01.03., Montag: Carnarvon Capricorn Holiday Park - Lammwürstchen mit Vegemite
Die Nacht war für keinen von uns besonders geruhsam. Sarah hat einfach generell schlecht geschlafen, Cecil wurde immer wieder geweckt. Erst von einem kleinen Schauer und seitdem einmal Wasser ins Zelt eingedrungen ist, ist er jedes Mal hellwach, wenn Regen einsetzt. Gegen Morgen wird er wach, da ganz in der Nähe Schüsse abgegeben werden. Zum Glück erinnert er sich daran, dass sich dort der örtliche Schützenverein befindet. Es gibt daher keinen Grund zur Sorge. Doch wach ist er jetzt so oder so.
Trotzallem kommen wir ganz gut aus dem Bett. Das Frühstück dagegen fällt uns schwer, da es ziemlich doll windet. Man muss gut aufpassen, dass alles auf dem Teller bleibt. Wir sind gegen halb 9 mit dem Abwasch fertig. Damit bleiben uns noch gut 1 ½ Stunden bis Woolworths aufmacht. Da heute in Australien Feiertag ist, es wird der Labour Day zelebriert, öffnet der Supermarkt erst um 10 Uhr. Wir setzen daher noch Wasser für ein Heißgetränk auf und holen die Bücher raus. Nach ein paar Kapiteln ist es an der Zeit einzupacken. Auf dem Weg in die Stadt füllen wir noch unsere Wasservorräte auf. Gegen halb 11 sind wir dann bei Woolworths.
Es ist längst nicht so voll, wie wir befürchtet haben. Dafür sind neben den Gängen auch das ein oder andere Regal überraschend leer. Besonders bei Brot und Fleisch sieht es mau aus. Unsere Burger-Patties müssen wir wie es aussieht aus Hackfleisch selber machen. Auch mal ganz spannend und wir können das magere Fleisch nehmen. Da wir die kommende Nacht wieder auf dem Caravanpark verbringen und uns dort ein Tiefkühler zur Verfügung steht, landet außerdem unser Lieblingseis und gefrorene Früchte im Einkaufswagen.
Im Carnarvon Capricorn Holiday Park bekommen wir keine unpowered Site. Angeblich sind diese derzeit für alle Gäste gesperrt, da sich der Rasen erholen muss. Zu unserem Glück kostet uns ein Stellplatz mit Strom nur 3$ mehr pro Nacht. Mit 50$ für zwei Nächte ist der Platz noch immer sehr günstig. Wir sind gerade dabei auf dem Platz mit der Nummer 2 einzuparken, da kommt die Dame von der Rezeption erneut auf uns zu. Sie hatte die Nummer 3 für uns vorgesehen. Auf der Karte hat sie die 2 markiert, aber uns ist das gleich. Die 3 ist sogar noch besser, da die Anschlüsse von Strom und Wasser bei der 2 von einer Hecke überwuchert sind.
Nachdem das Zelt aufgebaut ist, nutzen wir das Wlan. Das ist hier auf dem Platz wirklich eines der Highlights. Blitzschnell und keinerlei Beschränkungen des Datenvolumens. Fleißig laden wir Updates, scrollen durch die sozialen Netzwerke und lesen die neuesten Nachrichten bei Whatsapp. Sarah lädt nebenbei ein paar Hörbücher herunter. Langsam haben wir all unsere Playlists schon unzählige Male gehört. Wir brauchen neues Futter, welches uns die langen Strecken durch Australien versüßen.
Am Nachmittag gilt unsere Aufmerksamkeit zunächst dem Kofferraum. Es ist mal wieder an der Zeit aufzuräumen. Außerdem ist die Antirutschmatte unter den Boxen so stark zerknautscht, dass sie in keinster Weise mehr ihren Zweck erfüllt. In dieser Situation hilft nur Eines. Alle Boxen raus, Matte richten und anschließend alles wieder einräumen. Nach getaner Arbeit versuchen wir uns nach langer Pause erneut am Kleingärtnern. Wer sich noch an Franz, unseren Schnittlauch, erinnert, weiß, dass das gar nicht so schlecht lief. Jetzt haben wir von Woolworths kleine Blumentöpfe und Samenpakete erhalten. Einen Versuch diese heranzuziehen ist es allemal wert. In einer kleinen Schale Pflanzen wir, unter anderem Salat, Salbei und roten Basilikum an.
Während Cecil Zeitung liest und danach erneut ins Internet abtaucht, macht Sarah Sport. Anschließend kühlt sie sich im Pool ab. In der Zwischenzeit startet Cecil einen Aufruf bei Facebook. Natürlich hat sich keiner von der Einwanderungsbehörde gemeldet, nachdem er um Aufklärung bezüglich des zu übersetzenden Führungszeugnisses gebeten hat. Er wird darum wohl nicht herumkommen. Aber vielleicht befindet sich jemand im Freundeskreis, der Übersetzungen anfertigen darf oder jemanden kennt. Auch hier gilt wieder: einen Versuch ist es wert. Noch ist ein wenig Zeit, bevor zur Not ein professioneller Dienst bezahlt werden muss.
Ab 16 Uhr beginnt die Arbeit am Tagebuch. Cecil beginnt mit dem Schreiben der Stichpunkte. Sarah gibt noch ein Update an die Familie, bevor sie sich an den Laptop setzt und den Beitrag für morgen vorbereitet. Zwischendurch erkundigt sich Sarah bei einer Frau, die gerade ihre Wäsche abnimmt, wie denn die Leistung der Maschinen zu bewerten sei. Angeblich sei alles super sauber geworden. Wir planen daher für morgen eine Maschine zu machen.
Gegen 18 Uhr unterbrechen wir unser Programm und widmen uns dem Abendessen. Besser wir fangen heute etwas früher an. Immerhin machen wir die Patties für die Burger heute selbst. Aus Hackfleisch, Toastbrot, Milch, Eiern und Gewürzen formen wir diese. Wir sind gerade dabei die Burger zu belegen, da kommt die Frau, Sarah übrigens, auf uns zu, die Sarah zuvor nach den Waschmaschinen gefragt hat. Es entsteht ein kurzes Gespräch und nur Minuten später schreibt sie uns ihre Adresse auf. Sie und ihr Mann betreiben eine Schaf-Farm im Süden. Sollten wir nochmal dort vorbeikommen, müssten wir sie unbedingt besuchen. Aktuell werden die ganzen süßen Lämmchen geboren. Außerdem lädt sie uns ein, nach dem Essen zu ihnen rüber zu kommen und ein wenig zu quatschen. Wieder ein Paradebeispiel für die oft so überraschend offenen und herzlichen Australier. Wir nehmen das Angebot dankend an. Doch zunächst gilt unsere Aufmerksamkeit wieder den Burgern.
Das Fleisch unserer selbstgemachten Patties ist leider etwas trocken. Vielleicht war das magere Hackfleisch doch keine so gute Wahl. Ansonsten schmeckt es sehr gut. Wir sind danach beide ordentlich gesättigt. Cecil verzichtet daher auf seinen zweiten Burger mit Hähnchen. Sarah hatte von Anfang an nur mit einem geplant. Wir schnappen also ein Getränk und gehen rüber zum Caravan unserer neuen Freunde.
Mit Sarah und Nigel entsteht direkt ein angenehmes Gespräch. Wir reden natürlich viel über das Reisen in Australien. Ihre Arbeit auf der Farm ist ebenfalls großes Thema. Besonders Cecil ist sehr daran interessiert, wie die Prozesse dort ablaufen. Zwischen den Geschichten über den harten Alltag wird auch genug von der Aufzucht süßer Lämmchen gesprochen. Sarah ist daher nicht zu deprimiert, nachdem Nigel einige unangenehme Wahrheiten über die Fleischindustrie ausgesprochen hat.
Sarah geht gegen halb 9 zurück zu Koby. Sie hat sich zu einem Telefonat mit ihrer Schwester verabredet. Im Gepäck hat sie ein Paket mit Würstchen aus eigener Herstellung unserer neuen Bekanntschaft: Lamm mit Vegemite verfeinert. Vegemite ist eine Art salzige Paste, die hier in Australien ihren Ursprung hat. Entweder man liebt oder man hasst sie. Wir haben im Gespräch darüber offenbart, dass wir keine Fans sind. Doch als Zutat in diesen Würstchen sei es absolute Oberklasse. Wir sind gespannt.
Cecil bleibt während Sarah telefoniert bei Sarah und Nigel. Obwohl die beiden ein gutes Stück älter sind, liegen wir irgendwie auf einer Wellenlänge. Der Gesprächsstoff scheint so schnell nicht ausgehen zu wollen. Nach einer Weile kehrt Sarah sogar noch einmal zurück. Doch die andere Sarah ist bereits im Bett und Nigel verabschiedet sich auch langsam. Wir gehen zurück zu Koby und machen uns auch Richtung Bett. Es ist schon ziemlich spät.
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