14.10., Mittwoch: Marla South Rest Area - Welcome to SA
Bereits gestern Abend haben wir uns darauf geeinigt, für heute keinen Wecker zu stellen. Der Plan sieht lediglich vor, die Grenze nach “South Australia” zu passieren. Wir können daher beruhigt ausschlafen. Allerdings hat Cecil vergessen seinen Wecker zu deaktivieren. Und der ist auch noch immer auf die Weckzeit von gestern eingestellt. Um 4 Uhr ertönt der Alarm. Zu Cecils Überraschung kann er den Wecker jedoch ausstellen, bevor Sarah aufwacht. Erst gegen 8 Uhr sorgt unsere innere Uhr dafür, dass wir langsam aufwachen.
Erste Amtshandlung des Tages: Den Reißverschluss am Zelteingang reparieren. Mit Bürste, Zange,Feuerzeug und Silikon-Öl bewaffnet, macht sich Cecil ans Werk. Entgegen unserer Annahme sind keine Zähne ausgebrochen. Sie haben sich lediglich verschoben, sind sozusagen ausgeleihert. Dazu hat sich ein wenig Stoff der Naht allmählich aufgelöst und stört zusätzlich den Zipper am Gleiten. Mit dem Feuerzeug brennt Cecil die abstehenden Fusseln ab. Die Zange kommt zum Einsatz, um den Zipper leicht zusammenzubiegen. Auch dieser ist über die Zeit etwas ausgeleihert. Noch einmal gründlich mit der Bürste den groben Staub entfernen, eine Schicht Silikon-Öl aufgetragen und schon flutscht es wieder. Na gut, das ist wohl etwas übertrieben. Aber der Reißverschluss schließt wieder rundum, wir müssen lediglich mit angemessener Vorsicht mit ihm umgehen.
Nachdem die Nacht erfreulich windstill war, nimmt der Wind im Verlauf des Morgens wieder ordentlich Fahrt auf. Es bleibt uns erneut nichts anderes übrig, als dicht an Koby gedrängt zu frühstücken.
Unterwegs nach Marla halten wir für einen kurzen Tankstopp in Erldunda. Wir tanken allerdings nur, um es bis nach Marla zu schaffen. Dort ist der Sprit mit Abstand am günstigsten. Auf halbem Weg stoßen wir auf einen großen Waran, der sich mitten auf dem Asphalt ganz entspannt sonnt. Natürlich fahren wir sofort links ran, doch die Echse nimmt vor uns reißaus, bevor wir nahe genug herangekommen sind. Vor Koby hatte sie paradoxerweise eindeutig weniger Angst.
An der Grenze zwischen dem “Northern Territory” und “South Australia” erwarten wir das Übliche, nämlich, dass unsere “Border-Pässe” und die Reisepässe gegen gecheckt werden. Zu unserer Überraschung befinden sich auf unserer Seite der Straße keinerlei Absperrungen. An der Rest-Area gegenüber haben es sich 4-5 Polizisten in Campingstühlen gemütlich gemacht. Die Überreste eines riesigen Lagerfeuers geben noch immer leichte Rauchschwaden ab. Die Nachtschicht hatte es offensichtlich warm. Wir passieren in Schrittgeschwindigkeit, beschleunigen jedoch bestimmt, als uns die Polizisten lediglich freundlich zu winken und zur Weiterfahrt ermuntern. Offensichtlich wird hier der Verkehr nur einseitig von dem “Northern Territory” kontrolliert. Soll uns recht sein. Wir haben unser Ziel erreicht. Welcome to “South Australia”.
Bisher waren alle unsere Grenzübergänge kein Problem. So einfach wie hier, wurde es uns allerdings noch nie gemacht. Es war klar, dass die Sache einen Haken haben musste. Nur wenige Kilometer nach der Grenze kündigen Schilder eine erneute Kontrolle an. Diese ist allerdings nicht dafür eingerichtet worden einen Virus auszugrenzen. Hier soll es Fruchtfliegen und Zecken an den Kragen gehen.
Während wir bei letzterem eher keine Sorge bezüglich einer unbewussten Einfuhr haben, ist die Gefahr die ein oder andere Fruchtfliege im Gepäck zu haben durchaus gegeben. Immerhin führen wir noch einen Apfel, Tomaten und eine halbe Gurke mit uns. Ein Abfalleimer, in dem entsprechende “Gefahrgüter” entsorgt werden können, befindet sich in Marla. Das ist noch gute 160 km entfernt. Genug Zeit um uns zu überlegen, ob wir unser Obst und Gemüse noch schnell essen, entsorgen oder schmuggeln werden.
In Marla angekommen, starten wir eine schnelle Google-Anfrage. In Cadney Park, nur etwas weiter den Highway in Richtung Süden herunter, ist das Benzin nochmal deutlich günstiger. Die Preise purzeln regelrecht je weiter wir in Richtung Küste kommen. Wieder tanken wir deshalb nur ein klein wenig nach, hangeln uns so eine weitere Station voran. Neben der Tankstelle steht bereits seit unserer Ankunft ein Polizeiwagen. Wir sind bisher nicht zu einer Entscheidung gelangt, was wir mit unserem Obst und Gemüse anstellen. Nach einem kurzen Blick in den Supermarkt, der in die Tankstelle inkludiert ist, entscheiden wir unsere Restbestände zu schmuggeln. Zwar könnten wir Tomaten und Gurke hier nachkaufen, die Preise sind jedoch ziemlich gesalzen. Sicherlich wird alles gut gehen und schon morgen, spätestens übermorgen, haben wir unsere “Schmuggelware” dann auch aufgegessen.
Bis zur Rest-Area, auf der wir die kommende Nacht verbringen werden, gilt es nur noch 35 km zurückzulegen. Vor Ort angekommen, gönnen wir uns ein wenig Entspannung und zocken beide eine Runde am Handy. Allerdings können wir uns schnell wieder losreißen. Sarah beginnt ihr Sportprogramm. Sie hat vor einer Woche ein 12-Wochen-Programm angefangen. Cecil, so wie immer, fängt an Tagebuch zu schreiben. In Sichtweite haben zwei Autos mit Caravans ihr Lager aufgeschlagen. Es gibt jedoch genug Platz für alle.
Nachdem wir heute einen reinen “Autofahrtag” hinter uns gebracht haben, steht bereits morgen unser erstes Highlight in “South Australia” an. Die “Painted Desert” soll ihren Namen nicht zu Unrecht erhalten haben. Ein gutes Stück abseits des “Stuart Highways” wartet diese Wüste angeblich mit unglaublichen Farben auf. Viel mehr Informationen haben wir auch nicht. Doch es scheint uns einen Blick wert zu sein. Denn genau das ist, was wir suchen. Die magischen Orte abseits des gewöhnlichen Touristentrubels.
Vor Ort gibt es lediglich einen Campingplatz und wir sind nicht sicher, ob wir ohne großen Aufwand einen geeigneten Ort für ein Buschcamp finden. Der Platz verlangt stolze 20$ für eine Nacht. Immerhin wird pro Fahrzeug berechnet und nicht pro Person. Zudem ist damit eine heiße Dusche ebenfalls abgedeckt. Diese Aussicht allein wirkt auf uns wie ein Magnet.
Abgesehen davon haben wir noch keine Ahnung, wie unserer weiterer Weg aussieht. Langsam stoßen wir an die Grenzen, die uns der Corona-Virus errichtet hat. Zudem hatten wir “South Australia” nie wirklich auf dem Zettel. Wir haben kaum eine Vorstellung, was uns hier erwartet. Eventuell schaffen wir es im Anschluss nach Tasmanien. Die einzige Fähre zur Inseln legt jedoch von Melbourne ab. Aktuell einer der akutesten “Hotspots” in Australien. Wir werden sehen. Unser eigentliches Ziel der gesamten Reise, eine Tour durch “Western Australia”, scheint fast noch unerreichbarer. Am besten geben wir “South Australia” einfach eine Chance. National Parks, Wildtiere und Wanderwege gibt es auch hier.
Nachdem wir gegessen haben, widmet sich Cecil erneut dem Tagebuch. Sarah stürzt sich ebenfalls in die Arbeit und bereitet die Fotos für unsere nächsten Blog-Einträge vor. Heute sind es mal nicht die Fliegen, die uns stören. Nach Sonnenuntergang wird eine hungrige Meute Mücken aktiv. Trotz einer großzügigen Schicht Anti-Mücken-Spray, bleiben wir nicht verschont. Wir versuchen den Juckreiz so gut es geht zu ignorieren und arbeiten bis spät in die Nacht.
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