27.10., Dienstag: Arkaroola Wilderness Sanctuary - Genießen ist wichtig

Die Nacht war unangenehm kalt. Seit einer gefühlten Ewigkeit sahen wir uns zum ersten Mal wieder dazu gezwungen in langen Sachen zu schlafen. Das heißt Cecil sah sich gezwungen. Bei Sarah ist das Standard. Immerhin windet es kaum noch. Das Frühstück geht daher reibungslos über die Bühne und wir sind anschließend deutlich zu früh. Unser Shuttle fährt erst in 1 ½ Stunden ab. Genug Zeit um noch einen Tee und Kaffee zu trinken. 
 
Heute melden wir uns direkt an der Rezeption. Unser Shuttle wird arrangiert und den Stellplatz können wir auch problemlos nachher noch verlängern. Wir werden erneut von der netten Frau von gestern gefahren. Auf dem Weg warnt sie uns davor, dass die Gefahr auf eine Schlange zu stoßen aktuell erhöht ist. Es ist Paarungszeit und da können sie zudem auch noch aggressiv sein. Schöner wäre es da schon auf die Emu-Familie zu treffen, die sich derzeit in der Nähe des Weges aufhalten soll. Ein Papa mit drei Jungtieren. Bei den Laufvögeln ist das Männchen für die Aufzucht verantwortlich. Das wäre ein absolutes Highlight für uns. Wenn auch mit Emus nicht zu spaßen ist. Vor allem nicht, wenn sie den Nachwuchs im Schlepptau haben. 
Allein die Autofahrt kommt uns elend lang vor. Der Rückweg zu Fuß führt zudem noch über hügeliges Land sowie Stock und Stein. Ein Informationsblatt beschreibt den Pfad als: Generell leicht mit ein paar steileren Passagen. Wir sind gespannt. Auf geht's.
 
Direkt zu Beginn befindet sich etwas Abseits des Weges eine große Höhle. Zumindest hat das unser Reiseführer behauptet. Die Höhle ist besonders interessant, weil sie bereits seit Generationen von Fledermäusen bewohnt wird. Bis vor ein paar Jahrzehnten wurde der Dung, das sogenannte “guano”, sogar von Menschenhand abgebaut und als Dünger verkauft. Wir kommen jedoch an keinem Schild vorbei, das darauf hinweist und auch sonst sind keine Anzeichen auf einen Abzweig zu erkennen. Wenig später wissen wir, dass wir sie verpasst haben müssen. Schade, aber vielleicht können wir das morgen noch nachholen. Auf dem Rückweg von Arkaroola kommen wir mit Koby am Ausgangspunkt der Wanderung vorbei. 
 
Wir wandern weiter über einen 4WD-Track. Gelegentlich führt dieser durch trockene Flussbetten, die übersät sind mit roten Wildblumen. Dann folgt ein durchaus anspruchsvolles Stück. Immer wieder geht es zunächst steil bergauf, nur um hinter der Kuppe wieder genauso steil hinab zu führen. Es ist wie Achterbahn fahren zu Fuß. Den Wanderweg als leicht zu bezeichnen, halten wir jetzt schon für eine maßlose Untertreibung. Uns brennen jedenfalls ordentlich die Waden. 
 




 
Während einer Trinkpause entdeckt Cecil einen Skink. Immer wieder versteckt sich das scheue Kerlchen unter einem Stein. Sobald wir daraufhin kurz außer Sichtweite gehen, kommt er jedoch immer wieder hervor. Wir haben diese Art noch nie gesehen. Der Schwanz ist kurz und der ganze Körper geschuppt. Er erinnert stark an einen Tannenzapfen-Skink, ist aber deutlich kleiner und nicht ganz so dunkel. Zudem kann er seine Schuppen in einer Art Drohgebärde aufstellen. Bestimmt 17 cm misst er von Schnauze bis After. Ein wirklich cooles Kerlchen. 
 


 
Nicht ganz mühelos erreichen wir den Gipfel des “Mount Warren Hastings”. Mit 590 m eine ordentliche Erhebung, von der wir einen tollen Rundumblick auf die Umgebung haben. Eine halbe Stunde verbringen wir hier. Ziemlich lang für unsere Verhältnisse. Nicht zuletzt die Aufnahmen mit Alli brauchen halt ihre Zeit. Doch es lohnt sich und wir müssen das schließlich auch mal genießen. Man sagt zwar, der Weg ist das Ziel. Aber wenn das Ziel auch gut ist, umso besser.
 


 
 

Über Serpentinen führt der Pfad vom Gipfel ins das Tal. Heute zwicken die Knie bereits deutlich mehr als gestern. Morgen haben wir nochmal 16 km Wandern auf dem Programm. Hoffentlich nicht mit zu vielen Bergab-Passagen. 
 
 
Die letzten 6 km führen uns erneut über eine Allradpiste zurück nach Arkaroola. Sehr angenehm für die Knie, aber nichts für unsere Wanderherzen. Man verfällt unweigerlich in einen maschinenartigen Trott und reißt nur noch Kilometer ab. Da kommt einem jede Abwechslung gelegen.
 





In einer Felsformation entdeckt Sarah ein Rock-Wallaby. Kurz mustert es uns von einem Vorsprung aus, hüpft plötzlich mit kräftigen Sprüngen ein gutes Stück bergauf und verschwindet in einer Felsspalte. Immer wieder faszinierend, wie schnell und scheinbar mühelos diese Tiere ihren Weg durch dieses schwierige Terrain finden. 
 
 

Gegen Ende der Wanderung, geraten wir immer öfter auf Abwege. Zumindest an den offensichtlichen Kreuzungen, wären Wegweiser wirklich hilfreich. Überall treffen wir auf verlassene Camps. Gut zu erkennen, an den errichteten Feuerstellen. Wird hier etwa regelmäßig illegal gecampt? Nach unserem Wissen darf nur in Arkaroola gecampt werden. Kostenpflichtig. Dann ist ein Platz sogar belegt und wir erkennen das Auto wieder. Uns wird klar: Es handelt sich hier um die “Bushcamping-Area”. Hier hätten wir auch stehen können, haben uns aber dagegen entschieden, da es hier weder Toilette noch Dusche gibt. 25$ zahlt man trotzdem. Immerhin ist man hier wirklich viel näher an der Natur und ungestört von anderen Campern. Mit einem Caravan eine echte Option.
Unsere Beine signalisieren mittlerweile unmissverständlich das es reicht. Kurz darauf erreichen wir zu unserer Freude Koby. Inklusive Pause haben wir die 15 km in 5 Stunden zurückgelegt. Die Strecke war für heute mehr als ausreichend. 
Trotzdem legen wir nur kurz die Rucksäcke ab, schnappen uns die Reiseführer und machen uns auf den Weg zur Rezeption. Nachdem wir für eine weitere Nacht bezahlt haben, gönnen wir uns einen Drink und ziehen uns an einen Tisch zurück. Für einen Moment genießen wir es einfach nur zu sitzen. Dann stürzen wir uns in die Planung für den “Flinders Ranges NP”. 
 
Bevor wir zurück auf den Campingplatz gehen, buchen wir uns für heute Abend 18 Uhr einen Tisch im Restaurant. Wir gönnen uns das mal. Auf dem Rückweg gilt es einen kleinen Hügel zu überwinden. Unsere Beine protestieren heftig dagegen. Wir sollten uns wohl auf einen deftigen Muskelkater einstellen. Bereits von weitem sehen wir, dass wir den Kofferraum offen gelassen haben. Alle anderen Türen sind ordnungsgemäß verriegelt. Wir waren wohl ganz schön neben der Spur vorhin. Aber wieder einmal, hatten wir Glück.
Es ist erst 16:45 Uhr, doch unser Hunger bereits riesig. Wir lenken uns mit dem Abwasch ab. Cecil widmet sich anschließend dem Tagebuch. Sarah holt mal wieder das Strickzeug raus. Dann geht es endlich los zum Restaurant. Wir schlagen ordentlich zu. Knoblauchbrot und Kürbis-Bällchen als Vorspeise und der Hauptgang besteht für uns beide aus einem Hähnchenschnitzel mit Pommes und Salat. Es wird insgesamt keine besonders erwähnenswerte kulinarische Erfahrung, aber insgesamt doch ordentlich. 
 


Etwas später als gestern, sind wir um kurz nach halb Acht wieder bei den Wallabies. Eines ist bereits da und das obwohl es noch recht hell ist. Sarah hatte da schon so ein Gefühl und ärgert sich jetzt, dass wir heute später dran sind. Wir werden allerdings schnell beruhigt. Das Beuteltier sei erst vor wenigen Minuten hier aufgetaucht. Heute ist die Aussichtterrasse so gut wie leer. Uns soll es recht sein.
 




 

Nach einer erneuten Stippvisite an der Bar, geht es gegen halb 10 zurück auf den Campingplatz. Wir gehen in uns und überlegen, was wir mit dem Abend noch anstellen. Sarah entscheidet sich erneut dafür direkt ins Zelt zu gehen, Cecil schreibt noch Tagebuch. Irgendwann müssen wir schließlich mal auf Stand kommen.

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