05.04., Sonntag: Warrumbungle NP - Gould's Circuit

Was für eine herrliche Nacht! Wir haben gut geschlafen. Das es am frühen Morgen etwas frisch wurde, kann uns die Laune jetzt auch nicht verderben. Zudem sind wir erleichtert, dass nachts niemand vorbeikam, um uns vom Hof zu treiben.
Da Sarahs Handy anscheinend die deutsche Zeitumstellung mitgemacht hat, sind wir erst gegen 8 Uhr wach. Doch die Pläne für heute sind überschaubar, deshalb geraten wir nicht in Stress, sondern genießen ein gemütliches Frühstück. Dieses Mal wieder mit allem drum und dran. Zunächst setzen wir Wasser auf und machen Tee/Kaffee. Es folgt Rührei mit ein paar Schnipsel Schnittlauch (danke an Franz). Für den finalen Gang wird der Camping-Toaster aufgesetzt und es gibt Toasties mit Belag nach Herzenslust.

Nachdem der Abwasch erledigt und das Zelt wieder eingepackt ist, machen wir uns auf den Weg zurück in den National Park. Gegen 11:15 Uhr geht es los. Unsere heutige Wanderung ist der “Gould's Circuit” und ist 6,3 km lang. Bereits der Start ist abenteuerlich, denn nach wenigen Metern muss das erste Mal ein Fluss überquert werden. Das mag meistens eine ziemlich leichte Angelegenheit zu sein. Nur hat es die letzten Tage ungewöhnlich oft und viel geregnet. Wir sind froh, dass überhaupt noch ein Weg über den Fluss zu führen scheint. Auf wackeligen Beinen balancieren wir etwa 3 Meter über glitschige Steine und marode Äste. Trotz teils überraschender Wippbewegungen dieser genannten Äste, bleiben die Füße trocken.

Im weiteren Verlauf der Wanderung folgen noch weitere, nicht weniger anspruchsvolle sogenannte “river crossings”, doch auch diese meistern wir. Abgesehen davon ist der Weg am Anfang recht flach bis moderat steigend, wird dann aber stetig steiler. Denn natürlich gilt es wieder Gipfel zu besteigen. Immer in der Hoffnung oben angelangt mit einer herrlichen Aussicht belohnt zu werden.




Der erste Gipfel auf unserer Wanderung ist das Febar Tor. Er belohnt uns in der Tat mit einem Panorama-Blick über die Grand High Tops: Vom Belougery Spire über das Breadknife bis zum Bluff Mountain. Zu unserer absoluten Entzückung entdecken wir sogar einen Wasserfall in der Ferne. Wir fragen uns direkt: Wie kommen wir dorthin? Hoffentlich kommen wir bei einer zukünftigen Wanderung noch dort vorbei. Die heutige wird wohl nicht ganz so weit in den Park führen.



Vom Febar Tor zu unserem nächsten Ziel, dem Macha Tor, geht es weitere 600 m meist bergauf. Auf dem Weg begegnen wir immer wieder kleineren und größeren Lizards. Oft hört man nur noch ein rascheln im Unterholz, wenn sie sich vor uns verstecken. Ab und zu entdecken wir die flinken Biester aber auch rechtzeitig und können uns mehr oder weniger geschickt anschleichen. Dann gibt es noch die, die sich einfach tot stellen oder, wie wir uns gerne einbilden, super Fotomodelle sind. Solchen Exemplaren kann man dann bis auf wenige Zentimeter nahekommen. Übertreibt man es, scheint es als würden sie wegrennen. Oft bleiben sie aber gleich wieder stehen und haben so sogar unterschiedliche Posen und Hintergründe für uns parat. Kamera und GoPro laufen dann natürlich im Dauerbetrieb und so sind schon einige hundert Fotos und etliche Minuten Videomaterial von fotogenen Lizards entstanden.


Die letzten Meter zum Gipfel des Macha Tor klettern wir über riesige Felsblöcke, ziehen uns an Wurzeln senkrechte Passagen hinauf und drücken uns durch Felsspalten. Doch oben angekommen erwartet uns ein noch besserer Ausblick, als vom Febar Tor. Zwar hat sich an der Szenerie nicht viel geändert, immer noch sehen wir die gleichen Vertreter der High Tops, aber wir sind noch ein gutes Stück höher und näher als zuvor.




Ab hier schlängelt sich der Weg immer leicht abwärts gerichtet durch den Wald. Lizards trifft man hier aufgrund des fehlenden, wärmenden Sonnenlichts nicht mehr so häufig. Dankbarerweise nimmt der Pegel in den Flüssen hier anscheinend so schnell ab, wie er zuvor angestiegen ist. Aus den Fluten ist der ein oder andere Stein wieder aufgetaucht und so meistern wir auf dem Rückweg einige der river crossings deutlich leichter.

Kurz bevor wir den Parkplatz erreichen, sieht Cecil eine Art dünnen Faden, der auf ca. 2 m Höhe quer über den Weg gespannt ist, leicht gelblich in der Sonne schimmern. Dem Faden folgend, entdeckt an dessem rechten Ende die wohl größte Spinne, die er in Australien bisher gesehen hat. Sarah ist währenddessen schon voraus und unter dem Faden durchgelaufen. Ein Glück sind wir beide nicht groß genug, um Gefahr zu laufen darin hängen zu bleiben. Doch bei Cecils Ausruf des Erstaunens und Ekels zugleich, dreht sie sich ruckartig um. Cecil fragt noch, ob sie wirklich sehen möchte, was er entdeckt hat, doch hinter seinem Rücken hat sie die Spinne dann schon entdeckt. Ihr anschließender Ausruf signalisiert ausschließlich und eindeutig nur Ekel. Es ist aber auch ein beachtliches Exemplar. Kopf und Hinterleib bringen sie zusammen auf mindestens 6 cm Länge. Der graue, luftballonähnliche Hinterleib bildet den deutlich größeren Teil. Der kleinere Kopf hat eine Art Totenkopfbemahlung, ähnlich der des Punishers. Dazu kommen die schwarz-roten Beine, von denen die vordersten zwei ähnlich lang wie der gesamte Körper sind. Die anderen bringen es auf je ca. 4 cm. Alles in allem könnte sie es sich wohl gerade noch so auf Cecils Handfläche bequem machen und alle Achte von sich strecken. Nimmt man noch das riesige Netz dazu, mit Fäden so dick, dass sie teils gelblich in der Sonne schimmern, ist das schon ein schaurig schöner Anblick. Sarah schießt ein paar Fotos aus sicherer Entfernung (wieder macht sich das neue Tele-Objektiv bezahlt). Cecil ist zunächst auch froh über seinen Teleskop-Stab, traut sich dann aber doch recht nah ran, um mit der Hand für ein Größenverhältnis herzuhalten.


Wieder am Auto angelangt, haben wir knapp 8 km zurückgelegt (statt der angenommenen 6,3 km) und waren insgesamt drei Stunden unterwegs.

Wir versuchen immer so vorausschauend wie möglich einzukaufen, um möglichst selten eine große Stadt mit Supermarkt ansteuern zu müssen. Ausnahmsweise fahren wir heute erneut zu Woolworths und kaufen für eine zweite Runde Burger ein. Brötchen haben wir sowieso noch und wir sind uns sicher, dass wir bessere Burger hinkriegen. Dann fahren wir zurück zum Platz von letzter Nacht. Da es weder kürzlich geregnet hat, aktuell nicht regnet, es nicht übermäßig windet und wir nicht von tausenden Fliegen umzingelt sind, nutzen wir den Moment und imprägnieren endlich unser Zelt. Das entsprechende Spray haben wir bereits vor mehreren Wochen gekauft, doch mindestens einer der eben genannten Störfaktoren hat uns bisher davon abgehalten. Heute nicht! Sarah klettert sogar aufs Dach von Koby, um auch die entlegenste Stelle zu erwischen.

Unsere verbleibende Restenergie nutzen wir anschließend sehr unterschiedlich. Sarah macht eine Runde Sport und Cecil löst ein Rätsel. Er muss ja anschließend auch noch Burger braten. Und was sollen wir sagen: dieses Mal ist er wieder perfekt.


Sogar den Abwasch schaffen wir noch (jetzt natürlich mit Flusswasser) und sitzen anschließend mit einem Gläschen Wein vor dem Camper. Was für ein Tag :)

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