26.04. - 01.05.: Barkala Farmstay - Farmalltag

Die Woche vom 26.04. - 01.05. wollen wir an dieser Stelle ausnahmsweise zusammenfassen. Einerseits hat uns bereits nach so kurzer Zeit der Farm-Alltag eingeholt, andererseits haben wir beide teils mit heftigen Stimmungstiefs zu kämpfen. Das alltägliche notieren von Stichpunkten ist daher in dieser besagten Woche stark vernachlässigt worden. Nachdem wir uns zusammengerauft haben, haben wir trotz allem probiert das wichtigste zu Papier zu bringen. Hier also unsere vergangene Woche in einer Art Kurzfassung:

Von unserer Mitbewohnerin Belen erlernt Sarah das Handwerk des Strickens. Nachdem Sarah Belen dabei mehrere Abende beobachtet hat, hat sie sich irgendwann getraut sie darauf anzusprechen. Bereitwillig erklärte Belen ihr alles und nannte ihr praktischerweise auch gleich einen Laden in Coona (kurz für Coonabarabran) bei dem Wolle und Nadeln günstig erstanden werden können.

Ein Abstecher in die Stadt war so oder so für diese Woche geplant. Als wir also am Donnerstag in die Stadt fahren, kommen wir zwangsläufig am besagten Woll-Laden vorbei. “Crazy Sam's”, eine Mischung aus Nanu-Nana, Ikea und Rudis-Resterampe führt so gut wie alles und nichts. Das Regal mit Strick-Zubehör und Wolle ist in der Tat arg gebeutelt. Nur mit Mühe finden wir vier Rollen der gleichen Wolle. Die passenden Nadeln in 5mm Stärke gibt es zum Glück auch noch. (Wie sich später herausstellt, sind sie leider gar nicht passend. Auf der Wolle steht, man soll 9mm Nadeln verwenden. Naja, so ist das bei Anfängern :)) So langsam scheint in der Stadt Normalität einzukehren. Immerhin gibt es keine Beschränkung mehr bezüglich der Anzahl an Kunden im Supermarkt. Der arme Mensch am Eingang mit seinem Zählgerät wurde also endlich erlöst. Selbst Desinfektionsmittel ist wieder verfügbar. Es sind zwar nur zwei Stück pro Kunde erlaubt. Aber hey! Wen interessiert das? Kein Limit mehr bei Nudeln und Sauce. Also von uns aus kann es wieder auf die Straße gehen!

In den folgenden Tagen lernt Sarah in erstaunlicher Geschwindigkeit das Stricken. Sei es morgens zwischen Frühstück und Arbeitsbeginn oder Abends im Wohnzimmer am wärmenden Ofen. Sie ist mit Eifer dabei und Belen dankbarerweise oft genug mit Rat und Tat an ihrer Seite. Da, wie alle immer wieder betonen, der Winter kommt, kann Cecil dem auch nur Gutes abgewinnen. Wäre doch gelacht, wenn da kein Schal für ihn herausspringt.

Das Übungsstrickstück, danach geht es an den ersten Schal (das Resultat, wenn es fertig ist ;) )
Währenddessen reißt Cecils Glückssträhne bei der Arbeit nicht ab. Zum Beispiel darf er mit Cole losziehen zum Holzhacken. Das klingt vielleicht erstmal nicht sehr erstrebenswert, aber es ist ein echtes Abenteuer und man fühlt sich unweigerlich sehr männlich. Da wird kurzerhand der alte Landcruiser mit Kettensäge und Axt beladen, ein Trailer angehängt und sie machen sich auf in die weiten Ländereien der Farm. Teils geht es so weit abseits der Pfade, dass man sich vorkommt wie auf einer Safari. Sie sind auf der Suche nach einem verwertbaren "Red Gum" Tree. Anders als bei der Schredder-Aktion, haben sie es dieses Mal aber auf bereits gefällt oder auf andere Umstände gefallene Bäume abgesehen.
Ist ein geeigneter Baum gefunden, heißt es Gehörschutz aufsetzen und die Kettensäge anschmeißen. Die kleineren Teile werden direkt in den Trailer oder den Kofferraum verladen. Doch wenn es Richtung Stamm geht, muss die Axt ran. Und wer kennt das nicht. Besonders in Filmen werden sehr gerne Männer gezeigt, die mit einem beherzten Schlag Stämme von enormen Durchmesser in ihre Einzelteile zerlegen. Cecil hat das letzte Mal Holz gehackt, da war er etwa 12 Jahre alt. Das war in Stausmark bei den Nachbarn. Die Aktion endete abrupt, als der Nachbarsjunge etwas zu weit ausholte und sich mit der Axt selbst ein Loch in den Kopf schlug. Es war am Ende nichts schlimmes, doch Holzhacken stand seitdem nicht mehr auf dem Programm. Nicht unbedingt weil Löcher in Köpfen befürchtet wurden, aber es hat sich einfach nichts ergeben. Wenn mal ein Feuer gemacht wurde, konnte man das Holz dafür auch sägen. So richtig Holzhacken mit einer Axt… das war jetzt schon etwas Aufregendes.
Zitat Cecil: "Meine Güte ist das anstrengend." Bereits nach wenigen Schlägen läuft der Schweiß bei Cecil in Strömen. Cole lässt irgendwann die Kettensäge sinken und gibt etwas Hilfestellung. Mit genug Übung wird es sicher bald schneller gehen die Stämme zu spalten. Ein gutes Training ist es in jedem Fall.

Nachdem am Anfang der neuen Woche zwei neue Pärchen aus Argentinien und Frankreich eingetroffen sind, wird am Mittwoch der selben Woche ein spontanes Meeting einberufen. Anscheinend wächst die ganze Sache doch langsam über ein paar entscheidende Köpfe. Die Regeln werden verschärft. Unter anderem wird auf die Einhaltung der Arbeitszeiten gepocht. Für uns schon ein erster großer Dämpfer, da wir uns mittlerweile gut damit abgefunden haben ab und zu ein bisschen länger zu arbeiten, um dann gelegentlich einen Nachmittag frei zu nehmen. Außerdem wird es kein Make-your-own mehr geben. Anscheinend wurde zu viel und unkontrolliert aus den Kühlschränken entnommen. Wir haben immer nur Reste verwertet, aber das ändert jetzt wohl auch nichts mehr. Tatsächlich spricht jemand anderes genau diesen Punkt an. Wenn aber alle nur noch Reste essen, gibt es nicht mehr genug Reste für alle. So kann man die folgende Diskussion abschließend zusammenfassen. Wir schauen uns nur mit einem Blick an, der sagt: Lass uns bloß hier weg. Da diese Änderung bedeutet, dass wir auch noch jeden Abend zu einem bestimmten Zeitpunkt essen müssen und dann wieder gemeinsam mit allen Ewigkeiten abwaschen und die Küche sauber machen müssen.

Völlig entgegen unserer Stimmung folgt aber ein ungeahntes Highlight: Cole gibt uns einen privaten Töpferkurs. Sarah hat natürlich vorher ganz lieb gefragt und wir haben einen Termin ausgemacht. Es gilt eine kleine Vase zu töpfern. Am Ende kriegen wir zumindest eine Art Fressnapf hin. Doch so richtig Talent scheinen wir beide nicht zu haben. Aber es war sehr spannend mal selber am Drehrad zu sitzen.

Unsere "Vasen": Links Sarahs Topf, Mitte & Rechts sind von Cecil
Eines schönen Tages scheint es nur noch ein einziges Thema zu geben: bald wird es regnen. Voraussichtlich bereits in zwei Tagen. Noch bevor der Regen kommt, soll Barley (Gerste) ausgesät werden. Das auserkorene Feld ist bereits umgegraben. Doch die Unkrautpflanzen-Reste sind so lang und struppig, dass sie sich binnen kürzester Zeit in der Maschine für die Aussaat verheddern würden. Oberste Priorität ist es daher das Feld von eben diesen Pflanzenresten zu säubern. Maria hat nach eigener Aussage schon die letzten Tage ihr Möglichstes getan, gemeinsam mit Telline und den Kindern. Doch nun drängt die Zeit.
So stehen wir völlig unvermittelt eines Tages auf einem umgegrabenen Feld und wir freuen uns darüber. Endlich mal rauskommen und etwas anderes machen als Unkraut jäten oder Wellblech bearbeiten. Maria drückt uns beiden eine Mistgabel in die Hand und zeigt uns was damit aufgepickt werden muss. Der Übeltäter ist braun, lang und teils schon von sich aus zu kleinen Ballen verknotet. Vor dem Umgraben muss es sich dabei um eine Art hochwachsendes Unkraut gehandelt haben. Man muss kein Genie sein um zu erkennen, dass sich dieses Zeug vorzüglich in einer Maschine zur Aussaat verfangen kann. Da es sich um Unmengen an Unkraut handelt und man wohl auch sonst nicht viel damit anzufangen wüsste, wird es zu Haufen aufgetürmt und später verbrannt. Wir laufen also in Abständen von etwa 5 Metern voneinander quer über das Feld und picken alles auf, was wir finden können.

Unsere Arbeit wird von den Kühen der Farm genaustens überwacht. Nicht abgenommene Haufen werden von ihnen einfach zertreten oder mindestens durch Anpinkeln markiert.



Gegen 12:30 Uhr machen wir uns auf den Rückweg zur Farm. Wir fühlen uns ganz gut. Endlich mal so richtige Farmarbeit. Da haben wir uns jetzt eine extra große Portion Mittagessen redlich verdient. Doch wir wissen, dass das Unterfangen nur schiefgehen kann. In den vier Stunden, die wir auf dem Feld geackert haben, sind wir lediglich geschätzte 30 Meter weit gekommen. Man konnte das Ende des Feldes von dieser Position noch nicht einmal sehen. Aber darüber haben wir uns zunächst kaum Gedanken gemacht. Eventuell bedeutet das sogar, dass wir morgen wieder aufs Feld dürfen. In diesem Moment war das ein durchaus erfreulicher Gedanke.
Und tatsächlich durften wir wieder aufs Feld. Nur hat es bereits am zweiten Tag weniger Spaß gemacht als zuvor. Schon bei der ersten Bewegung mit der Gabel in der Hand, hat man jeden an dieser Bewegung beteiligten Muskel gespürt. Dadurch wurde aber lediglich unser Sportsgeist geweckt. Dazu haben wir Verstärkung: Belen und Charlotte werden ebenfalls für die Feldarbeit abgestellt. Da die beiden aber ebenso für die Küche zuständig sind, fährt Belen gegen 11 Uhr zurück zur Farm. Zur Mittagszeit sind wir weitere 30 Meter vorangekommen. Sollte es tatsächlich morgen regnen und man wollte das Feld bis dahin gesäubert haben, hätte man wohl mehr Man-Power gebraucht. Wir sind uns auf jeden Fall einig, dass es wohl nicht so wichtig sein kann, wie uns dauernd versucht wird weiszumachen, denn dann würde man mehr unternehmen. Ein Sonntagsausflug von Oma und den Kindern, zwei Wwoofer und Teilzeitkräfte aus der Küche reichen da nicht. In jedem Fall ist die zuvor noch willkommene Abwechslung nicht zuletzt durch die Aussichtslosigkeit auf Erfolg zu einer Qual geworden. Doch Sarah muss noch einen und Cecil zwei weitere Vormittage (jeweils 4 Stunden) aufs Feld. Es regnet leider nicht früh genug.


Nachdem wir bereits zuvor die Haufen mittels Streichhölzer in Brand gesetzt haben und dann brennende Bällen mit der Gabel von einem Haufen zum anderen getragen haben, werden Cecil und Stan (der Franzose) endlich mit richtigem Werkzeug ausgestattet: Fackeln! Eine Kanne, gefüllt mit einem Benzin-Öl-Gemisch, mit langem Stab und Fackelkopf am Ende. Einmal in Brand gesetzt, kann man nach belieben Gemisch nachkippen. Johannes setzt uns am Nachmittag ab und wir machen uns daran alles in Brand zu stecken. Wie die Feuerteufel flitzen wir über das Feld. Es macht einen Heidenspaß. Stans Fackel ist als erstes leer. Er macht noch ein paar Haufen, während Cecil einfach umher rennt und eine Spur aus Feuer hinter sich nachzieht. Nach 2 Stunden Fackeln, holt uns Johannes wieder ab und er lädt uns ein den Arbeitstag gemeinsam bei einem Bier ausklingen zu lassen. Genau so sollte es sein.
Den vierten Tag verbringt Cecil mit Musik auf den Ohren in voller Lautstärke und abseits aller anderen. Immerhin springen mittlerweile die Franzosen, die Argentinier, Belen und Charlotte abwechselnd auf dem Feld herum. Doch Cecil will davon nichts wissen. Stoisch geht er seinem eigenen Muster nach, bearbeitet etliche Quadratmeter und hört das 2-stunden Hardstyle-Mixtape geschätzte 6 Mal. Fast dachte er es könnte nicht schlimmer werden, als es auch noch zu windig ist, um die Fackeln anzuzünden.


Am selben Tag beendet Sarah ihre tagelange Arbeit am neuen Beet. Zum krönenden Abschluss werden Fenchel und Broad-Beans (dicke Bohnen) gepflanzt. Die Bohnen hat Sarah bereits mehrere Tage vorher zum Keimen in Wasser eingelegt. Wir hoffen, dass wir beides noch wachsen sehen. Ebenso hoffen wir genau das nicht…



Außerdem knipst Sarah mit ihrer Kamera fleißig Bilder für den Online-Shop. Skurriles Highlight: eine Teekanne für den Garten. So richtig wissen wir beide nicht, was man mit einer Teekanne im Garten anfängt. Das Nutzungsbeispiel als Blumenvase sieht aber ungeahnt gut aus. Wer Interesse hat, kann sich Sarahs Bilder im Online-Shop der Pilliga Pottery anschauen (http://www.barkalafarmstay.com.au/pottery/shop/teapot-planter-medium/?v=322b26af01d5 ).

Diese Woche wurden auch Sarahs bemalten Schüsseln im Ofen gebrannt. Das Ergebnis ist faszinierend:


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