19.10., Montag: Roxby Downs Rest Area - Selbsthilfe

Etwas ungewöhnlich wacht Cecil heute noch vor dem Wecker auf. Anscheinend hat sich sein sechster Sinn gemeldet. Denn draußen sorgt der Sonnenaufgang für ein schönes Farbenspiel. Schnell wird Sarah geweckt und wir genießen gemeinsam die Szenerie. Anschließend dösen wir noch ein wenig vor uns hin, bevor wir aus dem Zelt steigen. 
 
Sturt's Desert Pea (deutsch: Wüstenerbse) - Das Blumenwappen von Südaustralien
 
Gegen kurz nach 10 Uhr sind wir unterwegs nach Roxby Downs. Die Reparatur unseres platten Reifens und der Windschutzscheibe stehen für heute ganz oben auf der To-do-Liste. Nachdem wir in Katherine gute Erfahrungen mit der Werkstattkette gemacht haben, ist unsere erste Anlaufstelle die “Beaurepairs”-Filiale in Roxby. Wir lassen uns von Sarahs Handy navigieren, doch als wir das Ziel erreichen, können wir die Werkstatt nicht finden. Nach einer weiteren Runde um den Block geben wir auf. Gleich um die Ecke gibt es eine weitere Bude, die Reifenreparaturen ausführen. Hier können wir den Reifen direkt da lassen und es sollte höchstens eine Stunde dauern, wenn eine Reparatur möglich ist. 
Ebenfalls nur einen Steinwurf entfernt, befindet sich ein KfZ-Glaser. Wir treffen den Eigentümer am Tor vor der Werkstatt und er wirft direkt einen Blick auf den Schaden. Leider ist seiner Meinung nach eine Reparatur bei der Größe nicht möglich. Es muss eine neue Scheibe her. Die könnte bereits morgen hier sein. Kostenpunkt inklusive Einbau ca. 400$. Der Haken kommt allerdings noch. Nach dem Einbau müsste das Ganze trocknen und wir könnten erst am Donnerstag weiterfahren. Diese Information müssen wir erstmal verdauen. Noch weitere vier Tage hier in Roxby Downs hängen? Keine sehr prickelnde Vorstellung. 
Offensichtlich erkennt der Mechaniker in unseren Gesichtern eine gewisse Enttäuschung und Ratlosigkeit. Als Alternative kann er uns nur sagen, dass wir bei “Autopro” ein Reparatur-Kit kaufen könnten. Damit könnten wir es probieren und schauen, wie weit wir noch kommen. Früher oder später werden die Risse sich jedoch ausdehnen. Ein Austausch der Scheibe könnte damit nur etwas hinausgezögert werden. Wir lassen uns seine Karte geben. Bis 14 Uhr müsste er wissen, ob er die Scheibe bestellen soll. 
Im Auto besprechen wir das weitere Vorgehen und einigen uns darauf, es mit dem “Selbsthilfe-Kit” zu probieren. Sollte unser Reifen repariert werden können, gehen wir anschließend die Reise zum “Lake Eyre South” an und lassen die Scheibe in einer Stadt an der Küste wechseln, sollte sie nicht halten. Eine kurze Google-Recherche deutet darauf hin, dass es dort deutlich schneller und bestimmt auch günstiger ginge. 
Nach nicht einmal einer Stunde, erhalten wir einen Anruf von der Reifenwerkstatt. Es gibt gute Nachrichten: Eine Reparatur war möglich. 40$ bar werden fällig. Wir fahren direkt hin. Vor Ort erfahren wir, dass ein gut 4 cm langer Nagel im Reifen steckte. Höchstwahrscheinlich haben wir uns den auf dem Campingplatz in der “Painted Desert” eingefahren. Die Nacht dort hat uns daher wohl insgesamt stolze 60$ gekostet, wenn man Campinggebühr und Reparaturkosten zusammen nimmt. Aber immerhin haben wir wieder einen einsatzbereiten Ersatzreifen. Bevor wir weiterfahren, warnt uns der Mechaniker, genau wie schon der Scheibenspezialist, vor der rauen Gravelroad, die zum “Lake Eyre” führt. Das kann ja was werden. 
Bei “Autopro” besorgen wir für 33$ ein Scheiben-Reparatur-Kit. Die Angaben auf der Verpackung deuten zwar daraufhin, dass unser Schaden zu groß ist, doch wir wollen den Versuch wagen. Immerhin sind damit bis zu fünf Anwendungen möglich. Selbst wenn es nicht klappt, kann es sicher nicht schaden, so ein Set im Werkzeugkoffer zu haben.Koby ist also zunächst versorgt und wir können unsere Reise, wie geplant fortsetzen. 
Aus unserem Reiseführer wissen wir, dass die meisten Nationalparks in South Australia kostenpflichtig sind. Es wird eine tägliche Gebühr pro Fahrzeug erhoben. Meistens sind das um die 10$. Praktischerweise werden Pässe angeboten, die gleich alle Parks abdecken und für einen gewissen Zeitraum gelten. Für uns scheint der “Holiday Park Pass” der richtige zu sein. Mit diesem sind wir berechtigt für einen Zeitraum von 2 Monaten so viele Parks zu besuchen, wie wir möchten. Und das Ganze für schmale 44$. Im i-Site von Roxby Downs wollen wir das gute Stück erstehen. 
Die Mitarbeiterin hinter dem Tresen ist sehr nett und sofort bemüht uns alle wichtigen Informationen und Internet-Adressen, die uns in Zukunft weiterhelfen könnten, herauszusuchen. Allerdings klingt es bei ihr so, als müsste man die Eintrittsgebühr für jeden Nationalpark einzeln entrichten. Noch dazu müssen sämtliche Campingplätze vorgebucht werden. Wir sprechen sie direkt auf den “Holiday Park Pass” an. Davon hat sie noch nie etwas gehört. Das soll aber nichts heißen, sagt sie selbst, und nimmt direkt das Telefon in die Hand. Eine Kollegin am anderen Ende hat von dem Pass gehört und wir könnten ihn online kaufen. Einen Ausdruck des Dokuments könnten wir uns in der angrenzenden Bibliothek machen lassen. Dieser muss in den Nationalparks auf dem Armaturenbrett ausgelegt werden. Einziger Nachteil: Die Campingplätze sind mit dem Pass nicht abgedeckt und müssen zwingend vorgebucht werden. Wir wissen jetzt schon, dass das für Probleme sorgen wird. Einfach spontan in einen Park fahren oder eine Nacht länger auf einem der Plätze bleiben ist damit in Zukunft nicht mehr möglich. Wir bezweifeln, dass wir in den Nationalparks Handy-Empfang haben werden. Aber gut. Ändern können wir es eh nicht. 
Mit Laptop und Tablet ausgerüstet, geht es in die Bibliothek. Wir bekommen zwei Zugangscodes für das Wlan. Von daher müssen wir uns für zwei von vier Geräten entscheiden, die ins Wlan können. Die Entscheidung fällt auf Cecils Handy und Sarah nimmt das Tablet. Bevor wir den Parkpass erstehen, widmen wir uns jedoch anderem. Sarah lädt neues Futter für unsere Seriensucht aufs Tablet. Cecil checkt die aktuellsten News zur Grenzöffnung von Western Australia. Der Gesundheitsminister spricht öffentlich davon, dass eine Öffnung der Grenze zu bestimmten Staaten in naher Zukunft stattfinden könnte. Es gibt tatsächlich noch Hoffnung!
Das Kaufen des Parkpasses ist nicht mehr als eine Formalität und kostet uns die erwarteten 44$. Plus den benötigten Ausdruck für 0,20$. Anschließend gehen wir kurz einkaufen und danach für eine letzte Nacht auf den gewohnten Platz kurz hinter der Stadtgrenze. 
Direkt machen wir uns daran den Steinschlag zu behandeln. Zunächst gilt es mit einer Rasierklinge die überstehenden Glassplitter zu entfernen. Eine Handlung die einem auf gewisse Art falsch vorkommt. Es ist ungefähr so, wie bei der Notfall-Reparatur eines platten Reifens, für die man das Loch erst vergrößern muss. Allerdings entfernt die Klinge tatsächlich nur ein paar Stückchen an der beschädigten Stelle. Über den Rest der Scheibe gleitet sie sanft und ohne Kratzer oder ähnliches zu fabrizieren. 
Nach der Säuberung sieht man deutlich, dass es sich tatsächlich um zwei Steinschläge handelt. Wir behandeln beide nach dem gleichen Schema. Mit Hilfe von Saugnäpfen wird eine Halterung zentral über der schadhaften Stelle platziert. In diese wird eine Art Einfüllstutzen gedreht bis er auf der Scheibe anliegt. Anschließend füllt man ein wenig Harz in die hohle Röhre und dreht einen Propfen hinein, der das Harz in das brüchige Glas drückt. Gute 45 Minuten dauert die ganze Aktion bis beide Schäden behandelt sind. Es ist bei weitem nicht perfekt, aber der Effekt ist deutlich sichtbar. Jetzt nur noch in die Sonne umparken und das Harz trocknet von allein. Für heute haben wir damit genug. 
 
So sieht das jetzt aus. Besser, oder?
 
Das Reifenwechseln, um wieder den gebrauchten Reifen zu fahren und nicht den neuen Ersatzreifen, verschieben wir auf morgen früh und machen es dann an der Tankstelle. Der Boden dort wird uns die Sache deutlich einfacher machen, als wenn wir es hier im weichen Sand angehen würden. 
Den restlichen Nachmittag und Abend arbeiten wir am Blog. Cecil ist voll und ganz mit dem Schreiben des Tagebuchs beschäftigt. Sarah liest zunächst Korrektur und beginnt dann mit dem Posten neuer Einträge. Kurzweilig arbeiten wir sogar in einer richtigen Produktionskette. Sobald Cecil mit einem Tag fertig ist, liest ihn Sarah und postet ihn.
 

 
Nachdem die Sonne untergegangen ist, ziehen wir uns langsam ins Zelt zurück. 
Für etwas Entspannung soll zum Ausklang des Tages der zweite Teil der ersten Staffel von “How to sell drugs online (fast)” gucken. Aber die Freude hält nicht lange an. Wir müssen leider feststellen, dass die zweite Folge für heute nur teilweise heruntergeladen wurde. Eher zwangsläufig widmet sich Sarah noch einem Sudoku und Cecil sich seinem Buch. 
Um 22 Uhr heißt es “Licht aus”. Für die morgige Fahrt zum “Lake Eyre South” sollten wir so frisch, wie möglich sein. 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

02.08., Montag: Über den Wolken - Es geht zurück nach Berlin

14.08., Freitag: Leliyn Campground (Edith Falls) – 99% krokodilfrei = Good Enough

14.07., Dienstag: Bedford Weir Camping Area - Die “Empty”-Marke