17.01., Sonntag: Munrillup Rest Area - Granite Skywalk
Voller Vorfreude schaffen wir es heute gut aus dem Bett. Bereits gegen kurz nach sechs stehen wir unten und bereiten unser Frühstück zu. Zu der Zeit ist es noch recht frisch, doch spätestens als es daran geht das Zelt einzupacken wird uns warm. Das liegt natürlich auch wieder ein Stück weit daran, dass der Reißverschluss seine Macken auslebt. Gegen halb neun sind wir unterwegs und die Fahrt zum Porongurup NP gestaltet sich recht kurz.
Der Granite Skywalk soll eines der Highlights im Nationalpark sein. Über einen 2,2 km langen Wanderweg erklimmt man den 570 Meter hohen Castle Rock, auf dem eine Aussichtplattform errichtet wurde. Der Weg führt durchgehend steil bergauf. Viel steiler als erwartet. Noch dazu schlagen wir ein ordentliches Tempo an. Trotz der frühen Stunde sind wir nicht alleine hier und wir versuchen so viele Menschen wie möglich auf unserem Weg nach oben zu überholen. Mit etwas Glück können wir die Aussicht dann für einen kurzen Moment ungestört genießen. Eine riesige balancierte Felskugel markiert das Ende des Wanderweges. Wir sind ordentlich am Schwitzen und die steife Brise, die hier oben weht, lässt uns schaudern. Doch noch haben wir die Plattform nicht erreicht. Durch eine kleine Felsspalte klettern wir mit der Hilfe einiger Griffe aus Metall, die im Gestein verankert wurden. Über eine steile Leiter gelangen wir dann nach ganz oben. Sobald man die letzte Stufe genommen hat, raubt einem die Aussicht wirklich die Worte. Verstärkt wird diese Erfahrung dadurch, dass man sich auf einem schmalen Steg bewegt. Die Bodenplatten sind perforiert, sodass man den Abgrund darunter erahnen kann. Die Seitenwände bestehen aus Glas. Man hat das Gefühl zu schweben. 570 Meter über der Erde.
Da es hier oben viel zu eng ist, macht sich Cecil kurze Zeit später auf den Rückweg. Von einer zweiten Aussichtsplattform lässt er Alli² starten. Es weht eine ordentliche Brise, doch unsere kleine Alli² packt das schon. Auf der Aussichtsplattform befinden sich jetzt deutlich mehr Menschen als zuvor. Cecil will daher nicht zu nah heranfliegen, doch es gelingen ein paar brauchbare Aufnahmen.
Als auch Sarah die Plattform wieder verlassen will, wird die Leiter für mehrere Minuten von einer Großfamilie blockiert. Sogar ein kleines Baby wird die enge Stiege hinaufgetragen. Cecil wundert sich bereits wo sie bleibt, da taucht sie endlich zwischen den letzten Felsen auf, sichtlich genervt von dem bunten Treiben. Kurz gehen wir gemeinsam zurück zu dem zweiten Aussichtspunkt. Der bietet allerdings keine vergleichbaren Blicke. Wenn man ganz oben war, kann man sich diesen Abstecher sparen. Bevor es zurück zu Koby geht, hängen wir noch einen kurzen 1 km langen Loop an. Auf etlichen Infotafeln wird über Flora und Fauna der Umgebung informiert. Ehrlich gesagt ist jedoch nichts davon hängengeblieben. Das meiste war bekannt und der Rest nicht wirklich interessant. Der Wanderweg an sich kann ebenso beschrieben werden. Hier und da eine kleine Steigung, doch ansonsten führt er flach vorbei an den Schildern. Wir unterhalten uns die meiste Zeit des Weges, was wirklich untypisch ist.
Der Pfad auf den Nancy Peak verspricht dagegen deutlich fordernder zu werden. Insgesamt 5,5 km lang ist der Rundwanderweg und auf halber Strecke bietet sich einem die Möglichkeit einen Abstecher auf die Devil's Slide zu machen, mit 570 Metern der höchste Punkt im Porongurup NP. Zur Stärkung gibt es auf dem Parkplatz ein paar Shapes (Australische, gewürzte Cracker), dann geht es los. Von Beginn an ist der Anstieg, gelinde gesagt, brutal. Erst als wir den Gipfel von Nancy's Peak sehen, beginnt die Steigung etwas humaner zu werden. An dieser Stelle sind wir trotzdem bereits am Pumpen. Bis man auf dem tatsächlichen Gipfel steht, bietet sich einem ununterbrochen herrliche Aussichten über die Landschaft. Wir entdecken in der Ferne Albany und sogar die Halbinsel, über die sich der Torndirrup NP erstreckt. In der anderen Richtung können wir am Horizont die Stirling Ranges erkennen.
Hier und heute, das ist Training. Die wahren Herausforderungen warten dort auf uns. Dachten wir. Der Aufstieg auf den Devil's Slide entpuppt sich als wahrer Gang durch die Hölle. Den Weg zum Gipfel, auf 570 Meter Höhe, legt man über die kurze Strecke von 800 Metern zurück. Eine Steigung von satten 71%. Oft gilt es dabei absurd hohe Stufen zur erklimmen oder direkt über den nackten Fels zu klettern. Kurze Lichtblicke sind die vielen Lizards, die wir unterwegs entdecken. Leider sind die so scheu, dass wir keinen davon ablichten können. Die Waden brennen extrem, als wir endlich oebn angekommen sind. Es bietet sich uns jedoch eine Aussicht, die durchaus für die Mühen entschädigt. Leider ist es hier noch windiger als auf dem Castle Rock. Alli² muss diese Runde daher aussetzen. Für eine gute Weile genießen wir die Aussicht.
Wir versuchen den Abstieg so lange es geht hinauszuzögern. Das wird, genau wie der Hinweg, sicherlich kein Spaziergang. Obwohl der Pfad steil und rutschig ist, schaffen wir es unversehrt zurück zur Weggabelung. Die Knie haben sich gegen Ende zwar schmerzhaft gemeldet, doch diese Wehwechen schieben wir bewusst bei Seite. Wir können doch nicht wirklich schon in dem Alter sein, in dem man über schmerzende Knie klagt. Jetzt heißt es Zähne zusammenbeißen und die verbleibenden 1,65 km bis zum Parkplatz zurückzulegen. Die letzte Etappe verläuft entlang eines Firetrails, einer Schneise im Wald, um im Falle eines Feuers den Rettungskräften zu dienen. Trotz des ebenen Terrains brennen uns die Füße, als wir Koby erreichen. Um uns ein wenig aufzupäppeln, essen wir einen happen. Es sind noch immer Hähnchenchnitzel von unserer Burger-Session übrig. Bestrichen mit einem Dip und belegt mit Tomaten und Käse würde dieser Snack glatt als Low-carb-Burger durchgehen.
Wieder einigermaßen bei Kräften machen wir uns auf den Weg zu unserem Schlafplatz für die kommende Nacht. Eine gute Stunde brauchen wir, bis wir die Rest Area in der Nähe von Mount Barker erreichen. In zweiter Spur, so weit es nur geht vom Highway entfernt, schlagen wir unser Camp auf. In der Hoffnung auf etwas Schatten, bauen wir direkt das Zelt auf. Es reicht gerade so. Nachdem wir ein wenig zur Ruhe gekommen sind, gilt es die kommenden Tage zu planen. In den Stirling Ranges warten sechs Gipfel darauf erklommen zu werden. Voraussichtlich stehen für uns zwei pro Tag auf dem Programm. Dieser enge Zeitplan ist nötig, da es schwierig werden könnte, einen Platz zum Schlafen zu finden. Im Nationalpark befindet sich lediglich ein staatlicher Campingplatz. Den kann man nicht vorbuchen und es werden außerdem 15$ pro Person verlangt. Wir spielen mit dem Gedanken zu pendeln. Allerdings könnte das dann wieder zu Problemen hinsichtlich Benzin führen. Für einen kurzen Moment ärgern wir uns in Mount Barker nicht nochmal getankt zu haben. Noch mehr ärgern wir uns, als wir bei einem erneuten Blick auf Campermate eine Rest Area finden, die deutlich näher an den Stirling Ranges liegt als die, auf der wir stehen. Noch dazu hätten wir uns den ganzen Weg über Mount Barker sparen können. Wir hatten einen Filter eingestellt, der uns lediglich Campingplätze angezeigt hat. Da es sich bei besagtem Platz um eine Rest Area handelt, wurde uns diese nicht angezeigt. Wir haben unsere Lektion gelernt. Im Moment nützt es uns jedoch nichts uns darüber zu ärgern. Morgen können wir diese Rest Area als neuen Stützpunkt nehmen. Immerhin können wir von hier aus den Scenic Drive durch die Stirling nehmen. Eine Strecke die einmal quer durch das Herz der Gipfelreihe führt. Währen wir vom Porongurup NP direkt zu der Rest Area gefahren, hätten wir uns den Abstecher in den absoluten Westen der Ranges vielleicht gespart. Wir werden sehen, wozu das gut war.
An unserem derzeitigen Standort haben wir überraschend Netz. Sarah kann daher später noch posten. Zunächst ist allerdings Sport angesagt. Währenddessen bearbeitet Cecil Videos. Seit langem Mal wieder am Tablet anstatt auf dem Handy. Der große Bildschirm macht es wirklich deutlich einfacher. Nachdem Sarah im Anschluss an ihr Trainig Korrektur gelesen hat und Cecil für den Moment fertig mit dem Tagebuch ist, beginnen wir zu kochen. Ein wahrer Klassiker unserer Camperküche steht auf dem Programm: Nudeln mit Bolognese. Cecil kümmert sich darum Käse zu reiben und Zwiebel zu schneiden. Sarah kocht die Nudeln vor und schnippelt Zucchini. Die Portion heute ist ordentlich und schmeckt wieder mal vorzüglich. Nach dem Abwasch sind wir heute erstaunlicherweise nicht total platt. Es geht weiter mit dem Blog.
Das Video, welches Cecil vorhin produziert hat, wird noch mit Musik hinterlegt. In der Zwischenzeit werden weitere Blog-Posts von Sarah vorbereitet. Cecil schafft es sogar noch einen weiteren Tag auszuformulieren, doch dann reicht es ihm. Der Tag hat Spuren hinterlassen. Ausnahmsweise geht er heute vor Sarah ins Bett. Das will schon etwas heißen.
Sofort geht das Licht allerdings nicht aus. Cecil liest noch etwas und kurz darauf kommt auch Sarah hoch ins Zelt. Zunächst löst sie ein Sudoku, dann tut sie es Cecil gleich und beginnt zu lesen. Gegen 22 Uhr steigt Cecil aus. Sarah liest noch weiter. Viel länger hält sie jedoch auch nicht durch. Zeit zu schlafen. Morgen stehen Wanderabenteuer auf dem Programm :)
Kommentare
Kommentar veröffentlichen