20.12., Sonntag: North Fremantle - Haisichtungen
Wie zuvor zieht es Sarah heute etwas früher als Cecil aus dem Bett. Gegen 7 Uhr beginnt sie ihr Workout. Mittlerweile befindet sie sich bereits in der elften von insgesamt zwölf Wochen eines recht intensiven Programms. Cecil ist immer wieder erstaunt wie willensstark Sarah ist. Natürlich hat sie auch mal Tage, an denen sie keine große Lust verspürt, doch trotzdem zieht sie den Plan eisern durch.
Nachdem wir gegen 8 Uhr gemeinsam gefrühstückt haben, ist es Zeit unsere Abreise vorzubereiten. Morgen ist es soweit. Es geht zurück auf die Straße. Zurück ins ungewisse Abenteuer. Ganz oben auf der Liste steht alles in Koby zu verstauen, was wir heute nicht mehr benötigen. Neben ein paar Klamotten und sonstigen Gegenständen, landet natürlich auch der Kühlschrank wieder im Kofferraum. Immerhin stehen die potentiellen Mieter gleich vor der Tür. Da macht es sicher keinen guten Eindruck, wenn die Kiste noch im Wohnzimmer steht und munter vor sich hin brummt.
Es ist kurz vor 10 Uhr, als wir uns mit dem Standup-Paddleboard auf den Weg zum Strand machen wollen. Während der Wohnungsbesichtigung verkrümeln wir uns lieber. Cecil hat das Board unter dem Arm, Sarah das Paddel und den Sonnenschirm. Gerade als wir um die Ecke biegen, begrüßen Rose und Mitch die Interessenten. Wir können uns trotzdem noch herausschleichen, ohne groß Aufmerksamkeit zu erregen.
Bis zum Strand stehen uns 1000 m Fußmarsch bevor. Das Board wiegt locker 20 Kilogramm und die machen sich unterwegs doch langsam bemerkbar. Nur mit Mühe und mehrfachem Wechsel des Gewichts von Arm zu Arm, schafft es Cecil das Brett bis ans Meer zu schleppen. Dort angekommen bietet sich ein bisher ungewohntes Bild. Am Ufer haben sich bis zum Horizont Menschen angesammelt. Es vergehen ein paar Sekunden, bis wir bemerken, dass sich keiner der Strandbesucher mehr im Wasser befindet. Unsere vage Vorahnung wird uns von einem Mann bestätigt, den wir kurzerhand ansprechen. Es wurde ein Hai gesichtet.
Ohne das Ausmaß dieser Information erfassen zu können, suchen wir uns einen Platz, breiten unser Handtuch aus und bauen den Schirm auf. Den wir allerdings kurz darauf bereits wieder einpacken müssen. Es windet dermaßen, dass er droht kaputt zu gehen. Bald darauf fliegt ein Hubschrauber den Strandabschnitt auf und ab. Die Rettungsschwimmer vor Ort haben derweil alle Hände damit zu tun, immer wieder ein paar Menschen aus dem Wasser zu holen. Entweder haben sie nichts von dem Hai-Alarm mitbekommen oder es ist ihnen egal. So oder so werden sie nachdrücklich gebeten das Wasser wieder zu verlassen.
Nach gut 1 ½ Stunden ist die Lage weiterhin unverändert. Keiner darf ins Wasser. Währenddessen hat der Wind weiter an Fahrt aufgenommen. Der aufgewirbelte Sand sorgt für einen unangenehmen Peeling-Effekt. Noch dazu brutzeln wir in der prallen Sonne. Sarah entscheidet die Sache aktiv anzugehen und macht sich auf den Weg zu den Rettungsschwimmern. Dort gibt es schlechte Nachrichten. In den letzten zwei Stunden konnten fünf Hai-Sichtungen bestätigt werden. Die letzte erst vor fünf Minuten. Das Protokoll sieht vor, nach jeder Sichtung den Strand für mindestens eine Stunde zu sperren. Solange der oder die Haie den Strand auf und abschwimmen, gibt es wenig Hoffnung auf eine baldige Öffnung. Ziemlich frustriert packen wir zusammen und machen uns auf den Rückweg. Dabei hatten wir uns so darauf gefreut und keine Mühen gescheut das schwere Board bis zum Strand zu schleppen. Doch es hilft nichts. Wir müssen uns wieder einmal der Natur geschlagen geben.
Nach einer schnellen Dusche um den ganzen Sand loszuwerden, schmeißen wir eine Waschmaschine an und essen einen kleinen Happen zum Mittag. Als die Wäsche des ersten Durchgang aufgehängt ist, starten wir direkt eine zweite Maschine. Morgen geht es zurück auf die Straße und so eine Gelegenheit lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Während wir darauf warten, dass das Programm durchgelaufen ist, schreibt Sarah Stichpunkte und Cecil Tagebuch. Echte Arbeitsteilung dieses Mal. Nachdem Cecil fertig ist, liest Sarah das soeben geschriebene Korrektur. Cecil widmet sich derweil einem ganz anderen Thema. Der Stromvertrag unserer Wohnung in Berlin jährt sich bald und er nimmt online einen Anbieterwechsel vor. Sicher nicht sehr spannend, aber auch das muss erledigt werden.
Die zweite Ladung Wäsche ist aufgehangen und endlich können wir uns raus auf die Terrasse setzen. Dort hat man erst gegen Nachmittag Schatten und Sonne haben wir heute bereits genug bekommen. Es geht munter weiter mit dem Blog. Sarah wagt heute den Start die neuen Quokka-Fotos zu sortieren. Wer sich noch erinnert: über tausend Bilder sind entstanden. Eine wahre Mammut-Aufgabe davon die absolut besten auszuwählen.
Gegen Abend bekommen wir ein Update über den Zustand unserer Wohnung. Unsere Eltern haben sich ein eigenes Bild gemacht und leider waren die Beschwerden der Nachmieter nicht grundlos. Besonders Küche und Bäder sind tatsächlich noch sehr dreckig. Da die alten Mieter bereits nicht mehr in Berlin sind, werden wir uns um eine Reinigung kümmern müssen und die Kosten von der Kaution abziehen. Unsere Eltern planen da bereits einen Großeinsatz. Die Beauftragung einer Firma wäre damit nicht nötig. Sie sind einfach die Besten!
Mit Roseanna waren wir für 18 Uhr lose zum Grillen verabredet. Als sie jedoch eine halbe Stunde später noch immer nicht da ist und wir auch keine Nachricht erhalten haben, starten wir ohne sie. Dann bleibt mehr für uns. Es gibt Hähnchen, Hack-Bällchen, Zucchini und Halloumi. Während Cecil am Grill steht, erfährt Sarah zufällig das heute Biathlon läuft. Kurze Zeit später sitzen wir mit unseren Tellern am Tisch vor dem Laptop, auf dem ein entsprechender Livestream läuft. Irgendwie gibt es das ein wenig das Gefühl von Zuhause.
Um 20 Uhr gesellt sich Roseanna zu uns auf die Terrasse. Wir sind natürlich längst fertig mit dem Essen, doch wie sich herausstellt, hat sie ebenfalls bereits Abendbrot gehabt. Wir quatschen noch ein wenig und als wir erzählen, dass wir noch einmal losziehen wollen, erhalten wir eine Bar-Empfehlung nach der anderen. Auch vom “Darling Darling” erzählt sie erneut. Das ist die Bar, bei der wir es gestern nach dem Kino probiert haben, aber die bereits voll war. Am Ende bleiben wir jedoch bei unserer Entscheidung wieder zu Mrs. Brown zu gehen. Das ist fußläufig zu erreichen und hat uns mit seiner Biergarten-Athmosphäre von Anfang an gut gefallen. Cecil grillt noch schnell das restliche Fleisch ab, dann machen wir uns fertig und auf den Weg. Da Rose und Mitch im Schlafzimmer verschwunden sind, winken wir zum Abschied lediglich in die Überwachungskamera vor der Eingangstür.
Kaum sitzen wir im Biergarten, da erhalten wir eine Nachricht. Roseanna möchte wissen, wann wir wieder da sind. Sie hätte sich im Zimmer nur kurz umgezogen und jetzt sind sie noch zirka 20 Minuten wach, bevor sie ins Bett gehen. Morgen muss sie gegen 6 Uhr aus dem Haus. Da müssen wir wohl früh aus den Federn, um uns ordentlich zu verabschieden.
Heute ist einiges los im Mrs. Brown. Eine große Runde hat sich eingefunden, die offensichtlich einen Geburtstag zu feiern haben. An einem weiteren Tisch sitzen vier illustre Persönlichkeiten, die nach einer Zeit einen Joint umher gehen lassen. Wir interessieren uns aber am ehesten für die schwarze Katze, die von einem Baum klettert, um es sich neben uns auf der Bank gemütlich zu machen. Ein wenig planen wir den morgigen Tag und schreiben eine EInkaufsliste. Nach ein paar Drinks geht es dann zurück. Gegen 23 Uhr sind wir im Haus und lassen uns in das gemütliche Bett fallen. Ein letztes Mal. Morgen geht es mit Koby auf zu neuen Abenteuern und zurück ins Dachzelt. So sehr wir die Zeit hier auch genossen haben, können wir es kaum erwarten.
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