20.06., Samstag: Lilydale Camping Park - Zu viel Zivilisation
Die Vögel wecken uns noch bevor das Handy klingelt. Wir bleiben noch eine bisschen liegen und lauschen dem Gezwitscher. Draußen begrüßt uns ein blauer Himmel, auch wenn die Sonne noch nicht ganz aufgegangen ist. Das Einpacken geht heute erstaunlich schnell und so sind wir bereits gegen 09:15 Uhr unterwegs. Nach einem kurzen Stück Landstraße erreichen wir die A1, den “Pacific Highway”. Mit 110 km/h brettern wir auf diesem nach Coffs Harbour. Ganz ohne anstehen zu müssen, können wir hier unseren Pfand wegbringen. Anschließend besorgen wir bei Supercheap Auto ein Luftdruck-Messgerät und einen Tankzusatz zur Motorreinigung. Cecil hat die Hoffnung, damit den erhöhten Verbrauch unter Kontrolle zu kriegen. Eventuell geht sogar die “Check Engine”-Lampe wieder aus, die seit einigen Tagen wieder leuchet. Einen Versuch ist es Wert.
Unsere nächste Station, Kmart, befindet sich in einem Einkaufs-Center. Drinnen ist es extrem voll. Corona und “social-distancing” scheint überhaupt kein Thema mehr zu sein. Außer uns scheint es auch keinen zu kümmern. Wir sind die einzigen, die wenigstens versuchen nicht alle paar Meter jemanden anzurempeln. Bei Kmart selbst sind die Folgen von Corona dagegen noch deutlich sichtbar. Immernoch sind die Regale größtenteils leer. Immerhin ergattern wir einen 10-Liter-Aufbewahrungsbox und neues Gas für unseren Kocher.
Sarah schiebt bereits seit geraumer Zeit Kohldampf. Der Grund, aus dem wir kurz darauf vor einem Hungry Jacks stehen, ist allerdings anderer Natur. Wir brauchen Wlan. Sarah lädt Wanderkarten der umliegenden Nationalparks herunter. Cecil googelt nach Werkstätten. Ein bisschen ahnen wir bereits, dass ein Tankzusatz nicht all unsere Probleme verpuffen lässt. Zudem ist in nicht einmal 1.500 km, so oder so, ein Routine-Check fällig.
Nachdem wir bei Aldi und Woolworths den Einkauf erledigt haben, hat Cecil auch Hunger. Passenderweise befinden wir uns erneut in einem Einkaufs-Center. Wir wandern die Fressmeile ab, doch so richtig spricht uns nichts an. Noch dazu wird vor nahezu jeder Fastfood-Bude in einer langen Schlange angestanden. Wir nehmen alle Kraft zusammen und unterdrücken unser Hungergefühl. Im Grunde wollen wir nur noch raus aus der Stadt. Zu viele Menschen, zu viele fettige Versuchungen, die man, sobald man ihnen erliegt, im Nachhinein bereut.
Zurück auf dem Highway setzen wir unseren Weg nach Grafton fort. An einer Tankstelle kurz vor der Stadt werden wir endlich mal unseren Recycling-Müll los. Ganz brav haben wir gesammelt und schon fast die Hoffnung aufgegeben, eine geeignete Tonne zu finden. Ein gutes Gefühl, es nicht zwangsläufig in den ganz normalen Müll werfen zu müssen.
Der Weg zu unserem ausgewählten Campingplatz führt gute 20 Minuten über eine Gravelroad. Sogar ein Viehgatter müssen wir passieren. Eine gewisse Unsicherheit, ob wir wirklich richtig sind, kommt auf. Doch von der schmalen Brücke, auf der wir kurz nach dem Gate den Clarence River überqueren, können wir eine Ansammlung von Caravans und Wohnmobilen sehen. Einige stehen hier wohl bereits eine geraume Zeit und werden noch für eine Weile bleiben. Während wir nach einem geeigneten Plätzchen für unseren Koby suchen, passieren wir Campervans, an deren Seite teils Rasenmäher stehen. Ein Dauergast hat sogar einen kleinen Garten angelegt. Der Platz scheint riesig und anscheinend hat der ein oder andere Reisende hier ein zumindest temporäres Zuhause gefunden.
Direkt am Fluss gibt es kaum noch ein freies Fleckchen Erde. Da eine Baumreihe zwischen Ufer und Wiese einem vorzeitig das Sonnenlicht verwehrt, wollen wir dort aber so oder so nicht stehen. Wir stellen uns etwa 50 Meter vom Fluss entfernt. Neben dem Zelt bauen wir vorsichtshalber auch das Awning auf. Morgen soll das Wetter recht bescheiden werden und wir wollen vorbereitet sein. Zu erwartende Regenphasen können wir so geschützt unter der Markise aussitzen.
Sobald die Sonne untergeht, heute ist es ab 18 Uhr finster, schaltet der Körper ungewollt in den “Zeit-schlafen-zu-gehen”-Modus. Wir schaffen es gerade noch so ein Rätsel zu lösen und ein wenig zu lesen. Immerhin ist es dann bereits 21 Uhr, als wir das Licht ausschalten.
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