29.05., Samstag: Mill Creek Campground Fortescue Bay - Die Kräfte des Wassers

Heute sind wir noch vor dem Wecker wach. Dabei war es angenehm ruhig in der Nacht. Jetzt am Morgen regnet es lediglich ganz leicht. Das löst sich auch noch in Wohlgefallen auf, als wir gegen 7 Uhr unten sind. Es ist nicht zu kalt und kaum windig, so dass das Frühstück sehr entspannt abläuft. Erst der Abwasch kostet uns etwas mehr Zeit als sonst. Unsere Vorräte gehen langsam zur Neige und somit werden tagtäglich Dosen frei. Die recyclen wir natürlich. 
 
 
Bevor wir das Zelt einpacken, kümmern wir uns um den Möwenschiss auf der Plane. Während wir uns gestern einen schönen Tag auf Maria Island gemacht haben, wurde Koby ganz offensichtlich von ein paar Möwen belagert. Um kurz nach neun sind wir unterwegs in Richtung Tasman NP. Eine Route führt über eine Gravelroad, die andere über asphaltierte Straßen. Wir entscheiden uns für die etwas längere Route über Asphalt. Koby versuchen wir hier auf Tasmanien in Zukunft etwas zu schonen. 
Bis nach Sorell sind es nur 30 Kilometer. Hier können wir an einer Dumpstation unser Wasser auffüllen. Wir sind schon dabei, da nähert sich uns eine alte Frau. Sie kommt aus Richtung des Campingplatzes, doch mit ihrer zerlumpten Kleidung sieht sie eher wie eine Bettlerin als eine Camperin aus. Keinen halben Meter neben uns kommt sie zum Stehen. Wir rechnen jeden Moment damit nach Geld gefragt zu werden. Doch sie lässt uns in Ruhe unsere Flaschen auffüllen. Als wir fertig sind, holt sie ebenfalls ein paar Flaschen heraus und füllt diese am Hahn. Offenbar doch nur eine Camperin mit der schlechten Angewohnheit fremden Menschen etwas zu nahe auf die Pelle zu rücken. 
15 Minuten später sind wir in Dunalley. Der kleine Ort ist das Tor zum Tasman NP. Auf einer kleinen Rest Area am Ortseingang halten wir und verschaffen uns mittels einer dort aufgestellten Karte einen ersten Überblick. Denn dieser Nationalpark ist nicht in unserem Reiseführer vertreten. Sarah hat sich daher im Vorfeld auch schon im Internet informiert. Wir legen uns einen groben Plan zurecht und setzen die Fahrt fort. 
Den ersten Halt im Park machen wir am Tasman Blowhole. Vom Parkplatz aus erreicht man es in wenigen Minuten. Wir sind allerdings ein wenig enttäuscht. Erwartet haben wir ein enges Felsloch, durch welches bei vernünftige Seegang das Wasser hindurchschießt. Doch das Blowhole hier ist groß wie ein Scheunentor. Die Wellen schwappen hindurch und in ein großes Becken. Insgesamt nicht sehr spektakulär. Kann man machen, muss man aber nicht. 
Viel beeindruckender ist der Tasmans Arch. Ein gigantischer Felsbogen, der sich in 30 Metern Höhe über das Meer spannt. Über diesen Bogen führt eit kurzer Rundwanderweg weiter zur Devil's Kitchen. Eine ähnliche Schlucht wie am Tasmans Arch, jedoch ohne Felsbogen darüber. Hier wird mit einer unglaublichen Kraft Wasser hineingedrückt. Über die Jahrtausende sind so tiefe Spalten und Höhlen im Gestein entstanden. 
Von dem mittlerweile geschlossenen Parkplatz an der Devil's Kitchen, lässt Cecil Alli aufsteigen. Für eine neue Perspektive steuert er sie direkt über das offene Meer. Die kleine Drohne ist bereits ein paar hundert Meter von uns entfernt, da wird einer Motoren-Fehler angezeigt. So schnell es geht, holt Cecil sie zurück. Zunächst über festen Boden, dann zu uns auf den Parkplatz. Es geht alles gut und Alli landet unbeschadet. Cecil kann zunächst nichts erkennen. Er zieht die Schrauben an den Rotorblättern fest und wagt danach einen neuen Versuch. Dieses Mal gelingen ein paar Aufnahmen. Doch der Wind frischt plötzlich auf. Als dann auch noch eine geringe Akkuspannung angezeigt wird, bleibt wieder nichts anderes übrig als Alli vorzeitig zurückzuholen.
 





 
Von der Devil's Kitchen aus, kann man weiter zur Waterfall Bay wandern. Schweren Herzens entscheiden wir uns jedoch dagegen. Es würde schlicht zu lange dauern. Allerdings müssen wir trotzdem nicht auf einen Besuch der Bucht verzichten. Über eine Gravelroad gelangt man auch mit dem Auto dorthin. Die ist allerdings ziemlich schmal und führt durch sehr hügeliges Gebiet. Cecil geht sicherheitshalber erneut zum manuellen Schalten über, um Koby etwas zu unterstützen. 
Die Waterfall Bay ist an sich sehr schön. Nur von dem namensgebenden Wasserfall fehlt jede Spur. Erst bei ganz genauem Hinsehen, kann Sarah ihn entdecken. Auf der anderen Seite der Bucht, mehrere hundert Meter entfernt, fließt ein kleines Rinnsal über die Klippe ins Meer. Selbst für Alli ist das etwas zu weit. Nach einem weiteren Blick auf die Uhr, nehmen wir die Beine in die Hand und steuern noch einen weiteren Lookout an. Wir geraten dabei schon fast in eine Art Joggen. Am Ende wissen wir nicht genau, ob wir den Aussichtspunkt wirklich gefunden haben. Doch wir drehen um, nachdem wir eine eindrucksvolle Felssäule bestaunt haben, die aus dem Meer aufragt. 
 


  

So schnell uns unsere Beine tragen, geht es zurück zu Koby. Immerhin steht noch eine weitere Wanderung auf dem Programm. Die startet von einem Campingplatz, auf dem wir auch die kommende Nacht verbringen wollen. Am Eingang können wir uns selbst registrieren. 13$ kostet es hier auf dem Mill Creek Campground in der Fortescue Bay zu stehen. Auf Tasmanien im normalen Bereich für einen Platz im Nationalpark. Einige Plätze sind schon belegt. Was noch übrig ist, ist oft ziemlich uneben und abschüssig. Wir finden dann aber doch noch etwas und stehen zudem schön nah am Startpunkt der Wanderung. 
Trotz des Zeitdrucks, nehmen wir uns heraus noch schnell einen Happen zu essen. Gurkensticks, Tomaten und ein paar Nachos sind nicht sehr sättigen, aber für den Moment passt es. Um etwa 13:40 Uhr sind wir unterwegs. In nicht einmal drei Stunden geht die Sonne unter. Vier Stunden soll es auch bis zu unserem Ziel, dem Cape Hauy, und wieder zurück dauern. Für den Fall der Fälle sind wir mit einer Taschenlampe ausgerüstet. Wir sind jedoch guter Dinge, dass wir wie immer schneller unterwegs sind. 
Dicht am Wasser geht es zunächst am Rand der Bucht entlang. Es gibt kleinere bergauf Passagen, bevor wir sehr früh eine Treppe erreichen. Zu früh für Cecils Geschmack. Der ist noch gar nicht richtig warm gelaufen und hat an den Stufen ganz schön zu kämpfen. Sarah dagegen gefällt es. Zum Glück geht es danach wieder über ebenes Terrain. Allerdings nur ein kurzes Stück. Es folgen Treppen in einer Tour. Treppen rauf, wieder runter, wieder rauf. Was für ein Spaß. 
Einen ersten Wegweiser erreichen wir nach 40 Minuten. Demnach braucht man eine Stunde bis man zurück in der Bucht ist. Wir sind damit wie erwartet sehr schnell unterwegs. Die Chancen stehen gut, dass wir noch vor Sonnenuntergang zurück im Camp sind. In die andere Richtung soll es noch zwei Stunden bis zum Cape dauern. Ob damit die einfache Strecke oder hin und zurück gemeint ist, bleibt das Schild schuldig. Ist uns auch egal. Wir gehen einfach weiter.
Der Weg besteht weiterhin aus endlosen Treppen. Doch wir bekommen auch jetzt schon etwas zu sehen. Wir haben den Wald hinter uns gelassen und haben nun einen herrlichen Blick über eine Steilküste. Man entdeckt immer wieder neues im Fels. Höhlen, Bögen und windschiefe Säulen.
 



 
Am Ende des Weges wartet eine Aussichtsplattform auf uns. Der Blick von dort aus verschlägt uns die Sprache. Aus einem tosenden Meer steigen unglaubliche Felsformationen empor. Die Szenerie wirkt wild und unberührt. Zu Cecils Freude windet es trotzdem kaum, so dass Alli starten kann. Erst mit ihrer Hilfe entdecken wir die ganze Schönheit dieser Landschaft. Die Spitze vom Kap ist vom Festland getrennt. Durch den Graben strömt das Meer. Zwischen den beiden Landmassen ragt eine freistehende Felssäule hinaus. Bestimmt einer der beeindruckendsten Orte, die wir bisher besucht haben.
 



  

Länger als für uns üblich, halten wir uns auf der Plattform auf. Doch dann ist es Zeit für den Rückweg. Immerhin haben wir für den Hinweg kaum mehr als eine Stunde benötigt. Wir sind schon echte Wandermaschinen. Das macht in jedem Fall Mut für den Rückweg. Auch wenn wir uns nicht gerade darauf freuen die ganzen Treppen noch einmal zu gehen. Eine der besagten Treppen zieht sich gefühlt endlos. Wir gönnen uns trotzdem keine Pause. Mindestens 400 Stufen in den unterschiedlichsten Höhen erklimmen wir am Stück. Da wird unsere Beinmuskulatur ganz schön auf die Probe gestellt. 
Sobald wir wieder im Wald sind, wird der Weg etwas weniger anspruchsvoll. Dafür gibt es auch nichts mehr zu gucken, daher zieht sich der Weg ganz schön. Immerhin ein paar Wallabies begegnen wir. Die sind hier aber so scheu, dass wir keines davon vor die Linse kriegen. 
 
 
Sarah sieht es gelassen. Sollten wir heute keine Tieraufnahmen mehr bekommen, postet sie einfach nochmal ein paar Bilder von gestern. Von den Wombats haben wir ausreichend Material. So weit kommt es dann aber doch nicht. Auf dem Campingplatz erwartet uns ein weiteres Wallaby und das ist tiefenentspannt. 
 


 
Anstatt vier Stunden, haben wir für die Wanderung mit Pause nur 2 ½ benötigt. Es ist also noch hell, als wir gegen kurz nach 16 Uhr bei Koby ankommen. Das bringt Sarah in eine blöde Situation, denn es bliebe damit noch genug Zeit für ein Workout. Nach dieser anstrengenden Wanderung, keine leichte Entscheidung. Doch sie kann sich selbst überreden und zieht ein acht minütiges Bauchtraining durch. In der Zeit schafft es Cecil gerade so die Thermounterwäsche anzuziehen. Das ist dafür aber deutlich weniger kräftezehrend. Im schwindenden Licht entscheiden wir spontan eine Flasche Sekt zu öffnen. Es war ein sehr schön Tag. Darauf kann man schon mal anstoßen.  
 
  
 
Wir bauen im Anschluss das Zelt auf, damit sich Sarah oben umziehen kann. Cecil macht es sich unten so gut es geht gemütlich und holt das Tablet heraus. Zeit Stichpunkte zu schreiben. Mittlerweile ist es 17 Uhr und es wird innerhalb weniger Minuten dunkel. Dick eingepackt kommt Sarah zurück aus dem Zelt. Sie packt ihr Strickzeug aus. Aus dem Material eines erfolglosen Versuchs soll jetzt eine Mütze entstehen. 
Um 17:40 Uhr ist Cecil mit den Stichpunkten von heute fertig. Sarah übernimmt daraufhin das Tablet und beginnt den gestrigen Tag zu Papier zu bringen. Trotz all unserer Kleidung, ist uns schon jetzt ganz schön kalt. Wir gehen daher dazu über uns beim Schreiben abzuwechseln. So hat jeder zwischendurch die Gelegenheit die Hände wieder halbwegs aufzuwärmen. Für etwas Abwechslung sorgt außerdem ein Pademelon, welches uns einen abendlichen Besuch abstattet. Etwas später läuft ein Fuchskusu unter Koby hindurch. Einen weiteren entdecken wir in einem Baum. 
Gegen 19 Uhr schreibt Sarah die letzten Stichpunkte von unserem Tag auf Maria Island. Ein langer und aufregender Tag. Cecil hat kurz davor damit begonnen unsere heutige Portion Linsensuppe aufzuwärmen. Beim anschließenden Abwasch ist es draußen nicht mehr nur kalt, sondern eisig. Sarah macht sich danach daher direkt bettfertig. Cecil hat dagegen noch keine Lust ins Zelt zu gehen. Ihm ist auch schon eine Idee gekommen, wie er sich gegen Wind und Wetter schützen kann. 
Es ist acht als sich Sarah ins Bett verabschiedet. Zeit für Cecil sein neues Homeoffice zu beziehen. Er macht es sich auf dem Beifahrersitz gemütlich. Das Tablet kann er auf das geöffnete Handschuhfach stellen, die Tastatur auf den Beinen ablegen. Der Wind kann ihm hier nichts anhaben. Mit etwas Glück heizt sich der Innenraum über die Zeit sogar etwas auf. Jetzt nur noch etwas Musik, dann kann es losgehen mit dem Schreiben. 
 
 
Etwa eine Stunde ist vergangen und damit Zeit für ein erstes Zwischenfazit. Es ist nicht gerade warm geworden im Auto, aber immerhin ist Cecil auch nicht kälter geworden. Von der Sitzposition passt es auch. Das Konzept Homeoffice könnte sich in Zukunft durchsetzen. Nur wird Cecil von einer totalen Schreibblockade geplagt. Jeder Satz wirkt plump und profan. Es ist eine ganz schöne Quälerei und wirklich weit kommt er so wohl nicht. 
Nach weiteren fruchtlosen Versuchen bricht Cecil ab. Für einen Moment überlegt er eine Tüte Chips zu holen und einen Film zu schauen. Doch er kommt zu dem Schluss, dass er sich das nach diesem journalistischen Fiasko schlicht nicht verdient hat. Also nur noch schnell Zähneputzen und auch hoch ins Bett. Aber wo ist der Autoschlüssel?
Es ist zum verrückt werden. Das Teil ist nirgendwo zu finden. Normalerweise hat Cecil den Schlüssel immer in der Hosentasche. Jetzt scheint er spurlos verschwunden. Sogar im Schein der Taschenlampe, kann Cecil ihn nicht finden. Das ist ihm noch nie passiert. Sarah wird durch die Suchaktion wach, kann aber auch nicht helfen. 
Am Ende muss der Ersatzschlüssel herhalten. Hoffentlich taucht der andere morgen wieder auf. Als Cecil abschließt, geht zu allem Überfluss der Alarm an. In der Aufregung hat er vergessen den Kofferraum zu schließen. Genervt und frustriert landet Cecil kurz darauf neben Sarah im Bett. Da ist es 22:30 Uhr. Bis sein Ärger etwas verflogen ist und er endlich schlafen kann, dauert es aber noch eine Weile. 

Kommentare

  1. Prost!
    Tolle Felsformationen. Alli hat das auch wiedermal mit sehr schönen Luftaufnahmen unterstützt.

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    1. Oder? Die Drohnenaufnahmen sind echt ziemlich gut geworden. Wir haben sie auch gerade nochmal geguckt. Beeindruckend diese Formationen.

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