04.04., Samstag: Warrumbungle NP - Besteigung des Belougery Split Rock

Was für eine Nacht! Man kann es wohl am ehesten mit dem “erholsamen” Schlaf auf einem Langstreckenflug in der Holzklasse vergleichen. Versüßt wurde uns das Ganze durch die pausenlosen Stippvisiten der LKWs, Sturmböen, die das ganze Auto zum Wanken brachten, und dem sonoren prasseln des Dauerregens auf dem Dach. Aber es war die richtige Entscheidung. Oben im Zelt wäre alles um ein Vielfaches schlimmer gewesen. Trotzdem fühlen wir uns zunächst ziemlich gerädert. Vor allem die Beine tuen weh. Sollten wir nochmal im Auto schlafen müssen, ziehen wir wohl besser die Kompression-Socken an.
Draußen erwartet uns das gleiche windig-regnerische Wetter wie gestern. Da nicht mehr viel zum Frühstücken übrig ist, geht es wenigstens recht schnell. Nach dem Zähneputzen geht es also gleich wieder zurück ins Auto. Heutiges Ziel ist der Warrumbungle NP. Nach Tagen im Auto finden wir, “müssen” wir uns bei einer Wanderung etwas körperlich ertüchtigen.

Der bewölkte Himmel scheint die Kängurus zu animieren heute etwas länger zu grasen. Cecil fährt daher langsamer und besonders vorsichtig. Ein Unfall mit einem Känguru ist immer noch das Schlimmste, was wir uns vorstellen können. Doch bei einem Wellensittich, der aus kurzer Distanz direkt vors Auto fliegt, bleibt nicht mal mehr Zeit zu reagieren. Warum müssen die auch immer direkt an der Straße im hohen Gras sitzen? Armer kleiner Vogel :(
Als wir am Parkplatz ankommen, zeigt sich sogar die Sonne. Wie erwartet, sind wir ganz alleine hier. Wir wandern heute auf den “Belougery Split Rock”. Der Reiseführer verspricht uns eine abenteuerliche Gipfelbesteigung und fantastische Ausblicke auf die “Grand High Tops”. So werden die größten Berge des Parks bezeichnet.


Es ist von Anfang an ein sehr steiler Weg. Zudem haben die Regenfälle den Boden aufgeweicht und teils Äste und Gestrüpp angespült. Die Nässe scheint zudem den Mücken zu gefallen. Schlau wie wir sind, haben wir uns nicht ein gesprüht. Ein Festmahl für die fiesen Blutsauger.
Bereits auf dem Weg zum Gipfel bieten sich tolle Ausblicke über die umliegende Landschaft.


Tiersichtungen gibt es leider nicht. Nicht mal ein kleiner Lizard ist zu entdecken. Aber in einer Art Höhle am Berghang finden wir zumindest eindeutige Spuren von Tieren. Form und Größe nach kann es sich nur um die hier ansässigen Rock-Wallabies handeln. Leider ballert auf dieser Seite momentan die Sonne. Da sind die schattenliebhabenden Tierchen hier wohl eher am Nachmittag zu finden. Doch nur ein paar Meter weiter sehen wir dann doch welche. Ein kleineres Exemplar springt sofort außer Sichtweite. Doch das zweite bleibt stehen und wir beäugen uns gegenseitig ungläubig. Es ist ziemlich groß, bestimmt 1,70 m und fast schwarz. Von der Farbe her muss es ein Rock-Wallabie sein. Aber so groß? Dann hüpft es fast mühelos den Hang hinauf. Definitiv ein Rock-Wallabie! Sogar eine kleine Felslawine löst es aus, aber das bringt es nur minimal aus dem Tritt. In wenigen Sätzen springt es etwa 30 Meter den Berg hinauf und verschwindet. Ein faszinierendes Erlebnis :)

Nach ca. 4 km liegt der Anfang des Gipfelpfades. Es ist teils so steil, dass man fast auf allen Vieren den Hang hinauf krabbelt. Durch den Regen sind die Felsen zudem ziemlich rutschig. Auf der Hälfte des Weges beschließt Sarah es lieber gutsein zu lassen. Cecil klettert noch etwas weiter, aber kurz vor dem Gipfel siegt bei ihm auch die Vernunft. Nur eine kleine Unachtsamkeit und es drohen ernsthafte Verletzungen - Anmerkung von Sarah: z.B. Tod. Die Aussicht ist trotzdem bereits von diesem Punkt atemberaubend. Sarah ist währenddessen bereits wieder abgestiegen und wird von der Sonne und den Mücken geplagt. Als Cecil zurück ist, beginnt langsam der Abstieg vom Berg. Der ist allerdings nicht weniger anspruchsvoll. 



Nach ca. 7 km kommen wir wieder am Parkplatz an. Veranschlagt waren unserer Meinung nach eigentlich nur 4,5 km. Egal, wir haben es gepackt. Die Füße schmerzen und wir sind ziemlich zerstochen, aber es tat gut sich endlich wieder in der Natur zu bewegen. 
Da wir die Parkgebühr noch nicht bezahlt haben, fürchten wir sogar schon einen Strafzettel. Aber an der Windschutzscheibe ist nichts zu entdecken.

Wir fahren die Straße durch den Park weiter in Richtung Visitor Center. Hier soll es mehrere sehr kurze Wanderungen geben, die laut Reiseführer aber Känguru- und Koala-Sichtungen praktisch garantieren. Doch der Abzweig zum VC ist mit einer Schranke versperrt. Tja… dann können wir die Gebühren auch nicht nachträglich bezahlen. Aber leider wird uns so auch die Chance Koalas zu sehen genommen. An den Bäumen, die die Straße säumen, können wir beim vorbeifahren leider auch keine ausfindig machen. Dafür liegt hier und da ein Känguru unter einem Baum. Für den Moment geben wir uns damit zufrieden. 
Spontan machen wir noch einen Abstecher zu einem Lookout, der einen herrlichen Blick über den National Park bietet.

Auf unserem Weg nach Coonabarabran entdecken wir eine Picknick Area mitsamt Toilette. Schilder, die das Campen verbieten finden wir nicht. Aber wir sind unsicher, ob wir uns noch im Gebiet des Parks befinden. Denn Campen ist in National Parks, State Forrests usw. ist auf Grund von Corona derzeit generell verboten. Wir markieren die Stelle notdürftig bei Google Maps und entscheiden nach dem Einkaufen nochmal hier vorbeizuschauen. Da alle anderen potentiellen Plätze sehr weit weg oder direkt am Highway sind, wäre das hier schon eine Art Hauptgewinn. Schön im Wald, die Straße ist nicht sehr befahren, eine saubere Toilette und sogar ein kleiner Fluss befinden sich hier. Jenseits dieses Flusses erhebt sich etwa 70 Meter hoch ein felsiger Berg. Fast zu schön, um wahr zu sein.

Doch zunächst setzen wir die Fahrt fort und erreichen schon bald die Stadt. Wie so oft heißt der erste Stop Woolworths und wir kaufen ein paar Lebensmittel ein. Dieses Mal halten wir uns aber sehr zurück, damit wir am Ende nicht wieder etwas wegwerfen müssen.
Auf dem Parkplatz haben wir Empfang und checken nochmal genau die Lage des entdeckten Campingplatzes. Es sieht so aus, als wäre es nicht mehr im Gebiet des NP. Also fahren wir zurück dorthin. Auch vor Ort checken wir erneut, ob wir auch wirklich kein Schild übersehen haben, doch es ist nichts zu entdecken. Lediglich ein Schild auf der anderen Seite des Flusses, auf dem “Warrumbungle National Park” drauf steht. Das bestärkt uns noch darin, dass es auf der hiesigen Seite kein Nationalparkgebiet ist. Hier bleiben wir also! Das Zelt lassen wir sicherheitshalber noch eingepackt, falls wir aus irgendeinem Grund doch noch vertrieben werden. Doch wir nutzen die naheliegende und schier unerschöpfliche Wasserquelle und putzen Koby. Was als spontane Aktion beginnt, um wenigstens unsere Sitzreihe und die Armaturen vom roten Sand zu befreien, artet in fast gewohnter Manier in eine Putzorgie aus. Am Ende haben wir fast alle Kisten ausgepackt und abgewischt sowie den kompletten Innenraum gereinigt. Der Wohlfühlfaktor liegt nun wieder um einiges höher.

Zum Abschluss dieses recht anstrengenden, aber erfolgreichen Tages gibt es heute zum ersten Mal selbstgemachte Burger. Bei unserem Trip 2018 war das wohl das Beste, was wir in unserer Camperküche gemacht haben. Mit wunderbarem australischen Rindfleisch, Aioli Sauce und frischem Spinat. Doch analysiert man den ersten Wiederholungsversuch im Nachhinein, ist unser Burger 2020 noch stark ausbaufähig. Das Fleisch ist nicht ganz durch, das Brötchen viel zu groß und dick und am schlimmsten: die Aioli-Sauce war doch schon fast leer.
Trotzdem ausreichend gesättigt, bauen wir das Zelt kurz bevor es dunkel wird auf. Nach der vergangenen Nacht im Auto ist es eine wahre Wohltat die Beine in einer horizontalen Lage auszustrecken. Mit dem sanften Rauschen des Flusses im Hintergrund sind wir schon sehr bald eingeschlafen.

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