20.09., Sonntag: Palm Valley Campground - Koby hat es wieder nicht leicht
Langsam scheinen wir unseren verlorenen Schlaf nachgeholt zu haben. Ohne uns extra einen Wecker gestellt zu haben, sind wir heute bereits zum Sonnenaufgang wach. Zum Glück, kann man sagen, denn der macht ordentlich was her. Besonders schön ist es, dass wir ihn aus dem offenen Fenster bestaunen können, während wir weiter in unsere warmen Decken gehüllt liegen bleiben können. Derartig motiviert, machen wir noch vor dem Frühstück gemeinsam ein Bauch-Workout.
Beim Frühstück droht die gute Stimmung dann allerdings zu kippen. Eines der Eier ist schlecht geworden. Das stellen wir allerdings erst fest, nachdem es, neben einem guten, in der Pfanne gelandet ist. Beide müssen wir daraufhin in den Sand kippen, was besonders Cecil nervt. Sarah wiederum nervt es, dass Cecil deswegen plötzlich so schlechte Laune hat. Für ein paar Minuten herrscht eisige Stille zwischen uns. Dann aber reißen wir uns zusammen. Wir nehmen uns vor wegen solcher lienLappalien nicht mehr sofort Trübsal zu blasen. Vielmehr fordern wir uns gegenseitig heraus. Der nächste, der wegen einer Kleinigkeit einen Ausraster hat, schuldet dem anderen ein Eis. Einzige Ausnahme: Wenn der Grund die wirklich nervtötenden Fliegen sind.
Im Folgenden Sticheln wir uns bei jeder Gelegenheit an. “Will der Reißverschluss schon wieder nicht zugehen? Also ich könnte da ja direkt ausflippen.” Doch für heute lässt sich wohl keiner mehr zu schlechter Laune hinreißen. Wollen wir mal sehen, wer länger durchhält.
Bis nach Hermannsburg sind wir lediglich eine halbe Stunde unterwegs. Wir passieren den kleinen Ort allerdings lediglich. Tanken müssen wir noch nicht und sind froh darüber. Das was wir vom Highway aus sehen können, wirkt wie eine Müllhalde auf der ein paar Häuschen gebaut wurden. Kurz hinter Hermannsburg zweigt die Gravelroad ab, die uns in den “Finke Gorge NP” führt. Wir lassen wie immer ordentlich Luft aus den Reifen, um keinen Schaden zu riskieren.
Zum Ende des Weges wandelt sich die Schotterpiste in eine echte Allradstrecke. Ein paar Mal müssen wir nackten Fels überqueren und die Kanten im Gestein sind teils beachtlich hoch. Koby steckt aber alles gut weg.
Wir passieren den Campingplatz auf dem wir die kommende Nacht verbringen. In weiteren 4 km Entfernung liegt das “Palm Valley”, welches wir noch heute erkunden möchten. Die Strecke wird nicht gerade materialschonender. Trotzdem ist ordentlich Verkehr. Mehr als einmal müssen wir uns auf dem engen Pfad an entgegenkommenden Fahrzeugen vorbeizwängen.
Bereits auf dem Informationsblatt wird davor gewarnt, dass die Piste ab der “Cicad Gorge” extrem anspruchsvoll wird. Tatsächlich stehen wir dort vor einem Anstieg der schier unpassierbar aussieht. Wir beobachten wie sich ein anderen Fahrzeug den gHang hinaufquält. Kurz bevor es geschafft ist, drehen die Reifen durch, das Auto droht unkontrolliert rückwärts zu rollen. Der Fahrer tritt wohl leicht panisch aufs Gas. Das Gefährt schießt über die Kuppe und setzt mit der hinteren Stoßstange laut krachend auf dem Fels auf. Entgeistert starren wir uns an. Solange wir noch jeder zwei gesunde Beine haben, sehen wir absolut keinen Grund unserem Koby das Gleiche zuzumuten. Die “Cicad Gorge” ist groß genug, um ihn hier stehen zu lassen, während wir den letzten Kilometer zu Fuß zurücklegen.
Im “Palm Valley” angelangt, führt uns der dortige Wanderweg gleich zu Beginn auf ein Hochplateau, welches das Tal im Süden umgibt. Es ist ganz schön heiß, aber meistens weht ein leichter Wind, der für ein wenig Abkühlung sorgt. Wir genießen schöne Weitblicke und bestaunen imposante Felsüberhänge. Doch das wahre Highlight wartet auf dem Rückweg durch das ausgetrocknete Flussbett auf uns. Die namensgebenen Palmen. Hier, mitten im extrem trockenen Zentrum Australiens, ein wahrlich überraschender Anblick. Die endemische Palmenart ist nur hier und im gut 1000 km entfernten “Boodjamulla NP” zu finden. Dort sind sie uns allerdings nicht so sehr aufgefallen. Die größten Exemplare messen rund 25 Meter und einige werden auf ein Alter von über 300 Jahren geschätzt.
Auf dem Rückweg zum Campingplatz macht Sarah ein paar “Offroad-Fotos”. Leider sieht es von außen gesehen wohl wieder nicht so spektakulär aus. Im Inneren wirken die Gefälle und Steigungen deutlich extremer. Zudem wird wieder alles ordentlich durcheinandergewüfelt. Die Nachhaltigkeit unserer gestrigen Aufräumaktion darf daher zurecht in Frage gestellt werden. Zu guter Letzt passiert auch noch genau das, was wir Koby eigentlich ersparen wollten. Beim Überqueren eines tiefen Absatzes im Fels, setzen wir hart mit der hinteren Stoßstange auf. Zum Glück scheint nichts beschädigt und wir können unseren Weg fortsetzen.
Auf dem Platz ist es nicht so voll, wie wir aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens befürchtet hatten. Die Nacht hier kostet uns zusammen 13,20$. Dafür können wir heute noch eine Dusche genießen. Morgen früh können wir zwei weitere Wanderungen in der näheren Umgebung absolvieren und im Anschluss nochmals duschen. Es lohnt sich also.
Sarah kann nicht lange auf die heiß ersehnte Dusche warten. Cecil setzt sich derweil ans Tagebuch. Da sich Sarah heute um die Zubereitung des Abendessens kümmert, kann er ganz ungestört weiterschreiben, bis wir gegen 19 Uhr zu Tisch gehen. Sogar der Abwasch ist heute kein Problem. Im Waschbecken des Campingplatzes geht es doch nochmal deutlich schneller und angenehmer als mit unseren Wasserflaschen. Ein wenig Luxus ab und zu tut richtig gut.
Das Wandern und die 4WD-Piste haben Spuren hinterlassen. Wir sind nach dem Essen eigentlich bereits bettreif, können uns aber nochmal aufraffen. Für Sarah steht heute wieder das bearbeiten und komprimieren von Fotos auf dem Programm. Cecil, ihr ahnt es bereits, schreibt das Tagebuch weiter. Das nachtaktive Viehzeug ist hier nicht sehr zahlreich. Wir können daher recht ungestört unserer Arbeit nachgehen. Gegen 21:30 Uhr ist dann Feierabend für heute.


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