15.10., Donnerstag: Arckaringa Station - In der “gemalten Wüste”

Von einem wohl bekannten Geräusch werden wir aus dem Schlaf gerissen. Das unverkennbare Surren von Mücken umgibt uns. Leicht panisch suchen wir mit unseren verschlafenen Augen das Zelt ab. Es ist kein Blutsauger zu entdecken. Unser Fliegengitter hat alle Insekten erfolgreich abgewehrt. Sie umschwirren uns dennoch. Als ob ihnen bewusst ist, dass wir unser Refugium früher oder später verlassen müssen. 
Nachdem wir aufgestanden sind, schlägt die Sonne unsere blutrünstigen Feinde in die Flucht. Es wird schnell ziemlich warm. Das Licht ist gleißend. Aber immerhin laufen wir nicht mehr Gefahr gestochen zu werden.
Für die 47 km bis zur Tankstelle in Cadney Park, die Tankstelle vor dem Abzweig zur “Painted Desert”, setzt sich Sarah hinter das Steuer. Wir sind lediglich für ein paar Minuten unterwegs, da läuft uns schon der erste Bearded Dragon über den Weg. Mit guten 100 km/h Rauschen wir an dem Tier vorbei und halten nicht an. Das Ganze geht einfach zu schnell für Sarah. Dem zweiten Exemplar kann Sarah (hoffentlich) gerade noch so ausweichen. Die anschließende Bremsung gleicht einer Gefahrenübung aus der Fahrschule. Die Reifen quietschen nicht, doch wir kommen recht aprupt zum Stehen. Hoffentlich haben wir den armen Kerl nicht erwischt. 
Etwas zögerlich steigen wir aus und laufen ein Stück zurück bis zu der Stelle, an der wir die Echse zuletzt gesehen haben. Ebenfalls geschockt, verharrt sie weiterhin auf dem Asphalt. Wir können ein paar Fotos und Videos aufnehmen, bevor wir das Tier dazu ermuntern, diesen gefährlichen Ort zu verlassen. 
 



 
An der Tankstelle in Cadney Park tanken wir 45 Liter nach. Somit können wir spontan entscheiden, ob wir von der “Painted Desert” direkt zurück zum Highway fahren oder den längeren Weg über eine weitere Gravelroad nach Coober Pedy nehmen. 
Wie gewohnt, lassen wir kurz nach der Einfahrt auf die Schotterpiste etwas Luft aus den Reifen. Dem Schild am Eingang nach ist die Strecke derzeit sogar nur für 4WD-Fahrzeuge zugelassen. Wir sind gespannt, was uns erwartet.
Zu Beginn ist die Piste noch in einem guten Zustand. Das ändert sich jedoch schnell. Immer öfter kreuzen “floodways” den Weg. An diesen Stellen ist der Untergrund durch vergangene Regengüsse stark ausgewaschen. Hier und da lauern größere Schlaglöcher und Bodenwellen. Den meisten können wir ausweichen oder früh genug erkennen. Doch natürlich nicht allen. Wir spüren, und vor allem hören, wie im Kofferraum einiges “neu sortiert” wird. 
Während Cecil regelmäßig auf das Tacho schaut, liegt die Nadel meist zwischen 40-60 km/h. In Wahrheit sind wir größtenteils jedoch deutlich langsamer unterwegs. Die 80 km bis zur “Arckaringa Station” ziehen sich daher wie Kaugummi. 
 
Wir erreichen ein Schild, welches zur Farm und dem dazugehörigen Campingplatz weist. Von der “Painted Desert” ist jedoch nichts zu sehen. Ein weiteres Mal durchforsten wir die Kommentare bei “Campermate”. Die eigentliche Wüste ist demnach noch ein gutes Stück entfernt. Ein verblichener Wegweiser, den wir kurz darauf entdecken, scheint das zu bestätigen. Für einen Moment überlegen wir, erst morgen dorthin zu fahren. Ein kurzer Blick auf die Uhr belehrt uns jedoch eines Besseren. Es ist erst 11:30 Uhr. Die Zeit ab jetzt auf einem Campingplatz zu verbringen, wäre pure Verschwendung. 
Über eine einspurige Staubpiste gelangen wir zu einer Art Parkplatz. Von dort aus ist der Weg mit Pfeilen aus Stein auf dem Boden ausgeschildert. Von einer Anhöhe aus haben wir einen Ausblick, der in der Tat an ein Gemälde erinnert. Das Rot und Orange der Erde scheint förmlich von den sanften Hügeln in die schmalen Täler zu fließen. Erneut sind wir ganz allein vor Ort. Jede Aussicht scheint sich nur für uns zu entfalten. 
 











 


Nur ein paar wenige Kilometer vom Wanderweg entfernt, befindet sich laut “Campermate” ein Lookout. Etwas unsicher, ob wir wirklich richtig sind, fahren wir auf einen kleinen Hügel. Einige Meter vor der Abbruchkante parken wir Koby. Wir stehen so schräg, daß wir sicherheitshalber die Handbremse anziehen. Die letzten Meter gehen wir zu Fuß. Als wir die halbmondförmige Kante erreichen, verschlägt es uns den Atem. Sofort wird uns klar, wie die “Painted Desert” zu ihrem Namen kam. 
Vor uns erstreckt sich ein Tal. Uns gegenüber scheint sich die Wüste einzig dem Horizont zu ergeben. Inmitten dieser Szenerie erhebt sich eine Felsformation. Mehr ein Hügel als ein Berg. Von den größeren Kanälen, die direkt zu der Erhebung führen, zweigen kleinere ab. Das komplexe System wirkt lebendig. Jede Ader führt lebenspendendes Wasser in die entlegenen Gebiete. Dabei hinterlassen sie Spuren von Mineralien und Salzen. Auf eine natürlich Weise malen sie ihre Farben in den Boden. 
 

 

Im Anschluss machen wir noch ein paar tolle Aufnahmen von Koby aus der Luft!
 

 
Zurück an der “Arckaringa Station”, kümmert sich Cecil um die Formalitäten. Wir werden von zwei Hunden begrüßt. Sarah bleibt daher sicherheitshalber im Auto. Koby parken wir anschließend relativ nah zu den Duschen und Toiletten. In keinster Weise gehen wir von einem späten Ansturm auf den Platz aus. Nachdem wir es uns gemütlich gemach haben, folgt das, was wir nur ungern Alltag nennen. Sarah macht Sport und Cecil schreibt Tagebuch. Wieder einmal genießen wir währenddessen eine herrliche Kulisse. Wenn man es nochmal überdenkt: Sollte so einmal unser Alltag aussehen, könnten wir wohl damit leben. 
 
Für Cecil stand eine Rasurr an: Schnubbi-Zeit
 
Nachdem die Sonne untergegangen ist, packt Cecil das Solarpanel ein. Dabei hört er komische Geräusche aus dem Motorraum, eine Art Piepen. Es dauert eine Weile, bis er sich sicher ist, dass der Ton aus dem Sicherungskasten kommt. Direkt macht er sich daran, die kleinen Module zu prüfen. 
Als Cecil die Sicherung herauszieht, die den Stromkreis der Hauptbeleuchtung sichert, verstummt das Geräusch simultan. Ein kurzer Blick auf die Hebelstellung im Innenraum, bestätigt den Gedanken, der demnach als Erstes durch den Kopf schießt. Wir haben das Licht angelassen. Ein Versuch den Motor zu starten, bestätigt unsere Befürchtungen. Koby springt nicht mehr an. 
Es sieht ganz danach aus, als würde sich die Starterbatterie, die wir uns noch vor unserer Abfahrt in Sydney besorgt haben, endlich zum Einsatz kommen. Nachdem wir auf einem Festival in Deutschland mal eine platte Batterie hatten und gute 4 Stunden auf den ADAC warten mussten, hielten wir das in einem menschenleeren Land, wie Australien, für gut investierte 90$. Hier haben wir die Bestätigung. Auch wenn wir hier nicht direkt mitten im Outback gestrandet sind, ist es ein gutes Gefühl, sich aus so einer Lage selber befreien zu können.
Den Versuch gehen wir allerdings erst morgen an. Anschließend können wir den Motor gleich ein wenig laufen lassen und die Batterie damit laden. Für heute begnügen wir uns damit, theoretisch eine Lösung parat zu haben. Immerhin scheint noch genügend Energie für die Zentralverriegelung vorhanden zu sein. Aktuell ist das mehr als ausreichend.
Unser Abendessen fällt heute etwas spartanisch, aber dafür durchaus praktisch aus. Cecil bekommt seinen geliebten Asia-Nudel-Becher. Nachdem er etliche Sorten durchprobiert hat, halten wir seit kurzem immer einen kleinen Vorrat der Lieblingsmarke vor. Sarah hat schon etwas davor eine Suppe gefunden, die nur noch aufgewärmt werden muss, aber trotzdem exzellent schmeckt. 
 

 
 
Noch während des Essens beginnen uns wieder blutrünstige Mücken zu zerstechen. Ursprünglich hatten wir geplant, heute noch ein wenig produktiv zu sein: Tagebuch schreiben, Fotos sortieren und bearbeiten, die weitere Reiseroute etwas detaillierter planen. Doch diese Umstände zwingen uns förmlich in das Zelt. Und obwohl wir dort oben über genug Platz verfügen, ist dieser nicht sehr ergonomisch. Außer in einer liegenden Position. 
Wir entscheiden uns daher, für das einzig sinnvolle und beginnen eine neue Serie zu gucken. Nachdem unsere letzten Wahlen meist ernstere Themen behandelt haben und emotional aufwühlend waren, ist “How to sell drugs online (fast)” erfrischend leichtgängig und witzig. Was nicht heißen soll, dass sie uns nicht weniger zum Nachdenken angeregt hat. 
Die ersten drei, von nur sechs (!), Folgen, die dazu nur jeweils 30 Minuten Länge haben, sind schnell geschaut. Da wir nur die erste Staffel dabei haben, wollen wir uns die zweite Hälfte aufsparen. Wir lesen daher noch ein wenig, bevor wir das Licht ausmachen. Gute Nacht.


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