29.01., Freitag: Buschcamp No. 2 vor Bremer Bay - Free Willy

Heute kommen wir gut aus dem Bett. Kein Wunder, denn die Orca-Tour steht an. In der Nacht war es ziemlich frisch und auf dem Zelt hat sich Morgentau gesammelt. Doch langsam kommt die Sonne heraus und während wir uns fertig machen, tropft das Wasser gut ab. Die Fahrt nach Bremer Bay dauert eine knappe halbe Stunde. Gegen kurz nach 7 erreichen wir den Ort. Leider finden wir unter der angegebenen Adresse des Touranbieters kein Büro oder Ähnliches. Vielmehr handelt es sich bei der Angabe in der Buchungsbestätigung auch nur um ein Postfach. Noch dazu sind wir nicht einmal in der Nähe des Meeres. Zum Glück weist uns ein netter Einheimischer kurz darauf den Weg. Später finden wir auch einen entsprechenden Eintrag bei Wiki-Camps, doch man sollte erwarten können, vom Anbieter eine vernünftige Ortsangabe zu bekommen.
Am Pier angelangt finden wir das richtige Boot dann ziemlich schnell. Neben einem Fischkutter ist es das einzige andere vor Ort. Wir melden uns bei der Crew an, die unsere Buchung prüfen und anschließend wird unsere Körpertemperatur gemessen. Offensichtlich eine Corona-Schutzmaßnahme. Das geht blitzschnell mit einem kleinen Gerät, welches über das Handgelenk gehalten wird. Da wir recht zeitig sind, können wir anschließend noch nicht direkt an Bord gehen. Gut zwanzig Minuten müssen wir noch warten, bevor es um 07:45 Uhr endlich losgeht. Derweile wird uns aber schon mal ein Apfelsaft serviert. 


Cecil wird in der sich bildenden Menschentraube von Sarah getrennt und leicht abgedrängt. Dadurch bekommt am Ende nur noch Sarah einen Sitzplatz auf dem Oberdeck. Neben ihr haben sich zwei Typen mit ihren dicken Rucksäcken breitgemacht. Die Bank bietet durchaus Platz für vier Personen, doch Cecil bevorzugt es zu stehen und im Stillen darüber zu schimpfen, wie unhöflich manche Menschen sind. Bis zum Bremer Canyon, dem Aufenthaltsgebiet der Orcas, werden wir etwas mehr als eine Stunde unterwegs sein. Cecil ist es bald leid zu stehen und außerdem wollen wir unten an der Bar schauen, ob wir bereits etwas zu essen abgreifen können. Immerhin haben wir nichts gefrühstückt und bisher gab es lediglich winzige Stückchen Kuchen und Melone. Kurz hinter uns kommen unsere Freunde mit ihren Rucksäcken die Treppe hinunter und verschwinden im Unterdeck. Tolle Aktion.
Leider finden wir hier unten zunächst nichts Essbares. Neben Tee und Kaffee gibt es lediglich Kekse und Müsli-Riegel, doch Süßkram hatten wir bereits genug. Sarah sogar etwas zu viel, denn ihr wird ein bisschen schlecht. Es herrscht aber auch ein ordentlicher Seegang. Neben uns liegt bereits eine Frau auf dem Boden, die das offensichtlich nicht so gut verträgt. Zwei Männer geht es sogar noch schlechter. Sie lehnen abwechselnd über der Reling und füttern die Fische. Cecil organisiert einen Tee für Sarah, doch der macht es eher noch schlimmer. Bei dem ganzen Gewürge um uns herum wird jetzt sogar Cecil ein wenig schlecht. Unsere Rettung ist ein anderer Mann, den wir dabei beobachten, wie er aktiv ein paar Toast bei der Besatzung bestellt. Wir wussten nicht, dass das hier so abläuft, doch probieren es gleich darauf auch. Unsere Schinken-Käse-Toasts kriegen wir sogar frei Haus aufs Oberdeck serviert. Dort schaukelt es zwar noch ein wenig mehr, doch wir müssen nicht mehr das Elend der Seekranken beobachten. Zunächst sieht es so aus, als würde das Toast bei Sarah nur noch alles schlimmer machen. Doch kurz darauf geht es und die Übelkeit lässt nach. Wenige Minuten später sind wir beide wieder oben auf und können den Rest der Fahrt genießen. Offensichtlich war es doch nur ein leerer Magen, der die Symptome einer Seekrankheit hervorgerufen hat.

Kurz bevor wir den Canyon erreichen, wird das Außendeck am Bug geöffnet. Wir entscheiden eher zufällig, uns auf der linken Seite zu positionieren, doch das sollte am Ende ein wahrer Glücksfall sein. Die ersten Orcas entdeckt zunächst nur die Crew. Allerdings haben wir im Vorfeld erfahren, dass Orcas maximal fünf Minuten unter Wasser bleiben können. Im Vergleich zu anderen Walen mag das eine wirklich kurze Zeit sein, doch für uns Menschen hier an Board kommt es uns wie eine Ewigkeit vor. Dann endlich tauchen sie wieder auf. In etwas 100 m Entfernung können wir die Gruppe immer wieder sehen. Ab zu auf der rechten Seite des Schiffs, doch meisten links wo wir stehen. Sogar ein kleines Jungtier ist mit von der Partie. Erstaunlich sind die großen Rückenflossen, welche den Tieren den Beinamen “Schwertwal” eingebracht haben. Bei ausgewachsenen Männchen kann diese Flosse mehr als 1,5 m lang sein! Ein paar Mal kommen die Tiere zum Luftholen an die Oberfläche, dann verschwinden sie wieder für ein paar Minuten. Doch es dauert dieses Mal nicht lange, bis wir sie erneut sichten. Einmal kommen sie dem Boot sehr nah. Ein Wal taucht direkt an unserer Position darunter hindurch. Die nächsten vier Stunden verbringen wir damit unseren Platz zu verteidigen und so viel von den Orcas zu Gesicht zu bekommen wie nur möglich. Am Anfang kommen die Wale recht häufig an die Oberfläche. Das heißt aber nicht, dass sie leicht abzulichten sind. Manchmal kann man eines der Tiere bereits erahnen, bevor es auftaucht, doch in den meisten Fällen kann man nur reagieren. Für den Bruchteil einer Sekunde taucht dann der schwarz-weiße Kopf mit dem prominenten weißen Fleck über dem Auge auf. Davon eine Aufnahme zu machen grenzt an ein Ding der Unmöglichkeit. Wir versuchen trotzdem unser Möglichstes. An Gelegenheiten mangelt es dagegen nicht. Immer wieder steigen die Wale zum Atmen auf. Manchmal ist sogar ein wenig Spielerei und ein paar Sprünge zu beobachten.
Wenn die Wale wieder abgetaucht sind, um im Canyon erneut nach Nahrung zu suchen, helfen Wasservögel dabei die Gruppe erneut auszumachen. Diese haben sich darauf spezialisiert den Orcas zu folgen. Sobald irgendwo ein Wal auftaucht, ist immer eine Gruppe Möwen oder Albatrosse ebenfalls vor Ort. Die Vögel haben berechtigte Hoffnung etwas vom Fang abzubekommen und erkennen viel früher als Menschen, wo die Tiere wieder auftauchen. Hauptsächlich ernähren sich Orcas übrigens von Kalmaren und anderen Tintenfischen. Allerdings nicht das Kleinzeug, welches einem auf einer Pizza Frutti-di-Mare serviert wird. Die Portionen sind dem Appetit eines Orcas angepasst. Ein Riesenkalmar misst mit seinen Tentakeln locker über 10 Meter.






 

Wo wir gerade schon beim Essen sind. Wir haben uns vorgenommen das Maximum aus dem bezahlten Preis herauszuholen. Das heißt, wir versuchen so viel es geht vom Buffet abzustauben und man kann sagen wir machen einen wirklich guten Job. In jeder freien Minute organisiert einer von etwas neues zum Snacken. Es gibt Wraps, Sandwiches, kleine Pasteten und Mini-Pizza. Dazu etliche Limo-Dosen. Ohne Zucker versteht sich. Das setzt zu schnell an. Einer der Passagiere geht sogar noch weiter. Den Mann haben wir schon mehrmals über der Reling hängen gesehen. Trotzdem schlägt auch er immer wieder ordentlich beim Essen zu. Offenbar nur, um es kurz darauf wieder der Nahrungskette zuzuführen. Das geht uns dann doch ein wenig zu weit. Uns geht es mittlerweile richtig gut und wir genießen die Fahrt in vollen Zügen.
Im Verlauf der Tour verlieren immer mehr unserer Mitreisenden das Interesse an den Walen. Neben denen, die mit Seekrankheit zu kämpfen haben, ziehen sich auch immer mehr “gesunde” Menschen zurück. Schon bald ist das Unterdeck und alle Sofas mit schlafenden Menschen übersät. Wir bedauern die, die die Tour nicht genießen können und verurteilen diejenigen, die offenbar einfach keine Lust mehr haben und lieber ein Nickerchen machen. Aber eigentlich kann es uns nur recht sein. Von den Toastie-Ecken, die ab und zu sogar von der Crew geliefert werden, kriegen wir umso mehr. Dazu bedienen wir uns ausgiebig an abgepackten Crackern und Käse. Das müssen wir nicht mal direkt essen, sondern hält sich auch noch über die Tour hinaus. Allerdings muss man auch zugeben, dass die Walsichtungen seit dem fulminanten Anfang immer seltener wurden. Doch andere Tiere wie Albatrosse und einmal sogar ein Hai direkt neben dem Boot, helfen die Durststrecken zu überbrücken.



Gegen 13 Uhr dreht das Boot ab und es geht auf den Rückweg. Ab jetzt haben wir Zeit uns voll und ganz unserer Nebenmission zu widmen. Da passt es gut, dass ab jetzt alkoholische Getränke serviert werden. In der Beschreibung der Tour war stets von einem Getränk die Rede, doch die Crew scheint sich darum nicht wirklich zu kümmern. Cecil belässt es bei zwei Light-Bieren, da er noch fahren muss. Für Sarah gibt es keinen Grund sich zurückzuhalten. Nach drei Gläsern Champagner hat aber auch sie ihr Soll erfüllt. Nebenbei tun wir unser Bestes das Ganze gute Essen vor dem Mülleimer zu bewahren. Es gibt Würstchen in Blätterteig, eine kleine Tüte Chips, noch mehr Cola-Zero und etwas mehr abgepackter Käse landet im Rucksack. Den Bug haben wir mittlerweile fast für uns allein. Trotz des rauschenden Windes unterhalten wir uns angeregt und genießen ansonsten einfach die Fahrt.
Kurz vor dem Hafen hält das Boot an einer kleinen Insel. Darauf lebt eine kleine Robbenkolonie. Damit haben wir nun wirklich nicht gerechnet und es zahlt sich aus, dass wir auf dem Außendeck geblieben sind. Es dauert nicht lang und alle drängen sich dort, um ein Foto zu bekommen. Von bester Position aus können wir eine kleine Robbe beobachten die eine große ärgert. Dazu noch ein echtes Alphatier, eine mit herzzereißend großen Kulleraugen und eine, die ein paar Runden im Wasser dreht. Was für herrliche Tiere. Es macht immer wieder Spaß Robben zu beobachten.

 


 

Auf den letzten Metern zurück in den Hafen finden wir uns wieder an der Bar ein. Neben den letzten zwei Sandwich-Ecken steckt Cecil noch eine Birne ein, während Sarah weiter unsere Vorräte an Crackern und Käse aufstockt. Mit dem guten Gefühl wirklich alles aus dieser Tour herausgeholt zu haben, verlassen wir das Boot. Davor bekommen wir noch je eine Postkarte und einen Lutscher in die Hand gedrückt. Um kurz vor 15 Uhr sind wir zurück bei Koby.
In Bremer Bay kaufen wir noch ein paar Eier und tanken auf. Wasser finden wir leider keines. Weder Trinkwasser noch Wasser, welches wir wenigstens zum Abwaschen nutzen könnten. Noch haben wir aber genug Vorräte, also sollte das kein großes Problem werden. Mangels einer Alternative machen wir uns wieder auf den Weg zu der Stelle, an der wir bereits die letzten zwei Nächte verbracht haben. Kurz vor unserem Abzweig passiert ein großer Goana die Straße. Wir finden ihn im Gebüsch wieder, nachdem wir geparkt haben und können sogar noch ein paar Aufnahmen machen.
 

 
Statt wieder bis zurück zu dem Feld zu fahren, finden wir heute einen Platz etwas näher am Highway. Zwar ist es hier fast durchgehend schattig, doch die Batterie ist voll und damit sollte das kein Problem sein. Als problematischer sollten sich die Ameisen erweisen, die uns schon bald umzingeln. Spätestens nachdem Cecil zwei Bremsen getöten hat, wimmelt es von den kleinen Krabbelviechern. Die Transportieren die Kadaver sofort ab und beißen Cecil nebenbei in den Fuß. Oder stößt diese Art Säure aus? Egal, denn so oder so ist es immer wieder unangenehm. Eine Bremse erwischt Cecil mit der flachen Hand nur halb, doch sofort stürzt sich eine Ameise auf das angeschlagene Tier und zusammen mit ein paar Kollegen bringen sie es zur Strecke. Anschließend zerlegen sie die tote Bremse in ihre Einzelteile und tragen diese in ihren Bau. Mit den Ameisen ist ganz offensichtlich nicht zu spaßen. 

Im Windschatten von Koby beginnt Cecil am Abend damit Stichpunkte zu schreiben. Sarah widmet sich derweil einem Sudoku. Kurz darauf wird es ihr draußen jedoch zu kalt und sie geht bereits hoch ins Zelt. Cecil schafft es noch einen Tag für den Blog auszuformulieren. Anschließend folgt er Sarahs Beispiel. Wir gucken noch unsere Serie weiter. Abendbrot sparen wir uns heute, doch es gibt noch ein paar Cracker und Käse vom Boot ;)

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

02.08., Montag: Über den Wolken - Es geht zurück nach Berlin

14.08., Freitag: Leliyn Campground (Edith Falls) – 99% krokodilfrei = Good Enough

14.07., Dienstag: Bedford Weir Camping Area - Die “Empty”-Marke