30.01., Samstag: Fitzgerald River Parking Area - Beginn der weißen Strände

Heute werden wir beide auf ungewöhnliche Weise geweckt. Sarah wacht auf, als sie vermeintlich ein Känguru hört, welches an unserem Zelt vorbei hoppelt. Allerdings kann sie es nicht klar erkennen. Noch ist das Licht zu schwach und zudem regnet es. Davon wird wiederum Cecil wach. Nach etlichen schlechten Erfahrungen, die wir in unserem Dachzelt mit Regen gemacht haben, scheint sein Körper langsam darauf konditioniert zu sein. Doch heute gibt es keinen Grund zur Panik. Zwar regnet es für kurze Zeit heftig, doch gleich darauf ist der Spuk schon wieder vorbei. 
Um halb 6 klingelt der Wecker und draußen ist von dem vorangegangenen Regen schon kaum noch etwas zu erkennen. Tatsächlich ist es heute Morgen angenehm mild. Nach dem Frühstück packen wir zusammen, was heute erstaunlich fix geht. Gegen 08:20 Uhr sind wir auf der Straße und unterwegs zum Fitzgerald River National Park. Knappe 20 km müssen wir dafür den Highway entlang zurück in Richtung Bremer Bay. Unterwegs sehen wir zwei Mal Warane am Straßenrand, doch bei 110 km/h lohnt sich der Bremsweg kaum. Meist haben die Tiere bereits die Flucht ergriffen, bevor man zurück ist. Nachdem wir auf die Swamp Road eingebogen sind, einer Gravelroad, die uns direkt zum NP führt, läuft ein weiteres Exemplar ganz gemütlich über die Schotterpiste. Natürlich direkt hinter einem Hügel. Cecil kann gerade so noch ausweichen, doch anhalten müssen wir auch hier nicht. Im Rückspiegel sehen wir, wie das Tier panisch ins nahe Gebüsch flitzt. Doch dann bekommen wir endlich unsere Chance. Schon aus weiter Entfernung erkennt Sarah den Goana am Straßenrand. Sicher kein besonders großes Exemplar, aber hübsch ist er schon. 
 
 
 
Eine Stunde nachdem wir unser Camp verlassen haben, erreichen wir den Mount Maxwell. Über einen lediglich 100 m langen Wanderweg erreichen wir dessen Gipfel. Der Aussichtspunkt ist ganz nett. Um uns herum ist nichts außer sattes grün. Viel mehr wird allerdings nicht geboten. Wir halten uns daher nicht sehr lange dort auf und machen uns stattdessen auf den Weg zum West Mount Barren.
 
 
Auf dem Parkplatz werden wir von einem Tannenzapfen-Skink begrüßt. Allerdings kein gewöhnlich brauner, sondern schön meliert und eher gräulich. Leider flitzt er weg als wir aussteigen und somit können wir das Reptil nicht ablichten. Wir haben allerdings berechtigte Hoffnung ihn hier wieder anzutreffen, wenn wir vom Gipfel zurückkehren. 
 
 
Der ist immerhin 361 Meter hoch und der Aufstieg gestaltet sich um einiges anspruchsvoller als der auf den Mt Maxwell. Über 850 Meter geht es stetig bergauf. Es ist nicht sehr steil, aber doch anstrengender als angenommen. Loses Geröll bedeckt den Weg durchgängig und noch dazu ist es viel zu eng. Durch allerhand Büsche und Sträucher bleiben nur ein paar freie Zentimeter. Durchgängig wird man daher von Dornen gepiekt und von abgebrochenen Ästen zerkratzt. Es ist eine ganz schöne Tortur für die Haut, denn natürlich sind wir bei diesen Temperaturen in kurzen Sachen unterwegs. 
Oben angekommen werden wir dafür mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Über die Vegetation des Parks hinaus kann man das Meer sehen, den kleinen Ort Bremer Bay und sogar die vorgelagerte Insel, auf der die Robben leben. Wäre es heute nicht so diesig, könnte man wohl noch weiter schauen. Als auch noch plötzlich der Wind auffrischt, treten wir den Rückweg an. Leider ist der Tannenzapfen-Skink nicht wieder aufgetaucht. 
 

 
Unser nächstes Ziel heißt Point Ann. Dieser Lookout befindet sich überraschenderweise 16 km abseits der Hauptstraße und die Gravelroad befindet sich in wirklich keinem guten Zustand. Vom Parkplatz aus laufen wir etwa 300 Meter, dann zeigt sich uns der erste weiße Sandstrand, für die der Fitzgerald River NP berühmt ist. Es könnte wirklich paradiesisch sein, wäre es nicht weiterhin so windig. 
 
 
Wir hängen gleich noch den Point Ann Heritage Trail an. Ein 1,5 km langer Rundwanderweg, der entlang eines alten Zaunes führt. Dieser wurde errichtet, um eine immer größer werdende Kaninchenplage einzudämmen. Doch mit nur wenig Erfolg. Noch immer treiben Millionen Nager hier ihr Unwesen. Alles nur weil ein britischer Einwanderer 1854 ein paar der Tiere zur Unterhaltung importierte. Auf seinem Grundstück in Geelong (Victoria) ließ er 24 Kaninchen frei, um Jagd auf sie zu machen. Leider erwischte er nicht alle und von da an vermehrten sich die Tiere drastisch. Um 1900 erreichten die Kaninchen die Grenze zu Western Australia und fingen an sich auch an der Ernte der dortigen Bauern zu laben. Im Rahmen eines wahren Mega-Projektes wurde innerhalb von sechs Jahren ein fast 1.900 km langer Zaun errichtet, um die Population im westlichen Teil des Kontinents unter Kontrolle zu halten. Doch die Bemühungen waren vergeblich. Die Nagetiere waren bereits zu weit vorgedrungen und zudem erwies sich der Zaun als zu anfällig. Man konnte mit den Reparaturen gar nicht schnell genug hinterherkommen. 1948 wurde das Projekt daher als endgültig gescheitert erklärt. Als wirkungsvoller sollte sich ein Virus erweisen, den die Regierung im Jahre 1950 auf die Tiere losließ. Myxomatosis wird von Moskitos verbreitet und befällt ausschließlich Kaninchen. Während 90% der Nager dem Virus erlagen, entwickelten die verbliebenen 10% schnell eine Resistenz. Auch ein weiterer Virus, der sogenannte “Rabbit Calicivirus”, der ab dem Jahre 1995 eingesetzt wurde, hat nicht dafür gesorgt der Lage Herr zu werden. All diese Informationen konnten wir auf Tafeln unterwegs lesen.
 




 
Bevor wir gegen 13 Uhr wieder vom Point Ann aufbrechen, gönnen wir uns an der Picknick Area mit Meerblick eine Portion Müsli mit Joghurt. Danach geht es zurück zum Highway und kurz darauf erreichen wir die Rest Area, an der wir die kommende Nacht verbringen werden. Dabei handelt es sich um eine wirklich große Fläche, die uns dadurch erlaubt relativ weit weg von der Hauptstraße zu kommen. Der Lärm von vorbeifahrenden Autos, und vor allem Roadtrains, sollte sich damit in Grenzen halten. 
  
 
Nachdem wir unser Lager aufgebaut haben, schauen wir uns an wie es morgen im Fitzgerald River NP weitergeht. Der Park ist so groß, dass man mindestens zwei Tage einplanen sollte. Allein schon um die Entfernungen zwischen den Attraktionen und Wanderwegen zurückzulegen. Doch wir sollten das morgen locker hinkriegen. Was uns allerdings wirklich Bauchschmerzen bereitet ist unsere nächste Station oder besser gesagt die Campingplatzsituation dort. In und um Esperance und der Lucky Bay gibt es keine kostenlose Plätze. Dazu sind die bezahlpflichtigen Caravanparks oft teuer und trotzdem auf Wochen ausgebucht. Cecil bekommt daher bei dem Gedanken daran ein bisschen Bauchschmerzen. Sarah versucht sich dagegen mit dem Gedanken an Kängurus am Strand über Wasser zu halten. Die werden alles wett machen und wir finden schon etwas zum Schlafen. 
Zur Ablenkung widmen wir beide uns zunächst anderen Themen. Während Sarah Korrektur liest, beschäftigt sich Cecil mit der Reparatur der hinteren Türen von Koby. Auf einer Seite funktioniert der Schließmechanismus nicht zuverlässig und auf der anderen kann die Klinke von innen nicht betätigt werden. Das mag für unsere Zwecke unerheblich sein, doch vielleicht bringt es einen Vorteil beim Wiederverkauf. Auch wenn wir daran eigentlich noch gar nicht denken wollen. Cecil nimmt bei beiden Türen die Verkleidungen ab und sprüht alles mit WD40 ein. Bei der Kofferraumtür hat das Wunder gewirkt. Wenigstens an einer der Türen hat bereits ein Laie herumgefummelt. Die Plastiknasen, die die Verkleidung an Ort und Stelle halten sind total verbogen und auch die Folie dahinter wurde nicht wieder korrekt angebracht. Immer diese Amateure. So gut es geht wird alles gerichtet. Die Klinke will aus unerfindlichen Gründen noch immer nicht funktionieren, aber der Schließmechanismus der anderen Tür scheint deutlich reibungsloser zu funktionieren. Immerhin ein Teilerfolg. 
Um 16 Uhr beginnt Sarah mit ihrem Sport und Cecil schreibt Tagebuch. Nachdem sie fertig ist, packt Sarah den Laptop aus und bearbeitet Fotos. Zum Abendessen gibt es heute die letzte Portion Kartoffeln mit Quark. Anschließend schreibt Cecil noch ein wenig weiter und guckt danach einen Film. Sarah ist bereits oben im Zelt. Bis morgen!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

02.08., Montag: Über den Wolken - Es geht zurück nach Berlin

14.08., Freitag: Leliyn Campground (Edith Falls) – 99% krokodilfrei = Good Enough

14.07., Dienstag: Bedford Weir Camping Area - Die “Empty”-Marke