25.09., Freitag: Finke 2-Mile Camp - Ormiston Gorge

Alli geht noch vor dem Frühstück in die Luft. Es ist zwar überwiegend wolkig, doch ab und zu lässt sich die Sonne blicken und die Landschaft um uns erstrahlt in ihrem Licht. 
 




                                          




Die “Ormiston Gorge” befindet sich nur rund 13 km von unserem Camp am “Finke River” entfernt. Wir haben den Müll der letzten Tage dabei, doch entgegen unserer Information finden wir keine Mülleimer. Der Kiosk hat zu (wahrscheinlich eine Folge von Corona) und auch Trinkwasser suchen wir vergeblich. Unsere Flaschen können wir trotzdem an einem Hahn auffüllen. Wir nehmen unseren Wasserfilter mit, um es “on-the-go” trinkbar zu machen. 
 

Der 8 km lange “Ormiston Pound Walk” gehört, laut unseren Reiseführer, zu den besten Wanderwegen Zentralaustraliens. Dementsprechend hoch sind unsere Erwartungen und die werden nicht enttäuscht. Zunächst erinnert das Gelände an eine Vulkanlandschaft. Allerdings ist das hiesige Gestein bestimmt nicht vulkanischen Ursprungs. Die schwarze Farbe hat es vielmehr durch einen Waldbrand in jüngster Vergangenheit erhalten. 
 


Ein Aussichtspunkt bietet uns herrliche Weitblick über den Talkessel. Im Nordwesten ragt eine gigantische Felsformation in den Himmel. Fast wirkt sie wie eine von Menschen erschaffe Mauer. Sie bildet einen Teil der Gebirgskette, die sich kreisrund um das Tal zieht. Unweigerlich fühlen wir uns an den “Tnorala”-Krater erinnert. Man könnte meinen, es handele sich um das Zeugnis eines weiteren, viel größeren Meteoriteneinschlags. Wir lassen Alli eine Runde fliegen und versuchen durch unseren Wasserfilter ein paar Schlucke zu trinken. Das ist gar nicht mal leicht, da der Filter einen hohen Widerstand bietet. Immerhin können wir uns so aber sicher sein, keine ungewollten Keime und Bakterien aufzunehmen. 
 


 
Durch den Talkessel geht es zurück. Die schiere Weite der Ebene und die riesigen Felsrücken um uns herum, geben uns ein ungeahntes Gefühl von Weite und Freiheit. Wieder einmal sind wir ganz allein und treffen auch auf unserem weiteren Weg keine Menschenseele. 
 

Kurz vor der “Ormiston Gorge” müssen wir ein paar Mal durch die sandigen Überreste eines ausgetrockneten Flussbettes marschieren. In der Schlucht selbst ist der Weg nicht mehr markiert. Es ist einem komplett selbst überlassen. Einzig die schroffen Felswände zu beiden Seiten geben eine grobe Richtung vor. Es geht entweder geradeaus oder rückwärts. Der von uns gewählte Weg ist mal sandig, mal steinig. 
Der ursprüngliche Plan sah vor aus der Schlucht heraus auf den “Ghost Gum Walk” abzubiegen. Wir können jedoch keinen Abzweig erkennen und haben bereits Angst ihn verpasst zu haben. Zu gerne würden wir auf festeren Untergrund wechseln. Der Sand und das ewige Gehopse von einem Stein zum anderen zerrt langsam an Körper und Geist. Wir lassen Alli aufsteigen und schicken sie auf eine Art Aufklärungsmission. Hinter einer kleinen Biegung, können wir deutlich einen Pfad erkennen, der linker Hand aus der Schlucht hinausführt. Wir haben den Abzweig also doch noch nicht verpasst. Danke Alli!
 

 


 

 

Kurz bevor wir die Gabelung erreichen, passieren wir einige abgestandene Wasserlöcher. Der sandige Boden ringsherum ist übersät mit Spuren und Kot. Vor allem treiben sich hier wohl Kängurus und Wallabies herum, aber auch Abdrücke von größeren Echsen können wir zweifelsfrei erkennen. Leider kreuzt in diesem Moment keiner der Verursacher unseren Weg. 
Der “Ghost Gum Walk” zweigt in stumpfe Winkel von der Schlucht ab, steigt jedoch rapide an. Eine kleine Pause kommt uns daher sehr gelegen. Von einer besonders prominenten Stelle machen wir ein paar Aufnahmen der “Ormiston Gorge” und können ein wenig verschnaufen. 
Wir sind gerade drauf und dran unseren Weg fortzusetzen, da macht ein verspielter Lizard auf sich aufmerksam. Gute 25 cm misst er von Schnauze bis zum After. Ihr erinnert euch: Da Lizards über nachwachsende Schwänze verfügen, ist die Angabe der Größe deutlich präziser, wenn man lediglich von Schnauze bis zum After misst. In Fachbüchern als “SVL” abgekürzt (Snout-Vent-Length). 
Nur kurz nach seiner Entdeckung kommt ein weiterer Lizard auf uns zu. Der Größe nach könnte es der Sohn unseres neuen Freundes sein. Bestimmt 15 Minuten verbringen wir damit die beiden ausgiebig zu filmen und zu fotografieren. Es wird uns eine ordentlich Show geboten. Das wird ein ganzes Stück Arbeit davon die besten Aufnahmen für den Blog auszuwählen. So viel steht fest.
 







 

 



Der weitere Aufstieg bis zum Aussichtspunkt hat es durchaus in sich. Oben angelangt werden wir allerdings mit einer schönen Aussicht belohnt. Der namensgebende “Ghost Gum” wirkt dagegen eher traurig. Da haben wir in jedem Fall schon eindrucksvollere Exemplare gesehen. Allerdings geht es hier weniger um eine stattliche Statur. Im Nachhinein lernen wir von einer Informationstafel, dass dieser spezielle “Ghost Gum” über Wurzeln verfügt, die bis zu 70 Meter tief gewachsen sind, um sich aus dem Wasserloch am Grund zu nähren. Das ist dann doch sehr beeindruckend. Übrigens kommt der Name “Ghost Gum” von der geisterhaften Erscheinung der Bäume im Mondschein. Das gesamte Gewächs ist mit einem weißen Pulver bedeckt (vermutlich um Schädlinge abzuhalten), welches den Schein des Mondes reflektiert. 
 



 
 
Der restliche Weg zurück zum Parkplatz ist verhältnismäßig langweilig. Oft laufen wir über Beton, der die Natur mit seinem plumpen Charakter entstellt. Wir erreichen Koby nachdem wir gute 3 ½ Stunden unterwegs waren. 10 km haben wir währenddessen zurückgelegt und teils ausgedehnte Foto- und Drohnenstopps eingelegt. Auch wir würden diese Wanderung in die Top-Liste Zentralaustraliens aufnehmen. 
Was wir jetzt brauchen ist eine Abkühlung. Wir schlüpfen in unsere Badesachen und machen uns auf den Weg zum Wasserloch am Fuße des “Ghost Gum Lookout”. Das Wasser ist grünlich und am Ufer sammeln sich ein paar Algen doch für eine kurze Erfrischung ist es in Ordnung. Es ist wirklich erfrischend. Kalt und tief. Nach dem ersten Schock haben wir uns an die Temperatur gewöhnt und können es genießen. 
 

 
Bevor es zurück zu unserem Camp am “Finke River” geht, füllen wir alle leeren Flaschen am hiesigen Hahn auf. Das wollen wir dann später filtern. Wasser ist nicht leicht zu finden in den “West McDonnell Ranges”, da können wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Auch wenn es nicht unbehandelt trinkbar ist. 
Gegen 15 Uhr erreichen wir unseren alten Stellplatz und müssen feststellen, dass dieser mittlerweile anderweitig belegt ist. Kurz überlegen wir, stellen uns dann aber einfach in gebührenden Abstand daneben. Den Rest des Tages verbringen wir wie üblich. Während Sarah Sport macht, schreibt Cecil Tagebuch und sichert nebenbei die Videos von der GoPro und Alli auf eine Festplatte. Sarah beginnt mit dem Korrektur lesen, nachdem sie ihre Workouts absolviert hat. 
 



 
Während des Abendessens entscheiden wir morgen einen Tag hier unsere Reserven aufzufüllen. Vor der nächsten längeren Wanderung haben wir uns eine Pause verdient. Dazu ist der Platz wirklich schön und obendrein kostenlos. Die Sache ist abgemacht. Sarah geht hoch ins Zelt, Cecil sortiert noch ein paar Videos und wählt seine Favoriten für den Blog aus. Um 22 Uhr ist Feierabend.
 

 

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