26.10., Montag: Arkaroola Wilderness Sanctuary - Ungeahnte Möglichkeiten
Endlich können wir uns zum Frühstück wieder Tee und Kaffee machen. Zwar windet es noch immer, aber lange nicht mehr so stark wie die Tage zuvor. Auch das Käsehobeln klappt heute ohne Zwischenfall.
Für die Rückfahrt über den 17 km langen 4-WD-Track benötigen wir erneut eine gute Stunde. Ab der Kreuzung, an der wir zum “Arkaroola Wilderness Resort” abbiegen, geht es über eine “normale” Gravelroad. Die befindet sich in einem angenehm guten Zustand. Unser Ziel erreichen wir deutlich schneller als geplant.
Während des Check-ins (Stellplatz ohne Stromanschluss für 25$ die Nacht) erfahren wir von einem Shuttle-Service zu den Startpunkten zweier Wanderungen. Dadurch eröffnen sich uns ganz neue Möglichkeiten. Diese Wanderungen hatten wir im Grunde bereits ausgeschlossen. Der “Acacia Ridge Trail” ist 5,8 km lang und der “Oppaminda - Nudlamutana Trail” ganze 15,2 km. Beide One-way wohlgemerkt. Ohne Shuttle wäre höchstens noch erstere denkbar. 11,6 km trauen wir uns durchaus zu. 30,4 km wären aber definitiv zu viel des Guten. Jetzt aber nutzen wir direkt dieses Angebot und buchen uns für ein Shuttle zum Startpunkt des “Acacia Ridge Trails” ein. Von dort aus laufen wir die 5,8 km zurück und landen wieder hier auf dem Campingplatz. Um 13 Uhr geht es los.
Die Zwischenzeit nutzen wir für den Aufbau des Zeltes. Danach zieht Sarah ihr Sportprogramm vor, während Cecil Tagebuch schreibt.
Pünktlich, wie immer, stehen wir vor der Rezeption bereit. Nachdem um 10 nach 1 noch immer nichts von einem Shuttle zu sehen ist, fragt Sarah drinnen nach. Wie wir bereits befürchtet haben, hat man uns schlicht vergessen. Allerdings ist schnell jemand gefunden, der uns fahren kann.
Kurz darauf sitzen wir im silbernen Geländewagen einer Mitarbeiterin. Unterwegs gibt es ein wenig vom üblichen Smalltalk. Als wir den Startpunkt des “Acacia Ridge Trails” passieren, fragt sie uns ob wir diesen bereits gewandert sind. Wir sind sichtlich verwirrt. Das ist genau der Track den wir heute wandern wollen. Sie war auf dem Weg uns bei dem deutlich längeren “Oppaminda - Nudlamatana Trail” abzusetzen. Kurz überlegen wir, ob wir einfach den heute machen. Jedoch haben wir viel zu wenig Wasser für diese Strecke dabei.
Nachdem wir gewendet haben, werden wir am gewünschten Weg rausgelassen. Bevor wir losgehen bekommen wir noch eine kurze Weganweisung. Der Track sei am Anfang nicht gut zu erkennen, führe aber zu unserer rechten von der Straße weg und sei bald darauf besser markiert. Wir bedanken uns und tun wie uns geheißen. Ein ausgetrocknetes Flussbett führt nach rechts in die Hügel.
Wir kommen jedoch nicht weit. Nur wenige Meter legen wir zurück, da stoßen wir auf ein Wasserloch. Bestimmt vier Meter geht es davor über eine steile Kante vom Flussbett aus hinab. Nach starken Regenfällen entsteht hier sicherlich ein schöner Wasserfall. Zum Wandern ist das allerdings ungünstig. Und auch im trockenen Zustand, scheint es hier nicht weiterzugehen. Entlang einer schmalen Felskante kämpfen wir uns ein weiteres Stück voran. Jetzt bloß keinen falschen Schritt machen. Doch irgendwann ist auch hier Schluss. Offensichtlich kann das hier nicht richtig sein. Es bleibt nur der Rückweg zur Straße. Irgendwo müssen wir falsch abgebogen sein.
Zurück auf dem kleinen Parkplatz, entdecken wir den Pfad recht schnell. Er beginnt links von uns und knickt nach nur ein paar Schritten spitz nach rechts ab. Offensichtlich nur ein weiteres Missverständnis mit der Mitarbeiterin. Doch nun scheinen wir endlich richtig zu sein und können starten. Alles in allem sind wir damit erst gegen halb 2 unterwegs. Zum Glück haben wir nur knappe 6 km vor uns und keine 15.
Es geht in einer Tour bergauf. Zwischendurch halten wir immer wieder kurz an, um den Blick über das Tal schweifen zu lassen. Die Felsformationen gegenüber weisen ein schön anzusehendes Wellenmuster auf. In der Mitte schlängelt sich die Gravelroad wie ein Fluss durch die Landschaft.
Unterwegs werden wir, öfter als uns lieb ist, von teils riesigen Heuschrecken angesprungen. Das zeckt teilweise regelrecht. In jedem Fall erschrickt man jedes Mal ziemlich. Ein paar Schmetterlinge sitzen auf den Wildblumen. Gelegentlich schwirren kleine Schwärme von Wellensittichen über unsere Köpfen hinweg.
Auf ungefähr halber Strecke führt uns ein Abstecher auf den “Acacia Ridge Summit”. Die Aussicht ist wirklich bemerkenswert schön. Die grüne Hügellandschaft erstreckt sich in alle Richtungen bis zum Horizont.
Fortan geht es stetig bergab. Der Pfad ist oft mit Schotter bedeckt. Ein paar Mal rutschen wir darauf aus, können aber einen Sturz verhindern. Einfacher macht es das Wandern jedoch auch nicht. Abgesehen von den schmerzenden Knien. Wir werden eben auch nicht jünger …
Zurück an der Rezeption buchen wir direkt das nächste Shuttle. Der “Acacia Ridge Trail” war wirklich schön. Wir wollen mehr. Morgen früh gehen wir den 15,2 km langen “Oppaminda - Nudlamutana Trail” an. Im gleichen Zuge beschließen wir eine weitere Nacht zu bleiben. Das Campen hier ist nicht gerade günstig, doch wir brauchen einfach mehr Zeit, wenn wir auch die verbleibenden Wanderwege erkunden möchten.
Hinter dem Tresen sitzt jetzt ein junger Mann, der, wie sich herausstellt, auch aus Deutschland kommt. Wir schätzen ihn auf Anfang zwanzig. Bereits zwei Jahre ist er jetzt in Australien. Unser Gespräch wird von einem kurzen Telefonat unterbrochen. Wir sind ein wenig neidisch darauf, wie gut sein Englisch ist. Den Weg zur Wallaby-Fütterung heute Abend erfragen wir daher lieber auf deutsch.
Auf dem Campingplatz wird uns im Schatten schnell kühl. Der Wind weht noch immer und sorgt für eine gewisse Frische. Wir setzen uns daher schon bald in die pralle Sonne, bevor wir uns eine wohltuende Dusche gönnen. Nach dem Essen machen wir uns auf den Weg zu den Wallabies.
Als wir gegen 19:15 Uhr die kleine Terrasse erreichen, von der aus man die Beuteltiere beobachten kann, sind wir bei weitem nicht die einzigen. Ein älterer Mann mit ordentlich Bauch ist bereits munter am Geschichten erzählen. Eigentlich ist er der Astronomie wegen hier. In Arkaroola genießt man beste Sichtverhältnisse auf den Sternenhimmel der südlichen Hemisphäre. Nicht ohne Grund wurden hier fünf Observatorien errichtet. Die Wallabies wurden eine Art Hobby für den Mann.
Gefüttert werden die Tiere hier für die Touristen das ganze Jahr durchgehend. Allerdings handelt es sich um wilde Wallabies und die kommen nur in schlechten Zeiten. Aktuell bietet die Natur genug Nahrungsquellen. Heute werden daher wohl nur wenige bis gar keine zu erwarten sein. Wir geben die Hoffnung allerdings nicht so schnell auf.
Begonnen haben sie mit der Fütterung vor einigen Jahren, um die Gelbfuß-Felskängurus vorm Aussterben zu beschützen. Die natürliche Nahrung und vor allem Wasser waren knapp und die die kleinen Beuteltiere konnte alleine kaum überleben.
Während wir warten, weiß der Mann mit interessanten Informationen zu unterhalten. Obwohl es sich bei den hiesigen Wallabies um “Rock Wallabies” handelt, verbringen sie gar nicht so viel Zeit in den Felsen, wie man meinen sollte. Sobald die Joey's Mutters Beutel entwachsen sind, findet man sie eher in den Tälern. Dort ist das Nahrungsangebot schlicht größer. Die Felsen werden lediglich als Schutz für die Jungtiere genutzt.
Das Fell wächst von der Schwanzspitze zum Körper. Eine recht witzige Vorstellung so ein kleines Tier mit einer kleinen Fellkugel am Schwanz zu sehen. Das sieht dann bestimmt so aus wie bei einem Pudel. Den Schwanz an sich nutzen Fels-Wallabies hauptsächlich um die Balance zu halten und nicht, wie andere Arten, als drittes Bein.
Etwas überraschend ist der Fakt, dass Wallabies weit weniger Lärmempfindlich sind, als man annehmen könnte. Es macht sie eher nervös, wenn man sich anschleicht oder flüstert. Dann wissen sie nicht, wo man sich befindet. Daher ist es ratsam sich ganz normal zu verhalten, zu reden und zu laufen. Damit wäre dann auch geklärt, warum die Wallabies letztens so wenig Angst vor Alli hatten.
Nachdem wir eine gefühlte Ewigkeit gewartet haben, lässt sich um kurz vor acht doch noch ein Wallaby blicken. Cecil entdeckt es als erster. Der Rest der Gruppe ist in Gespräche vertieft oder anderweitig abgelenkt. Es dauert jedoch nicht lange, da zieht das kleine Beuteltier die ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich. Es hüpft zielsicher auf den kleinen Steinhaufen, auf dessen Stufen das Futter ausgelegt wurde. Wenig später gesellt sich ein weiteres Wallaby dazu. Tiefenentspannt mümmeln sie vor sich hin und werfen uns zwischendurch immer wieder herzerweichende Blicke zu. Die Fotos werden noch recht gut, obwohl es mittlerweile bereits fast dunkel ist.
Keine 20 Minuten später verschwinden die Tiere wieder in die Nacht. Uns reicht es allerdings auch langsam. Es ist noch einmal deutlich kühler geworden und wir sind ordentlich durchgefroren. Wir müssen uns dringend aufwärmen, bevor es zurück zu Koby geht. Bestimmt ist es an der Bar angenehm warm ;)
Am Ende verbringen wir deutlich mehr Zeit mit dem Aufwärmen, als wir geplant hatten. Während es Sarah im Anschluss direkt ins Bett zieht, schreibt Cecil noch bis kurz für 12 Uhr am Tagebuch weiter. Dann heißt es auch für ihn “Feierabend”.
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