27.01., Mittwoch: Buschcamp vor Bremer Bay - Ausgebucht

Früh am Morgen kriegen wir die Augen nicht besonders weit auf. Das Bisschen vom Himmel, was zu sehen ist, weckt auch nich unbedingt den Wunsch in uns schnellstmöglich aufzustehen. Der Himmel ist fast durchgehend von dicken Wolken bedeckt. Gestern hatten wir geplant gleich am Morgen Sport zu machen. Für Cecil sollte das heißen eine Runde mit dem Bodyboard zu drehen. Allerdings sind die Wellen viel zu klein. Sarah erklärt sich daraufhin solidarisch und verzichtet zunächst ebenfalls auf ihren Sport. Das Frühstück nehmen wir in Gesellschaft eines alten Bekannten ein. Dem Wind.

Wir schaffen es uns von keinem der widrigen Umstände die Laune verderben zu lassen. Stattdessen brechen wir zu einer kleinen Wanderung zu den vorgelagerten Felsen auf. Das schlechte Wetter macht diese sogar noch interessanter. Beeindruckende Wellen schlagen gegen die Steine und im Zwielicht, welches sich einen Weg durch die Wolkendecke gebahnt hat, wirkt alles sehr dramatisch. Kurz bevor wir unser Ziel erreichen, wartet eine Engstelle darauf überquert zu werden. Immer wieder wird der schmale Pfad von einer Welle überspült. Wir warten lange auf den richtigen Augenblick und laufen dann doch genau im falschen Moment los. Das Resultat sind ein paar nasse Füße. Doch selbst das nehmen wir heute mit Humor. Boat Harbour hat uns wirklich gut getan. Unsere Akkus sind wieder aufgeladen und offensichtlich kann uns nichts mehr so schnell die Laune verderben. Am Ende hat sich der kleine Ausflug wirklich gelohnt. Neben einem kleinen Wasserfall und beeindruckenden Wellen haben wir ein kleines Blowhole entdeckt und konnten lilafarbene Krabben beobachten.

 




Zurück bei Koby empfindet Cecil die Wellen in der Bucht als durchaus surf-würdig. Ohne lange zu zögern schnappt er sich sein Board und es geht ab ins Wasser. Tatsächlich erwischt er ein paar gute Wellen, bevor die Düngung langsam abebbt. Währenddessen holt Sarah ihr Workout nach. Dafür wählt sie unseren Ausguck am Strand. Von dort aus kann sie immer ein Auge auf Cecil haben. Falls er sich mit einer Welle doch mal übernehmen sollte, kann sie von dort aus schnell zur Hilfe eilen. Doch es geht alles gut und gegen halb 12 beginnen wir damit unser Camp abzubrechen.

Die Gravelroad, die das Camp mit dem Highway verbindet, empfinden wir weiterhin als reine Zumutung für Mensch und Material. Anstatt immer mehr Gravelroads zu asphaltieren, sollten sie besser ein bisschen Geld in die Pflege der Schotterpisten stecken. Auf dem erstbesten Parkplatz an der Hauptstraße legen wir eine Pause ein. Neben einer dringend nötigen Müllentsorgung prüft Cecil den selbstgebauten Wischwasser-Einfüllstutzen. Sollte dieser nach einer solchen Rüttelpartie noch dran sein, kann der Ersatz mit Fug und Recht als erfolgreich bezeichnet werden. Tatsächlich ist alles noch an Ort und Stelle. Das überrascht sogar Cecil. Aber die Überraschung geht bald in Freude und Stolz über. Das hätte in der Werkstatt deutlich mehr gekostet als unser DIY-Fix für ca. 20$.

Bevor es weiter in die Bremer Bay geht, nutzen wir den Handy-Empfang auf dem Parkplatz für ein wenig Recherche. Laut Wiki-Camps gibt es ein paar Stellplätze in der Nähe der Stadt direkt am Strand. Wir wollen trotzdem zunächst eine Rest Area am Highway ansteuern. Die ist schlicht näher an der Stadt gelegen und erspart uns weitere Umwege.
Schon unterwegs beschleicht uns das ungute Gefühl, dass wir das Netz auch schon für eine Buchung unserer geplanten Orca-Tour hätten nutzen sollen. 20 Minuten später erreichen wir die Rest Area und wie wir bereits befürchtet hatten, haben wir hier nicht einen Hauch Empfang. Wir ärgern uns über unsere Naivität. Nach fast einem Jahr sollten wir doch langsam wissen, wie eingeschränkt der Handy-Empfang in Australien ist. Anstatt zurück zur Rest Area zu fahren, setzen wir unseren Weg nach Bremer Bay fort. Je näher wir der Stadt kommen, desto höher die Wahrscheinlichkeit auf Empfang. So die Hoffnung. Tatsächlich kriegt Sarah kurz darauf ein Signal. Sofort fährt Cecil auf den Seitenstreifen. Nur widerwillig wechseln wir in eine kleine Einfahrt zu einem Feld, um kein Verkehrsrisiko darzustellen. Glücklicherweise haben wir auch dort noch weiterhin eine Verbindung. Ohne Umschweife machen wir uns daran, unsere Plätze für die morgige Orca-Tour zu buchen. Doch leider folgt auf Freude schnell Ernüchterung. Für morgen ist nur noch ein Platz verfügbar. Theoretisch gibt es noch einen zweiten Anbieter, doch wir haben einen Bonus-Code, der uns satte 77$ spart. Daher sehen wir uns gezwungen für Übermorgen zu buchen. Für einen Moment überlegen wir, wie wir den Tag morgen halbwegs sinnvoll nutzen können, während wir warten. Am Ende können wir keinen Masterplan entwickeln, doch wir sind uns einig, dass wir das hinkriegen und lieber 77$ sparen, als morgen um jeden Preis die Tour zu machen. Sarah macht sich also daran zu buchen. Plötzlich sind doch wieder Plätze für morgen frei. Völlig aufgeregt tippt sie unsere persönlichen Daten ein. Anscheinend waren alle unsere Überlegungen unnötig. Wir können doch morgen zu den Orcas! Erst beim Bezahlvorgang taucht erneut eine Fehlermeldung auf. Alles ist ausgebucht. Wir sinken zurück in unsere Sitze und akzeptieren schlussendlich, dass es morgen nichts wird. Immerhin gibt es bei der Buchung für Übermorgen keine Überraschungen mehr.

Da wir absolut keine Lust haben den kompletten morgigen Tag auf einer Rest Area direkt am Highway zu verbringen, machen wir uns auf den Weg zu einem der Camps am Strand. Davon gibt es mehrere in der Nähe von Bremer Bay und die Wege dorthin werden im allgemeinen als rau bis unpassierbar beschrieben. Wir hoffen, dass es nicht ganz so schlimm wird. Allerdings erwartet uns bereits nach 10 Minuten Fahrt über eine Art Feldweg eine ausgedehnte Strecke über weichen Sand. Schon seit Anbeginn unserer Allrad-Abenteuer plagt uns die Angst in so einem Sandfeld stecken zu bleiben. Doch wieder mal geht alles so schnell, dass uns nichts anderes übrig bleibt als zu hoffen, dass wir genug Tempo haben, um darüber zu gleiten. Tatsächlich erinnert das Fahren über tiefen Sand an Aquaplaning. Die Lenkung wird extrem schwammig. Der Sand bremst das gesamte Fahrzeug. Man schwimmt quasi auf dem Quarz. Dann sind wir durch und atmen auf. Es folgen weitere 40 Minuten, in denen wir unterschiedlichstes Terrain passieren. Schnell erinnern wir uns dabei wieder, dass wir weichen Sand eigentlich doch bevorzugen. Zumindest wenn einem ansonsten nur unwegsamer Fels als zweite Wahl bleibt. Sicherheitshalber lassen wir etwas Luft aus den Reifen. Die Fahrt wird daraufhin deutlich ruhiger und wir vermindern dadurch die Gefahr eines Reifenschadens. Manche Steine auf der Strecke sind gefährlich spitz. Endlich taucht vor uns das Meer auf. 

 


Allerdings wartet davor eine besonders knifflige Passage. Das Gefälle wirkt beängstigend und der Pfad ist gespickt mit riesigen scharfkantigen Felsen. Es ist nur vernünftig sich zuvor per Pedes ein Bild zu machen. Wir haben selbst zu Fuß extrem mit dem Gefälle zu kämpfen. Noch dazu ist es wirklich abartig windig. Am Ende entscheiden wir uns dazu, den Weg nicht zu wagen als wir sehen, dass sich auf dem Platz schon mehrere Parteien angesammelt haben. Ohne wirklich einen Plan zu haben, wo wir sonst die Nacht verbringen sollen, und vor allem den morgigen Tag, machen wir uns auf den Rückweg. Gefühlt ist die Piste noch unebener und steiniger geworden. Wir hoffen einfach nur, ohne einen Platten durchzukommen.

Keine 10 km bevor wir wieder auf den Highway treffen würden, kommen wir an eine Kreuzung. Die ist uns auf dem Hinweg kaum aufgefallen, doch jetzt entdecken wir eine kleine Fläche, die sich durchaus zum Campen eignen würde. Zwar ist der Platz sicher nicht perfekt und direkt an einem Zaun zu einem Feld, doch eigentlich sollten wir hier niemanden stören. Außerdem entdecken wir ziemlich viel Känguru-Kacke. Wenn das mal nicht vielversprechend ist. Unseren freien Nachmittag verbringen wir mit lesen, stricken und Stichpunkte schreiben. Gegen Abend kann Sarah tatsächlich eine Känguru-Mama mit ihrem Joey entdecken. Abwechselnd beobachten wir das Duo durch unser Fernglas beim Fressen. Anschließend bauen wir das Zelt auf. Bisher ist kein Mensch vorbeigekommen und wir sollten hier wohl ungestört sein. Bevor wir mit dem Kochen beginnen, strickt Sarah erneut und Cecil schreibt Stichpunkte.
Gut eine Stunde brauchen wir, bis unser Abendessen zubereitet und die Portionen für die nächsten Tage verpackt sind. Es gibt Kartoffeln mit Quark und Gurkensalat. Es schmeckt einfach wunderbar. Daher liegt es nicht an der Speise, dass wir uns am Ende des Tages etwas anderes gewünscht hätten. Eine sehr heiße Suppe zum Beispiel. Mittlerweile ohne Sonne und im frischen Wind, sehnen wir uns schnell nach etwas warmen. Da hilft nach dem Abwasch nur ein Stück Schokolade, bevor es schnellstmöglich ins Zelt und unter die Decken geht. Wir schauen noch eine Folge unserer Serie und dann ist es Zeit zum Schlafen.

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