16.12., Mittwoch: North Fremantle - Die Honorarkonsulin in Perth

Nur mit Mühe können wir uns aus dem Bett bewegen. Doch dann sind ganz plötzlich alle Lebensgeister geweckt. Spontan machen wir uns direkt auf dem Weg zum Strand. Zu dieser frühen Stunde ist es noch recht windstill und das Wasser von angenehmer Temperatur. Die ganze Müdigkeit ist schnell vergessen. Ein ziemlicher perfekter Start in den Tag, wenn man uns fragt. Schon toll, wenn man so nah am Strand wohnt. 
Zurück im Haus macht Sarah noch Sport, während Cecil sich bereits unter die Dusche stellt. Bei einer ersten Tasse Kaffee widmet er sich anschließend der defekten GoPro. Offensichtlich ist doch nicht Feuchtigkeit das Problem. Die letzten Tage war die Kamera in einer Schüssel voll Reis eingebettet. Dieser sollte sämtliche verbliebene Restfeuchte mittlerweile herausgezogen haben. Trotzdem reagiert der Power-Button noch immer schlecht bis gar nicht. Das Problem scheint daher eher ein mechanisches zu sein. Nach reiflicher Überlegung will Cecil das Problem selber in Angriff nehmen. Wären wir noch in Deutschland, hätte er die Kamera wohl einfach an Amazon zurückgesandt, im Austausch gegen ein Ersatzgerät oder den Geldwert. Aus offensichtlichen Gründen fällt diese Option derzeit aus. Doch ohne Kamera geht es natürlich auch nicht. Mit einem sehr scharfen Messer macht sich Cecil ans Werk. Nachdem die Silikonschicht über dem Knopf teilweise entfernt ist, probiert er alles, den ausgeleiherten Mechanismus wieder halbwegs fit zu kriegen. Alle Versuche bleiben vergeblich. Noch hat Cecil nicht ganz aufgegeben, doch erstmal haben wir uns ein Frühstück verdient. 
 
Ordentlich gestärkt, steht als nächstes Sarahs Termin bei der Honorarkonsulin in Perth an. Deren Büro befindet sich nur ein paar Kilometer weiter und in einem Vorort der Stadt. Das kommt uns sehr gelegen, da die Parkplatzsituation dadurch deutlich entspannter aussehen sollte. Tatsächlich finden wir in einer Nebenstraße in direkter Nähe zum Konsulat einen Parkplatz, auf dem man 2 Stunden kostenlos stehen darf. Perfekt. Viel zu früh stehen wir im Gebäude vor der Eingangstür des Konsulats. Ein Zettel an der Tür weist darauf hin, dass man draußen oder im nahen Cafe warten soll. Aufgrund von Corona steht der hauseigene Warteraum derzeit nicht zur Verfügung. Wir warten daher unten. Wenig später macht sich Sarah wieder auf den Weg nach oben. Cecil bleibt am Auto. So streng wie die Corona-Regeln hier offensichtlich gehandhabt werden, möchte er keine unnötige Aufmerksamkeit erregen. Außerdem hat er selbst noch etwas vor. Nach dem ersten erfolglosen Versuch einer Reparatur seiner GoPro möchte er seine Rücksende-Optionen bei Amazon abklopfen. 
Leicht nervös steht Sarah vor der Glastür des Konsulats. Durch die Scheibe lächelt ihr von der gegenüberliegenden Wand ein Abbild von Frank-Walter Steinmeier entgegen. Eine andere Tür ganz in der Nähe öffnet sich und eine Frau tritt auf den Flur. Offensichtlich erkennt sie Sarahs Unsicherheit und spricht sie an. Nach einer kurzen Erklärung rät die Frau ihr einfach mal zu klingeln. Sofort ertönt ein Summer und Sarah betritt die Räumlichkeiten. 
 
 
Die Honorarkonsulin erweist sich als äußerst entspannt und sympathisch. Als erstes fragt Sarah, ob ihre Online-Funktion ihres Personalausweises hier aktiviert werden kann. Damit wäre sie in der Lage anschließend das polizeiliche Führungszeugnis online zu beantragen. Leider geht das aber nur in Deutschland. Doch darauf ist Sarah vorbereitet. Dann halt Plan B. Der sieht vor das Zeugnis hier vor Ort zu beantragen. 
Sarah überreicht das bereits ausgefüllte Formular und ihren Reisepass. Jetzt muss nur noch bezahlt werden. Während die Konsulin alles weitere vorbereitet, nimmt Sarah daher eine entsprechende Überweisung vor. Die fälligen 13€ gehen direkt an das Bundesamt für Justiz in Bonn. Eine gefühlte Ewigkeit warten beide daraufhin auf die Bestätigung des Zahlungseingangs. Erst danach kann die Konsulin, dass den Antrag für ihr Führungszeugnis nach Deutschland schicken. Sarah erfährt, dass der Versand der Unterlagen von Australien nach Deutschland aktuell nur ausnahmsweise per Email zulässig ist. Vor Corona hätte Sarah den Antrag selbst per Post verschicken müssen. Ausnahmsweise mal ein positiver Effekt des Virus. Damit wird der Prozess enorm beschleunigt. Immer wieder ist die Konsulin zwischen zwei Computern unterwegs. Die Bestätigung kann manchmal etwas Zeit beanspruchen, da sich die Server in Deutschland befinden. Zunächst geht Sarah davon aus, dass die Konsulin ihre Zahlung mittels einer Art Buchhaltungssystem verfolgen kann. Bis sich das Missverständnis aufklärt. Die Konsulin wartet auf eine Email von Sarah, in dem sie einen entsprechenden Zahlungsnachweis senden sollte. Immerhin hat sie ein entsprechendes PDF auf dem Handy gespeichert und schickt es gleich darauf per Email ab. Außerdem muss Sarah noch 42,50$ für die Beglaubigung in bar bezahlen. 
Es vergehen weitere zehn Minuten, doch von Sarahs Email fehlt weiterhin jede Spur. Da bereits der nächste Termin ansteht, bietet die Konsulin an noch eine Stunde zu warten. Falls die Zahlungsbestätigung bis dahin noch immer nicht in Ihrem Postfach angekommen ist, meldet sie sich nochmal. Dieser Behördengang war mal etwas anderes. Die Konsulin war wirklich nett und engagiert. Sarah ist froh darüber, wie gut es gelaufen ist. Auch wenn der Antrag derzeit noch in der Schwebe ist, haben wir beide ein gutes Gefühl. 
 
Mit dieser positiven Energie im Gepäck fahren wir weiter in den “Kings Park”, der botanische Garten von Perth. Vor der Skyline Perths spazieren wir entlang grüner Wiesen und durch dichte Wälder. Höhepunkte bietet die Anlage keine, doch schön ist es trotzdem. Unterwegs bekommt Sarah zudem die ersehnte Email. Ihr Zahlungsnachweis ist eingegangen und ihr Antrag abgeschickt. 
 




 
Lunch gibt es heute auf dem Parkplatz im Kings Garden. Wir haben gefühlt noch unendlich viele Würstchen im Schalfrock, doch noch wollen wir uns nicht beschweren. Die schmecken immer noch verdammt gut. Anschließend fahren wir zum “City Beach”, ein Küstenabschnitt etwas nördlich von Cottesloe. Hier ist es extrem windig, doch die Wellen sehen vielversprechend aus. Etwas zu wild für Sarahs Geschmack. Cecil dagegen stürzt sich sofort in die Fluten. 
Am Strand hält Sarah es keine zwei Minuten aus. Der durch den Wind aufgewirbelte Sand wirkt wie ein sehr unsaftes Peeling auf jedes kleine Stück exponierter Haut. Nach einem kleinen Spaziergang flüchtet sie sich auch ins Wasser. Dort ist man vom Sand geschützt. Das heißt jedoch nicht, dass man hier sicher ist. Im Wasser warten unbändige Strömungen. Gegen diese kämpft Cecil bereits seit gut einer halben Stunde. Sarah reicht es bereits nach kurzer Zeit. Gemeinsam waten wir aus dem Meer und nach einer kurzen Dusche geht es zurück zu Koby.
 
Vor Sonne und Wind geschützt, lassen wir uns auf der Terrasse von Rose und Mitch in ihrem Haus in North Fremantle nieder. Cecil wagt einen weiteren Versuch die GoPro zu reparieren. Doch auch dieses Mal bleiben all seine Bemühungen unbelohnt. Sarah ist bereits einen Schritt weiter und recherchiert online nach einer neuen Kamera. Sollte sich wirklich das Schlimmste bewahrheiten und die Kamera unreparabel kaputt sein, wäre es natürlich am besten eine neue Hero 7 zu erstehen. Dann würde weiterhin alles Zubehör passen. Vor allem sind da die Akkus und das Unterwasser-Gehäuse zu nennen. Allerdings ist die Hero 7 mittlerweile ein Auslaufmodell und fast nirgends mehr zu bekommen. 
Ziemlich frustriert setzt Cecil zu einem letzten Rettungsversuch an. Plötzlich scheint es wieder zu funktionieren. Hoffnung keimt auf. Aber nur kurz. Nach ein paar weiteren Versuchen reagiert die Kamera wieder so gut wie vorher. Das heißt fast gar nicht. Sie würde sich weiterhin über die Fernbedienungsfunktion über das Handy steuern lassen. Das funktioniert allerdings nur so lange man Zugriff auf das Handy hat. Tauchen fällt damit flach. Zudem würde die Akkulaufzeit darunter ganz bestimmt leiden. Schon fast hat Cecil aufgegeben, da scheint eine letzte Reinigung des Knopfes wahre Wunder gewirkt zu haben. Mit einem Mal reagiert die Kamera wieder einwandfrei. Sarahs Freude darüber überwiegt fast die von Cecil, denn sie wusste, dass davon mehr oder weniger unser geplanter Trip nach Rottnest Island abhing. 
 

Ja, ihr habt richtig gelesen. Wir wollen erneut nach Rottnest zu den Quokkas und das kaum eine Woche nach unserem ersten Besuch. Anstatt erneut mit Sealink überzusetzen, wählen wir dieses Mal “Rottnest Express”. Die Fähre ist zwar etwas teuerer, bietet aber deutlich attraktivere Zeiten an. Zumindest, wenn man so viel wie möglich von den kleinen Quokkas sehen will. Das Schiff von Sealink legt bereits um 16 Uhr von der Insel ab. Genau zu dieser Zeit werden die possierlichen Beuteltiere gerade wieder aktiv. Mit dem Rottnest Express können wir eine Rückfahrt für 18:30 Uhr buchen. 
Nach dem erfolglosen Versuch gestern, schickt Cecil erneut einen Antrag für sein deutsches Führungszeugnis ab. Dieses Mal über den Laptop. Daran angeschlossen sein Handy, welches als Kartenlesegerät für den Personalausweis herhält. Dieses Mal scheint es zu klappen. Während Sarah die Fotos von Kamera und Handys sichert, guckt Cecil ein wenig Football. 
Roseanna und Mitch sind noch unterwegs, während wir Sandwiches und gekochte Eier für morgen vorbereiten. Zum Abendessen gibt es heute Salat, den wir auf der Terrasse einnehmen. Spontan folgt darauf eine Runde “Azul” mit unseren Gastgebern. Die Regeln sind verständlich und wir haben eine Menge Spaß. Am Ende gewinnt Cecil mit einem Punkt Vorsprung vor Sarah. 
Bevor der Abend zu lang wird, zieht es uns alle ins Bett. Sarah schreibt noch kurz die Stichpunkte von heute, während Cecil Football guckt. Kurz darauf geht das Licht aus. Je eher wir schlafen, desto näher rückt ein weiterer Tag auf Rottnest. Wir können es kaum erwarten, die süßen Quokkas wieder zu sehen.

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