08.04., Donnerstag: Quandong - Besuch der Einsiedlerkrebse

Es dauert heute morgen eine Weile, bis wir aus den Federn kommen. Sarah kann sich als erste aufraffen. Sie hat vor noch die restlichen, bereits vorbereiteten, Tage zu posten. Cecil steht kurz darauf auch auf. Er macht sich direkt daran das Solarpanel auf dem Dach zu säubern sowie den Kühlschrank. Die Gelegenheit ist günstig, denn der ist zur Zeit so gut wie leer. 
Soweit wir das bereits am frühen Morgen beurteilen können, steht uns erneut ein sehr heißer Tag bevor. Uns ist in jedem Fall bereits jetzt schon so warm, dass wir auf Tee und Kaffee verzichten. Als wir uns nach dem Frühstück daran machen zusammenzupacken, müssen wir nach kurzer Zeit abbrechen. Da wir den Kühlschrank noch so lang es geht an der externen Stromversorgung lassen wollen, kann nichts seinen gewohnten Gang nehmen. Also gehen wir erstmal duschen. Das gleicht einer wahren Wohltat. Die Duschen sind sauber, das Wasser schön kalt und der Wasserdruck hervorragend. Der erfrischende Effekt hält nur leider nicht lange an. Bereits während wir anschließend die letzten Sachen einpacken, fließt der Schweiß wieder in Strömen. Wirklich eine sehr unangenehme Erfahrung. 
Ein paar Minuten nach zehn rollen wir vom Hof. Als erstes geht es erneut zur Werkstatt, um die Battiere abzuholen. Das Sichtfenster steht nicht mehr auf rot, aber grün ist es auch nicht. Wir fragen uns zu recht, ob die Batterie tatsächlich über Nacht geladen wurde. Hoffentlich ist sie nicht defekt. Für den Moment können wir aber nichts weiter machen. Die nächsten Tage werden es zeigen. Während Cecil die Batterie wieder an Ort und Stelle buchsiert, ist er kurz vorm Hitzschlag. Die Sonne knallt mit voller Kraft auf den Kofferraum. Auch zwischen uns beiden heizt sich die Stimmung deswegen etwas auf. Wir können mit diesen Temperaturen nur schwer umgehen. 
Es folgen ein paar kleinere Erledigungen. Zunächst müssen wir tanken. Anschließend geht es zu Autopro. Wir brauchen neue Sicherungen und Kühlflüssigkeit. Da unser Verbrauch schon wieder erhöht ist, zuletzt 18 Liter auf 100 Kilometer, wollen wir zudem einen Tankzusatz erstehen. Doch das entsprechende Regal ist restlos ausgefegt. Das muss dann wohl warten. Letzter Halt auf unserer heutigen Shoppingtour ist eine Polsterei. Für wenig Geld kann Cecil dort neue Reißverschlussverschlüsse erstehen. Die am Eingang des Zeltes sind bereits seit Wochen kaputt, doch bisher war kein Ersatz aufzutreiben. Jetzt steht der Reparatur nichts mehr im Wege. 
Nach einem Tipp von Sarahs Schwester machen wir uns auf die Suche nach den roten Stränden von Broome. Bilder im Internet sahen vielversprechend aus. Als erstes probieren wir es am Town Beach. Ein paar Treppen führen zu diesem hinunter, doch statt rotem Sand erwartet uns hier ein dichter Mangrovenwald. Doch so schnell geben wir nicht auf. Von einem Lookout aus versuchen wir besagten Strand zu erspähen. Aber auch von erhöhter Position ist nichts als Mangroven am Ufer des türkis schimmernden Wassers zu sehen. Sicher ein netter Ausblick, aber noch immer nicht das, wonach wir suchen. Letzte Chance ist der Reddell Beach. Zu diesem gelangt man jedoch nur über eine Allrad-Piste, was vermeintlich eine Weile dauern kann. Für heute ist es dafür bereits zu spät. Wir verschieben die Suche nach dem roten Sand daher auf kommendes Wochenende, wenn wir voraussichtlich zurück in Broome sind. 
 
 
Bei Woolworths erledigen wir unsere Einkäufe und anschließend geht es zu BWS. Dort stoßen wir auf ungeahnte Hindernisse. Da Cecil seine Kiste Bier und den Karton Cider für Sarah in einem Vorgang bezahlen möchte, muss der Mitarbeiter davon ausgehen, dass alle Getränke für Cecil bestimmt sind. Doch es gibt in der Region um Broome eine Begrenzung. Demnach darf pro Tag nicht mehr als eine Kiste Bier oder ein Äquivalent erworben werden. In der Folge muss ein Dokument ausgefüllt werden. Persönliche Daten, das Kennzeichen von Koby und sogar die Nummer des Führerscheins müssen darauf festgehalten werden. Das nächste Mal werden wir die Transaktionen trennen. Doch die Mitarbeiter hier machen auch nur ihren Job und Vorschrift ist nun mal Vorschrift.
Zurück am Cable Beach muss Cecil etwas enttäuscht feststellen, dass die Wellen heute deutlich schlechter aussehen, als gestern abend. Dabei war die Voraussage sogar besser. Trotzdem will er es probieren und schmeißt sich mit seinem Bodyboard ins Wasser. Sarah geht auch kurz hinein, doch nur um sich etwas abzukühlen. Zum ersten Mal macht es Cecil uneingeschränkt Spaß. Etwa fünf Wellen erwischt er und zwei davon sogar richtig gut. So langsam wird es doch noch. Übung macht eben doch den Meister. Sarah beobachtet das Ganze vom Strand aus und liest derweil ein wenig. 
Auf dem Parkplatz ziehen wir uns bei Koby um. Anschließend gibt es ein schnelles Mittag. Neben dem kleinen Rest Burger und Pommes von gestern, snacken wir ein paar saure Gurken, die dringend weg müssen, und Weintrauben. Dazu gibt es eiskaltes Wasser aus dem Kühlschrank. Was für eine Wohltat bei diesen Temperaturen. Danach hält uns nichts mehr in der Stadt. Wir machen uns auf dem Weg zum Platz für die kommende Nacht. 
Die Gravelroad, die uns nach Quandong führt, ist gespickt mit harten Bodenwellen und äußerst sandigen Abschnitten. Aber alles kein Grund Luft aus den Reifen zu lassen oder gar den Allradantrieb zuzuschalten. Als wir den Platz erreichen, oder besser gesagt eine T-Kreuzung mitten im Nirgendwo, haben wir zwei Möglichkeiten. Nach links sowie nach rechts zweigt eine Art Feldweg ab, entlang dieser wir die Stellflächen vermuten. Wir entscheiden uns zunächst nach rechts einzubiegen. 
Der schmale Pfad ist zwischen den zwei Spurrillen üppig bewachsen. Hier ist es sicher von Vorteil etwas mehr Bodenfreiheit zu haben. Dafür braucht es aber noch immer keinen Geländewagen. Doch wir wollen uns nicht beschweren. Das letzte, was wir jetzt gebrauchen könnten, wäre eine verschlammte oder übermäßig steile Piste. Wir passieren mehrere Plätze, aber keiner davon sagt uns wirklich zu. Endlich erreichen wir eine freie Fläche, die vielversprechend wirkt. Wir müssen allerdings kurz darauf feststellen, dass der Platz bereits von drei Caravans belegt wird. Auf dieser Seite der Kreuzung werden wir wohl nicht glücklich. Hoffentlich hält der linke Abzweig eine geeignete Fläche für uns bereit. 
Der Weg scheint in diese Richtung endlos an der Küste entlang zu führen. Zwei recht schöne Plätze sind bereits belegt. Wir fahren noch ein paar hundert Meter weiter, drehen dann aber um. Spontan entscheiden wir uns einem der Camper sozusagen Gesellschaft zu leisten. Der Platz ist schlicht zu perfekt. Der Blick aufs Meer ist grandios und trotz der Nachbarschaft haben wir ausreichend Platz. An dieser Stelle muss man wohl erwähnen, dass unser Nachbar gut 40 Meter von uns entfernt steht. Doch an so einem entlegenen Ort, ist das wohl schon als sehr nah zu verstehen. 
Sobald wir eine möglichst Ebene Fläche gefunden haben, wird Koby darauf geparkt und wir bauen direkt Zelt und Awning auf. Wir brauchen dringend Schatten. 
 
 
Gerne würden wir uns im Meer eine Abkühlung verschaffen. In den Gewässern sollen sich allerdings Salzwasserkrokodile herumtreiben und mit denen ist in keinster Weise zu spaßen. Am Cable Beach wurden sie ebenfalls bereits gesichtet und trotzdem waren wir baden. Der Unterschied war, dass dort Hilfe niemals fern war und sich etliche andere Menschen im Wasser befunden haben. Rein statistisch war die Chance von einem Kroko angeknabbert zu werden dort also schon niedriger. Hier jedoch widerstehen wir mit Mühe dem Drang ins kühle Nass zu springen. 
 
 
Stattdessen widmen wir uns vermeintlich weniger gefährlichen Tätigkeiten. Sarah startet ihr tägliches Training und Cecil beginnt damit Gemüse für das Abendessen zu schneiden. Irgendwie paradox. Es ist eindeutig belegbar, dass mehr Menschen nach einem Unfall beim Sport oder in der Küche im Krankenhaus landen, als nach einer Begegnung mit einem Krokodil. Wir sind schon zwei echte Draufgänger. 
Zwiebel, Zucchini und Aubergine werden von Cecil fein gewürfelt und anschließend in der Pfanne angebraten. Sarah zaubert daraus im Anschluss unter Zunahme von gehackten Tomaten eine Sauce. Fehlt nur noch die Hauptattraktion. Heute machen wir zum ersten Mal in unserem Leben Gnocchi selber. Wie immer scheint dabei wohl eine Art Lernkurve eine Rolle zu spielen. Erst wird der Teig viel zu feucht, kurz darauf scheint er viel zu trocken. In jedem Fall ist die Sonne schon lange untergegangen, als wir endlich essen können. 
 
 
Auf die Saucen-Kreation sind wir zurecht ein wenig stolz. Die Gnocchis schmecken allerdings zum Abgewöhnen. Am Ende war es wohl zu viel Mehl, aber des Pudels Kern liegt wahrscheinlich noch tiefer vergraben. Nach unserer Portion sind wir zwar satt, aber nicht unbedingt befriedigt. Dieses Experiment ging im ersten Versuch eher nach hinten los. 
 

 
Der Abwasch droht uns zu übermannen, doch wir beißen die Zähen zusammen und ziehen es durch. Sarah hat ordentlich zu kämpfen, als es daran geht die Schüssel zu reinigen, in der Cecil den Teig für die Gnocchi angerührt hat. Die Reste des Teiges haben sich förmlich am Rand des Behälters zementiert. Cecil hat derweil ganz andere Probleme. An der Stelle, an der er das Kochwasser abgegossen hat und jetzt das Geschirr abspült, hat sich die örtliche Gemeinde zusammengefunden. Eine Gruppe Einsiedlerkrebse. Schon bei unserer Ankunft sind uns die Spuren im Sand aufgefallen. Da dachten wir aber noch an ganz normale Krebse, wie wir sie bereits zuvor getroffen haben. Hier sind allerdings ausschließlich Einsiedler unterwegs. Mindestens dreißig Stück in jeglicher Farbe und Größe tummeln sich um das abgegossene Nudelwasser. Teilweise können wir beobachten, wie die massigen Exemplare die kleineren von der Futterstelle vertreiben. Ein ebenso faszinierendes wie unbehagliches Erlebnis. Irgendwie mögen wir die Tierchen nicht. Süß sind sie in unseren Augen nicht.
 
 

Sarah hält es irgendwann nicht mehr draußen aus. Neben den Krebsen sind etliche Mücken unterwegs. Cecil bleibt noch ein wenig draußen. In der Stille der Nacht kann er hören wie Scheren über Panzer kratzen. Der Kampf, um die beste Stelle an der Nudelwasser-Pfütze, ist in vollem Gange. Immer wieder scheint Cecil mit der Taschenlampe auf den Ort des Geschehens. Mittlerweile ist die Anzahl höchstens noch schätzbar. 
Neben der Anzahl der Krebse steigt auch die Dichte an Viehzeug. Immer mehr davon landet im Gesicht von Cecil. Irgendwann kann er es auch nicht mehr aushalten. Zähneputzen muss natürlich trotzdem noch sein. Danach geht es ins Bett. Vom Rauschen der Wellen lässt er sich in den Schlaf wiegen. 

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