30.10., Freitag: Dylbags Retreat (bei Blinman) - Inkompetenz
Gnädigerweise scheint der Wind heute etwas nachgelassen zu haben. Gegen 10 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Blinman, ein kleiner Ort vor den Toren der südlichen “Flinders Ranges”. Immerhin ist dadurch ein stetiger Strom von Touristen gewährleistet. Die kleine Bäckerei und das Hotel profitieren sicherlich davon.
Wir suchen jedoch weder nach einer Stärkung, noch nach einer Unterkunft. Alles was wir brauchen ist ein Handy-Signal, um die kommenden Campingplätze vorzubuchen. Das Hotel verfügt offensichtlich über Wlan. Einen Versuch ist es wert.
Leider ist dieser nicht von Erfolg gekrönt. Wir sollten es im Besucherzentrum versuchen. Das ist gleichzeitig das Büro eines Unternehmens, welches Minentouren anbietet. Höchstwahrscheinlich wird auch hier Kupfer abgebaut. Uns interessiert das aktuell herzlich wenig. Alles was wir brauchen, ist Internet. Aktuell ist das Büro nicht besetzt. Bis die Tour gegen 12:30 Uhr beendet ist, heißt es wohl abwarten und Tee trinken.
Kurz überlegen wir nach Hawker zu fahren. Der Ort ist bedeutend größer und wahrscheinlich wäre es dort kein Problem die Campingplätze zu buchen und unsere Lebensmittelvorräte aufzufüllen. Einziger Nachteil: Hawker liegt gute 100 km entfernt. Wir verwerfen diesen Gedanken daher und bereiten besser die Buchung der Plätze hier im Besucherzentrum vor. Um Missverständnissen vorzubeugen, schreiben wir alle wichtigen Daten auf ein Blatt Papier: Name des Campingplatzes, Datum, unsere Namen und sogar das Kennzeichen von Koby. Wir wollen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Womit wir jedoch nicht gerechnet haben, ist die geballte Inkompetenz unseres Gegenübers.
Das Besucherzentrum ist nicht mehr als eine kleine Hütte. Wir begeben uns direkt an den kleinen Thesen und tragen unser Anliegen vor. Wir würden gerne Campingplätze in den “Flinders Ranges” buchen. Offensichtlich haben wir damit einen Nerv getroffen. Etwas schroff antwortet uns die Dame am anderen Ende des Tresen, dass wir uns bereits in den “Flinders Ranges” befinden. Cecil korrigiert sich und fragt nach den Campingplätzen im “Flinders Ranges Nationalpark”. Die Buchung ist hier vor Ort möglich.
Wir schieben der Frau unseren Zettel mit den entsprechenden Daten rüber. Wir müssten noch auswählen, welchen individuellen Stellplatz wir haben wollen. Anscheinend verlangt sie das von uns, ohne vorher die Verfügbarkeit geprüft zu haben. Auf unserem ersten Campingplatz haben wir am Ende gar keine Wahl, da nur noch ein Stellplatz frei ist. Im ersten Moment ist sie sogar kurz davor uns einen Park-Pass mitzubuchen, obwohl wir bereits einen haben. Offensichtlich ist sie hier eher angestellt um Touristen durch die Minen zu führen und nicht um Campingplätze zu reservieren.
Für eine abschließende Buchung sollen wir noch unsere Telefonnummer und Email-Adresse notieren. Da wir selbst keinen Stift bei uns haben, reicht sie uns einen. Er schreibt mit roter Farbe.
Etwa 10 Minuten später scheint es so als wäre alles in trockenen Tüten. Wir gehen abschließend die Buchungsdetails gemeinsam durch. Und stutzen plötzlich. Die Daten stimmen zwar, doch wurden die Campingplätze vertauscht. Wir weisen unsere Buchungsassistentin daraufhin und ab jetzt wird es wirklich schräg. Sie stellt es so hin, als wären wir daran schuld, da wir diese Details gerade erst auf unseren Zettel hinzugefügt hätten. Die rote Farbe des Stifts, den sie uns kurz zuvor gegeben hatte, entlarvt sie direkt als Lügnerin, aber hilft uns jetzt auch nicht mehr. Sie ist gedanklich anscheinend schon seit längerem nur noch mit ihrer anstehenden Minentour beschäftigt. Änderungen an bestehenden Buchungen kann sie nicht vornehmen. Dazu müssten wir bei der Parkverwaltung anrufen. Sie drückt uns ein schnurloses Telefon in die Hand, erinnert uns daran eine Spende zu hinterlassen, um für die anfallenden Kosten aufzukommen und widmet sich ihrer Touristen-Gruppe.
Das anschließende Telefonat verläuft deutlich angenehmer, als gedacht. Die Dame am anderen Ende scheint deutlich gefestigter in ihrer Position. Schnell ist die Verwechslung geklärt und wir haben die Buchung für den richtigen Platz zu den richtigen Daten erledigt.
Wir dachten im Vorfeld bereits schon, dass dieses vorbuchen ein Problem wird, aber das es so an den Nerven zerrt, hätten wir nicht ahnen können.
Bevor es morgen los geht, müssen wir in jedem Fall noch tanken. Entgegen unserer Annahme gibt es in Blinman jedoch keine Tankstelle. In der Nähe der Bäckerei sind noch die ausgeblichen Schilder der “BP” zu sehen. Allem Anschein nach ist diese jedoch bereits sehr, sehr lange außer Betrieb. Zum Glück haben wir noch genug Sprit im Tank, um bis nach Angorichina (ca. 15km entfernt) zu fahren. Auch nicht mehr als ein kleines Touristendorf, doch immerhin gibt es dort noch Benzin.
Zurück in Blinman besorgen wir in dem kleinen Laden, der Teil der Bäckerei ist, das aller Nötigste. Im Einkaufskorb landet ein Dutzend Eier für 7$ und Rapsöl für schlappe 6$. Besonders der Preis für das Öl schlägt uns auf die Leber, aber ohne geht auch nicht. Der nächste Supermarkt befindet sich hunderte Kilometer entfernt.
Etwas genervt davon, wie der Tag bisher gelaufen ist, haben wir keine große Lust mehr heute auch noch zu kochen. Der Wind pfeift uns noch immer um die Ohren. Unser treuer Begleiter. Wir wollen die Chance nutzen und einen Burger oder ähnliches im “Blinman Hotel” bestellen. Doch wir sind zu spät. Wenn auch nur knapp. Der Koch befindet sich bereits in der Mittagspause.
So langsam haben wir genug für heute. Während jeder für sich seinen Ärger schweigend verarbeitet, fahren wir zu einem kostenlosen Campingplatz der 3 km außerhalb des Ortes liegt. Nachdem wir einen halbwegs ebenen Stellplatz gefunden haben, gibt es für jeden von uns einen Haferriegel. Das hilft ein wenig.
Ohne große Lust direkt produktiv zu sein, liest Cecil zunächst in seinem Buch weiter. Sarah macht derweil Sport. Zwischendurch tröpfelt es immer mal wieder. Doch wenigstens der Wind hält sich mittlerweile zurück.
So richtig unangenehm wird es erst, sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist. Wir setzen uns unter den ausgeklappten Teil des Dachzeltes, um wenigstens vor dem andauernden Nieselregen geschützt zu sein. Wir können nur hoffen, dass das Wetter in den kommenden Tagen besser wird. Immerhin sind die Campingplätze vorgebucht und damit ist uns jedwede Flexibilität verwehrt.
Entgegen unserer Befürchtungen, bereitet uns die Zubereitung des Abendessens kaum nennenswerte Probleme. Es gibt Nudeln mit Würstchen in Tomatensauce. Natürlich mit einer ordentlichen Portion geriebenem Käse.
Nach dem Essen haben wir keine großen Ambitionen mehr. Am Laptop gehen wir alle Filme unserer Sammlung durch und kopieren eine Auswahl in einen gesonderten Ordner. Es werden doch mehr Filme als gedacht, die da auf unserer “Watch-List” landen. Oben im Zelt starten wir mit “Ad Astra”, Brad Pitt in einem Astronauten-Film. Wir sind gespannt.
Und werden ein wenig enttäuscht. Alles wirkt ein wenig zusamhanglos. Am Ende kann man sagen: Ganz nett, aber nicht mehr. Bevor um 22 Uhr das Licht ausgeht, lesen wir noch ein wenig.
Bis morgen.
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