04.11., Mittwoch: Wilpena Pound Campground - Das Wunder von Western Australia

Früh am Morgen prasselt ab und zu Regen auf das Zelt. Zum Glück hört sich im Inneren meist viel schlimmer an, als es dann in Wahrheit ist. Trotzdem kann man das Wetter nicht gerade als gut bezeichnen. Der Himmel ist durchgehend mit grauen Wolken behangen. Dazu nieselt es in unregelmäßigen Abständen ein wenig.
Unser Frühstück beeinflusst das kaum. Wir sind froh, dass wenigstens der Wind uns heute eine kleine Pause zu gönnen scheint. Das selbstgemachte Brot schmeckt ziemlich gut. Etwas fettig vielleicht, aber das liegt wohl eher an unserer Zubereitungsart. Mangels eines Ofens haben wir die Teiglinge in Öl gebraten. Nächstes Mal nehmen wir dafür einfach ein bisschen weniger.
Nachdem es kurz so aussah, als würde sich ein Wetterumschwung anbahnen, hat sich der Himmel erneut zugezogen, als wir abfahrbereit sind. Die Aussichten, die wir von mehreren Lookouts auf dem Weg zum Wilpena Resort haben, sind daher wenig berauschend. Alles wirkt blass und grau. Wir können uns nur versuchen vorzustellen, wie schön der Blick bei gutem Wetter sein muss.
 

Die Straßenverhältnisse stehen dem Wetter in nichts nach. Corrugations, größere Steine auf der Fahrbahn und ab und zu ein verborgenes Schlagloch. Wir kommen nur mühsam voran. Was sich kurz darauf jedoch als wahres Glück herausstellt. Wären wir schneller unterwegs, hätte Sarah das Känguru am linken Straßenrand sicher nicht entdeckt. Es springt zwar weg, bevor sie ein Foto machen kann, doch das schmälert die Sichtung für uns nicht. Wir sind uns ziemlich sicher, unser erstes westliches graues Riesenkänguru gesehen zu haben.
Im weiteren Verlauf sichten wir immer mehr Beuteltiere auf den Wiesen abseits der Straße. 



Hinter einer Kurve wartet dann noch eine ganz besondere Begegnung auf uns. Im ersten Moment halten wir auch diese Tiere für Kängurus. Doch auf den zweiten Blick stellen wir fest: Es sind Emu-Jungtiere. Wir können unser Glück kaum fassen. Insgesamt tummeln sich vier kleine Emus um ihren Papa. Es nieselt noch immer leicht, als wir am Straßenrand anhalten und aussteigen. Die Laufvögel flüchten nicht direkt vor uns, laufen aber in jedem Fall in die falsche Richtung. Cecil kann nicht mehr an sich halten. Er riskiert einen Flug mit Alli, als nur noch wenige Tropfen vom Himmel fallen. Doch die Emus scheinen den Braten gerochen zu haben und verschwinden hinter einem Hügel. Das macht es Cecil schwer die Verbindung zur Drohne aufrecht zu halten. Tatsächlich ist im nächsten Moment das Signal weg. Aus reiner Routine checkt Cecil erneut die Sicherheitseinstellungen. Eingestellt hatte er, dass Alli² im Notfall auf 100 m aufsteigt und anschließend zum Startpunkt zurückkehrt. Auf dem Bildschirm liest er jetzt jedoch 20 m Rückkehrhöhe. Das darf nicht wahr sein. Böse Erinnerung kommen hoch und Cecil fängt an Alli² entgegen zu rennen. Zum Glück kann die Verbindung kurz darauf wieder hergestellt werden und das “Notfallprotokoll” wurde offensichtlich korrekt ausgeführt. Alli² ist bereits auf über 80 m gestiegen. Anscheinend war nur die Anzeige falsch, weil keine Verbindung zur Drohne bestand. Trotzdem ist es wohl besser den Rückflug anzutreten. Der Regen wird wieder stärker. Wieder heißt es rennen. Alli² muss so schnell es geht ins Trockene. Am Ende geht alles gut, aber das war wieder deutlich nervenaufreibender, als nötig gewesen wäre.
Sarah hat während dieser kleinen Episode weiter Kängurus beobachtet. Die etlichen Tiersichtungen haben dafür gesorgt, dass wir unseren Ärger über das schlechte Wetter vergessen konnten. Das haben wir wirklich vermisst in den letzten Tagen. Und jetzt haben wir alle Nase lang ein Känguru gesehen. Sogar kleine Emus. Der Wahnsinn.

 
 

In Wilpena angekommen, checken wir als erstes den Wetterbericht. Der Regen für heute war angekündigt, wenn auch erst für den Nachmittag. Bis kommenden Dienstag soll sich das Wetter dann wieder deutlich freundlicher gestalten. Unseren Wanderungen steht damit nichts im Wege und wir checken für zwei Nächte auf dem Campingplatz ein. Mit 24$/Nacht liegt der Preis noch in unserem Rahmen.
Bevor wir unseren Platz beziehen, checken wir das Restaurant der Ressorts aus. Hier bekommen wir eventuell Wlan und falls dazu ein kühles Getränk gereicht wird, sind wir sicher nicht abgeneigt. Wir fotografieren die Menükarte und finden heraus, dass die Bar ist ab 16 Uhr geöffnet ist.
In einem kleinen Supermarkt kaufen wir frische Eier. Bei allem anderen sind uns die Preise zu hoch. Da bleiben wir lieber auf Sparflamme. Doch unser Rührei lassen wir uns nicht nehmen. Mit 5$ für ein Dutzend Eier zahlen wir hier auch nur geringfügig drauf.

Jetzt müssen wir nur noch umparken und unser Lager aufschlagen. Auf eine Wanderung wollen wir bei dem schlechten Wetter heute verzichten. Doch leichter gesagt als getan. Wieder hat Cecil vergessen das Licht auszuschalten. Wieder hat es keinen Signalton gegeben, als wir Koby abgestellt haben. Wir wagen den Versuch, doch nichts passiert. Da hilft nur noch die Starter-Batterie. Mit der klappt es erneut auf Anhieb und wir können auf den Campingplatz fahren. Der erweist sich als ziemlich uneben und schattig. Beides kommt uns nicht gerade entgegen. Nach einer kurzen Suche finden wir jedoch ein schönes Plätzchen. Etwas zu nah an den Toiletten vielleicht, aber damit werden wir leben können.
Unter dem aufgeklappten Zelt finden wir Schutz vor dem Regen. So ein richtiger Landregen. Mal stärker, mal schwächer, aber durchgehend. Sarah geht sogar noch einen Schritt weiter und geht ins Zelt. Von oben postet sie zwei weitere Einträge auf unserem Blog. Wlan haben wir zwar keines, aber zumindest Empfang. Und wir wollten euch nicht länger auf den nächsten Post warten lassen.
Nachdem sich Cecil in dem kleinen Waschraum des Toilettenblocks rasiert hat, trifft er auf dem Rückweg auf zwei Kängurus. Nur wenige Meter von ihm entfernt, sitzen die beiden auf einer Wiese. Vorsichtig, um sie nicht zu verscheuchen, aber so schnell es geht, läuft er an ihnen vorbei und holt Sarah aus dem Zelt. Währenddessen ziehen die zwei Kängurus ein wenig weiter und setzen sich genau auf die Wiese an unserem Platz. Viel besser kann es heute wohl nicht mehr werden. 
Während Sarah Sport macht und Cecil Tagebuch schreibt, machen es sich die Kängurus auf der Wiese gemütlich. An solche Aussicht beim Sport könnte sich Sarah auf jeden Fall gewöhnen.






 
Nach dem Sport würde Sarah gerne duschen gehen. Allerdings sind die Toiletten für die Reinigung gesperrt. Mittlerweile seit gut einer Stunde. Nach ein wenig mehr Geduld können wir aber duschen gehen. 
 
 
Das Abendessen ziehen wir im Anschluss etwas vor. Unsere letzte Portion Nudeln gibt es heute bereits um 16:30 Uhr. Danach machen wir uns fertig und auf zur Bar.
Unsere Hoffnung auf Wlan wird nicht enttäuscht. Und die auf ein kühles Getränk natürlich auch nicht. Eine Happy-Hour, wie es uns der “Lonely Planet” versprochen hat, gibt es nicht. Aber mit 7,50$ für einen Wein und 9$ für ein Pint Bier sind selbst die normalen Preise nicht überzogen. Der Raum ist gefüllt mit etlichen Tischen und zwei Sofas an einem kleinen Kamin. Wir sind die einzigen Gäste, aber da bereits ein Großteil der Tische reserviert sind, wählen wir das Sofa. Eine gute Entscheidung! Denn das ist überraschend bequem. Hier lässt es sich aushalten.
Zunächst beantworten wir ein paar Nachrichten und checken Emails. Dann geht Sarah direkt den Blog an. Unsere treuen Leser da draußen mussten somit nur einen Tag ohne neuen Post auskommen und das soll auch so bleiben.
Cecil wagt es schließlich und schaut, ob es irgendwelche News bezüglich der westaustralischen Grenze gibt. Wir haben die Hoffnung schon fast verloren, aber vielleicht geschehen noch Wunder. Und tatsächlich scheint das unmöglich geglaubte doch einzutreten. Western Australia plant völlig überraschend seine Grenze ab dem 14.11.2020 zu ausgewählten Staaten zu öffnen. Die Bedingungen sind an die jeweiligen Corona-Neuinfektionen geknüpft, doch hier in South Australia sieht es derzeit sehr gut aus. Wir können es zunächst kaum fassen. So wie es aussieht kommen wir doch noch nach Western Australia und das sogar schon sehr bald. Unsere Gedanken überschlagen sich. Wir sind uns einig, dass wir für WA alle anderen Pläne sofort verwerfen würden. Bevor sie es sich wieder anders überlegen, fahren wir besser direkt am 14.11. rüber. Tasmanien muss dann erstmal warten. Nur mit Mühe schaffen wir es uns wieder ein wenig zu bremsen. Noch ist die Grenze nicht offen und bis zum 14.11. sind es noch zehn Tage. In dieser Zeit kann die Welt schon wieder ganz anders aussehen. Trotzdem ist es ein Silberstreif am Horizont.

Gegen 21 Uhr verlassen wir die Bar. Sarah geht anschließend direkt ins Bett. Cecil telefoniert noch mit seinen Eltern. In Deutschland ist eine weitere Infektionswelle angerollt. Es ist schwer sich das vorzustellen, während es hier in Australien deutlich bergauf geht. Am besten wir bleiben noch länger hier …

Tatsächlich denken wir darüber bereits laut nach. Nachdem uns durch den Virus mehrere Wochen unserer Reisezeit “gestohlen” wurden, können wir mittlerweile wieder halbwegs normal reisen. Selbst Western Australia erscheint wieder erreichbar. Zudem haben wir die Hoffnung, dass sich die Situation in den kommenden Monaten weiter beruhigt. In Deutschland aber auch hier. Wir haben bereits bei unseren Untermietern angefragt, ob sie sich vorstellen könnten länger in unserer Wohnung zu bleiben. An unser “Working Holiday”-Visum würden wir dann versuchen ein normales Touristenvisum anzuhängen.

Aber seid jetzt nicht zu traurig zu Hause. Wir kommen auf jeden Fall wieder! <3

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

02.08., Montag: Über den Wolken - Es geht zurück nach Berlin

14.08., Freitag: Leliyn Campground (Edith Falls) – 99% krokodilfrei = Good Enough

14.07., Dienstag: Bedford Weir Camping Area - Die “Empty”-Marke