Es regnet nicht. Es regnet nicht. Wir werden, wie normale Menschen, vom Signalton unseres Weckers wach. Nach dem Frühstück verlassen wir gegen halb 10 den Platz. Unterwegs nach Port Lincoln frischt der Wind deutlich auf. Wir sind im Auto zum Glück davor geschützt, doch außen ruckelt es an allem was nicht niet und nagelfest ist. Die Motorhaube wackelt bedenklich, immer wenn uns größere Fahrzeuge wie Lkw oder Wohnmobile entgegenkommen.
In der Stadt angekommen stoßen wir zufällig auf ein Plakat, welches für das Schwimmen mit Robben wirbt. Dieses Highlight von Port Lincoln hätten wir fast vergessen. Sofort besuchen wir die entsprechende Website und wollen buchen. Spaßeshalber werfen wir vorher noch auf ein weiteres Angebot einen Blick: ein Tauchgang mit weißen Haien, geschützt von einem Käfig, versteht sich. Wir haben zwar schon während unserer ganz normalen Tauchgängen Haie gesehen, doch sicherlich ist der weiße Hai nochmal eine andere Liga. Der Preis von 570$/Person ist uns dann aber ein wenig zu happig. Die Tour zu den Robben ist mit 195$/Person ebenfalls kein Schnäppchen, aber es wird den Preis bestimmt wert sein. Wir buchen uns Plätze für die Tour am kommenden Sonntag. Davor checken wir noch schnell den Wetterbericht. Sonntag soll prima Wetter werden.
Auf dem Weg in den Lincoln Nationalpark können wir an einer Dump-Station unsere Trinkwasser-Vorräte auffüllen. Obwohl der Park auf einer Halbinsel liegt, sehen wir von der Straße nur selten das Meer. Ein wenig fühlen wir uns an die Great Ocean Road erinnert, wo das oft ähnlich war. Wir lassen unseren gebuchten Campingplatz zunächst links liegen und setzen unseren Weg bis zur nördlichsten Spitze der Halbinsel fort. Vom Leuchtturm aus starten wir auf unsere erste Wanderung.
Der Wind hat gnädigerweise etwas nachgelassen, dafür tröpfelt es
immer mal wieder. Wir sind daher in langer Kleidung unterwegs und haben
sicherheitshalber unsere dünnen Regenjacken angezogen. Durch unser
Fernglas können wir gleich zu Beginn ein paar Robben auf einer kleinen
Insel vor der Küste beobachten. Wir können es kaum erwarten, diesen
Tieren in ein paar Tagen hautnah zu sein.
Die Wanderung führt
durch sehr abwechslungsreiches Terrain. Es geht durch Dünenlandschaften,
das bewaldete Hinterland oder auch mal direkt am Strand entlang. Das
Laufen auf dem weichen Untergrund ist zwar kein Vergnügen, doch wir
genießen den Blick auf das Meer. Immer wieder stoßen wir auf Abdrücke im
Sand, die eindeutig von Kängurus stammen. Wie cool es wäre, wenn jetzt
ein Känguru über den Strand gehüpft käme. Doch leider tut uns keines
diesen Gefallen. Wir sind und bleiben die gesamte Wanderung über allein.
So richtig Spaß macht uns das Wandern heute nicht. Die Beine
sind von Beginn an ungewöhnlich schwer und das Wetter macht es auch
nicht gerade besser. Zum Glück ist der “Donington Loop Hike” mit seinen
6,2 km recht kurz. Nach nicht einmal zwei Stunden sind wir bereits
zurück bei Koby.
Auf unserem Campingplatz am Fisherman Point
angekommen haben wir freie Platzwahl. Auf manchen ist man schutzlos dem
Wind ausgesetzt, andere sind schlicht zu uneben. Dann finden wir den
perfekten Platz, von dem aus wir sogar freie Sicht über die Bucht
genießen. Nur der Boden bereitet uns hier Probleme. Cecil bekommt nur
einen der Heringe eingeschlagen. Das zweite Halteseile des Zelts
befestigen wir notgedrungen an einem Stein.
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Die Windstärken werden aber weniger und der Westwind ist von der Halbinsel abgeschirmt.
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Das Wetter macht
keine Anstalten sich zu bessern und beschert uns in unregelmäßigen
Abständen weiterhin Nieselregen. Wir fürchten jeden Moment, dass der
Regen stärker werden könnte. Besser wir versuchen unser Regencover zu
reparieren, bevor wir einen Wasserschaden im Zelt riskieren. Nur mit
Mühe kriegen wir die Plane herunter. Koby gibt sein bestes, uns vor dem
Wind zu schützen, als wir uns daran machen, den Riss mit Klebeband
abzudecken. Ursprünglich war die Idee, das Cover zu nähen, doch wir
fürchten, dass Faden oder Angelschnur leicht wieder ausreißen könnten
und dabei noch größeren Schaden anrichten. Kleben erweist sich da als
praktikabler, jedoch nicht gerade leichter. Im Wind ist es schwer, die
Plane an Ort und Stelle zu halten. Als es wieder einmal zu nieseln
beginnt, müssen wir auf halber Strecke die Reparatur unterbrechen.
Während
wir darauf warten, dass der Regen wieder aufhört, sorgt unerwarteter
Besuch für eine tolle Ablenkung. Als wir die riesige Möwe zum ersten Mal
sehen, erleidet Cecil beinahe einen Herzinfarkt. Das Tier hat sich
klammheimlich von hinten angeschlichen. Wie wir später herausfinden,
handelt es sich bei unserem neuen Freund um eine Dickschnabelmöwe
(Pacific gull). Ein lustiges Kerlchen mit seiner roten Schnabelspitze.
Doch wir sollten uns davon nicht blenden lassen. Der ist sicherlich nur
aus einem Grund gekommen: Futter. Vor allem den Kofferraum sollten wir
ab sofort besser geschlossen halten.
Bis der Regen nachlässt,
nutzen wir die Zeit und widmen uns dem Halteriemen, der uns vor Wochen
am Regencover abgerissen ist. Jetzt wo wir es schon vom Zelt haben, ist
die Gelegenheit günstig. Außerdem ist dieser Riemen der Grund, warum es
die Probleme mit der Stange gab. Mit ein wenig Angelschnur wird das Teil
wieder angenäht. Mittlerweile hat Cecil damit Erfahrung und die
Reparatur dauert nur wenige Minuten. Anschließend können wir auch die
Rückseite des Regencovers mit Klebeband versorgen.
Es steht der
wohl schwierigste Teil der Aktion bevor. Irgendwie müssen wir die Plane
wieder auf das Dach des Zeltes bekommen. Bereits bei der Planung, von
welcher Seite wir beginnen, das Cover aufzuziehen, gibt es
Kommunikationsschwierigkeiten, die fast in einen Streit ausarten. Wir
kriegen gerade so noch die Kurve. Sarah muss mehrfach auf das Dach von
Koby klettern und auch von Cecil wird eine durchaus akrobatische Einlage
abverlangt, als er die Halterung auf Höhe des Kofferraums befestigt.
Doch irgendwann ist es geschafft und das Regencover inklusive der drei
Haltestangen- und etlicher Riemen wieder an Ort und Stelle. Wir sind
gespannt, wie lange unsere zugegeben nicht optimale Reparatur mit dem
Klebeband hält.
Das Wetter schlägt währenddessen weiter
Kapriolen. Von einem Moment zum anderen öffnet sich der Himmel und lässt
die Sonne durch. Augenblicklich wird es uns in den dicken Klamotten
ordentlich heiß. Wir reißen uns förmlich die Kleidung vom Leib, nur um
Sekunden später wieder alles anziehen zu müssen. Sobald sich wieder eine
Wolke vor die Sonne geschoben hat, sorgt der Wind dafür, dass es einem
schnell unangenehm kühl wird. Das ist so ein richtiges April-Wetter. Da
in Australien aktuell Frühling ist, macht das sogar etwas Sinn.
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Das ist mal eine schöne Aussicht zum Sport machen. Und nein Sarah trinkt nicht Eistee beim Sport: das sind Hanteln ;)
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Regelmäßig
stattet uns die Dickschnabelmöwe einen Besuch ab. Es dauert nicht lange
bis Sarah ihr einen Namen verpasst. Sie tauft das Tier auf den Namen
“Frido”. Eigentlich natürlich Fridolin, doch für Freunde einfach Frido.
Eine Lebensgeschichte hat sie sich ebenfalls bereits zurecht gelegt.
Frido hofft gar nicht auf Futter, sondern braucht lediglich etwas
Gesellschaft. Vor kurzem von seiner Frau verlassen, streift er seitdem
einsam über den leeren Campingplatz. Jetzt ist er einfach froh über ein
bisschen Ablenkung, die wir ihm offensichtlich verschaffen. Kommt es uns
nur so vor oder werden wir langsam verrückt hier draußen? :D
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Das ist Frido. Unverkennbar an der einmaligen Feder :)
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Am
Abend lässt sich die Sonne kaum noch blicken. Es wird uns langsam zu
ungemütlich im Freien. Nach dem Essen verziehen wir uns ins Zelt und
schauen eine neue Serie. Nachdem uns “The Crown” nicht überzeugen
konnte, probieren wir heute “The Expanse”. Darin wird eine nahe Zukunft
gezeigt, in der Wasser die begehrteste Ressource im Universum ist. Da es
auf der Erde keines mehr gibt, bauen Arbeiter es in Form von Eis in
einem Meteoritengürtel ab, von dem aus, es zur Erde transportiert wird.
Der Mars ist eine eigenständige Militärmacht. Ein Kampf um das Recht auf
Wasser scheint unvermeidbar.
Die ersten zwei Folgen hauen uns
nicht gerade vom Hocker. Offensichtlich haben wir bereits alle guten
Serien gesehen. Da haben wir in Zukunft wohl mehr Zeit zu lesen. Eigentlich eh besser :)
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