18.10., Sonntag: Roxby Downs Rest Area - Auf der Motorcrossanlage
Der Wecker klingelt zu gewohnter Uhrzeit. 05:45 Uhr. Doch wir rühren uns nur gering. Wir wissen heute geht ins Roxby Downs gar nichts. Alle Geschäfte, sogar die Touristeninformation, haben geschlossen. Wir haben schlicht vergessen den Wecker zu deaktivieren. Eine gute Stunde teilen wir uns die Pflicht abwechselnd die Schlummertaste zu betätigen, bevor wir uns geschlagen geben. Wir haben einen Sonntag ohne Plan vor uns. Und trotzdem gibt es viel zu tun. Dennoch können wir alles ein wenig gemütlicher angehen lassen.
Das Solarpanel aufzustellen ist in jedem Fall die erste Pflicht. Im Bewusstsein, dass wir heute noch mehr als genug Solarenergie zur Verfügung haben werden, baut Cecil direkt den Spannungswandler auf und schließt die Starterbatterie zum Laden an. Wenn es gut läuft, braucht sie “nur” 5 Stunden, um einer eventuell schadhaften Entladung zuvor zu kommen.
Während der Wind dem Solarpanel nur wenig anhaben kann, stört er uns bei der Zubereitung des Frühstücks dagegen sehr. Vor allem das Wasser, welches wir für unseren Tee und Kaffee aufkochen wollen, benötigt mal wieder eine halbe Ewigkeit. Wahrscheinlich geht ebenso eine halbe Gaskartusche drauf.
Noch während des Frühstücks taucht ein Fahrzeug am anderen Ende des Platzes aut. Im Schlepptau hat er einen Anhänger. Die Perspektive ist ungünstig, doch wir erkennen mindestens ein Motocross-Bike. Minuten später heizen kleine Knirpse auf ihren 5ps-starken Maschinen an uns vorbei. In endlosen Schleifen kreisen sie um uns. Die Größe der Motorräder mag täuschen, denn ihr Tankvolumen erscheint endlos.
Nachdem wir versucht haben, uns mit Lesen und Handy-Spielen abzulenken, versuchen wir es im Anschluss mit weniger Erfreulichem. In einer, durchaus als “unangenehm” zu beschreibenden Position, nähen wir die ausgerissene Halterung an, die das Regencover mit dem Zelt verbindet. Wir verwenden dafür zum ersten Mal Angelschnur. Gewöhnlicher Faden hat sich als zu dünn und, vor allem, zu wetterunbeständig herausgestellt. Die ganze Sache macht einen Runden Eindruck und wir sind mehr als zufrieden.
In den letzten Wochen waren wir nicht immer so ordentlich, wie wir es hätten sein sollen. Sarah versucht ein wenig aufzuräumen. Kisten werden aus- und eingeräumt und dabei neu sortiert. Cecil wechselt und reinigt derweil zwei unserer EGR-Ventile. Danach widmet er sich den Sicherungen. Nachdem gestern erneut unsere Scheinwerfer die Batterie fast leer gesaugt haben und kein Warnton erschallte, ist klar, dass ein Modul beschädigt sein muss.
Mit Hilfe der lausigen Plastikklemme sichtet Cecil jede einzelne Sicherung. Nicht ganz überraschend, findet er zwei defekte. Wir haben noch Ersatz in unserem Werkzeugkoffer. Hoffen wir mal, dass die Sache damit diesmal erledigt ist. Während das Werkzeug wieder verstaut wird, heizt gelegentlich ein Biker auf seiner Offroad-Maschine vorbei. Sie halten jedoch gebührenden Abstand.
Gemeinsam schmieden wir einen Plan für die kommenden Tage. Eines ist klar: Wir müssen Windschutzscheibe und Reifen reparieren lassen. Im i-Site wollen wir uns im Anschluss einen “Multi-Park-Pass” für South Australia besorgen. Der kostet lediglich 44$ und gewährt uns für zwei Monate den Eintritt in fast alle Nationalparks von South Australia. Im Anschluss an den “Lake Eyre South” zwingt sich ein Besuch im “Arkaroola Wilderness Sanctuary” quasi auf. Über die “Flinders Ranges” würden wir dann nach Port Augusta gelangen.
Die Lebensmittelversorgung ist in dieser Region nicht sehr gut und wir rechnen hin und her, wie wir die verschiedenen Nationalparks am besten und auch am günstigsten abwickeln könnten. Wir brechen unsere Gedankenspiele irgendwann ab, da wir einfach nicht sicher sind, welche Route oder Umwege mehr Sinn machen. Sollten wir “nur” die Umgebung um “Arkaroola” mitnehmen und dann in einer größeren Stadt unsere Vorräte auffüllen, oder ist günstiger ein Toast für 6$ zu kaufen und dafür nicht mehr Kilometer fahren zu müssen?
Wir besinnen uns auf das Hier und Jetzt. Unser grober Plan führt uns zunächst zu den Werkstätten, die sich um unseren kaputten Reifen, respektive unsere kaputte Scheibe, kümmern können. Für einen gesicherten Zugang ins Internet suchen wir im Anschluss die öffentliche Bibliothek auf, bevor wir unsere Einkäufe erledigen. Anschließend wird uns wohl nichts anders übrig bleiben, als eine weitere Nacht hier zu verbringen. Dienstag, früh am Morgen, geht es dann los zum “Lake Eyre” und dann schauen wir weiter.
Nachdem der grobe Plan steht, verläuft der restliche Tag angenehmerweise ganz normal. Cecil füllt unseren 15-Liter-Wasserkanister in alte Saftflaschen ab und versucht anschließend alles ordnungsgemäß zu verstauen. Gleich darauf sortieren wir fünf alte Flaschen, die nicht einmal zum Aufbewahren von Abwaschwasser getaugt hätten, aus. Zudem strahlt die Sonne unentwegt. Wir wissen kaum noch, was wir aufladen könnten. Ein Leben im absoluten Überfluss.
Gegen Abend fahren die Motocrosser langsam ab. Wir ziehen uns ebenfalls zurück. Die Sonne wärmt zwar noch ausreichend, doch sobald man ein Stück weit in den Schatten gerät, friert es einen.
Diese Gelegenheit nutzt Sarah. Endlich sind die Temperaturen angemessen für ihr Sportprogramm. Cecil hat, wie fast immer, seinen Turnbeutel verlegt und widmet sich stattdessen dem Tagebuch. Noch ist “Schreiben” keine Sportart. Eine gewisse Form von Disziplin erfordert es jedoch auch.
Jedem das Seine.
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