17.04., Samstag: Mary Pool Rest Area - Fliegen ist teuer

Das Aufwachen fällt uns erneut nicht schwer. Sobald man auch nur ein Auge aufgetan hat, ist man geflasht von dem Ausblick. Direkt aus unserem Zelt heraus, überblicken wir weiterhin den See und die Felsen, die diesen einrahmen. Daran könnte man sich gewöhnen. Sarah hat noch ein bisschen damit zutun ein paar nervige Käfer aus dem Zelt zu kriegen. Cecil bereitet währenddessen das Frühstück vor. Solange man nicht direkt im Sonnenlicht steht, ist es heute morgen gar nicht mal so heiß. 
Während wir das Zelt zusammenpacken, wird uns das Ausmaß der Käferplage erst so richtig bewusst. In jeder Ritze und hinter jedem Stück Stoff scheinen sich Hunderte der Viecher zu verstecken. Teils wirkt es wie die Szene eines Horrorfilms. Dazu haben sich Ameisen im Fußraum auf der Fahrerseite eingenistet. Wir haben sie mit Mühe aus dem Zelt heraushalten können, doch dagegen hatten wir wohl kaum eine Chance. Wir sind gut eine Stunde länger als normal beschäftigt, bis wir endlich abfahrbereit sind. 
 
 
 
Gegen 9 Uhr sind wir unterwegs. Wir halten nochmal an der Kreuzung zum Tunnelcreek an. Jetzt zeigt das Schild an, dass die Straßen gesperrt sind. Seltsam, aber laut unserer Erfahrung die richtige Entscheidung. 
 
 
Vierzig Minuten später erreichen wir den Ort Fitzroy Crossing. Hier haben wir kurz Zugang zum Internet. Zu Hause sind alle wohlauf. Das sind gute Neuigkeiten. Unsere Laune wird aber schnell wieder getrübt, als wir kurz darauf erfahren, dass die Öffnung des Purnululu NP um eine Woche verschoben wurde. Das stellt all unsere Pläne erneut auf den Kopf. Doch als wäre das nicht schon genug, erhalten wir noch schlechtere Nachrichten. Sarah hat die ersten Rechnungen vom Krankenhaus bekommen. Es werden Zahlungen für den Krankenwagen und den Transport mit dem Flieger nach Port Hedland berücksichtigt. Sie fällt fast vom Sitz, als sie die Summe liest. 18.000$ werden alleine für den Flug fällig. Darüber hinaus bleiben nur wenige Wochen, um den Betrag zu begleichen. Natürlich ist vor allem Sarah daraufhin neben der Spur, doch Cecil geht es nicht besser. Wir hängen da zusammen drin. 18.000$! Das sind knapp 12.000€ …
Aus reinem Selbstschutz heraus, entscheiden wir dieses Thema nochmals in Ruhe anzugehen. Sicherlich können wir darüber mit unserer Versicherung reden. Für den Moment versuchen wir das Ganze aus unserem Blickfeld zu drängen. Immerhin hatten wir für heute geplant den Geikie Gorge NP unsicher zu machen. Also auf gehts!
Unterwegs passieren wir ein Schild. Auf dem steht: “Park geschlossen während der Regenzeit”. Online haben wir nichts zu einer Schließung gefunden. Und überhaupt: was heißt Regenzeit? Aktuell regnet es nicht, also setzen wir unseren Weg unbeirrt fort. Auf dem Parkplatz herrscht ziemliches Chaos. Die Toiletten sind verschlossen, die Informationstafeln abgeschraubt und wir können ein paar Bagger erspähen. Es wirkt tatsächlich so, als wäre der Park derzeit geschlossen. Doch das ist nur so eine Ahnung. Wir machen uns deshalb trotzdem fertig für unsere geplante Wanderung. 
Schon nach ein paar Metern, treffen wir auf einen Bagger, dessen Fahrer sichtlich überrascht ist, uns hier zu sehen. Er teilt uns mit, dass der NP geschlossen ist. Doch anschließend fragt er, wo wir hinwollen. Als wir ihm daraufhin dank unserer Recherche im Voraus eine ziemlich detaillierte Angabe machen können, winkt er uns durch. Wir sollen nur aufpassen, dass er uns nicht ausversehen mit dem Bagger erwischt. Alles klar. 
Der Weg führt hauptsächlich über sehr weichen Sand. Es ist mühsam auf diesem Untergrund voranzukommen. Überall entdecken wir Tierspuren. Die meisten stammen wohl von Kängurus, doch einige könnten auch von Krokodilen zurückgelassen worden sein. Bereits früh verlieren wir den offiziellen Wanderweg. Es sind schlicht keine Hinweise darauf mehr zu sehen. Wir laufen daraufhin einfach dicht am Ufer entlang. Die Geikie Gorge ist geprägt, durch die Felswand auf der gegenüberliegenden Seite. Das Gestein bildet sich aus Schichten unterschiedlichster Farben. Rot, schwarz, weiß. Manchmal alles gemischt und das andere Mal klar voneinander getrennt. Eine herrliche Naturkulisse. Nach etwa einer Stunde erreichen wir den “White Rock”, ein großer Felsbrocken, komplett weiß, der wohl irgendwann aus der Felswand gebrochen ist. Man könnte von hier aus wohl noch ewig weiterlaufen, doch uns reicht es. Es ist unglaublich heiß und der weiche Sand macht uns merklich zu schaffen. 
 


 



 
Kurz bevor wir zurück am Parkplatz sind, stoßen wir zufällig auf einen weiteren Wanderweg. Von diesem haben wir in unserem Reiseführer gelesen und er soll recht schön sein. Unsere Beine protestieren zwar lautstark, doch wir geben dem Weg eine Chance. Allerdings verliert sich der Weg nach nicht einmal 200 Metern im Dickicht. Hier sollte dringend ein Azubi mit Heckenschere hingeschickt werden. Uns bleibt erstmal nichts anderes übrig als umzudrehen. 
 

 
 
Zurück in der Zivilisation halten wir bei IGA. Gurke ist hier viel zu teuer. Dafür ist die Zucchini sehr günstig. Von letzterer wandert eine in den Korb. Anschließend steht uns der Sinn nur noch nach Eis. Unsere Lieblingssorte ist gerade im Sonderangebot. Das Viererpackt kostet lausige 4,30$. Wir haben schon deutlich mehr für ein einziges Eis bezahlt. Lange kämpfen wir mit den kleinen Teufelchen, die uns sagen, dass zwei Eis pro Kopf viel zu viel sind. Doch dann erinnern wir uns an den Obdachlosen, der sein Lager vor dem Supermarkt aufgeschlagen hat. Dem könnten wir ein Eis anbieten und dann teilen wir uns das Dritte. Gesagt, getan. Doch der Mann ist nicht an seinem Platz, als wir den IGA verlassen. Wir sehen ihn wenig später, während er eine Zigarette raucht. Bedenkt man die astronomischen Preise für Tabak, die in Australien aufgerufen werden, geht es ihm wohl doch nicht so schlecht. Mehr Eis für uns. Und sie schmecken himmlisch!
An einem Sportplatz in der Nähe finden wir die Toiletten zwar verschlossen vor, doch immerhin Trinkwasser können wir hier später auffüllen. Davor ist noch etwas Arbeit zu erledigen. Cecil hinterlegt die nächsten Videos mit Musik, während Sarah am Posten ist. Nebenbei versuchen wir mit Hilfe unseres Reptilien-Wälzers herauszufinden, welche Art Monitor wir letztens im Kennedy Range NP gesehen haben. Das ist gar nicht so einfach, denn oft ist es nur ein kleines Detail, welches die eine von 
der anderen Art unterscheidet. 
 
 
Noch schwerer fällt uns aber die folgende Entscheidung. Wir warten nicht weiter auf eine eventuelle Öffnung des Purnululu NP. Dieser sollte das Highlight unseres Aufenthalts in Western Australia werden. Doch der Termin der Öffnung wurde nicht zum ersten Mal verschoben. Es mag übertrieben klingen, aber jetzt erneut eine Woche warten, scheint für uns zu viel. Das sind sieben Tage, die wir bestimmt besser nutzen können. Außerdem kann uns niemand mit Sicherheit sagen, dass der Park dann tatsächlich aufmacht. Eine erneute Verschiebung des Termins scheint mittlerweile wahrscheinlich. Stattdessen wollen wir einem Ort namens “El Questro” eine Chance geben. Bis vor wenigen Tagen haben wir davon noch nie gehört, doch es soll dort etliche Wanderwege geben. Schluchten, Wasserfälle, Badelöcher und endlose Weitblicke inklusive. 
Noch am Sportplatz füllen wir die Benzinkanister ein und unsere Wasservorräte auf. An der Tankstelle wird aufgetoppt, dann machen wir uns auf den Weg zum Platz für heute Nacht. 
 

Die FlipFlops können auch endlich vom Schlamm befreit werden.
 
Gut zwei Stunden dauert die Fahrt bis zur Mary Pool Rest Area. Diese ist so voll, dass wir kaum noch ein geeignetes Plätzchen für uns finden. Doch am Ende stehen wir einigermaßen vernünftig. 
 
 
Wir gehen kurz zum Fluss, bevor wir uns daran machen unser Abendessen aufzuwärmen. Es gib die letzte Portion der Reispfanne mit Gemüse in Frischkäse-Sauce. Dieses Gericht hat sämtliche Widerstände durchbrochen und sich direkt auf einen der Top-Plätze unserer Speisekarte katapultiert. 
 

  
Es ist bereits fast dunkel, während wir den Abwasch erledigen. Sarah übernimmt daraufhin heute das Schreiben der Stichpunkte, während Cecil Videos bearbeitet. 
Sarah ist mittlerweile ins Bett gegangen. Cecil will unbedingt noch den einen Tag zu Ende schreiben. Um ihn herum herrscht totale Finsternis. Die meisten der Nachbarn schlafen. Ein scharrendes Geräusch, welches einfach nicht aufhört, weckt bald Cecils Interesse. Vielmehr kommt es sogar näher. Er dreht sich um und im Schein seiner Stirnlampe leuchten ein Dutzend Augen auf. Das Rotlicht ist an, daher wirkt die Szenerie wohl noch bedrohlicher. Nachdem der erste Schock überwunden ist, sieht Cecil, dass eine Kuhherde nur direkt auf ihn zukommt. Die Panik keimt erneut auf. Als würden die Tiere das spüren, drehen sie plötzlich ab und waren nie wieder gesehen. 
Für Cecil war das jedoch ein eindeutiges Zeichen. Er macht sich ebenfalls bettfertig und schreibt die letzten Sätze oben im Zelt zu Ende. Sarah ist noch wach und wir gucken anschließend eine Folge “Ultimate Beastmaster”. Trotzdem ist es kaum neun Uhr, als das Licht ausgeht.  

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