22.10., Donnerstag - Gravel Pit vor Copley - Erdbeben und Sturm

Eine halbe Stunde nach dem ersten Weckerklingeln, schaffen wir es uns aufzuraffen. Wir werden direkt dafür von einem schönen Sonnenaufgang belohnt. Sogar ein Stück Regenbogen ist unter einer kleinen Gewitterwolke im Westen zu sehen.





In Leigh Creek halten wir an der Tankstelle. Unsere Hoffnung dort Handy-Empfang zu haben, wird enttäuscht. Wir benötigen unbedingt Internet, um den Campingplatz im Vulkathuna/Gammon Ranges Nationalpark vorzubuchen. Etwas weiter die Straße hinunter entdecken wir eine öffentliche Bibliothek, immer eine gute Anlaufstelle, wenn man auf der Suche nach Wlan ist. Bis die Bücherei aufmacht, müssen wir uns jedoch noch eine halbe Stunde gedulden. Nachdem wir die Zeit zunächst auf einer Bank direkt vor dem Gebäude absitzen wollen, dort aber von Mücken zerstochen werden, flüchten wir zurück zu Koby auf dem nahen Parkplatz. Ein erstes Tief zieht an unserem Stimmungshorizont auf. Jetzt sind wir extra früh aufgestanden, verlieren die Zeit jedoch wieder, da wir den Campingplatz nicht buchen können. Das nervt. Annähernd pünktlich können wir gegen kurz nach halb 9 die Bibliothek betreten und kriegen direkt zwei Zugangscodes für das Wlan. Erste Amtshandlung: Den Wetterbericht abrufen. Für morgen sind immer noch Gewitter angesagt. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass wir morgen im “Arkaroola Wilderness Sanctuary” campen. Die Nacht dort kostet uns mindestens 20$. Wollen wir für den Preis dort einen Tag Regenwetter aussitzen? Ab Sonntag soll das Wetter wieder deutlich freundlicher sein. Eine gute halbe Stunde gehen wir all unsere Optionen durch. Am Ende entscheiden wir, schweren Herzens, die nächsten drei Tage hier vor Ort zu verbringen, bevor wir uns auf den Weg machen. 
 


Da die Bibliothek am Sonntag geschlossen hat, buchen wir den Campingplatz im Gammon Ranges NP trotzdem bereits heute. Lediglich für Sonntag und nicht für heute. Durch die Verzögerung werden auch unsere Frühstücksvorräte langsam knapp. Es ist alles ziemlich bescheiden. Aber besser als zu versuchen gegen das Wetter anzukämpfen und im Regen zu wandern.

Um beim Frühstück nicht schon bald vor einem leeren Tisch zu sitzen, besorgen wir bei “Foodland” Eier und Toast. Mit dem Rest werden wir schon irgendwie klarkommen. Nudeln, Reis und ein paar Saucen sind noch vorrätig. Mit nicht mehr ganz so guter Laune bereiten wir uns auf die kommenden Tage des Wartens vor. An der Tankstelle finden wir kein Wasser, dafür aber an einem öffentlichen Grillplatz nicht weit entfernt. Es befinden sich keine Warnschilder daran, daher können wir sogar davon ausgehen, dass es sich um Trinkwasser handelt.

Anstatt wieder zu dem Platz nahe Copley zu fahren, probieren wir heute die einzige Alternative etwas südlich von Leigh Creek. Laut den Kommentaren soll die Aussicht von dort nicht schlecht sein. Lediglich mit etwas Wind sollte man rechnen. Nach unseren bisherigen Erfahrungen werden wir mit “etwas Wind” höchstwahrscheinlich fertig. Wir hätten es vielleicht aber auch besser wissen können. Der freie Campingplatz befindet sich auf einer Anhöhe direkt neben dem Highway. Mit etwas Mühe finden wir eine halbwegs ebene Fläche. Die Aussicht ist in der Tat deutlich besser, als von dem Platz bei Copley aus. Nach dem Zelt bauen wir das Awning auf, um etwas Schatten zu erzeugen und versuchen uns langsam mit unserem Schicksal abzufinden. Die kommenden drei Tage werden wir schon irgendwie rumkriegen. 
Cecil startet direkt mit einem sehr effektiven Weg Zeit zu verbrennen und liest drei Kapitel seines Buches am Stück. Sarah verbrennt derweil lieber Kalorien. Sport und Yoga stehen auf dem Programm. Im Anschluss packen wir das Awning sicherheitshalber wieder ein. Es windet extrem. Hinter Koby kauern wir uns zusammen, doch auch das hilft nicht viel. Sarah probiert am Laptop zu arbeiten, doch es ist viel zu hell und selbst der droht vom starken Wind weggeweht zu werden. Wir können absolut nichts machen, außer da zu sitzen und zu hoffen, dass es wenigstens ein wenig besser wird. 
Wird es leider nicht. Das Rauschen des Winds und das flattern der Zeltplane bringen Cecil fast an den Rand des Wahnsinns. Um wenigstens selbst nicht mehr direkt der Naturgewalten ausgesetzt zu sein, probieren wir, wie es oben im Zelt ist. Es ist sehr warm und der Lärm auch hier oben ohrenbetäubend. Wie verrückt ruckt und rüttelt der Wind am Material.
 
 
 
Nachdem sowohl vor dem Zelt als auch im Zelt keine Option zu sein scheint, wollen wir prüfen, ob es eventuell nur auf der Anhöhe so stark windet. Als wir aus dem Zelt kommen, müssen wir feststellen, dass unser großes Solarpanel vom Wind gedreht wurde. Zum Glück ist es nicht umgekippt, doch einer der Standfüße ist leicht ausgeschlagen. 
Unten am Highway ist der Wind noch immer heftig. Wir entscheiden trotzdem zu unserem alten Stellplatz zurückzukehren. Es ist der letzte Strohhalm, an den wir uns klammern können. Wir müssen es probieren. Schlimmer kann es nicht werden. Unterwegs halten wir erneut in Leigh Creek und wollen tanken. Die Zapfsäule streikt jedoch. Einem Schild nach, welches wir erst später sehen, angeblich aufgrund der Hitze. Wir können nur hoffen, dass am Sonntag etwas aus dem Zapfhahn kommt. Noch haben wir ein paar Liter im Tank. Unsere Laune ist trotzdem noch ein wenig weiter in den Keller gesunken.

Am Platz in der Nähe von Copley angelangt, bilden wir uns ein, dass der Wind tatsächlich etwas weniger ist. Koby parken wir so, dass er uns etwas Schatten spendet. Das Awning ist keine Option. Im Schatten sitzen wir allerdings auch voll im Wind. Dazu haben wir enormen hunger. Kochen ist derzeit jedoch noch undenkbar. Unser kleiner Gaskocher hat bei diesem Sturm keine Chance. Nachdem wir es irgendwann nicht mehr aushalten, starten wir einen verzweifelten Versuch unser Abendessen zuzubereiten. Es dauert deutlich länger als normal und macht absolut keinen Spaß, doch am Ende bekommen wir etwas Warmes in die knurrenden Mägen. Mehr können wir aktuell nicht verlangen. Während des Abwaschs können wir in der Ferne ein bedrohliches Schauspiel verfolgen. Es blitzt im Sekundentakt. Da wir keinen Donner hören, scheinen wir jedoch in sicherer Entfernung zu sein. Nachdem das Zelt erneut aufgebaut ist, überlegen wir, was wir mit dem noch jungen Abend anstellen. Der Wind scheint allerdings jegliche Lust und Motivation weggepustet zu haben. Wir sind ausgelaugt vom Kampf gegen die Elemente. 
 

Im Zelt will Cecil wenigstens noch versuchen die Stichpunkte von heute einzutippen. Sarah würde in der Zeit noch Fotos sortieren. Bevor es losgehen kann, muss Cecil jedoch nochmal raus und die Fenster aufmachen. Aufgrund der heftigen Böen, wollten wir diese eigentlich geschlossen halten. Doch im Zelt sind dadurch jetzt gefühlte 45°. Ein Umstand, der uns nicht gerade ermuntert, noch zu arbeiten. 
Sarah versucht es erst gar nicht mehr. In einer äußerst unangenehmen Schneidersitzposition, notiert Cecil in Rekordzeit die Stichpunkte auf dem Tablet. Dann machen wir das Licht aus und sind froh das dieser grausame Tag endlich ein Ende hat. Noch wissen wir nicht, dass das Wetter noch eine letzte Trumpfkarte ausspielen wird.

Durch einen kleinen Schlitz am Fenster, beobachten wir wie es weiterhin heftig blitzt. Ab und zu ergießt sich ein kleiner Schauer. Doch kurz darauf trifft uns das, weit entfernt geglaubte, Unwetter mit voller Kraft. Der Wind reißt frenetisch am Zelt. Fenster und Regencover flattern so doll, dass wir fürchten das Material reißt jeden Moment. Dazu regnet es wie aus Eimern. Unser Bodyboard, Ody, protestiert lautstark, indem er geräuschvoll zwischen Zelt und Autodach hin und her schlägt. Selbst Koby wackelt teilweise ordentlich im Wind, wodurch wir ein erdbebenähnliches Gefühl bekommen.
Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass das Zelt diesen Sturm möglichst schadlos übersteht. Und wir wenigsten ein bisschen Schlaf bekommen. Beides erscheint uns derzeit äußerst unwahrscheinlich.


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