04.03., Donnerstag: Rest Area vor Gascoyne Junction - Fliegenhähnchen

Trotzdem wir gestern recht früh ins Bett gegangen sind, brauchen wir heute abermals eine Weile um aus den Federn zu kommen. Der Wecker klingelt um 06:30 Uhr. Wir schaffen es erst eine gute Stunde später aus dem Zelt. Um unseren Körpern eine Art Kickstart zu verpassen, mixt Sarah einen Shake aus Banane, gefrorenen Beeren und Mandelmilch. Der ist nicht nur lecker, sondern auch angenehm kühl. Genau das Richtige, um unsere müden Geister auf Vordermann zu bringen. 
 
 
  
Nach dem Frühstück, das letzte verbliebende Brötchen ist schon unangenehm hart, erledigen wir den Abwasch und füllen Wasser auf. Zwar kriegen wir hier lediglich Bore-Water, doch zum Abwaschen ist das gut genug. Währenddessen baut Cecil den großen Benzinkanister aus. Auf unserem weiteren Weg droht Treibstoff immer teurer zu werden, daher planen wir die Reserven aufzufüllen. Nachdem wir das Zelt eingepackt haben, geht es ein letztes Mal unter die Dusche. 
Heute ist es so richtig schön warm. Nur Minuten nach der Dusche schwitzen wir bereits wieder. Trotzdessen wischt Cecil noch den Kühlschrank aus. Das stand bereits seit Wochen auf der Liste, doch fällt ihm erst jetzt wieder ein. Es hat sich eine beachtliche Menge Wasser am Boden gesammelt, daher war es definitiv nötig. Bei dieser Hitze ist es natürlich trotzdem nicht angenehm. Es ist bereits halb 11, als wir abfahren. Normalerweise ist Check-out bis 10 Uhr. Zum Glück läuft hier alles etwas entspannter. Die Caretaker winken uns noch zu, während wir vom Hof ruckeln. 
 
Dieses kleine Kerlchen hat uns auch auf Wiedersehen gesagt.
 
Keine Minute danach erhält Sarah eine Antwort der Tauchbasis. Wir haben eine Buchungsbestätigung bekommen. Aber plötzlich werden wir aufgefordert den Gesamtpreis zu überweisen. So leicht lassen wir uns das Geld allerdings nicht aus der Tasche ziehe. Sarah antwortet, warum die vereinbarte Anzahlung über 25% nicht mehr ausreicht. Wir sind gespannt auf die Antwort.
Bei Mitre10, einer Art Bunnings, nur teurer, prüfen wir den Preis für Gasflaschen. Ein 3er Pack kostet hier knapp 7$. Üblicherweise zahlen wir bei Bunnings 5$ für vier Flaschen. Aktuell haben wir auch noch sechs Stück. Leider werden wir bis Broome an keinem Bunnings vorbeikommen und wir wissen nicht, ob unser Gas bis dahin reicht. Allerdings gibt es einen weiteren Mitre10 in Exmouth. Bis dahin sollte unser Vorrat wohl noch reichen. Wir verlassen den Laden daher unverrichteter Dinge. 
Bevor wir Woolworths betreten, um unseren Wocheneinkauf zu erledigen, nutzen wir das kostenlose WLAN des Shopping-Centers. Aus heiterem Himmel wurde die Kennedy Range und der Mount Augustus NP geöffnet. Doch durch vor wenigen Minuten erhaltene Buchungsbestätigung für das Tauchen am kommenden Sonntag stecken wir in einer ordentlichen Zwickmühle. Ein Besuch der Kennedy Range und die Besteigung des Mount Augustus stand immer hoch auf unserer Liste. Doch dann war alles für Wochen wegen Überschwemmungen geschlossen. Jetzt haben wir eine Tauch-Tour gebucht, erfahren aber das unser eigentliches Ziel wieder geöffnet ist. Theoretisch bekommt man eine Rückerstattung des vollen Preises, wenn man 72 Stunden vor Beginn der Tour storniert. Damit sind wir bereits zu spät. Unsere Tour startet in gut 67 Stunden. Allerdings haben wir bisher auch noch nichts bezahlt. Kurz überlegen wir erst nach Coral Bay zu fahren und im Anschluss wieder zurück, doch das würde einen Umweg von mehr als 300 km bedeuten. Es ist uns zwar unangenehm und wir haben keine Ahnung, ob wir so leicht aus der Sache herauskommen, doch Sarah schreibt eine Mail an die Basis. Cecil hat geraten ehrlich zu sein. Je besser wir unsere Umstände erklären, desto höher die Chance, dass uns am anderen Ende jemand Verständnis entgegenbringt und wir aus dem Vertrag entlassen werden. Tatsächlich bekommen wir kurz darauf eine Mail, dass unsere Buchung storniert wurde. Kommentarlos. Doch was solls. Für den Moment sind wir zufrieden. Jetzt gilt es unsere Gedanken auf das Outback zu richten. 
Unsere Einkaufsliste bleibt größtenteils unverändert, doch unsere Reiseroute ändert sich komplett. Um alles zu ordnen, fahren wir ans Wasser, nachdem alle Einkäufe verstaut sind. Online checken wir sämtliche Infos, die wir bezüglich Kennedy Range und Mount Augustus finden können. Bisher standen beide Gegenden nur auf unserer Liste, doch jetzt sind wir kurz davor dort hinzufahren. Immerhin befindet sich der Mount Augustus 460 km östlich von Carnarvon. Die Kennedy Range passiert man ungefähr auf halber Strecke. Es gilt daher neben Lebensmitteln auch Wasser- und Benzinvorräte abzuschätzen. Campingplätze sind ebenfalls rar gesät. Im besten Fall können wir einfach im Busch campen. Noch am Wasser stärken wir uns mit dem restlichen Hähnchen von gestern. Getoppt mit etwas Mais und Avocado-Dip ist das ein ordentlicher Mittags-Snack.
 
 
An der Tankstelle müssen wir daraufhin ordentlich schlucken. Selbst hier kostet der Liter satte 1,53$. Wir füllen Koby trotzdem randvoll und dazu weitere 35 Liter in unsere Kanister. Im Outback wird das Benzin ganz sicher nicht günstiger. 
Wir sind bereit die Stadt zu verlassen und uns in das nächste Abenteuer zu stürzen. Unterwegs legen wir noch einen Abstecher am berühmten Kakteen-Garten ein. Vor einer Farm reiht sich ein riesiger Kaktus an den nächsten. Das wirkt schon beeindruckend und schön, aber irgendwie hat man auch das Gefühl die Privatsphäre des Besitzers zu stören. Wir machen ein paar Fotos und sehen dann zu das wir weiterkommen. 


 
Bis zur ersten Rest Area sind es gute 120 km. Die Straße bis dorthin ist durchgehend asphaltiert. Cecil beschleunigt auf 100 km/h und setzt den Tempomat. Neben der Straße sind immer wieder Anzeichen der jüngsten Überflutung zu erkennen. Dort staut sich das Wasser noch immer in größeren Mengen. Vor wenigen Tagen war die Straße sicher noch komplett überflutet. Wir sind zwar Liebhaber von rustikalen Gravelroads, doch in diesem Fall können wir nur froh sein, dass dieser Teil bereits geteert wurde. Eine Schotterpiste wäre bestimmt noch weitere Wochen zu aufgeweicht, um befahren zu werden. 
Unterwegs kreuzen etliche Kühe die Straße. Sarah bekommt davon meistens nichts mit. Sie döst immer wieder ein. Cecil kann es ihr kaum verübeln. Er würde selbst gerne die Augen zu machen. Sei es auch nur für ein paar Sekunden. Bevor es dazu kommt, steuert er Koby auf eine Rest Area. Allerdings nur um kurz auszusteigen und die müden Glieder auszuschütteln. Ansonsten wirkt der Platz so wenig einladend, dass wir lieber noch weiter fahren.
Bis zur nächsten Rest Area müssen wir knapp 15 km zurücklegen. Schnell wird uns klar: hier bleiben wir. Zwar ist es erst halb vier, doch wir müssen noch kochen und morgen wollen wir sehr früh weiter zur Kennedy Range. Wir versuchen etwas abseits des Platzes zu parken, doch der Sand ist noch ziemlich aufgeweicht. Keine 20 Meter vom Highway entfernt schlagen wir daher unser Lager auf. Zwischen uns und der Straße befinden sich keinerlei Büsche oder ähnliches. Wir rechnen, allerdings auch nicht mit viel Verkehr. Immerhin wurde die Straße erst heute wieder der breiten Masse eröffnet. 
Dieser Umstand kommt uns einerseits zugute, denn es herrscht nicht viel Verkehr. Er wird uns allerdings ebenso zum Verhängnis, denn es sind extrem viele Fliegen in der Gegend unterwegs. Und wir sind offenbar die einzigen Menschen weit und breit. Direkt nachdem wir das Zelt aufgebaut haben, zieht Cecil sein Fliegennetz über. Immer ein Zeichen, dass die Plage wirklich schlimm ist. Dessen ungeachtet, macht Sarah noch Sport. Es verlangt wirklich den höchsten Respekt. Aber Spaß hat sie auf jeden Fall auch nicht. 
 

 
Gegen 17 Uhr ist Sarah fertig. Cecil konnte sich derweil zusammenreißen und schreibt Stichpunkte. Etwa eine halbe Stunde später beginnen wir zu kochen. Am Ende dauert es ja doch immer länger als man denkt. Wir sind so oder so gespannt wie die Fliegen reagieren, sobald wir beginnen.
Während wir munter am Schnippeln sind, werden wir immer zufriedener mit unserer Rest Area. Es herrscht kaum Verkehr und voraussichtlich bekommen wir auch keine Nachbarn. Erst als wir das Hähnchen herausholen, geht alles den Bach hinunter. Die Fliegen rasten daraufhin total aus. Cecil schafft es gerade so das Fleisch von unerwünschten Sehnen und dergleichen zu befreien. Dann ist zunächst wieder Schluss. Zwangsläufig. Es sind einfach zu viele Fliegen. 
 
 

Im Grunde haben wir uns bereits darauf geeinigt uns bis zum Sonnenuntergang ins Zelt zurückzuziehen. Doch irgendwie kommen wir auf die blöde Idee das Gemüse und den Reis noch davor zu kochen. Großer Fehler. Es verlangt uns einiges ab, beides fertig zu garen. Anschließend schmeißen wir alles ins Auto und können endlich ins Zelt. 
Nach einer Folge Élite ist es endlich dunkel und wir können weiterkochen. 
Neben ein paar verwirrten Fliegen, flattern einige Riesenfalter umher, doch abgesehen davon geht es jetzt. Wir können den Umständen entsprechend ungestört weiterkochen. Während Cecil das Hähnchen abbrät, bereitet Sarah eine Sauce aus Brühe und Frischkäse zu. Am Ende haben wir ein wirklich wohlschmeckendes Gericht. Dazu haben wir die kalorienreiche Fertigsauce durch eine Eigenkreation ersetzt und ordentlich frisches Gemüse mit in den Topf geworfen. 
Ziemlich voll, droht uns der Abwasch zu übermannen. Doch wir malen nur ein wenig herum, bevor wir uns der Sache annehmen. Gut eine halbe Stunde später ist alles wieder frisch. Außer unserer Zähne. Darum kümmern wir uns allerdings gleich im Anschluss. Nachdem auch das erledigt ist, gehen wir wieder hoch ins Zelt und gucken weitere zwei Folgen Élite.
Verhältnismäßig trotzdem noch früh geht gegen halb elf das Licht aus. 

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