15.06., Montag: Little Styx River Campground - Koby kann schwimmen!

In der Nacht ist die Temperatur bis an den Nullpunkt gesunken. Nachdem der Wecker geklingelt hat, zeigt uns das Handy 3 Grad Außentemperatur an. Das Frühstück ist unter diesen Umständen zweckdienlich, wir können es aber in keinster Weise genießen. Beim anschließenden Abwasch frieren wir uns dann erst recht die Finger ab. Dazu verhindert dichter Nebel, dass die Sonne zu uns durchdringt. Ein sehr gewohntes Bild der letzten Tage. 
Ab 9 Uhr reichen die wenigen Strahlen zumindest dafür aus, dass der Kühlschrank mittels des Solarpanels in Betrieb genommen werden kann. 
Nach kurzer Fahrt erreichen wir die Wollomombi Falls. Als Erstes führt uns der Wanderweg zum Edgar's Lookout, von dem aus man einen Blick über die Schlucht genießt, die der Wollomombi River über die Jahrtausende ausgewaschen hat. Die Aussicht ist ganz nett, aber nicht atemberaubend. Wir sind wohl in der Vergangenheit zu sehr verwöhnt worden. Immerhin können wir am Parkplatz unsere Wasservorräte auffüllen. Die Qualität wird zwar nicht garantiert, es sieht aber durchaus trinkbar aus.  
Ein ähnliches Erlebnis, wie Edgar's Lookout, bietet uns die Aussichtsplattform auf den Wasserfall selbst. Man hat einen schönen Blick, der nicht durch Bäume gestört wird. Doch auch hier müssen wir sagen, haben wir bereits bessere Wasserfälle gesehen. Die Tia Falls oder der Apsley Fall waren wesentlich beeindruckender. Zudem liegt alles im Schatten. Mit etwas Glück hat man eventuell in den frühen Abendstunden ein wenig Licht.

Der Weg führt uns zu zwei weiteren Lookouts. Der erste ist nicht weiter erwähnenswert. Doch vor Lookout Nummer zwei weckt ein Schild unser Interesse. Es warnt davor, dass der Weg ab diesem Punkt extrem steil wird und dadurch für ungeübte Wanderer durchaus Gefahren birgt. Sicherheitshalber solle man für die 2,4 km eine gute Stunde einplanen. 
In der Tat erwartet uns im Anschluss ein sehr abschüssiger Weg, der in Serpentinen den Hang hinab führt. Nach 15 Minuten erreichen wir den Lookout und sind ziemlich enttäuscht. Da hat das Schild deutlich größere Erwartungen in uns geweckt. Der Blick über ein gutes Stück der Schlucht ist nicht schlecht, doch wieder nichts besonderes.




 Auf dem Rückweg versuchen wir das Ganze sportlich anzugehen. Mit nicht mal 9 Minuten, bis wir wieder am Warnschild angelangt sind, haben wir vermutlich einen neuen Rekord für diesen Abschnitt des Weges aufgestellt. Dementsprechend sind wir zunächst ganz schön am Pumpen, aber zufrieden auf unsere Art das Beste aus dieser Wanderung geholt zu haben.

Vom Carpark führt ein weiterer Wanderweg in die entgegengesetzte Richtung und wir beschließen diesem eine Chance zu geben. Drei schöne Lookouts über die Wollomombi Schlucht, den oberen Wollomombi Fall und einem tollen Blick auf den Chendler Fall heben das Gesamtbild wieder auf ein ausgeglichenes Niveau. Der Chendler Fall steht, unserer Meinung nach, zu Unrecht ein wenig im Schatten des großen Wasserfalls, dessen Name auf dem Schild am Parkplatz steht. Wir empfehlen dager dringend die 1,5 km dorthin auf sich zu nehmen.




Wollomombi Falls von oben


 Gegen 13 Uhr machen wir uns auf den Weg zu unserem Campground für die kommende Nacht. Dieser ist wohl nur über einen 4WD-Track zu erreichen (passt für uns). Man kann laut den Kommentaren bei Campermate Feuerholz im Wald sammeln (perfekt) und es gibt angeblich Kängurus und Wallabies (wir lieben es jetzt schon). Das Ganze soll nur 32 Kilometer von den Wollomobi Falls entfernt sein, für die man laut Maps 40 Minuten benötigt. Auf gehts! 
Etwa 25 Minuten lang fahren wir abwechselnd über asphaltierte Strecken und Gravelroads. Auf einem Stück Schotterpiste liegt ein totes Känguru mitten auf dem Weg. Wir halten an und Cecil zieht das arme Ding von der Straße. Es handelt sich wohl um ein Männchen, doch er geht auf Nummer sicher und tastet den Bauch auf ein verwaistes Joey ab. Es ist allerdings nicht zu ertastet. Doch selbst mit Handschuhen fühlt es sich noch flauschig an :(
Wenige Kilometer später erreichen wir den letzten Abzweig. Jetzt ist der Campingplatz nicht mehr weit, denken wir. Doch weit gefehlt. Der harte Part liegt wohl noch vor uns. Gleich zu Beginn wartet eine riesige Pfütze, um die kein Weg herum führt. Sarah will direkt wieder umdrehen. Cecil prüft mit Hilfe eines Stocks, wie tief das Wasser ist (gute 20-25 cm) und entscheidet es zu versuchen. Wir schaffen es. Oder besser gesagt Koby schafft es. Dies war allerdings lediglich der Anfang zu einer ganzen Reihe immer tiefer werdenden Pfützen. Einige können wir über gewagte “Umgehungsstraßen” durch den Wald auslassen. Bei einigen steigt Cecil aus, um vor der Durchfahrt die Tiefe zu messen. Manche nehmen wir gezwungenermaßen auf gut Glück in Angriff, da wir fürchten im Schlamm zu versinken, falls wir für eine Messung anhalten würden. Fast wirkt der Weg, wie ein Abenteuer-Spielplatz für Allrad-Fans. Es geht steil bergauf und wieder herunter. Teils fahren wir in solcher Schräglage, dass wir fürchten im nächstem Moment umzukippen. Doch wenden ist keine Option. Die Vegetation am Wegesrand ist zu dicht oder der Untergrund zu schlammig. Puls und Adrenalin sind bereits jetzt hoch. Doch wie wir schon bei der nächsten Pfütze feststellen werden, noch nicht am Anschlag.
Besagte Pfütze ist nicht größer als die zuvorigen und nach erfolgter Messung auch nicht erwähnenswert tiefer. Was die Sache interessant macht, ist der recht steile Rand am gegenüberliegenden Ufer. Doch wir wagen es. Oder besser Cecil und Koby wagen es. Sarah möchte mit dem Ganzen am liebsten nichts mehr zu tun haben. Sie befindet sich sozusagen in Geiselhaft. Mittlerweile recht routiniert und mit ruhigem Fuß am Gas, durchqueren wir die gut 3 Meter lange Pfütze. Wir erreichen den Ausgang und … rutschen zurück. Ein bisschen mehr Gas und wir rutschen seitlich. Dazu kann man förmlich spüren, wie wir im schlammigen Boden versinken, der unter der Wasseroberfläche über Tage eingeweicht wurde. Gerade noch rechtzeitig, erinnert sich Cecil daran, dass man in so einer Situation besser vom Gas geht, bevor sich der Wagen noch tiefer eingräbt. Also den Rückwärtsgang einlegen und das Heil in der Flucht suchen. Der Auspuff fängt deutlich hörbar an sich mit Wasser zu füllen. Es macht ein gurgelndes Geräusch. Wenn uns jetzt zu viel Wasser einläuft, sitzen wir ebenso fest. Wir sehen uns schon mitten auf einem gottverlassenen Waldweg tagelang campieren, in der kläglichen Hoffnung, dass noch ein Autofahrer so verrückt ist diese Route zu fahren und uns schließlich rettet. Genug Vorräte hätten wir immerhin. Bevor es dazu kommt, gibt Cecil beherzt Gas. Das Wasser schießt aus dem Endrohr und Koby ebenso spritzig rückwärts aus der Pfütze.

Einen Baum zu unserer linken verpassen wir um weniger als zwei handbreit. Einer direkt hinter uns hat auch nur noch gewartet, dass wir gegen ihn krachen. Doch etwa 30 Zentimeter davor kommt Koby schlitternd zum Stehen. Für einen kurzen Moment ist es totenstill. Lediglich das plätschern des Wassers in der Pfütze vor uns und leises Motorengeräusch ist zu hören. Dann setzen fast parallel unsere Herzschläge wieder ein. 
Total fertig und bis zur Schmerzgrenze voll mit Adrenalin ist jetzt auch Cecil der Meinung, dass wir wenden sollten. Was für ein Glück, dass wir genau hier eine geeignete Stelle finden. Wir bringen alle kniffligen Stellen des Hinweg ein zweites Mal hinter uns und fahren zurück zum Highway. Wieder erwartet uns eine Gravelroad. Immernoch fertig mit den Nerven hätten wir das jetzt eigentlich nicht gebraucht. Zudem ist die Piste voller fieser Schlaglöcher und auf ein paar matschigen Stellen geht es teils leicht driftend durch die Kurven. Immerhin keine extremen Schräglagen mehr oder Pfützen, die durchfahren werden müssen.
Schlussendlich erreichen wir den Campingplatz. Zwar entdecken wir kein entsprechendes Schild, aber Feuerstellen und ein heruntergekommendes Plumpsklo sind eindeutige Hinweise darauf, dass wir hier richtig sind. Eine halbe Stunde können wir noch Sonnenenergie abzapfen. Doch zum Betreiben der Kühlbox reicht es nicht aus. Cecil beginnt sofort damit Feuerholz zu sammeln. An einer der Feuerstellen knackt er den Jackpot. Da wurden richtig große Scheite zurückgelassen. Fast schon zu groß. Eine weitere halbe Stunde geht dafür drauf, genug kleine Äste und Zweige zu sammeln, um das Feuer erstmal in Gang zu bringen.

Den Platz haben wir ganz für uns allein und das wird voraussichtlich auch so bleiben. Er ist relativ abgelegen und jetzt um halb 6 ist es bereits dunkel. Die meisten Camper versuchen, wie wir, bei Tageslicht einen Platz zu erreichen. Zum Abendessen kocht Sarah Polenta mit Zucchini, getrockneten Tomaten und Spinat. Inspiriert wurden wir dazu durch das Camping-Kochbuch “The Great Outdoors - 120 geniale Rauszeit-Rezepte” (Achtung: unbeauftragte Werbung). Es schmeckt sehr gut und bringt neue Abwechslung in unsere Camper-Küche. Danke nochmals dafür, Katrin.   
Nach dem Essen versuchen wir das Feuer in Gang zu kriegen. Eine gute halbe Stunde lang lassen wir nichts unversucht. Mit Hilfe von Rinde und Pappe kriegen wir immer wieder einen Anfang. Bis auf die ganz kleinen Äste will aber einfach nichts brennen. Wir haben bereits alles angezogen, was sich übereinander ziehen lässt und verspricht uns warm zu halten. Ohne Feuer sind jedoch auch sieben Schichten am Oberkörper (Sarahs maximale Ausstattung), zwei Hosen und eine Decke nicht genug. Wir gehen ins Bett unter die wärmenden Decken und schaffen es beide noch kurz zu lesen, bevor gegen halb 9 das Licht ausgeht.

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