14.08., Freitag: Leliyn Campground (Edith Falls) – 99% krokodilfrei = Good Enough
Die vergangene Nacht haben wir hart für unseren Schlaf kämpfen müssen. Erst weit nach Mitternacht kühlte es etwas ab. Davor war es ein einziges Hin und Her. Kaum sitzen wir beim Frühstück, steigt das Thermometer auch bereits wieder. Wir erinnern uns daran, wie wir noch vor wenigen Wochen bitter gefroren haben und uns gewünscht haben, dass wir endlich das echte australische Klima erleben können. Bitte schön: Jetzt haben wir den Salat. Während wir den Abwasch erledigen, flitzt plötzlich ein Schatten durch das Gebüsch. Ein verirrtes Känguru hüpft leicht panisch über den Platz. Für einen kurzen Moment steht es nur wenige Meter von uns entfernt. Der Blick des Beuteltieres spricht Bände. Offensichtlich ist es auf dem Weg zum Brunch mit der Familie an einer Kreuzung falsch gehüpft und findet sich jetzt in dieser Hölle voller gaffender Menschen wieder. Schnell weg hier. Mit langen Sprüngen verschwindet es so schnell, wie es gekommen ist.
Kurz darauf machen wir uns bereit für unsere Wanderung. Wir schwitzen schon, noch bevor wir überhaupt einen Schritt gelaufen sind.
Die ersten Meter des Wanderweges führen auf das Hochplateau, welches das Flussbett umgibt. Oben angelangt führt der Weg größtenteils über felsiges oder sandiges Gelände. Palmen, Farne und Gräser prägen die Landschaft. Ab und an können wir winzige Echsen erspähen, die jedoch sofort im Dickicht verschwinden. Immerhin treffen wir ebenso selten auf andere Wanderer.
Am “Long Hole Pool” erwarten uns einige schöne Kaskaden. Viel Wasser fließt nicht, doch es ist genug, um hier und da das Wasser über die steinigen Stufen zu schieben.
Nur 2 km später erreichen wir den “Sweetwater Pool”, der das Ende des Wanderweges markiert. Fast durchgängig sind wir bis hierhin in der prallen Sonne gelaufen. Wenn mal ein wenig Wind ging, glich der einem warmen Föhn, der einem direkt ins Gesicht pustete. Das Wasser hier sieht klar aus und verspricht die nötige Erfrischung. Wir haben zwar keine Badesachen dabei, aber das ist uns in diesem Moment egal. Doch eines vergessen wir nicht: Wir befinden uns im Northern Territory und hier ist kein Gewässer garantiert frei von Krokodilen. Sicherheitshalber checkt Sarah nochmals die Wanderkarte. Laut der ist der Pool zu 99% krokodilfrei. Das reicht uns. Mit einem beherzten Sprung geht es in Unterwäsche hinein ins kühle Nass.
Nachdem wir auf gleichem Wege zurückgelaufen sind, können wir kurz vor Erreichen des Campingplatzes noch eine alternative Route wählen. Über den “Leylin-Loop” geht es vorbei am oberen Pool der “Edith-Falls”. In diesem könnte man auch nochmals ein erfrischendes Bad nehmen. Unterwegs halten wir an einem Lookout. Der ist allerdings so zugewachsen, dass man so gut wie nichts sieht und wir nicht mal ein Foto schießen. Am “Upper Pool” angelangt, ist es uns im Wasser deutlich zu voll. Paare, Familien, eine Männergruppe, die grölt wie bei einem Junggesellen-Abschied. Das alles hält uns davon ab, hier eine längere Pause einzulegen. Besser wir kommen morgen früh nochmal her. Mehr als 30 Minuten dauert es von unserem Platz aus nicht, schätzen wir.
Die Mittagssonne brennt weiterhin gnadenlos. Ein weiterer Lookout offenbart jedoch einen Blick auf einen bisher verborgenen und zu Fuß unerreichbaren Wasserfall samt großem Pool. Dafür hat sich der “Leylin-Loop” dann doch gelohnt.
Zum Mittag gibt es eine kleine Portion Salat,
von dem immer noch etwas übrig war. Sarah geht daraufhin unsere Wäsche
erledigen… Per Hand. Cecil geht zunächst davon aus, dass sie lediglich unsere
Geschirrhandtücher wäscht. Doch sie nimmt alles mit und ist daher deutlich
länger verschwunden, als Cecil im Vorfeld gedacht hätte. Doch viel Zeit sich
damit zu beschäftigen, wo sich Sarah wohl rumtreibt, hat er gar nicht. Er hat
selber alle Hände voll damit zu tun eine ganze Ameisenkolonie von unserem
Dachzelt abzuschütteln. Die ist während der letzten Stunden über eines der
“guy-ropes” (Halteseile des Zelts) eingefallen. Obwohl er die Landbrücke gleich
nach der Entdeckung kappt, wird er noch den ganzen Tag damit beschäftigt sein
immer wieder kleinere Gruppe mit dem Handfeger vom Zelt zu wischen. Hoffentlich
sind sie nicht schon bis in das Zelt vorgedrungen…
Etwas geschwächt von der Wanderung und den weiteren Ereignissen gelingt uns die heutige Plank-Challenge eher schlecht als recht. Während Cecil im Anschluss direkt unter die Dusche springt, legt Sarah noch ein Workout und Yoga nach.
Im weiteren Verlauf des Tages haben wir alle Hände damit voll, das Solarpanel immer optimal zur Sonne zu platzieren. Einmal ausgerichtet, dauert es manchmal nur wenige Minuten bis der nächste Ast einen unschönen Schatten auf die Zellen wirft. Dann heißt es wieder losgehen und eine neue Stelle finden. Das Ganze wird durch das nur 5 m lange Kabel deutlich erschwert. Damit der Kühlschrank auch die Nacht über durchgehend versorgt werden kann, stöpseln wir diesen sogar kurzzeitig wieder auf die Autobatterie um. In den vergangenen Tagen hat uns einer unserer Controller beunruhigendes mitgeteilt. Die Batterie sei angeblich tiefenentladen. Tagsüber können wir den Kühlschrank noch mittels der Sonne betreiben. Doch sobald diese untergegangen ist, dauert es meist nur noch wenige Minuten bevor die Batterie streikt. Die Temperaturen hier im Northern Territory verlangen Mensch und Material offensichtlich alles ab. Ein Problem, welches wir dringend lösen müssen. Im Moment bleibt uns jedoch nicht viel mehr übrig als zu hoffen, dass uns nicht alles direkt vergammelt.
Nachdem wir gegessen haben, widmen wir uns dem Plan für die nächsten Tage.
Tomaten-Gemüse-Eintopf |
Morgen früh geht es erneut zum oberen Pool der “Edith Falls”. Dann gönnen wir uns eine vorerst letzte Dusche hier auf dem Platz. Nächstes Ziel sind dann die “Robin Falls”. Entweder Campen wir direkt dort oder auf einem Gravelpit bei Batchelor. Dieser Ort ist das Eingangstor zum Litchfield Nationalpark. Dort wollen wir in jedem Fall an den “Florence Falls” campen. Bei Sonnenaufgang kann man dort angeblich Rock-Wallabies sichten. Im Anschluss geht es weiter nach Darwin. Wo wir dort Campen können ist noch unklar, doch wir finden sicherlich etwas.
Damit steht ein grober Plan. Uns schwirrt ein wenig der Kopf von der ganzen Planerei. Höchste Zeit ins Bett zu gehen.
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