12.11., Donnerstag: Fisherman Point Campground - April-Wetter

Es regnet nicht. Es regnet nicht. Wir werden, wie normale Menschen, vom Signalton unseres Weckers wach. Nach dem Frühstück verlassen wir gegen halb 10 den Platz. Unterwegs nach Port Lincoln frischt der Wind deutlich auf. Wir sind im Auto zum Glück davor geschützt, doch außen ruckelt es an allem was nicht niet und nagelfest ist. Die Motorhaube wackelt bedenklich, immer wenn uns größere Fahrzeuge wie Lkw oder Wohnmobile entgegenkommen.
In der Stadt angekommen stoßen wir zufällig auf ein Plakat, welches für das Schwimmen mit Robben wirbt. Dieses Highlight von Port Lincoln hätten wir fast vergessen. Sofort besuchen wir die entsprechende Website und wollen buchen. Spaßeshalber werfen wir vorher noch auf ein weiteres Angebot einen Blick: ein Tauchgang mit weißen Haien, geschützt von einem Käfig, versteht sich. Wir haben zwar schon während unserer ganz normalen Tauchgängen Haie gesehen, doch sicherlich ist der weiße Hai nochmal eine andere Liga. Der Preis von 570$/Person ist uns dann aber ein wenig zu happig. Die Tour zu den Robben ist mit 195$/Person ebenfalls kein Schnäppchen, aber es wird den Preis bestimmt wert sein. Wir buchen uns Plätze für die Tour am kommenden Sonntag. Davor checken wir noch schnell den Wetterbericht. Sonntag soll prima Wetter werden.

Auf dem Weg in den Lincoln Nationalpark können wir an einer Dump-Station unsere Trinkwasser-Vorräte auffüllen. Obwohl der Park auf einer Halbinsel liegt, sehen wir von der Straße nur selten das Meer. Ein wenig fühlen wir uns an die Great Ocean Road erinnert, wo das oft ähnlich war. Wir lassen unseren gebuchten Campingplatz zunächst links liegen und setzen unseren Weg bis zur nördlichsten Spitze der Halbinsel fort. Vom Leuchtturm aus starten wir auf unsere erste Wanderung.


Der Wind hat gnädigerweise etwas nachgelassen, dafür tröpfelt es immer mal wieder. Wir sind daher in langer Kleidung unterwegs und haben sicherheitshalber unsere dünnen Regenjacken angezogen. Durch unser Fernglas können wir gleich zu Beginn ein paar Robben auf einer kleinen Insel vor der Küste beobachten. Wir können es kaum erwarten, diesen Tieren in ein paar Tagen hautnah zu sein.
Die Wanderung führt durch sehr abwechslungsreiches Terrain. Es geht durch Dünenlandschaften, das bewaldete Hinterland oder auch mal direkt am Strand entlang. Das Laufen auf dem weichen Untergrund ist zwar kein Vergnügen, doch wir genießen den Blick auf das Meer. Immer wieder stoßen wir auf Abdrücke im Sand, die eindeutig von Kängurus stammen. Wie cool es wäre, wenn jetzt ein Känguru über den Strand gehüpft käme. Doch leider tut uns keines diesen Gefallen. Wir sind und bleiben die gesamte Wanderung über allein.
 

 



 
So richtig Spaß macht uns das Wandern heute nicht. Die Beine sind von Beginn an ungewöhnlich schwer und das Wetter macht es auch nicht gerade besser. Zum Glück ist der “Donington Loop Hike” mit seinen 6,2 km recht kurz. Nach nicht einmal zwei Stunden sind wir bereits zurück bei Koby.

Auf unserem Campingplatz am Fisherman Point angekommen haben wir freie Platzwahl. Auf manchen ist man schutzlos dem Wind ausgesetzt, andere sind schlicht zu uneben. Dann finden wir den perfekten Platz, von dem aus wir sogar freie Sicht über die Bucht genießen. Nur der Boden bereitet uns hier Probleme. Cecil bekommt nur einen der Heringe eingeschlagen. Das zweite Halteseile des Zelts befestigen wir notgedrungen an einem Stein.

 
Die Windstärken werden aber weniger und der Westwind ist von der Halbinsel abgeschirmt.


Das Wetter macht keine Anstalten sich zu bessern und beschert uns in unregelmäßigen Abständen weiterhin Nieselregen. Wir fürchten jeden Moment, dass der Regen stärker werden könnte. Besser wir versuchen unser Regencover zu reparieren, bevor wir einen Wasserschaden im Zelt riskieren. Nur mit Mühe kriegen wir die Plane herunter. Koby gibt sein bestes, uns vor dem Wind zu schützen, als wir uns daran machen, den Riss mit Klebeband abzudecken. Ursprünglich war die Idee, das Cover zu nähen, doch wir fürchten, dass Faden oder Angelschnur leicht wieder ausreißen könnten und dabei noch größeren Schaden anrichten. Kleben erweist sich da als praktikabler, jedoch nicht gerade leichter. Im Wind ist es schwer, die Plane an Ort und Stelle zu halten. Als es wieder einmal zu nieseln beginnt, müssen wir auf halber Strecke die Reparatur unterbrechen. 



Während wir darauf warten, dass der Regen wieder aufhört, sorgt unerwarteter Besuch für eine tolle Ablenkung. Als wir die riesige Möwe zum ersten Mal sehen, erleidet Cecil beinahe einen Herzinfarkt. Das Tier hat sich klammheimlich von hinten angeschlichen. Wie wir später herausfinden, handelt es sich bei unserem neuen Freund um eine Dickschnabelmöwe (Pacific gull). Ein lustiges Kerlchen mit seiner roten Schnabelspitze. Doch wir sollten uns davon nicht blenden lassen. Der ist sicherlich nur aus einem Grund gekommen: Futter. Vor allem den Kofferraum sollten wir ab sofort besser geschlossen halten.
Bis der Regen nachlässt, nutzen wir die Zeit und widmen uns dem Halteriemen, der uns vor Wochen am Regencover abgerissen ist. Jetzt wo wir es schon vom Zelt haben, ist die Gelegenheit günstig. Außerdem ist dieser Riemen der Grund, warum es die Probleme mit der Stange gab. Mit ein wenig Angelschnur wird das Teil wieder angenäht. Mittlerweile hat Cecil damit Erfahrung und die Reparatur dauert nur wenige Minuten. Anschließend können wir auch die Rückseite des Regencovers mit Klebeband versorgen.
Es steht der wohl schwierigste Teil der Aktion bevor. Irgendwie müssen wir die Plane wieder auf das Dach des Zeltes bekommen. Bereits bei der Planung, von welcher Seite wir beginnen, das Cover aufzuziehen, gibt es Kommunikationsschwierigkeiten, die fast in einen Streit ausarten. Wir kriegen gerade so noch die Kurve. Sarah muss mehrfach auf das Dach von Koby klettern und auch von Cecil wird eine durchaus akrobatische Einlage abverlangt, als er die Halterung auf Höhe des Kofferraums befestigt. Doch irgendwann ist es geschafft und das Regencover inklusive der drei Haltestangen- und etlicher Riemen wieder an Ort und Stelle. Wir sind gespannt, wie lange unsere zugegeben nicht optimale Reparatur mit dem Klebeband hält.

Das Wetter schlägt währenddessen weiter Kapriolen. Von einem Moment zum anderen öffnet sich der Himmel und lässt die Sonne durch. Augenblicklich wird es uns in den dicken Klamotten ordentlich heiß. Wir reißen uns förmlich die Kleidung vom Leib, nur um Sekunden später wieder alles anziehen zu müssen. Sobald sich wieder eine Wolke vor die Sonne geschoben hat, sorgt der Wind dafür, dass es einem schnell unangenehm kühl wird. Das ist so ein richtiges April-Wetter. Da in Australien aktuell Frühling ist, macht das sogar etwas Sinn.
 
Das ist mal eine schöne Aussicht zum Sport machen. Und nein Sarah trinkt nicht Eistee beim Sport: das sind Hanteln ;)

Regelmäßig stattet uns die Dickschnabelmöwe einen Besuch ab. Es dauert nicht lange bis Sarah ihr einen Namen verpasst. Sie tauft das Tier auf den Namen “Frido”. Eigentlich natürlich Fridolin, doch für Freunde einfach Frido. Eine Lebensgeschichte hat sie sich ebenfalls bereits zurecht gelegt. Frido hofft gar nicht auf Futter, sondern braucht lediglich etwas Gesellschaft. Vor kurzem von seiner Frau verlassen, streift er seitdem einsam über den leeren Campingplatz. Jetzt ist er einfach froh über ein bisschen Ablenkung, die wir ihm offensichtlich verschaffen. Kommt es uns nur so vor oder werden wir langsam verrückt hier draußen? :D

Das ist Frido. Unverkennbar an der einmaligen Feder :)

Am Abend lässt sich die Sonne kaum noch blicken. Es wird uns langsam zu ungemütlich im Freien. Nach dem Essen verziehen wir uns ins Zelt und schauen eine neue Serie. Nachdem uns “The Crown” nicht überzeugen konnte, probieren wir heute “The Expanse”. Darin wird eine nahe Zukunft gezeigt, in der Wasser die begehrteste Ressource im Universum ist. Da es auf der Erde keines mehr gibt, bauen Arbeiter es in Form von Eis in einem Meteoritengürtel ab, von dem aus, es zur Erde transportiert wird. Der Mars ist eine eigenständige Militärmacht. Ein Kampf um das Recht auf Wasser scheint unvermeidbar.
Die ersten zwei Folgen hauen uns nicht gerade vom Hocker. Offensichtlich haben wir bereits alle guten Serien gesehen. Da haben wir in Zukunft wohl mehr Zeit zu lesen. Eigentlich eh besser :)

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