13.11., Freitag: Fisherman Point Campground - Gelegenheit macht Diebe
Nachdem wir unser Rührei gegessen haben, gesellt sich Frido zu uns. Als
wir unser Toast machen, ist sein Moment gekommen. Für einen kurzen
Moment lassen wir beide den Tisch unbewacht. Cecil kann vom Kofferraum
aus gerade noch sehen, wie Frido auf das Toast zu schießt, aber zu spät.
Die Möwe pickt eine Scheibe vom Toaster. Einen Großteil verliert er
jedoch gleich darauf wieder. In der Mitte prangt ein Loch, doch
ansonsten ist die Scheibe unversehrt. Frido kriegt das Toast sicher
nicht. Doch zum Wegschmeißen ist es uns auch zu Schade. Zum Dippen wird
es noch reichen, meint Cecil. Von Frido sind wir sehr enttäuscht. Was
für ein Vertrauensbruch. Und wir dachten wir seien Freunde.
Für
heute nehmen wir uns den “Fisherman Point Loop Hike” vor. Mit 10,7 km
nicht gerade ein kurzer Weg. Doch unserer größeres Problem ist immernoch
das Wetter. Mit Regenjacken wird es schnell zu warm und ohne ist es
ziemlich kühl. Wir sind t ein wenig genervt von diesem andauernden hin
und her. An einem Strand wollen wir Alli starten, doch genau in diesem
Moment setzt erneut Regen ein. Es ist schon frustrierend. Aber später ergibt sich doch noch eine Gelegenheit.
Kurz später zieht eine Möwe unsere Aufmerksamkeit auf sich. Die hat
offensichtlich eine Muschel ergattert und probiert diese nun zu öffnen.
Immer wieder steigt sie mit der Muschel im Schnabel senkrecht in die
Höhe und lässt die Muscheln auf den Fels unter ihr fallen. Sie hat ganz
schön zu tun. Bestimmt sechs mal beobachten wir diese Prozedur. Doch die
Muschel bleibt stur. Wir setzen unseren Weg fort. Hoffentlich wurde die
Mühe der Möwe am Ende belohnt. Es gibt offensichtlich auch noch Möwen,
die sich ihr Futter redlich verdienen.
Nach der kurzen Passage
über den Strand geht es im Anschluss etliche Kilometer durch immer
gleich aussehendes Waldgebiet. Zugegeben ist das irgendwann ziemlich
öde. Ab und zu hören wir einen kleinen Lizard im Laub rascheln, doch zu
Gesicht kriegen wir sie nie. Gegen Ende ist der Pfad zudem alle paar
Meter mit Spinnennetzen gespickt. Cecil ist das mittlerweile schon
gewohnt und kümmert es kaum mehr. Doch hier sind es so viele, dass
selbst er fast die Krise kriegt. Außerdem sind unsere besten Freunde
heute wieder sehr zahlreich vertreten. Die Fliegen. Cecil spielt
Busfahrer für sie. Sobald er mit seinem Rucksack mal an einem Ast hängen
bleibt, schwirren Hunderte von ihnen in der Luft. Das wiederum bringt
Sarah hinter ihm um den Verstand. Kurz gesagt: Heute ist nicht unser
Wandertag und wir sind froh, als wir zurück auf dem Campingplatz sind.
Frido ist die ganze Zeit nicht von Koby's Seite gewichen. Er liegt auf den Felsen und döst ein wenig. Wir sind ihm zwar noch immer böse, aber er ist schon ein süßes Kerlchen.
Nachdem wir uns mit Joghurt und Müsli
gestärkt haben, planen wir die kommenden Wochen durch. Vor allem
bezüglich unserer Vorräte müssen wir vorausschauend handeln. Zwischen
Port Lincoln und Esperance in Western Australia gibt es keinen
Woolworths. Das ist noch gute 2.000 km entfernt. Wir planen in etwa zwei
Wochen dort aufzuschlagen.
Um 15 Uhr beginnt Sarah mit ihrem
Sport. Cecil setzt sich an das Tagebuch. Weiterhin ist das Wetter mehr
als unbeständig. Sonne und Wolken wechseln sich munter ab. Immerhin
regnet es nicht mehr. Als wir neue Nachbarn bekommen, fliegt Frido
direkt los, um sie abzuchecken. Doch wenig später ist er zurück bei uns.
Da hat der Vogel aber die falsche Wahl getroffen. Wir lassen ihn zwar
weiterhin bei uns sitzen, doch wenn er darauf hofft, irgendwann
gefüttert zu werden, ist er bei uns an der falschen Adresse.
Kurz
darauf haben auch wir kurzen Kontakt zu den Campern von nebenan. Sie
leihen sich einen Korkenzieher von uns. Es ist das erste Mal, dass
dieses Werkzeug an Sarahs Taschenmesser benutzt wird. Viele Grüße an
Nora an dieser Stelle, die es Sarah geschenkt hat, bevor wir abgereist
sind. Das Messer ist super, aber unser Wein ist zu günstig für Korken ;)
Während wir das Messer suchen, erzählt er uns, dass sie im Dezember
nach Tasmanien übersetzen. Dann öffnet die Insel seine Grenze und man
darf von South Australia direkt nach Melbourne fahren und dort auf die
Fähre. Ähnliches hatten wir auch zunächst überlegt, doch jetzt wo
Western Australia aufmacht, zieht es uns natürlich eher in den Westen.
Nachdem
Sarah mit dem Sport fertig ist, sortiert sie Daten am Laptop. Bald
wechseln wir uns an den Geräten ab. Sarah liest am Tablet Korrektur und
Cecil kümmert sich um ein Backup unserer Festplatte. Zwischendurch
beobachten wir die Versuche von Frido etwas Futter zu stehlen. Ein paar
Camper haben ein Lagerfeuer am Strand entfacht und wollen dort
offensichtlich grillen. Oft genug lassen sie ihren Tisch mit den
Lebensmitteln unbeobachtet. Wir sind gespannt, ob Frido da etwas
abgreifen kann.
Für uns gibt es heute Abend Quinoa mit Tomaten,
Feta und Pesto. Während wir essen, scheint Frido etwas vom Grill am
Strand gemopst zu haben. Direkt nehmen die Camper die Verfolgung auf.
Der muss daraufhin seine Beute wieder fallen lassen, entkommt aber
immerhin. Sogar eine Axt wird nach dem armen Frido geworfen. Besser er
sucht sich etwas weniger rabiate Zeitgenossen, von denen er sein
Abendessen zu stehlen versucht.
Sarah zieht sich nach dem
Abwasch ins Zelt zurück. Tagebuch lesen kann sie auch gut dort oben.
Cecil nimmt sich vor noch ein paar Tage zu schreiben. Mit drei Jacken,
den Wanderschuhen und Handschuhen ist es draußen noch einigermaßen gut
auszuhalten. Außerdem ist die Aussicht einfach grandios. Ein besserer
Platz zum Arbeiten ist nur schwer vorstellbar. Türkises Wasser wird von
einem halbmondförmigen Strand eingerahmt. Die letzten Sonnenstrahlen
illuminieren das gegenüberliegende Ufer. Es sind unter anderem diese
Moment, in denen wir froh sind den Schritt gewagt zu haben und jetzt
hier zu sein.
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