16.04., Freitag: RAAF Boab Quarry - Idylle im Steinbruch
Wir wachen bereits zur Dämmerung auf, dösen aber immer wieder weg. Sobald die Augen offen sind, bietet sich uns ein Blick über niedrige Felszinnen, die rötlich in der aufgehenden Sonne schimmern, sowie deren Spiegelungen im aalglatten Wasser des Sees, der den alten Steinbruch bedeckt.
Ab 7 Uhr wird es unerträglich heiß im Zelt und wir stehen auf. Beim Frühstück kommen wir über Umwege auf das Unvermeintliche. Der Verkauf von Koby ist Thema. Auch wenn dieser noch Monate in der Zukunft liegt, ist das wohl die größte Sorge der Zukunft. Immerhin werden keine neuen Backpacker mehr ins Land gelassen. Der Markt ist dementsprechend kleiner geworden. Es wird wohl nicht leicht und heute können wir noch keinen Masterplan ersinnen. Kommt Zeit, kommt Rat.
Vor dem Abwasch gilt es zunächst Wasser umzufüllen. Alle unsere Flaschen sind leer. Wir müssen nach einer langen Zeit auf den Kanister zurückgreifen. Unterdessen kommen gleich zwei Autos auf unseren kleinen Platz. Die Insassen entschuldigen sich stets für die Störung und verschwinden nach ein paar Fotos wieder. Im Grunde eine Bestätigung, was für einen Top-Spot wir hier gefunden haben. Cecil ist mittlerweile dabei Ananas zu schneiden. Mit der neuen Technik klappt es weiterhin einwandfrei und super schnell. Anschließend landet das Fruchtfleisch im Kühlschrank. Zum Lunch wird es schön kühl sein.
Da wir entschieden haben den heutigen Tag hier zu verbringen, haben wir einiges an Zeit. Sarah hat bereits angefangen zu stricken, doch Cecil hält es nicht auf seinem Stuhl. Er macht sich auf und erkundet die Gegend. Erstes Ziel ist das kleine Loch in der massiven Felswand, welches wir bereits auf unserer ersten Tour entdeckt haben. Dieses ist nicht sehr schwer zu erreichen und man genießt eine schöne Aussicht auf die Umgebung, wenn man durch dieses natürliche Fenster schaut. Anschließend klettert er auf jede Zinne und sämtliche Plateaus, die es in der Umgebung gibt. Oft ist der Weg hinauf einfacher als der hinunter, doch das Spiel ist mittlerweile bekannt. Am Ende schafft er es jedes Mal heil zurück auf den Boden.
Nach etwas mehr als einer Stunde kehrt Cecil zum Camp zurück. Die unbeschwerte Klettererei hat in ihm sämtliche Lebensgeister geweckt und er ist total energiegeladen.Da er ohnehin schon ins Schwitzen geraten ist, folgt direkt eine Runde Holz sammeln. Es dauert nicht lange, bis einiges an Material zusammengetragen ist. Vieles kann mit bloßer Hand zerteilt werden, doch die größeren Äste müssen mit Hilfe der Säge in handliche Stücke zerteilt werden.
Sarah ist weiterhin unablässig am Stricken. Doch dann wird sie von einem Paar Erdwespen entdeckt. Das Stricken stellt sie daraufhin ein. Es interessiert das Viehzeug allerdings nicht, ob sie strickt oder Stichpunkte schreibt. Die zwei Exemplare umschwirren sie in einer Tour. Das wird schnell unangenehm. Wir wissen noch immer nicht, ob die Viecher stechen können. In jedem Fall sehen sie gefährlich aus.
Cecil bekommt davon nichts mit. Er steht hinten am Kofferraum und räumt etwas auf. Über dem linken Radkasten befindet sich ein Stauraum, der über die Zeit zu einer Rumpelkammer verkommen ist. Alles, was nicht auf Anhieb einen festen Platz bekommen hat, wurde dort untergebracht. Langsam ist der Platz erschöpft und eine Aufräumaktion mehr als überfällig.
Sarah hat ebenfalls eine neue Aufgabe gefunden. Sie sichert die Aufnahmen der Dashcam auf der Festplatte. Nebenbei strickt sie den Pfannenschoner fertig. Dieser passt am Ende perfekt. Ab jetzt ist die Teflonbeschichtung vor Kratzern geschützt.
Wie geplant, gibt es zum Mittag Ananas. Cecil gönnt sich daraufhin ein kurzes Nickerchen. Sarah geht währenddessen doch nochmal das Schreiben der Stichpunkte an, wovon sie vorhin von den Wespen abgebracht wurde. Cecil übernimmt die Tastatur wieder, als es daran geht, die vergangenen Tage auszuformulieren. Sarah holt den Laptop heraus und sortiert Fotos. Photoshop zickt immer wieder herum und außerdem ist es im Grunde noch viel zu hell, um am Laptop zu arbeiten. Es ist besser sie probiert es später noch einmal. Damit ist es wohl Zeit für die heutige Sport-Einheit. Ab 16 Uhr geht es los. Cecil absolviert ein eher eigenwilliges Training. Eine Schar Ameisen hat den Weg über die Halteseile im Boden auf unser Zelt gefunden. Sie sind bereits dabei in das Innere vorzudringen. Ab der Entdeckung dieser Invasion gilt es alle paar Minuten die Eindringlinge mittels des Handfegers zu entfernen. Um den Nachschub abzuschneiden, löst Cecil die Halteseile und entfernt die Heringe aus dem Boden. Als selbst das nicht hilft, und die Biester an der Leiter hinaufklettern, wird diese kurzerhand eingefahren. Wollen doch mal sehen, ob sie jetzt noch immer einen Weg hinauf finden.
Am Nachmittag kehrt wieder Ruhe ein im Camp. Bevor es morgen weitergeht, bauen wir erneut den Kompressor auf. Nach der gestrigen Fahrt durch den Schlamm haben wir die Reifen zwar wieder aufgepumpt, doch zu diesem Zeitpunkt waren sie warm. Da wir mittlerweile gelernt haben wie ausschlaggebend ein idealer Reifendruck ist, gehen wir lieber auf Nummer sicher. Tatsächlich muss jeder Reifen nochmals aufgepumpt werden.
Anschließend haben wir das Gefühl die Pflicht erfüllt zu haben. Die Kür kann folgen. Es steht ein Lagerfeuer an und was würde sich dazu besser anbieten als eine Runde Stockbrot? Cecil bereitet den Teig zu. Wie immer werden Mehl, Milch, Öl, Salz und Backpulver nach Gefühl zusammengerührt. Derweil reibt Sarah den Käse. Damit ist alles bereit. Zeit Feuer zu machen.
Wir haben etwas Papier einer kostenlosen Zeitung aus Broome über. Erstaunlicherweise ist es damit in sekundenschnelle geschafft die ersten Zweige in Brand zu setzen. Wenig später haben wir ein ordentliches Lagerfeuer. Für einen Moment lang genießen wir die Flammen, während sich das Dunkel der Nacht über die Umgebung legt.
Das Stockbrot schmeckt heute sehr gut. Zwar ist die Konsistenz des Teiges nicht perfekt, doch damit hat nur Cecil zu kämpfen, der es zubereitet. Nachdem es auf den Stock gewickelt ist, will es im ersten Moment kaum halten. Jetzt ist Fingerspitzengefühl gefragt. Mit Käse und Salami gefüllt, ist das Endprodukt am Ende aber trotzdem ein wahres Gedicht.
Für unsere kurzen Stöcke ist das Feuer heute schon fast zu heiß. Erstaunlich wie gut das Material brennt, welches Cecil ohne größere Mühe in der Umgebung zusammengesammelt hat. Nach dem Essen unterhalten wir uns noch ein wenig. Es geht hauptsächlich um Arbeit. Offensichtlich hat der Gedanke an den Verkauf von Koby auch andere Zukunftsängste aufflammen lassen.
Gegen 21 Uhr ist das letzte Holz abgebrannt und wir ziehen uns zurück. Noch geht es aber nicht ins Zelt. Sarah schnappt sich das Tablet und liest das Tagebuch Korrektur. Cecil bearbeitet Videos am Handy. Unablässig werden wir dabei von kleinem Viehzeug attackiert. Heute ist es wieder richtig schlimm. Doch wir halten durch. Zumindestens noch eine Weile.
Sarah kapituliert als Erste. Innerhalb kürzester Zeit krabbelt ihr eine Spinne über den Bildschirm und direkt danach versucht sich ein großer Nachtfalter zwischen ihren Beinen niederzulassen. Oben im Zelt liest es sich deutlich entspannter. Sofort nachdem sie die zwei Tage gelesen hat, die als nächstes zum Posten anstehen, schaltet sie das Licht aus und schläft ein. Cecil hält währenddessen eisern unten aus. Etwa eine Stunde nach Sarah ist auch er mit der Arbeit fertig und folgt ihr ins Bett. Gute Nacht.
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