02.08., Montag: Über den Wolken - Es geht zurück nach Berlin
Unser Wecker klingelt heute fast unzumutbar früh. Schon um 03:10 Uhr ertönt der Alarm. Aber wir kommen trotzdessen gut aus dem Bett. Wie schon in der Vergangenheit oft festgestellt, können wir, wenn wir müssen.
Im ersten Moment sind wir ein wenig überfordert. In unserem Zimmer liegen noch etliche Sachen verstreut. In knapp 45 Minuten müssen wir uns auf den Weg zum Busbahnhof machen. Bis dahin gilt es hier Ordnung zu schaffen.
Ein paar Minuten später sind wir endgültig wach und kommen anschließend gut voran. Nachdem wir im Bad durch sind, können wir auch die letzten Dinge in den Rucksäcken verstaut. Jetzt gilt es nur noch den Kühlschrank auszuräumen. Alles noch originalverpackte lagern wir in den Kühlschrank der Gemeinschaftsküche um. Reste von Wein und Bier lassen wir lieber in unserem. Nicht das sich noch Kinder daran bedienen. Unsere Hoffnung ist, dass wir damit noch dem Reinigungspersonal eine kleine Freude machen können. Unser Bean Bag Spiel und einen kleinen Korb mit Dingen, die wir nicht mitnehmen können, legen wir im Gemeinschaftsbereich ab.
Dann sind wir bereit für die Abreise. Zeitlich liegen wir absolut im Plan. Pünktlich um 04:40 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Bus.
Draußen ist es um diese Uhrzeit noch dunkel. Außerdem ist es nass und kalt. Unsere Vorfreude auf die 2,5 Kilometer bis zum Busbahnhof steigt dadurch nicht gerade, obendrein mit der ganzen Last, die wir schleppen müssen. Vor allem die kleinen Rucksäcke, die wir uns vor die Brust geschnallt haben, ziehen extrem an der Schulterpartie und dem Nacken. Daher brauchen wir schon nach nicht einmal einem Kilometer die erste Pause. Vor einem Kiosk können wir uns auf einer kleinen Mauer niederlassen und kurz den Rücken entlasten. Mehr als eine knappe Minute können wir uns allerdings nicht leisten. Also Zähne zusammenbeißen und weiter geht es.
Unterwegs gilt es zwei recht ordentliche Hügel zu überqueren. Nachdem uns im ersten Moment noch bitter kalt war, beginnen wir nun langsam zu schwitzen. Immerhin können wir einfach über die Straße gehen, was uns den engen Bürgersteig und hohe Bordsteine erspart. Um diese Uhrzeit schläft der Großteil von Bathursts Einwohnern noch und wir müssen keine herannahenden Autos fürchten. Lediglich ein Hund bemerkt unsere Anwesenheit und beginnt bedrohlich zu bellen. Zum Glück sorgt ein Zaun dafür, dass er auf Abstand bleibt. Dann taucht der Busbahnhof am Ende der Straße auf. Gut eine halbe Stunde hat unser Marsch bis dorthin gedauert.
Bis der Bus abfahren soll, dauert es noch knapp vierzig Minuten. Wir sind also mal wieder überpünktlich. Aber lieber so als dann Stress zu haben. Wir verstauen unsere Rucksäcke in den Transporttaschen. Dann heißt es warten. Auf einer Bank am Bahnhof, direkt gegenüber der Bushaltestelle, lassen wir uns nieder.
Während wir also auf den Bus warten und langsam wieder anfangen zu frieren, kommt ein Mitarbeiter des Bahnhofs heraus. Wir grüßen höflich und es entsteht ein kurzer Smalltalk. Der Mann fragt, wo unsere Reise hingeht und nachdem wir es ihm verraten haben, hat er einen heißen Tipp für uns. Es sei gerade ein Zug eingefahren, der auch nach Sydney fährt. Als wir die Tickets besorgt haben, wurde uns keine Verbindung mit dem Zug angezeigt. Und jetzt müssen wir hier auf den Bus warten. Aber der nette Mann meint, wir könnten mit unseren Tickets auch problemlos den Zug nehmen. Dann müssten wir nicht mal umsteigen. Das überzeugt uns.
Wir sind die einzigen in unserem Abteil. Wahrscheinlich sogar im ganzen Zug. Da können wir uns ganz ungeniert ausbreiten. Für einen Moment rätseln wir noch darüber, warum uns diese Verbindung nicht angezeigt wurde. Jetzt fahren wir direkt von Bathurst bis zur Sydney Central Station durch. Es war wirklich ein glücklicher Zufall, auf den netten Mitarbeiter zu treffen. Pünktlich um 05:50 Uhr verlässt der Zug den Bahnhof. Vorher haben wir beobachten können, wie der Bus abgefahren ist. Wir werden mit dem Zug trotzdem schneller und deutlich komfortabler unterwegs sein. Ein paar Minuten später sind wir beide eingenickt und holen noch etwas Schlaf nach.
Als es beginnt draußen langsam hell zu werden, versuchen wir für den Rest der Fahrt wach zu bleiben, um ein letztes Mal australische Natur zu beobachten. Das gelingt uns aber nur teilweise. Zwischendurch essen wir unsere Sandwiches. So etwa gegen 09:15 Uhr erreichen wir den Zentralbahnhof in Sydney. Von hier aus müssen wir mit der U-Bahn zum Flughafen. An einem Automaten prüfen wir im Vorfeld das Guthaben auf unseren Opal-Karten. Wir haben beide noch knapp 20$ zur Verfügung. Das passt perfekt, denn die Fahrt zum Flughafen wird uns happige 19,80$ kosten. Denn wer am Flughafen aussteigt, zahlt dafür eine Gebühr. Die allein beträgt satte 15$. So ganz verstehen wir auch nicht, warum diese Gebühr erhoben wird. Wahrscheinlich ist es schlicht eine einfache Möglichkeit, etwas Geld in die Stadtkasse zu spülen. Vom Automaten geht es weiter zu unserem Gleis. Recht schnell protestieren unsere Körper gegen den erneuten Marsch mit den schweren Rucksäcken. Besonders die Treppen bringen uns bis an die Grenze der Belastbarkeit. Doch wir schaffen es und müssen auf dem Bahnsteig nur noch wenige Minuten warten. Mit einem Zug der Linie T8 geht es dann auf direktem Wege zum Flughafen.
Am Kingsford Smith International Airport angekommen, machen wir uns als erstes auf die Suche nach der Klinik, bei der wir unsere PCR-Tests machen lassen wollen. Der Weg dorthin ist gut ausgeschildert und wir kommen fast ohne Wartezeit an die Reihe. Leider ist es da schon kurz nach zehn. Der Check-in für unseren Flug beginnt voraussichtlich in weniger als vier Stunden. Bei einem normalen Test würden die Ergebnisse nach frühestens vier Stunden eintreffen. Uns wird daher zu dem teureren Express-Test geraten. Da wir ebenfalls kein Risiko eingehen wollen, beißen wir in den sauren Apfel und zahlen jeweils 150$. Der normale Test hätte 30$ weniger gekostet. Aber an denen soll es jetzt nicht scheitern. Nach der Bezahlung müssen wir ein Online-Formular ausfüllen. Dann kommt das Stäbchen rein. Bei Cecil geht es wieder sehr schnell und er spürt kaum etwas. Bei Sarah dagegen wird es etwas unangenehmer. Aber auch bei ihr vergeht das unangenehme Gefühl schnell wieder. Nach gut einer Stunde sollen wir unsere Ergebnisse per Mail erhalten. Einen entsprechenden Ausdruck könnten wir uns dann auch noch hier vor Ort abholen. Wunderbar.
Bis unser Flug geht, haben wir noch einiges an Zeit. Wie könnten wir
diese besser investieren, als mit dem Versuch unser Geld von Qatar
Airlines wieder zu beschaffen. Laut Internet soll das Unternehmen hier
am Flughafen ein Büro haben. Das suchen wir jetzt. Doch obwohl wir zwei
Ebenen des riesigen Flughafens zwei Mal absuchen, können wir es nicht
finden. Abgesehen davon liegt alles auf dem Gelände brach. Es ist fast
schon gruselig, wie wenig los ist. Sollte also tatsächlich irgendwo ein
Büro existieren, schätzen wir die Chancen groß ein, dass dieses derzeit
gar nicht besetzt ist. Genervt und völlig fertig von der andauernden
Schlepperei unserer Rucksäcke, suchen wir uns erst einmal eine Bank, auf
der wir uns ausruhen können.
Gepäckwagen kosten hier 4$. Und dabei handelt es sich nicht um einen Pfand, wie bei denen am Supermarkt, sondern um eine Gebühr. Wer uns kennt, weiß, dass uns unser Geld dafür zu schade ist. Auch die Gepäckwaage, direkt gegenüber der Bank, verlangt bare Gegenleistung. Ein wenig weiter entdeckt Sarah aber dann doch noch eine kostenlose. Ihr Rucksack bringt es auf 18,5 Kilogramm. Cecil trägt noch ein Kilo mehr durch die Gegend. Dazu das ganze Handgepäck. Wir könnten zurecht behaupten, unseren Sport für heute bereits erledigt zu haben. Immerhin bewegen wir uns innerhalb der Vorgaben der Airline. Beim Check-in sollte es also keine Probleme geben. Wir können es kaum noch erwarten, bis wir unser Gepäck endlich abgeben können.
Bis es soweit ist, probieren wir nochmal Qatar Airlines über ihre Hotline zu erreichen. Wieder hängen wir über eine Stunde lang in der Warteschleife. Dann wird am anderen Ende plötzlich aufgelegt. Langsam sind wir wirklich angefressen deswegen. Das ist der mit Abstand schlechteste Kundenservice, den wir bisher erleben mussten. Sarah hat sich derweil überlegt, ein Video von dem Fehler auf der Homepage aufzunehmen. Denn eigentlich soll man sein Geld ganz einfach online zurückfordern können. Allerdings will das bei uns partout nicht funktionieren. Folgen wir dem entsprechenden Link aus einer der Emails von Qatar, landen wir zwar auf der richtigen Website. Aber wenn wir dann auf den Button klicken, der uns zum Formular für die Beantragung einer Rückzahlung schicken soll, landen wir wieder auf der Startseite. Von dort aus können wir uns wieder bis zu dem Button hangeln. Doch am Ende drehen wir uns immer im Kreis. Mit einer App nehmen wir genau diesen Vorgang auf und verschicken das Video anschließend über alle Kanäle an Qatar. Man kann uns wahrlich nicht vorwerfen, dass wir etwas unversucht gelassen hätten.
Total auf den Vorgang mit der Fluglinie fokussiert, haben wir gar nicht mitbekommen, dass unsere Testergebnisse geschickt wurden. Wie versprochen, haben wir diese nach einer Stunde erhalten. Der Befund ist bei uns beiden negativ. Während sich Cecil nochmals in die Warteschleife hängt, holt Sarah die Ausdrucke unserer Ergebnisse ab. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt ist es sehr voll an der Teststelle. Sie ist daher eine ganze Weile fort. Als sie zurückkehrt, hat der Check-in bereits begonnen. Ohne das jemand abgenommen hat, legt Cecil frustriert auf und wir machen uns auf den Weg zum Schalter.
Bereits am Eingang zur Warteschlange werden wir gestoppt. Es erfolgt eine Messung unserer Körpertemperatur und wir müssen die PCR-Tests vorzeigen. Nach erfolgter Prüfung werden wir durchgelassen und müssen vor dem Schalter nur noch ganz kurz anstehen. Zu unserer Überraschung schlagen unsere Rucksäcke auf der offiziellen Waage mit nochmals je einem halben Kilo mehr zu Buche. Zusätzlich zu den kleinen Rucksäcken und Beuteln, in denen wir schätzungsweise je 8-9 Kilogramm transportieren, haben wir beide wohl jeder an die 30 Kilo zum Flughafen geschleppt. Unsere zwickenden Muskeln bestätigen das. Wir sind heilfroh, jetzt wenigstens den Großteil der Last ablegen zu können.
Bevor wir uns auf den Weg zum Gate machen, unternehmen wir einen letzten Versuch das Büro von Qatar zu finden. Auf der oberen Etage werden wir dann tatsächlich fündig. Neben einer unscheinbaren Tür in einem endlos langen Flur, steht der Name der Airline auf einem Schild. Cecil klopft an, geht aber nicht davon aus, dass jemand dort ist. Aus reinem Reflex betätigt er die Türklinke, doch die Tür ist abgeschlossen. Dachten wir es uns doch. Aber plötzlich bewegt sich etwas hinter dem Milchglas. Sekunden später öffnet ein Mann die Tür. Er scheint von der Begegnung genauso überrascht, wie Cecil. Der Kleidung nach handelt es sich eher um einen Piloten als einen Büroangestellten. Cecil ist es natürlich jetzt auch peinlich an der Klinke gerüttelt zu haben. Doch er findet seine Sprache wieder und erklärt dem noch immer recht perplexen Mann sein Anliegen. Der erklärt, dass sie hier keine Rückzahlungen abwickeln. Wir sollten uns an die Hotline wenden und gibt uns die Nummer, bei der wir nun schon mehrere Stunden lang in der Warteschleife hingen. Wir sind also noch immer kein Stück weiter. Für den Moment bleibt uns nichts anderes übrig, als das Thema zurückzustellen.
Auf die Passkontrolle folgt der Security-Check. Sarah wird durch den Körperscanner geschickt. In diesem Teil zu stehen fühlt sich irgendwie immer komisch an. Aber bei Cecil läuft es nicht besser. Sein Gepäck wird auf Sprengstoffe geprüft. Dafür muss er seinen Rucksack komplett ausräumen. In diesem Zuge taucht das Glas Nutino auf, welches wir als Wegproviant eingepackt hatten. Ursprünglich sah der Plan vor, es dann am Flughafen in einen der großen Rucksäcke umzulagern. Doch das haben wir versäumt. Jetzt muss es weggeschmissen werden, da die Verpackung mehr als 100 Milliliter fasst. Der Verlust schmerzt, doch zum Glück war das Glas nur noch halb voll. Und natürlich haben wir noch eines zur Reserve. Das haben wir gleich im großen Rucksack verstaut, wo es hoffentlich sicher ist. Immerhin wird kein Sprengstoff gefunden und Cecil wird kurz darauf von den Sicherheitsleuten entlassen.
Im Transitbereich haben fast alle Geschäfte geschlossen. Einzig ein kleiner Kiosk hat geöffnet. Wir haben noch 30$ in bar im Portemonnaie, die wir unters Volk bringen wollen. In der engeren Auswahl stehen ein Buch oder ein Paar Masken. Die kosten zusammen zwar nur 15$, doch wir halten die Investition am Ende für sinnvoller. Außerdem ziert ein Känguru und die australische Flagge die Masken. Damit kann man sie durchaus als eine Art Souvenir betrachten. An der Kasse werden dann sogar 25$ aufgerufen. 15$ kosten die Masken für Kinder. Umso besser, denken wir. Für weitere 4$ kaufen wir spontan noch Schokoriegel. Damit hat sich das Dilemma mit dem Bargeld in Wohlgefallen aufgelöst.
Das Boarding für unseren Flug soll schon gegen kurz nach 14 Uhr starten. Viel Zeit bleibt uns daher vorher gar nicht mehr. Doch eine Sache muss noch erledigt werden. Cecil hat tatsächlich eine Antwort von Qatar Airlines erhalten. Überraschenderweise über den Facebook-Messenger. Damit hätten wir nun wirklich nicht gerechnet, aber im Grunde ist es uns auch egal. Die Airline fordert uns auf gewisse Buchungsdaten erneut an sie zu senden, sowie eine explizite Äußerung des Wunsches unser Geld zurück zu bekommen. Schnell haben wir alles nötige in eine Nachricht geschrieben und schicken diese ab. Endlich scheint es an dieser Front voran zu gehen. Mit einem guten Gefühl und zuversichtlich bald eine Rückzahlung zu erhalten, steigen wir ins Flugzeug.
Unsere Plätze befinden sich auf der rechten Seite ganz hinten im Flieger. Wir haben eine Zweierreihe bekommen, laufen daher keine Gefahr direkte Sitznachbarn zu bekommen. Aber natürlich nimmt in der Reihe vor uns eine Familie mit drei kleinen Kindern platz. In dieser Beziehung sind wir wirklich vom Pech verfolgt. Wir fürchten daher einen sehr unruhigen Flug zu erleben. Am Ende sollte unsere Sorge aber unbegründet bleiben. Schon kurz nach dem Start ist alles um uns herum still. Wir machen es uns gemütlich und essen die verbliebenen Sandwiches. Anschließend durchforsten wir das reichhaltige Angebot des Onboard-Entertainments.
Den Film “The Little Things” brechen wir allerdings schon nach zwanzig Minuten wieder ab. Der Ton ist so leise, dass wir kaum einen Dialog in Gänze verstehen können. Stattdessen schauen wir zwei Folgen The Good Doctor auf dem Tablet.
Zum Abendessen wird uns Hähnchen in Zitronenmarinade mit Reis serviert. Das Fleisch ist erstaunlich lecker, doch der Reis, mangels einer Sauce, etwas trocken. Cecil staubt ein zweites Brötchen mit Butter bei Sarah ab. Zum Abschluss gibt es sehr süßen Schokoladenkuchen. Anschließend schauen wir beide unabhängig voneinander einen Film. Unser erster Zwischenstopp in Singapur rückt dabei stetig näher.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen