17.06., Mittwoch: Ebor Rest Area - Gegen den Uhrzeigersinn

Die Nacht war einigermaßen erträglich. Der Morgen ist leider nicht besser. Da erneut das Gas immer wieder einfriert, dauert alles unnötig lange. Unwillig uns wieder die Finger fast abzufrieren, packen wir den angefallenen Abwasch kurzerhand bei Sarah auf der Beifahrerseite in den Fußraum. 
Trotz aller Widrigkeiten kommen wir eine gute Stunde früher los als gedacht. Bereits um 10 Uhr starten wir unsere Wanderung im Cathedral Rock NP. Gleich zu Beginn des Weges, genauer gesagt noch am Parkplatz, begrüßt uns eine Känguru-Familie auf der angrenzenden Wiese. Das nennen wir mal einen gelungenen Einstand.

 
Wir widersetzen uns der Empfehlung des Wegweisers und gehen die Wanderung entgegen des Uhrzeigersinns an. So hoffen wir auf weniger Menschen zu treffen. Im besten Falle kommt man sich nur entgegen, grüßt kurz und hat das Ganze hinter sich und seine Ruhe. Viel besser als hunderte Meter voraus ein langsames Wander-Pärchen zu sehen, welches dann, meist begleitet durch ein peinliches Wortgeplänkel, überholt werden muss. 
Bei dem Wanderweg handelt es sich um einen Weg der Stufe 4. Ein Pfad dieser Stufe enthält, der Beschreibung nach, unter anderem steile Passagen, viele Stufen, schroffen Untergrund und eine nicht durchgängige Markierung. Die Realität sieht allerdings anders aus. Ja, es ist teils etwas anspruchsvoller und es geht oft bergauf. Doch es handelt sich nicht um unmenschliche Steigungen und vor allem ist der Weg immer klar zu erkennen. Abgesehen davon ist es sehr schön. Wir laufen durch einen lichten Wald, der durchzogen ist von Felsformationen und einzelnen Brocken. Teils sind die tonnenschweren Gesteinskugeln in mehreren Stufen übereinander aufgetürmt.

 
Wir passieren ein Gebiet, das klar Opfer eines kürzlichen Waldbrandes war. Seit den verheerenden Bränden, die lange vor und noch lange nach dem vergangenen Jahreswechsel gewütet haben, fragten wir uns schon, wann wir wohl mit den Auswirkungen konfrontiert werden würden. Bisher haben wir davon, außer im Mount Kaputar NP, nicht viel mitbekommen. Doch hier hat das Feuer deutlich sichtbare Schäden hinterlassen. Bis auf ein paar umgestürzte Bäume, steht zwar noch ein Großteil. Allerdings sind diese ebenso pechschwarz und porös, wie ihre gefallenen Artgenossen. Wahrscheinlich würde ein beherzter Stoß reichen einen dieser gut 40 Meter hohen Bäumen mit nur einer Hand zu Fall zu bringen. Dazu herrscht diese gespenstische Stille. Bis auf den Wind, der sich in den paar verbleibenden Ästen fängt, ist nichts zu hören. Selbst die sonst allseits präsenten Vögel, besser deren Rufe, vermisst man hier. Aber in Bodennähe und sogar an einigen Bäumen entdecken wir bereits neue Pflanzentriebe. Im Besten Fall hat der hiesige Waldbrand am Ende sogar einen positiven Effekt auf die Fauna.



Kurz darauf stehen wir vor dem Abzweig, der zum Gipfel des Cathedral Rock führt.

Wessen Fantasie wird hier auch angeregt?
 Laut Wanderkarte ein Weg der Stufe 5; sehr steil und nur für erfahrene Wanderer mit zusätzlichem Wissen im Bereich der Navigation und der Ersten-Hilfe zu empfehlen. Zugegeben erkennen wir teilweise nicht auf den ersten Blick über welchen Fels der Weg weiter führt. Aber der Erfolg gibt uns am Ende recht. Nach einer äußerst abenteuerlichen Kletterpartie, während der man sich teilweise an Eisenketten am steilen Fels empor zieht, erreichen wir den Höhepunkt des Cathedral Rock.


 Hierbei handelt es sich weniger um eine Bergspitze, als um ein Plateau, das sich aus mehreren riesigen Steinen zusammensetzt. Mit beherzten Sprüngen kann man sich von einem zum anderen fortbewegen. Wir werden mit fantastischen 360°-Blicken belohnt. Die besten Ausblicke dieser Reise bislang.



Vom Abzweig, der zum Gipfel führt, setzen wir unseren Weg fort. Unterwegs treffen wir auf zahlreiche kleinere Wandergruppen und Einzelgänger. Alle kommen uns entgegen. Die Entscheidung gegen den Uhrzeigersinn zu laufen, war goldrichtig. Zudem hat man so auf der ersten Hälfte des Weges oft einen Blick auf den Cathedral Rock, der ansonsten ungesehen hinter dem Rücken der Wanderer thront. Nach etwa 2:20 Std. und 6,5 km erreichen wir unseren treuen Koby genau an der Stelle, an der wir ihn zurückgelassen haben. 

Unterwegs zu unserem Campingplatz halten wir an den Ebor-Falls. Sarah erinnert sich bereits auf dem Parkplatz daran, dass wir schon 2018 hier waren. Cecil braucht etwas länger, doch als wir den Wasserfall erblicken, erinnert auch er sich. Einziger Unterschied: die Plattform, auf der wir damals noch ein Selfie geknipst haben, ist den Waldbränden zum Opfer gefallen. Lediglich ein paar Metallträger erinnern noch an den Ort, an dem sie Stand. Außerdem ist der Wanderweg zu den Lower Falls gesperrt.



Nur ein paar hundert Meter entfernt, fahren wir eine Rest Area an. Kein anderer Camper ist bisher hier und die Toiletten sehen annehmbar aus. Zwar ist die Straße recht nah, doch mit zu viel Verkehr ist hier nicht zu rechnen. Außerdem macht es keinen Sinn weiter in Richtung Küste zu fahren. Nach kostenlosen Campingplätzen sucht man dort vergeblich. 
Zudem ist es erst halb 2 am Nachmittag und wir machen uns daher berechtigte Hoffnung noch etwas Sonne tanken zu können. Doch just in diesem Moment bildet sich eine hier undruchdringliche Wolkendecke. Das kann doch langsam kein Zufall mehr sein. Immerhin findet Cecil noch Feuerholz und sägt es zu. Sarah macht Sport und Yoga, doch vergnüglicher als Holz sägen, ist das bei diesen Temperaturen auch nicht.



Cecil bekommt Handschuhe. Die ersten Finger bleiben schon warm.
 Nachdem wir den Abwasch von heute morgen erledigt haben und etwas Stockbrot-Teig für heute bereit ist, schlägt die Uhr gerade mal 5 und es ist bereits wieder duster. Doch da hilft das 1000-Watt-LED-Licht an den Toiletten. Für uns untypisch haben wir wohl einen Platz etwas zu nah an denselbigen ausgewählt. Denn die Beleuchtung wurde entweder vom örtlichen Lampenladen oder dem Fußballstadion gespendet, die einen alten Lichtmast loswerden wollten. Lagerfeuer-Romantik kommt so nicht auf. Immerhin werden wir ausreichend gewärmt. 
Nach dem Essen überlegen wir, wo uns unser weiterer Weg hinführen könnte. Mittlerweile können wir uns sogar vorstellen für einen Platz zu bezahlen, solange es nur garantiert Wärme gibt und sei es nur durch ein Lagerfeuer. Doch an der Küste ist es wirklich teuer. Im Inland landet man schnell in Höhenlagen, die Kälte versprechen. Noch dazu müssen wir demnächst wieder einkaufen.
Irgendwann schwirrt uns der Kopf von all den Routen und den Kleinigkeiten, die man dabei auf jeder bedenken muss. Wir machen uns einen Camper-Glühwein, der lediglich aus Rotwein und Zimt besteht. Trotzdem hilft er uns ein bisschen abzuschalten. Sarah hat einen Heidenspaß daran unseren Papp-Müll stückchenweise in das Feuer zu werden. Diese gehen oft recht spektakulär in grünen Flammen auf. Wir erfreuen uns an den kleinen Dingen.

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