21.10., Mittwoch: Gravel Pit vor Copley - Alles versiegelt
Unser Frühstück nehmen wir umzingelt von tausenden Fliegen zu uns. Es weht nur ein leichter Wind, die Biester sind daher noch zahlreicher und anhänglicher. Vorteil ist das unser Gaskocher ebenfalls vom Wind ungestört arbeiten kann. Wasser aufkochen, Rührei zubereiten und das Toast Toasten geht daher um einiges schneller als in der Vergangenheit. Trotzdem sehen wir zu, dass wir nach dem Essen schnellstmöglich hier wegkommen. Immerhin haben wir noch nicht die ewige Hoffnung verloren, dass die Fliegenplage an unserem nächsten Schlafplatz weniger schlimm ist.
Die Gravelroad nach Marree ist in keinem schlechten Zustand, macht aber deutlich weniger Spaß zu fahren. Durchgehend bedecken Steine den Weg, was auf die Reifen wirkt, als würden wir über ein Reibeisen fahren. Ab und zu ragen größere Felsen aus den Fahrspuren hervor. Um keinen Reifenschäden zu riskieren, sind wir heute daher etwas gemütlicher unterwegs.
Der Himmel erstrahlt mittlerweile in seinem schönsten Blau. Heute Morgen hat uns ein großes Wolkenfeld noch Sorgenfalten ins Gesicht getrieben. Wir wissen, dass für Freitag Gewitter angesagt sind und wer weiß, ob sich die Vorhersage zwischendurch zu unseren Ungunsten geändert hat. Von Wolken ist jetzt nichts mehr zu sehen. Der Rest des Tages scheint herrlich zu werden.
Marree wirkt aufgeräumt und gleichzeitig verlassen. Wir können es nicht ganz festmachen, aber länger als für den geplanten Stopp bei der Toilette und um unseren Müll loszuwerden, wollen wir nicht bleiben. Bis nach Lyndhurst sind es weitere 78 km. Laut unserer Karte sollen Teilstücke der Strecke asphaltiert sein aber eben nicht alles. Wir lassen den Luftdruck in den Reifen daher zunächst unverändert gering.
Bereits auf halber Strecke dämmert es uns, dass mittlerweile anscheinend auch die letzten Kilometer Schotterpiste asphaltiert wurden. Allerdings lohnt es jetzt wohl kaum noch den Kompressor auszuräumen. In 30 km erreichen wir Lyndhurst und hoffen dort an einer der zwei Tankstellen die Reifen etwas komfortabler auf einen angebrachten Druck bringen zu können.
Leider wird daraus nichts. Wie so oft, fehlt an der ersten Tankstelle der entsprechende Aufsatz am Luftschlauch. Die zweite Tankstelle entpuppt sich als reiner Diesel-Truckstopp. Kurz überlegen wir, ob wir jetzt doch noch den Kompressor bemühen müssen. Bis nach Leigh Creek sind es weitere 33 km. Von dort aus führt uns eine Gravelroad in den “Vulkathunha/Gammon Ranges NP”. Wir entscheiden uns daher dagegen und setzen unseren kurzen Weg bis zum heutigen Stellplatz fort. Die Australier sind offensichtlich dabei jeden verbleibenden Kilometer Gravelroad zu versiegeln. Schade eigentlich.
5 km vor Copley, ein winziger Ort kurz vor Leigh Creek, steuern wir auf ein Gravel Pit am linken Straßenrand. Dieses befindet sich zwischen zwei Zufahrtswegen zu einer Trafo-Station. Direkt daneben befindet sich ein Stausee und in der Ferne meinen wir einen Tagebau zu erkennen. Allerdings ohne Maschinen oder sonstige Aktivität. Wir können lediglich 150 Meter zwischen uns und den Highway bringen, doch mit viel Verkehr ist auf der Strecke zwischen Copley und Lyndhurst nicht zu rechnen.
Bevor wir das Zelt aufbauen, wird der Reißverschluss an der Plan erneut mit Silikon-Öl eingerieben. Heute morgen gab es bereits wieder erste Hakeleien und das lassen wir uns nicht mehr gefallen. Voll motiviert macht sich Cecil direkt im Anschluss daran den kaputten Reißverschluss am Eingang des Zeltes zum gefühlten 10. Mal zu untersuchen. Hier ist die Sache allerdings nicht mit ein wenig Öl getan.
Seit einigen Tagen kriegen wir den Reißverschluss am Zelteingang gar nicht mehr zu. Diesmal scheint an einer Stelle wirklich eine Nase ausgebrochen zu sein und auch sonst wollen die Zähne einfach nicht mehr ineinander greifen. Zu Beginn konnten wir uns gut damit arrangieren. Da hieß es hoch ins Zelt und Licht aus. Höchstens das Tablet oder die Handys haben wir uns getraut anzuschalten. Alles andere würde zu viele Mücken anlocken.Da wir in letzter Zeit immer früher von der massiven Mückenplage ins Zelt gedrängt werden, ist es nun doch an der Zeit sich der Sache erneut anzunehmen.
Cecil geht wie letzte Woche vor: Eine Fehlerquelle wird nach anderen eleminiert. Zunächst wird alles mit dem Silikon-Öl eingerieben. Das schadet nie. Als nächstes kommt Feuer zum Einsatz. Eine der Nähte, die direkt über der unten Zahnreihe verläuft, ist arg aufgerieben. Ohne die Naht an sich zu beschädigen, brennt Cecil die Flusen mit einem Feuerzeug weg. Mit seinem Tool werden die Zipper zusammengedrückt, die über die Zeit ein wenig ausgeleihert sind. Zu guter Letzt kümmert er sich um die vermeintliche Lücke, die durch die auseiandergezogenen Nasen entstanden ist. Nach ein paar Versuchen ist alles wieder in Reih und Glied. Indirekt haben außerdem die Halteseile dafür gesorgt, dass zu viel Spannung auf dem Reißverschluss lag. Wir werden diese daher in Zukunft nicht mehr so fest spannen. Noch ein paar Probeläufe, dann ist Cecil zufrieden. Vorerst ist dieses Problem damit wieder kostengünstig gelöst. Wir hoffen wirklich diesmal hält es länger als eine Woche. Lange macht der Reißverschluss unsere “Reparatur” sicher auch nicht mehr mit. Immerhin können wir unsere schlimmsten Befürchtungen damit weiterhin verdrängen. Noch muss kein neuer Reißverschluss eingenäht werden oder gar ein neues Zelt gekauft werden. Für den Moment ist diese Sorge aus der Welt geschafft. Wir hoffen weiterhin das Beste.
Den anschließenden Besuch beim Frisör-Salon “Sarah”, hat sich Cecil damit redlich verdient. Endlich wird es wieder etwas luftiger am Kopf. Das Ganze dauert knappe 20 Minuten und Sarah hat den Bogen langsam wirklich raus. Leider fängt der günstige Haarschneider bereits an in seine Einzelteile zu zerfallen. Die ersten Zähne des Plastikaufsatzes zum Einstellen der Schnittlänge brechen ab. Ist aber nicht weiter schlimm. Für unseren weiteren Aufenthalt in Australien wird das Gerät wohl noch locker ausreichen. Ob es dann mit zurück nach Berlin kommt, wird man sehen.
Nachdem Cecil anschließend seinen Feierabend verkündet und ein Kapitel seines Buches liest, fängt Sarah erst an. Obwohl es ein sehr heißer Tag ist, legt sie bereits gegen 14 Uhr mit ihrem Sport los. Wir teilen uns dazu den kleinen Schattenplatz unter dem Awning. Als Gewichte fungieren heute, neben zwei 1,5-Liter Flaschen, der 5-Liter Benzinkanister. Das Workout ist aufreibendend und die Übungen, die im Stehen absolviert werden müssen, muss Sarah in der prallen Sonne ausführen. Unter dem Awning hat man zu wenig Kopffreiheit, um einen vernünftigen Burpee auszuführen.
Bereits ordentlich am Pumpen kann sie sich im Anschluss noch zu einem weiteren 10-minütigen Bauch-Training überreden. Zum Abschluss gibt es noch Yoga, dann ist auch Sarah für heute fertig mit ihrem Programm.
Obwohl das für uns beide nicht ganz stimmt. Da sich South Australia dazu entschlossen hat alle ihre Campingplätze in den Nationalparks ausschließlich über ein Online-Buchungssystem zu steuern, müssen wir uns noch dringend einen Plan für die kommenden Tage machen. In Leigh Creek werden wir hoffentlich Internet haben. Dann sollten wir im besten Fall bereits wissen, welche Plätze wir buchen wollen. Es wird sogar davor gewarnt, dass man in den Parks selber kaum Empfang hat. Ein wirklich mehr als kundenfeindliches Prinzip. Also ein Camper hat sich diesen Unfug sicherlich nicht ausgedacht.
Bevor wir also mit der Suche nach geeigneten Campingplätzen starten, widmet sich Cecil zunächst dem Tagebuch. Sarah holt nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder ihre Stricksachen hervor. Bei dem Kleid ist der Prozess ein wenig ins Stocken geraten. Es fehlen die richtigen Nadeln. Bevor diese besorgt sind, stehen als kleinen Zwischen-Projekt Socken auf dem Programm. In jüngster Vergangenheit hatten wir durchaus Nächte in denen Cecil seine von Sarah gestrickten Socken getragen hat. Es wird Zeit, dass auch Sarah welche hat.
Zwei Stunden später muss Sarah alles bisher gestrickte wieder auflösen. Sie hat mit dem Bund angefangen und der stellt sich als schlicht zu weit heraus. Alle Versuche die Socke noch zu retten schlagen fehl. Etwas frustriert wird daher das bisherige Werk wieder aufgedröselt. Zum Glück ist Cecil in diesem Moment mit einem Eintrag im Tagebuch fertig und kann für Ablenkung sorgen. Wir machen uns an den “Camping-Plan” für die kommenden Tage.
Mit Reiseführern, Karten und Tablet bewaffnet, versuchen wir einen Weg zu finden, der uns möglichst kostengünstig durch die ersten zwei Nationalparks führt. Das hat weniger etwas mit Geiz zu tun. Wir wollen es nur nicht einsehen für ein Plumps Klo plötzlich 11$ pro Nacht zahlen zu müssen. Dazu auch noch ausschließlich online. Eine unkomplizierte Erkundung der hiesigen Parks wird uns damit um ein Vielfaches erschwert. Ab sofort müssen wir auf den Tag genau planen, wann wir wo campen wollen. Dazu müssen Anfahrtswege, Wanderwege und Tankstopps mit einberechnet werden. Wir sind bereits im Vorfeld von diesem Konzept genervt.
Nach einer guten Stunde steht unser Plan für den “Vulkathunha Nationalpark” und das “Arkaroola Private Reserve”. Eines steht fest: Es wird ein straffes Programm. Das bedeutet sehr frühes Aufstehen, viele Kilometer schrubben, sowohl mit Koby als auch zu Fuß und hoffentlich spielt das Wetter mit.
Den Wecker für morgen stellen wir auf 05:30 Uhr. In Leigh Creek müssen wir für kurz halten, Auftanken und den “Grindells Hut”-Campingplatz im “Vulkathunha NP” buchen. Anschließend gilt es 100 km Gravelroad zurückzulegen, gefolgt von 17 km 4-WD-Piste. Wenn alles nach Plan läuft, können wir noch morgen unsere einzige Wanderung im Park angehen. Die hat es mit voraussichtlich 13 km aber in sich. Nach einer Nacht geht es weiter ins “Arkaroola Reserve”. Mal sehen, ob unser Plan aufgeht.
Für heute bleibt uns nur noch einen leckeren Wrap zu essen und früh ins Bett zu gehen. Morgen müssen wir fit sein.
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