11.01., Montag: Walpole Rest Area - Was ist schlimmer als Fliegen?
Die Uhr steht auf 15 nach 6 als wir aufstehen. Etwas später als geplant, aber durchaus noch im Rahmen. Leider zeigt sich der Himmel weiterhin bewölkt. Wir hatten so sehr auf Sonne gehofft. Zum Frühstück geben wir uns heute mit Rührei und Flatbread zufrieden. Das Zelt ist im Anschluss in nicht einmal zehn Minuten eingepackt. Langsam kennen wir die neuen Kniffe, die nötig sind, um den Reißverschluss möglichst problemlos zu schließen. Man muss den Kopf lediglich in einem gewissen Winkel ankippen. Nachdem Cecil gestern zunächst vergessen hatte das Licht auszuschalten, springt Koby mit letzter Kraft an.
Auf der Straße nach Northcliffe hopsen ein Muttertier und ihr Joey nur wenige Meter vor uns über den Highway. Nachdem wir den ersten Schock überwunden haben, will Sarah direkt das Video der Dashcam sichern. Nur leider hat die nicht aufgenommen. Wahrscheinlich war deren Netzstecker etwas lose. Was für eine Enttäuschung. Das wäre die erste wirklich gute Szene gewesen, die wir mit der Dashcam eingefangen hätten.
Unterwegs nach Windy Harbour im D'Entrecasteaux NP zeigt sich das Wetter noch immer von seiner unschönen Seite. Doch wir sind nicht gewillt noch einen Tag zu vergammeln. Wir passieren die Parkgrenze und legen einen ersten Stopp ein.
Am Lookout, an dem wir halten, überraschen wir ein Känguru, dass sich wohl schon zum Schlafen zurückgezogen hatte. Von der Platform ist der Blick frei bis zur Salmon Bay. Bei den Wellen dort hat Cecil direkt den Entschluss gefasst, dass dort später zum ersten Mal sein neues Bodyboard zum Einsatz kommen wird. Zunächst stehen allerdings ein paar Wanderungen auf dem Programm.
Wir setzen unseren Weg daher fort. Wieder treffen wir auf Kängurus, die die Straße passieren. Wieder ist die Dashcam aus. Dieses Mal handelt es sich jedoch wirklich um einen groben Fehler unsererseits. Kurz zuvor hatten wir das Kabel der Kamera abgezogen. So schnell es geht, verbinden wir die Dashcam erneut und gnädigerweise hüpfen die Beuteltiere erneut auf die Straße. Endlich haben wir ein entsprechendes Video im Kasten.
Zwei weitere Lookouts lassen wir links liegen. Das Wetter ist so schlecht, dass die Aussicht nur enttäuschen kann. Am Ende die richtige Entscheidung, denn wir treffen erneut auf ein Känguru und das hat einen Joey im Beutel. Ganz entspannt bleibt es am Rand der Straße sitzen, während wir nur wenige Meter entfernt halten.
Vom Point D'Entrecasteaux machen wir uns auf den 1 km langen Rundwanderweg mit dem klangvollen Namen Pupulong (und nicht wie im Reiseführer angegeben Pupalong). Der Pfad ist durchgehend asphalitiert, was uns natürlich missfällt. Doch von mehreren Aussichtsplattformen hat man einen wirklich schönen Blick über die Küste und die angrenzende Vegetation.
Im Anschluss geht es auf den 2,6 km langen Cliff Top Walk. Wie der Name bereits verrät, gehen wir entlang der Klippe. Immer wieder haben wir tolle Sicht auf das Meer, die Klippen selbst und sogar einigen Höhlen im Gestein. Kurz vor dem Wendepunkt, dem Tookulup Lookout, treffen wir auf einen Emu. Ungewöhnlicherweise ist der augenscheinlich allein unterwegs. Vielleicht ein Weibchen, welches Papa mit dem Nachwuchs zurückgelassen hat?
Kaum am Tookulup Lookout angekommen, entdeckt Cecil eine Schule von Delfinen. Sofort schickt er Alli in die Luft, doch alle Bemühungen sind vergebens. Aus der Luft sind die Tümmler nicht mehr zu erspähen. Offenbar befinden sie sich derzeit auf der Jagd. Die Tiere verbringen maximal ein paar Sekunden an der Oberfläche, bevor sie minutenlang abtauchen und an gänzlich anderer Stelle wieder zum Vorschein kommen. Für Cecil und Alli bestand wohl nie eine wahre Chance die Szenerie einzufangen.
Der Rückweg zum Parkplatz gestaltet sich unspektakulär und das Wetter ist weiterhin schlecht. Anstatt direkt zu Koby zurückzukehren, machen wir einen kleinen Umweg zu einem Aussichtspunkt namens “The Window”. Dabei handelt es sich um ein Loch im Fels, durch das man im steilen Winkel auf das Meer blicken kann. Wie es der Zufall will, treffen wir dort zeitgleich mit einer sechsköpfigen Gruppe älterer Zeitgenossen ein. Wir machen ein paar Fotos, doch dann reicht uns der Trubel. Wir gehen ein Stück weiter zu einer Kreuzung, an der ein weiterer Wanderweg startet. Dort biegen wir ab, aber nur zum Schein. Die große Gruppe hat sich kurz nach uns ebenfalls auf den Rückweg gemacht. Wir nutzen die Gelegenheit und kehren zum Aussichtspunkt zurück. Endlich können wir ungestört diesen Platz genießen und unsere Aufnahmen machen.
Von der Aussichtsplattform des Pupulong Walks lässt Cecil erneut Alli starten.
Anschließend geht es zurück und zum Salmon Beach. Die Wellen warten. Auf dem Parkplatz kurz vor dem Strand, ist es zunächst Zeit für ein schnelles Mittagessen. Es gibt Flatbread und dazu alles, was uns aus dem Kühlschrank in die Hände fällt. Wir sind schon ein wenig stolz, wie viele Reste wir in diesem Prozess vernichten. Noch dazu ist es hier auf dem Parkplatz gar nicht so ungemütlich wie man meint. Ein weiteres Auto parkt ein gutes Stück von uns entfernt. Sonst gibt es keinen Verkehr. Cecil erhöht den Wohlfühlfaktor sogar noch ein wenig und fletzt sich in den Strandstuhl.
Gut gestärkt und frohen Mutes will es Cecil endlich wagen. Die Wellen schreien gerade danach, dass man sich in sie stürzt und das neue Board ist heiß auf den ersten Einsatz. Es wird alles bereit gemacht. Das Board wird aus seinem Gefängnis zwischen Dach und Zelt geholt, Cecil befestigt die Halteleine, zieht sich um und klemmt die Flossen unter den Arm. Langsam kommt sogar die Sonne heraus. Die Zeichen stehen gut. Denken wir zumindest.
Wir sind kaum ein paar Meter von Koby entfernt, da wartet ein Schild auf uns. Direkt am Durchlass zum Strand und es besagt nichts Gutes. Ganz in der Nähe wurde der Kadaver eines Wals angespült. Es herrscht nicht nur die Gefahr einer Infektion, wenn man dem toten Tier auf dem Festland zu nahe kommt. Auch im Wasser ist man nicht mehr sicher. Ein Wal bedeutet immer fette Beute und das noch mehr, wenn er bereits unfähig ist sich zu verteidigen. Unweigerlich tummeln sich Haie in der Nähe des Strands. Angezogen von Blut und Verwesung. Getreu seines Vorsatzes versucht Cecil nicht ganz so schlechte Laune zu haben, wie es vielleicht sogar angebracht wäre. Ein wenig muss er kämpfen sich seiner Wut nicht hinzugeben. Wortlos stapfen wir zurück zum Auto und Cecil verstaut alles wieder, wo es hin gehört. Dann wollen wir uns diesen toten Wal mal ansehen.
Am Strand wartet die nächste Enttäuschung. Es ist einfach herrlich. Schaut man nach links erstreckt sich die Bucht bis sich ein kleiner Hügel direkt aus dem Wasser erhebt. Nach rechts erscheint die Küstenlinie schier endlos. Von einem toten Wal ist keine Spur zu entdecken. Mittlerweile hat die Sonne sich ihren Platz am Himmel freigekämpft und scheint in voller Pracht. Wir versuchen weiterhin positiv zu bleiben.
Nach einem kurzen Stop in der Nähe des Castle Rock fahren wir zum Mount Chundalup. Eine nackte Granit Kuppe, die sich 188 Meter über den Meeresspiegel erhebt. Von dort aus soll man einen tollen Rundumblick über die umliegende Landschaft genießen können. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Wir sind bereits auf dem Weg, da entscheidet Sarah doch lieber noch ihre Wanderschuhe anziehen zu wollen. Während Cecil wartet, kommt ein weiteres Auto an. Eine Familie mit vier Kindern steigt aus. Toll, denkt Cecil, die haben wir gleich alle vor uns. Tatsächlich machen sie sich ebenfalls auf den Weg zum Gipfel, kehren jedoch direkt um, als sie ein Schild am Wegesrand lesen. Das besagt, man solle mindestens 30 Minuten Weg Zeit einplanen. Der großen Tochter ist das zu viel und auch der Rest der Baggage scheint wenig an einem solchen Marsch interessiert. Mittlerweile ist auch Sarah bereit und wir haben den Pfad für uns. Lediglich ein Vater-Sohn-Gespann hängt uns an den Fersen. Mehr oder weniger unterbewusst gilt es die beiden hinter uns zu halten. Und obwohl der Junge noch recht klein ist, schlagen die zwei ein ordentliches Tempo an. Wir müssen ganz schön ranklotzen, um die Führung zu behaupten. Wir pesen über Stufen, blanken Fels und Stege aus Holz. Die meiste Zeit über geht es dabei recht steil bergauf. Es dauert keine elf Minuten bis wir den Gipfel erreichen. Oben angekommen ist es unglaublich windig. So gut es geht versuchen wir die Ausblicke zu genießen, doch lange hält es uns nicht auf dem Hügel.
Wieder in Northcliffe parken wir erneut am Visitor-Center. Das hat mittlerweile geöffnet. Doch handelt es sich eher um eine Bücherei als ein Besucherzentrum. Uns kann das egal sein, denn im Grunde wollen wir nur das Passwort für das Wlan. Eine mehr als desinteressiert wirkende Dame hinter einem Computer gibt es uns und kurz darauf sind wir online. Cecil startet direkt damit die neuesten Football-Spiele herunterzuladen. Sarah will unseren Blog aktualisieren.
Etwa 15 Minuten später brechen wir alle Aktionen ab. Das Internet war bisher super langsam und jetzt ist die Verbindung total zusammengebrochen. Da wir unsere Zeit sicherlich nicht damit verbringen wollen, in der Bücherei von Northcliffe darauf zu warten, dass das Wlan wieder funktioniert, packen wir wieder zusammen. Am Ausgang fällt uns ein Regal mit kostenlosen Büchern für Backpacker auf. Wir nehmen einen Krimi mit und wollen im Gegenzug unseren Bill Bryson dalassen. Doch wo haben wir das Buch verstaut? Lange suchen wir nicht. Das nächste Mal dann. Anstatt unsere gelesenen Bücher loszuwerden haben wir also wieder eines mehr. Das lief suboptimal.
Die Rest Area, die wir als erstes ansteuern, liegt gute 50 km von Northcliffe entfernt. So viel wissen wir. Was wir nicht wussten ist, dass sie nur wenige Meter abseits des Highways liegt und dazu kaum Sonne durch die Baumkronen gelangt. Wir entscheiden daher noch weiter zu fahren. 30 Kilometer weiter südlich biegen wir erneut ab. Auf die letzte Rest Area vor dem Walpole NP, den wir morgen erkunden wollen. Der Platz ist asphaltiert und es gelangt so gut wie kein Sonnenstrahl zu uns hindurch. Doch es bleibt uns keine Wahl mehr.
Während wir die Basics wie Tisch, Stühle und Solarpanel aufbauen, fällt uns noch ein weiterer Nachteil dieses Standortes auf. Es wimmelt nur so von Bremsen. Ein Stich dieser Viecher ist durchaus schmerzhaft. Man kommt kaum dazu einen klaren Gedanken zu fassen, da man unentwegt damit beschäftigt ist die lästigen Biester abzuschütteln. Zu allem Überfluss wird es hier im Schutz des Blätterdachs auch noch schnell empfindlich frisch.
Sarah geht es trotzdem an und startet ihr Sportprogramm. In der Zeit versucht sich Cecil daran das Tagebuch weiterzuschreiben. Allerdings werden wir beide unentwegt von den Bremsen attackiert. Cecil lässt sich schneller von seinem ursprünglichen Vorhaben ablenken und widmet sich schon bald Vollzeit damit die garstigen Viecher zu erlegen. Irgendwann gleicht die kleine Fläche Asphalt um seinen Stuhl herum einem Schlachtfeld. Irgendwann hat er aufgehört mitzuzählen, doch die örtliche Population der Bremsen ist um mindestens 50 gesunken. Bei nur zwei Stichen, die Cecil in der Zwischenzeit erleiden musste, kein schlechter Schnitt. Fast schon könnten einem die dummen Viecher leid tun.
Am Ende des Tages verhält es sich mit den Bremsen wie mit den Fliegen. Sobald die Sonne untergegangen ist, verschwinden sie gänzlich. Zu unserer Erleichterung füllen nicht direkt die Mücken die entstandene Leere im Luftraum. Relativ ungestört von jeglichem Getier können wir daher unsere Nudeln genießen und anschließend den Abwasch machen.
Nachdem das Zelt aufgebaut ist, sichtet Cecil die Videos nach potentiellen Kandidaten für den Blog. Sarah strickt derweil weiter an ihrem Kleid. Kurz darauf geht sie jedoch bereits ins Bett. Die Temperaturen laden nicht gerade dazu ein viel mehr Zeit im Freien zu verbringen. Doch Cecil beißt die Zähne zusammen und bearbeitet noch ein paar Clips. Immerhin die von unserem Campingausflug mit Rose und Mitch sind am Ende des Tages bereit zum Posten.
Gegen kurz nach 21 Uhr befindet auch Cecil, dass seine Arbeit für heute getan ist. Oben im Zelt wird noch ein wenig gelesen und dann geht das Licht aus. Morgen ist auch noch ein Tag.
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