13.11., Freitag: Fisherman Point Campground - Gelegenheit macht Diebe

Unser Wecker klingelt wie immer um kurz vor 6. Draußen nieselt es schon wieder. In der Nacht war es verhältnismäßig ruhig. Der Tag scheint wettertechnisch jedoch nicht besser als der gestrige zu werden. Für ein paar Minuten dösen wir einfach weiter vor uns hin. Wir haben absolut keine Lust uns nach draußen in den Regen zu begeben.
Als wir uns schließlich aufgerafft haben, fällt unser erster Blick auf unser notdürftig geflicktes Regencover. Das Klebeband hat erstaunlich gut gehalten. Lediglich an den Rändern hat sich der ein oder andere Streifen leicht abgelöst. Im Allgemeinen hat es aber gehalten. Während wir unser Frühstück zubereiten hält uns das Wetter, ähnlich wie gestern, durch einen ständigen Wechsel zwischen Sonne und Wolken ordentlich auf Trab.

Nachdem wir unser Rührei gegessen haben, gesellt sich Frido zu uns. Als wir unser Toast machen, ist sein Moment gekommen. Für einen kurzen Moment lassen wir beide den Tisch unbewacht. Cecil kann vom Kofferraum aus gerade noch sehen, wie Frido auf das Toast zu schießt, aber zu spät. Die Möwe pickt eine Scheibe vom Toaster. Einen Großteil verliert er jedoch gleich darauf wieder. In der Mitte prangt ein Loch, doch ansonsten ist die Scheibe unversehrt. Frido kriegt das Toast sicher nicht. Doch zum Wegschmeißen ist es uns auch zu Schade. Zum Dippen wird es noch reichen, meint Cecil. Von Frido sind wir sehr enttäuscht. Was für ein Vertrauensbruch. Und wir dachten wir seien Freunde.

Für heute nehmen wir uns den “Fisherman Point Loop Hike” vor. Mit 10,7 km nicht gerade ein kurzer Weg. Doch unserer größeres Problem ist immernoch das Wetter. Mit Regenjacken wird es schnell zu warm und ohne ist es ziemlich kühl. Wir sind t ein wenig genervt von diesem andauernden hin und her. An einem Strand wollen wir Alli starten, doch genau in diesem Moment setzt erneut Regen ein. Es ist schon frustrierend. Aber später ergibt sich doch noch eine Gelegenheit.







 


 


Kurz später zieht eine Möwe unsere Aufmerksamkeit auf sich. Die hat offensichtlich eine Muschel ergattert und probiert diese nun zu öffnen. Immer wieder steigt sie mit der Muschel im Schnabel senkrecht in die Höhe und lässt die Muscheln auf den Fels unter ihr fallen. Sie hat ganz schön zu tun. Bestimmt sechs mal beobachten wir diese Prozedur. Doch die Muschel bleibt stur. Wir setzen unseren Weg fort. Hoffentlich wurde die Mühe der Möwe am Ende belohnt. Es gibt offensichtlich auch noch Möwen, die sich ihr Futter redlich verdienen. 

 


Nach der kurzen Passage über den Strand geht es im Anschluss etliche Kilometer durch immer gleich aussehendes Waldgebiet. Zugegeben ist das irgendwann ziemlich öde. Ab und zu hören wir einen kleinen Lizard im Laub rascheln, doch zu Gesicht kriegen wir sie nie. Gegen Ende ist der Pfad zudem alle paar Meter mit Spinnennetzen gespickt. Cecil ist das mittlerweile schon gewohnt und kümmert es kaum mehr. Doch hier sind es so viele, dass selbst er fast die Krise kriegt. Außerdem sind unsere besten Freunde heute wieder sehr zahlreich vertreten. Die Fliegen. Cecil spielt Busfahrer für sie. Sobald er mit seinem Rucksack mal an einem Ast hängen bleibt, schwirren Hunderte von ihnen in der Luft. Das wiederum bringt Sarah hinter ihm um den Verstand. Kurz gesagt: Heute ist nicht unser Wandertag und wir sind froh, als wir zurück auf dem Campingplatz sind.
 


Frido ist die ganze Zeit nicht von Koby's Seite gewichen. Er liegt auf den Felsen und döst ein wenig. Wir sind ihm zwar noch immer böse, aber er ist schon ein süßes Kerlchen. 

 

Nachdem wir uns mit Joghurt und Müsli gestärkt haben, planen wir die kommenden Wochen durch. Vor allem bezüglich unserer Vorräte müssen wir vorausschauend handeln. Zwischen Port Lincoln und Esperance in Western Australia gibt es keinen Woolworths. Das ist noch gute 2.000 km entfernt. Wir planen in etwa zwei Wochen dort aufzuschlagen.

Um 15 Uhr beginnt Sarah mit ihrem Sport. Cecil setzt sich an das Tagebuch. Weiterhin ist das Wetter mehr als unbeständig. Sonne und Wolken wechseln sich munter ab. Immerhin regnet es nicht mehr. Als wir neue Nachbarn bekommen, fliegt Frido direkt los, um sie abzuchecken. Doch wenig später ist er zurück bei uns. Da hat der Vogel aber die falsche Wahl getroffen. Wir lassen ihn zwar weiterhin bei uns sitzen, doch wenn er darauf hofft, irgendwann gefüttert zu werden, ist er bei uns an der falschen Adresse.
Kurz darauf haben auch wir kurzen Kontakt zu den Campern von nebenan. Sie leihen sich einen Korkenzieher von uns. Es ist das erste Mal, dass dieses Werkzeug an Sarahs Taschenmesser benutzt wird. Viele Grüße an Nora an dieser Stelle, die es Sarah geschenkt hat, bevor wir abgereist sind. Das Messer ist super, aber unser Wein ist zu günstig für Korken ;) Während wir das Messer suchen, erzählt er uns, dass sie im Dezember nach Tasmanien übersetzen. Dann öffnet die Insel seine Grenze und man darf von South Australia direkt nach Melbourne fahren und dort auf die Fähre. Ähnliches hatten wir auch zunächst überlegt, doch jetzt wo Western Australia aufmacht, zieht es uns natürlich eher in den Westen.
Nachdem Sarah mit dem Sport fertig ist, sortiert sie Daten am Laptop. Bald wechseln wir uns an den Geräten ab. Sarah liest am Tablet Korrektur und Cecil kümmert sich um ein Backup unserer Festplatte. Zwischendurch beobachten wir die Versuche von Frido etwas Futter zu stehlen. Ein paar Camper haben ein Lagerfeuer am Strand entfacht und wollen dort offensichtlich grillen. Oft genug lassen sie ihren Tisch mit den Lebensmitteln unbeobachtet. Wir sind gespannt, ob Frido da etwas abgreifen kann.

Für uns gibt es heute Abend Quinoa mit Tomaten, Feta und Pesto. Während wir essen, scheint Frido etwas vom Grill am Strand gemopst zu haben. Direkt nehmen die Camper die Verfolgung auf. Der muss daraufhin seine Beute wieder fallen lassen, entkommt aber immerhin. Sogar eine Axt wird nach dem armen Frido geworfen. Besser er sucht sich etwas weniger rabiate Zeitgenossen, von denen er sein Abendessen zu stehlen versucht.
Sarah zieht sich nach dem Abwasch ins Zelt zurück. Tagebuch lesen kann sie auch gut dort oben. Cecil nimmt sich vor noch ein paar Tage zu schreiben. Mit drei Jacken, den Wanderschuhen und Handschuhen ist es draußen noch einigermaßen gut auszuhalten. Außerdem ist die Aussicht einfach grandios. Ein besserer Platz zum Arbeiten ist nur schwer vorstellbar. Türkises Wasser wird von einem halbmondförmigen Strand eingerahmt. Die letzten Sonnenstrahlen illuminieren das gegenüberliegende Ufer. Es sind unter anderem diese Moment, in denen wir froh sind den Schritt gewagt zu haben und jetzt hier zu sein. 


 

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