25.01., Montag: Boat Harbour - Von Reparatur und Bruch
Nachdem wir gestern recht spät im Bett waren, schmerzt es heute früh besonders, dass wir vergessen haben die Wecker auszustellen. In gewohnter Manier reißen sie uns gegen halb 6 aus dem Schlaf. Die Kraft reicht nicht einmal dafür sie auszustellen. Stattdessen drücken wir immer wieder die Schlummertaste. Das Wellenrauschen im Hintergrund ist aber auch zu schön. Erst gegen acht Uhr stehen wir auf. Das Frühstück gibt es heute mit Meerblick. Und das alles kostenlos.
Die Sonne scheint volle Kanne, daher ist die Batterie schnell bis zum Anschlag geladen. Der von Cecil so lang ersehnte Friseurtermin kann damit endlich stattfinden. Da die Haare bisher immer viel zu schnell wieder lang waren, gehen wir heute radikaler zur Sache. Es wird rundum mit lediglich 21 mm rasiert. An den Seiten und hinten wird es sogar noch kürzer. Am Ende sieht es besser aus als wir erwartet haben.
Zur anschließenden Abkühlung und natürlich um die ganzen losen Haare loszuwerden, geht es ins Wasser. Bereits auf dem Weg zum Ufer verletzt sich Sarah am Fuß. Von unserem Platz aus rutschen wir auf unseren Füßen die Düne hinunter, doch an einer Stelle ist ein spitzer Ast im Weg. Verborgen vom Sand sieht man ihn nicht, bis er sich tief in ihrem Fußballen bohrt. Zwangsläufig fällt Sarahs Badezeit daher sehr kurz aus. Weiter geht es mit Tätigkeiten die weniger Verletzungsgefahr bieten. Während Cecil noch im Wasser ist und versucht ein paar Wellen zu erwischen, macht sich Sarah daran ein paar Tshirts und Unterwäsche per Hand zu reinigen.
Anschließend übernimmt sie heute ausnahmsweise das Schreiben der Stichpunkte. Das wiederum gibt Cecil die Zeit sich um Koby zu kümmern, nachdem er aus dem Wasser zurück ist. Es steht der Ersatz des Zulaufs vom Wischwassertank an. Nachdem der alte Stutzen bereits entfernt ist und wir die entsprechenden Teile besorgt haben, geht der Einbau erstaunlich schnell. Aus einem Stück Plastikschlauch, ein paar Rohrschellen und einem Trichter konstruiert Cecil den ursprünglichen Aufbau nach. Anschließend wird Wasser eingefüllt und alles scheint dicht. Bleibt nur noch abzuwarten wie sich das Ganze im normalen Betrieb verhält. Spätestens wenn wir den Platz hier verlassen und wieder über die extrem ruppige Gravelroad fahren müssen, werden wir herausfinden, wie nachhaltig diese Reparatur war.
Beflügelt von diesem vermeintlichen Erfolgserlebnis macht Cecil direkt weiter. Der Austausch der alten Scheibenwischerblätter erweist sich zwar als etwas hakelig, doch am Ende machen auch diese einen guten Eindruck. Sofort danach werden noch unsere Messer geschliffen. Schon mehrfach haben wir überlegt einen Schleifer zu besorgen. Zu guter Letzt hat Cecil doch immer wieder die Porzellantassen zur Hand genommen. Bisher hat es immer den gewünschten Effekt gebracht.
Bereits am frühen Nachmittag, so gegen 13 Uhr, verschwindet die Sonne hinter ein paar Wolken. Dazu frischt der Wind auf. Es ist immer wieder erstaunlich wie schnell es in dieser Kombination unangenehm kühl wird. Noch vor wenigen Minuten saß man lediglich in Badesachen da, die im besten Fall auch noch erfrischend nass waren. Kurz darauf erwägt man die lange Hose und einen Pullover anzuziehen.
Für gut eine Stunde ist Sarah damit beschäftigt zu stricken. Cecil schreibt Tagebuch. Doch danach wissen wir nicht so richtig etwas mit uns anzufangen. Das Wetter tut sein übriges und daher finden wir uns kurz darauf vor dem Tablet wieder und wir gucken zwei Folgen Designated Survivor am Stück. Zwischendurch passiert aber doch noch etwas erwähnenswertes, wenn nicht gar tragisches. Sarahs Weinglas geht kaputt. Cecil musste sich von seinem Glas bereits in New South Wales trennen. Beim Abwasch im Flussbett am Rande des Lilydale Campgrounds fiel es ihm herunter und es zerschellte auf den Steinen. Damals hatten wir keine fest zugeordneten Gläser, doch dieser Verlust ging eindeutig auf seine Kappe. Von diesem Tag an war es nur noch Sarah vorbehalten aus einem echten Glas zu trinken. Cecil musste mit einem Plastikbecher vorlieb nehmen. Natürlich war auch bei dem heutigen Unglück der Mensch der ausschlaggebende Faktor. Doch weit unmittelbarer. Anstatt das Glas schlicht fallen zu lassen, wie es Cecil damals tat, wählte Sarah einen weitaus eleganteren Weg. Eine Art persönlicher Domino-Day. Allerdings in der Mini-Version mit nur wenigen Kontakten. Ihr Ellenbogen tippte gegen eine Eistee-Flasche, die fällt darauf um, purzelt von einer Pappbox, haut das Glas an, das fällt auf die Stoßstange und zerbricht. Die Trauer ist groß, doch die wahre Tragweite dieses Missgeschickes sollte erst in der Zukunft deutlich werden.
Zur Ablenkung widmen wir uns zunächst dem Essen. Es gibt eine weitere Portion Tacos. Der Einfachheit halber zerbricht Sarah ihre Schale heute direkt und macht sich einen Salat. Sie hat keine Lust auf diese Sauerei, wenn man die Tacos füllt und dann doch alles beim ersten Happen auseinander fällt. Nach dem Essen rollen ein paar ordentlich Wellen an den Strand. Trotz vollem Magen und ordentlich frischen Temperaturen, stürzt sich Cecil erneut in die Fluten. Doch es sollte den Aufwand nicht wert sein, denn er erwischt am Ende keine einzige Welle. Stattdessen hängt er ewig in der Crash-Zone und er paddelt immer wieder vergeblich gegen die Brecher an. Ziemlich frustriert bricht er irgendwann ab. Das war ein Schuss in den Ofen.
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