03.11., Dienstag: Acraman Campground - Erdkundeunterricht

Das Frühstück ist normalerweise etwas, auf das wir uns freuen. Bisher haben wir da immer ordentlich aufgetischt. Es gibt Rührei und danach Toast, welches nach Herzenslust belegt werden kann. Avocado, Käse, Salami, Hähnchenbrust und diverse Dips stehen da zur Auswahl. Davon ist allerdings so gut wie nichts mehr übrig. Vor allem das Toast ist uns ausgegangen und gestern sogar der Joghurt. Daher gibt es unser Müsli heute mit Milch aus Pulver. Das nimmt Cecil normalerweise nur für seinen Kaffee. Dafür ist es gut genug und unschlagbar praktisch, wenn man wenig Platz im Kühlschrank hat. Im Müsli ist es nicht so der Hit. Immerhin können wir das ganze mit dem Rest Fruchtsaft von den Pfirsichen aus der Dose etwas aufpeppen. Wenigstens sind uns die Eier noch nicht ausgegangen. Andernfalls wäre das Frühstück langsam eine ziemlich traurige Veranstaltung. 
 
 
Bevor es losgeht, versucht Sarah ihre Wanderschuhe notdürftig zu reparieren. Sie haben inzwischen einige Kilometer auf dem Buckel. Der Stoff am Knöchel ist kaputt. Dadurch gab es die letzten Tage schon fiese Blasen. Auch die Sohle ist an der Ferse bereits sehr dünn.
 


Um 9 Uhr starten wir, einigermaßen gestärkt, zu unserer heutigen Wanderung. Zunächst müssen wir einen Kilometer entlang der Straße zum Startpunkt laufen. Von dort aus beginnt der “Bunyeroo Gorge Walk”. Dieser führt durch das trockene Flussbett des “Bunyeroo Creek” und lädt im übertragenen Sinne zu einer Zeitreise ein. Man passiert unterwegs zehn verschiedene Gesteinsschichten, die innerhalb von 50 Millionen Jahren entstanden sind. An 16 sogenannten “Geo-Sites” bekommt man Wissenswertes zur jeweiligen Entstehungsgeschichte vermitteln.
Am Anfang sind wir noch durchaus interessiert. Bald schon wird es allerdings zu viel. Zu lernen, wann welche Gesteinsschicht, wie entstanden ist, kann uns einfach nicht begeistern. Noch dazu sind die Texte wirklich leserunfreundlich positioniert. Die “Geo-Sites” sind durch viereckige Eisenstangen markiert. Auf diesen befindet sich der Informationstext auf einer Art Aufkleber. Um diesen lesen zu können, muss man den Kopf um bestenfalls 90° neigen. Das ist auf die Dauer ziemlich unangenehm.
 

Abgesehen von der etwas trockenen Theorie lassen sich die verschiedenen Gesteinsformation nett anschauen. Natürlich halten wir auch wieder Ausschau nach Lizards und Rock-Wallabies. Immerhin stoßen wir erstaunlich oft auf Stellen, in denen sich das Wasser vergangener Regenfälle gesammelt hat. Die Bedingungen sind daher nicht schlecht. Für uns bedeutet das unverhofft viele Flussüberquerungen, die teilweise gar nicht so einfach zu meistern sind. Doch für erfahrene Wanderer, wie wir es sind, stellen sie keine größeren Probleme dar und wir behalten trockene Schuhe. 




Die Spuren sagen zumindest, dass es hier Wallabies gibt.

Nach 4 km markiert ein altes Windrad das Ende des Wanderweges. Das Flussbett ist an dieser Stelle gesäumt von gigantischen Eukalypten. Im Schatten einer der Baumriesen verschnaufen wir für einen kurzen Moment und machen uns dann auf den Rückweg. Der verläuft ohne besondere Vorkommnisse und schon bald darauf stehen wir wieder bei Koby. Gute 2 ½ Stunden waren nötig um die 9,4 km zurückzulegen.

Nach einer kleinen Stärkung zum Mittag machen wir uns daran Brot für morgen früh zu backen. Bevor es losgeht, sorgt allerdings eine Verkettung unglücklicher Zufälle für etwas schlechte Laune auf Cecils Seite. Auslöser ist mal wieder der verhasste Wind.
Wir haben bereits alle Zutaten auf dem Tisch zusammengetragen und den Gaskocher aufgestellt. Als Windschutz fungiert, wie immer, der aufgeklappte Transportkoffer des Kochers. Von einer besonders heftigen Böe wird dieser vom Tisch geweht. Auf seinem Weg reißt er das teuer erkaufte Öl mit. Die Flasche schlägt am Tablet an, welches Cecil gerade noch auf dem Schoß hat. Daraufhin öffnet sich die Flasche, verteilt einen ersten Schwall Öl auf dem Gerät. Ein zweiter landet auf Cecils Beinen und Füßen, als die Flasche auf dem Boden landet. Ganz klasse.
Als kleiner Trost scheint uns das Brot heute deutlich besser zu gelingen, als bei unserem ersten Versuch. Für den Teig mischen wir Mehl mit etwas Milch, Öl und Salz. Mit einer Flasche rollt Sarah kleine Teigfladen aus, die wir in der Pfanne braten. Auf das morgige Frühstück können wir uns so doch wieder freuen.


Am Nachmittag geht es auch unseren Wasserreserven an den Kragen. Unsere letzten 10 Liter sind angebrochen. Wir hoffen darauf, dass es im Wilpena Resort Zugang zu Trinkwasser gibt. Ansonsten haben wir noch unseren Wasserfilter und ein paar Kohletabletten, falls alle Stränge reißen.

Während Cecil Videos kopiert und ein Backup unserer Festplatte anlegt, legt Sarah eine Gesichtsmaske auf und versucht ihren Puls runterzufahren. Im Verlauf des Tages ist die Temperatur ganz schön angestiegen. Trotz der Hitze hat sie ein hartes Training absolviert. Mit erfrischtem Teint und normalem Ruhepuls macht sie sich anschließend daran Fotos zu bearbeiten.

Nach dem Abendessen fällt es uns schwer erneut in den Rhythmus zu kommen. Wir können uns jedoch nochmal aufraffen und weiter arbeiten. Zwei Stunden später haben wir endgültig genug und gehen ins Bett. Ihr seht, wir geben unser Bestes auf Stand zu kommen.

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