick über die östlichen Ebenen”. Das kann uns nun wirklich nicht dazu überreden weitere 4 km zu laufen. Besser wir drehen hier um. 14 km reichen wohl auch locker für heute. 
Der Rückweg bietet erwartungsgemäß keine Höhepunkte. Lediglich eine Tiersichtung hätte für etwas Abwechslung sorgen können, doch diese bleibt uns verwehrt. Stattdessen schmerzen die Füße immer mehr und am Ende können wir es kaum noch erwarten endlich wieder bei Koby zu sein. 
 
 

 

 
Auf der Fahrt zum “Trezona Campground” können wir erneut nicht anders als Parallelen zu anderen Landschaften zu ziehen. Jetzt erinnert die Szenerie an das hügelige Gelände, wie wir es aus Neuseeland kennen. 
 
Der Campingplatz ist wirklich schön. Direkt an einem, natürlich, ausgetrockneten Flussbett, sind die einzelnen Plätze gesäumt von riesigen Eukalypten. Man hat definitiv ausreichend Platz und die WCs sind gar nicht mal so übel für Plumpsklos. 
 
  
Wir bauen das Zelt auf und Sarah überlegt im Anschluss noch Sport zu machen. Am Ende entscheidet sie sich tatsächlich dagegen. Der Tag hat bei uns beiden Spuren hinterlassen. Vielleicht hilft es, wenn wir erstmal etwas essen. 
Etwas gestärkt, liest Cecil im Anschluss aus dem Reiseführer vor. Uns stehen tatsächlich noch gute 70 km bevor, die wir wandern wollen. In sechs Tagen. Kaum zu glauben, dass wir das freiwillig machen ;) 
Gegen 18:15 Uhr fängt Cecil an Tagebuch zu schreiben. Sarah arbeitet weiter an ihren selbstgestrickten Socken. Bis kurz vor 9 halten wir durch, dann ist es Zeit fürs Bett. 
Gute Nacht. 


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