17.12., Donnerstag - North Fremantle - Wiedersehen auf Rottnest Island
Obwohl der Wecker uns ziemlich zeitig aus dem Schlaf reißt, kommen wir gut aus dem Bett. Die Vorfreude lässt jede Spur von Müdigkeit sofort verblassen. Heute geht es nochmals nach Rottnest Island und wieder planen wir den gesamten Tag den Quokkas zu widmen.
Wir liegen gut in der Zeit. Cecil macht sich daher noch gemütlich einen Kaffee, während Sarah einen Bananenshake zubereitet. Am Ende geraten wir natürlich doch wieder ein wenig unter Zeitdruck. Doch die Verspätung ist auf dem Weg zum Bahnhof schnell wieder aufgeholt. Wir sind sogar deutlich früher am Gleis als wir geplant hatten. Geduldig warten wir auf die Bahn.
Am Hafen angekommen, liegt noch kein Schiff am Pier. Erst ein paar Minuten später sehen wir es einlaufen. Nochmal zur Erinnerung: Statt mit Sealink fahren wir dieses Mal mit dem Rottnest Express. Der ist zwar etwas teurer, bietet dafür aber eine letzte Rückfahrt um 18:30 Uhr an. Perfekt, wenn man eher nachtaktive Beuteltiere beobachten möchte. Auf den ersten Blick können wir sagen, dass uns die blau-weißen Schiffe von Sealink besser gefallen als die rot-weißen von Rottnest Express. Doch diese Oberflächlichkeit können wir hier getrost beiseite schieben. Auf den zweiten Blick erkennen wir jedoch einen viel direkteren Nachteil. Der Außenbereich ist extrem klein. Wir haben absolut keine Lust die ganze Fahrt mit den anderen Touris unter Deck zu hocken. Zum Glück waren wir so zeitig da und stehen daher fast ganz vorne in der Schlange.
Nachdem unsere Tickets kontrolliert wurden, machen wir uns schnurstracks auf den Weg zum Außenbereich auf dem Oberdeck. Dort können wir recht gute Plätze auf einer Bank ergattern. Kurz darauf legt das Schiff auch schon ab. Die Fähre ist noch keinen Meter vom Pier entfernt, da kommt ein junges Pärchen angerannt. Mit einem beherzten Sprung würde man es wohl noch an Bord schaffen. Das Personal auf dem Festland scheint das anders zu sehen. Mit hängenden Köpfen ziehen die zwei wieder ab. Die nächste Fähre fährt erst in 1 ½ Stunden. Wir sind stolz auf unsere Pünktlichkeit und genießen die Überfahrt in vollen Zügen. Zwar wird es unangenehm voll auf dem winzigen Deck, doch uns weht eine Brise Meeresluft um die Nase und die Sonne strahlt vor einem blauen Himmel.
Auf der Insel angekommen, geht es auf direktem Weg zu unserem Stammplatz vom letzten Mal. Mit den Quokkas die auf der Fressmeile zwischen den Bänken nach Essbarem suchen, halten wir uns heute gar nicht weiter auf. Kurz vor dem Pinky Beach werden unsere Hoffnungen wahr. Die Quokkas sind noch immer hier. Zwar ist der Großteil der Bande bereits etwas schläfrig, doch unser kleiner Joey scheint noch putzmunter. Leider ist er heute Morgen noch etwas schüchtern. Für ein paar erste Fotos und Videos reicht es aber allemal.
Zwischendurch hat Cecil Probleme mit der GoPro. Den nur noch gelegentlich funktionierenden Power-Button kann er mittels Sprachsteuerung oder direktem Start einer Aufnahme über den Record-Button übergehen. Neu dazu kommt jetzt ein Fehler, der fast noch fataler scheint und der nur schlecht ignoriert werden kann. Der Bildschirm beginnt plötzlich zu flackern und die aktuelle Aufnahme wird ohne Cecils zutun abgebrochen. Nach einigen Minuten kriegt sich die Kamera zum Glück wieder ein. Hoffentlich war das eine einmalige Sache.
Für den Moment lassen wir die Quokkas in Ruhe schlafen. Bei unserem ersten Besuch haben wir die Strände im Osten und Norden erkundet, bevor wir über einen Wanderweg durch das Inland zurück zum Hafen gegangen sind. Heute stehen daher die südlichen bis westlichen Strände auf dem Programm. Wir sind gespannt wie weit wir kommen. Wieder wollen wir alles zu Fuß erledigen, anstatt mit dem Bus oder dem Fahrrad. Ein Ticket oder die Miete halten wir für Geldverschwendung, wenn wir sowieso den Großteil der Zeit mit den Quokkas verbringen wollen. Bevor der Marsch losgeht, stärken wir uns jedoch. Es gibt die restlichen Würstchen im Schlafrock.
Ein Teil des Weges führt über den Strand der Porpoise Bay. Hier liegt das Wrack eines kleinen Bootes direkt am Ufer und nur ein paar Zentimeter unter der Wasseroberfläche. Das hatte sich in einem Sturm von seinem Anker vor der Küste von Perth losgerissen, ist anschließend bis nach Rottnest gedriftet und schließlich auf Grund gelaufen. Stark beschädigt ist es irgendwann gesunken. Ansonsten bietet der Strand keine weiteren Highlights. Fast durchgehend laufen wir über eine dicke Schicht Seegras, die sich auf dem Strand angesammelt hat.
Der Rest des Weges führt uns entlang der Straße. Nach ca. 1 ½ Stunden erreichen wir die Salmon Bay.
Die Bucht sieht aus wie aus dem Katalog. Kristallklares Wasser hinter einem weißen Sandstrand. Natürlich hat man einen solchen Platz wohl nie für sich allein und heute ist hier einiges los. Wir finden ein kleines Plätzchen, an dem wir zumindest die Rucksäcke in den Schatten stellen können. Für einen kurzen Moment entspannen wir einfach und lassen die Bucht auf uns wirken.
Nicht weit von uns entfernt herrscht plötzlich helle Aufregung. Immer mehr Menschen waten ins flache Wasser. Ein Kind hat eine Gruppe Oktopoden entdeckt. Cecil macht sich auf den Weg, um sich das selber anzuschauen, verwirft den Plan unterwegs aber wieder. Es sind so schon viel zu viele Menschen im Wasser. Außerdem wird ein Oktopus offensichtlich dazu animiert sich an einer Taucherflosse festzuhalten. Als eines der Kinder auch noch behauptet bei einem der Tiere handele es sich um einen “blue-ringed” Oktopus, versteht man sowieso nicht warum überhaupt irgendjemand sich diesem nähert. Der Blauringoktopus ist extrem giftig. Ein Biss des nur 5cm großen Tiers setzt Gift frei, welches potent genug ist zehn Menschen zu töten. Bis es seine volle Wirkung entfaltet vergehen weniger als zehn Minuten. Im schlimmsten Fall ist die Lähmung so stark, dass ein Atemstillstand eintritt, in dessen Folge das Opfer sterben kann. Besser man lässt die an sich nicht aggressiven Tiere in Ruhe.
Auf dem Rückweg zu Sarah entsteht gleich der nächste Tumult. Eine Familie steht in einigem Abstand zu ihren Sachen am Strand. Alle werfen Sand auf einen Rucksack. Wir können heraushören, dass wohl eine Schlange den Weg in eben diesen gefunden hat. Irgendwann fasst sich der Vater ein Herz und hebt den Rucksack todesmutig an. Allerdings nur um ihn gleich darauf im hohen Bogen wegzuwerfen. Die Schlange werden sie so trotzdem los. Oder besser gesagt der große Skink, der für eine Schlange gehalten wurde und sich während der Aktion blitzschnell verzogen hat. Die ganze Aufregung wegen so eines possierlichen Reptils. Wir sind sehr amüsiert.
Als wieder Ruhe am Strand eingekehrt ist, gehen wir eine Runde Schnorcheln. Doch das Wasser ist ziemlich kühl und trübe. Die Oktopoden können wir nicht mehr entdecken. Gut so, denn schon rückt die Kinderschar erneut an. Wir hoffen, dass sich die Tiere dieses Mal besser versteckt haben.
Wieder trocken machen wir uns auf den Rückweg. Ein kleiner Abstecher führt uns zu einem Lokkout, der jedoch keine besonders guten Aussichten bietet. Unsere Beine geben uns langsam zu verstehen, dass sie jetzt genug haben vom Laufen. Doch es hilft nichts. Einfach weiterlaufen. Zurück zu den Quokkas müssen wir es noch schaffen!
Gegen 14 Uhr sind wir zurück am Hafen. Bereits 16 km haben wir heute zurückgelegt. Einen kühles Getränk haben wir uns da durchaus verdient. Lange Pause gönnen wir unseren Beinen allerdings nicht. Wollen wir doch mal sehen, ob unsere pelzigen Freunde mittlerweile etwas aktiver sind.
Auf Höhe des Supermarktes entdecken wir ein kleines Joey, bei dem Sarah nicht widerstehen kann. Sie versucht ein Selfie mit dem süßen Fratz zu bekommen. Bei dem Versuch ist das Tier jedoch wenig an der Kamera interessiert. Viel spannender scheinen Sarahs Haare. Neugierig beschnuppert das Quokka sie zunächst, bevor es herzlich an ihnen zieht. Etwas schmerzhaft lernt Sarah, dass die kleinen Tiere doch ganz schön Gewicht haben. Zumindest wenn man eins in den Haaren hängen hat.
An unseren Stammplatz sind die Quokkas leider noch immer nicht wirklich bereit für unsere geplante Fotosession. Das lief letzte Woche deutlich besser. Allerdings haben wir auch noch Zeit. Nach einem kleinen Drink in der Pinky's Beach Bar, kehren wir zurück. Jetzt scheinen auch die Beuteltiere Lust zu haben. Sarah fotografiert heute mit einem anderen Objektiv. So ganz zufriedenstellend ist es aber auch damit nicht. Mit dem Handy funktioniert es dann doch meistens am besten. Eine gute Dreiviertelstunde knipsen wir ein Bild nach dem anderen und die GoPro filmt fast durchgängig. Ohne Probleme, wie wir erleichtert feststellen können.
Bei einer weiteren kurzen Pause in der Strandbar, taucht ein Quokka mit Joey im Beutel auf. Sarah kann es sogar kurz erspähen, bevor es im Beutel verschwindet und aber leider nicht wieder herauskommt. Ein gutes Foto gelingt leider nicht, da die Lichtverhältnisse zu schlecht sind. Damit haben wir nun gar nicht mehr gerechnet. Normalerweise bekommen Quokkas überwiegend zwischen Februar und Mai ihren Nachwuchs. In den Sommermonaten ist es oft so heiß, dass Nahrung und Wasser knapp werden. Die Quokkas setzen daher die Fortpflanzung aus. Zwei konnten aber offensichtlich nicht die Finger voneinander lassen.
Zurück bei den Quokkas folgt eine letzte 20-minütige Foto-Orgie. Dann ist es Zeit Abschied zu nehmen. Natürlich fällt es uns schwer, uns von den süßen Tieren zu lösen. Allerdings tun uns mittlerweile auch schon ganz schön die Wangen weh vom dauernden Lächeln in unseren Gesichtern.
Die Fähre, die uns zurück nach Fremantle bringt, ist voller als gedacht. Es ist ein anderes Schiff als heute morgen und der Außenbereich ist deutlich größer. Mit der Sonne im Gesicht setzen wir uns vorsichtshalber mittig vom Boot hin. Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass man an den Seiten bei hohem Wellengang ordentlich nass werden kann. Ab und zu sprüht uns ein wenig Gischt ins Gesicht, doch abgesehen davon bleiben wir heute angenehm trocken. Am Horizont wird Rottnest Island immer kleiner. Tief in uns wissen wir wahrscheinlich bereits, dass das nicht unser letzter Besuch gewesen ist.
Vom Hafen aus laufen wir knappe 800m in die Innenstadt zu einem Burger-Restaurant, welches wir uns vorhin im Internet ausgeguckt haben. Etwas kühl von der Überfahrt, wollen wir eigentlich drinnen sitzen, doch die Klimaanlage hat das gesamte Restaurant in einen Kühlschrank verwandelt. Da bleiben wir doch besser draußen, wo noch etwas Restwärme vom Boden abgestrahlt wird. Sarah probiert ihren Burger mit einem Low-carb-Brot. Das sieht ein bisschen aus wie ein Pfannkuchen. Besonders glücklich ist sie nicht über ihre Wahl und auch die Zucchini-Pommes sind nicht der erhoffte Bringer. Alles in Allem aber ein solides Abendessen und wir sind anschließend ausreichend gesättigt.
Während wir noch etwas quatschen, bekommen wir beide eine Email. Das australische Führungszeugnis wird morgen früh versandt. Der Tag könnte wohl kaum noch besser werden. Obwohl, eine Sache gäbe es da. In Sichtweite des Burgerladens leuchtet das Schild von Ben&Jerrys. Ein Eis geht immer.
Mit müden Beinen schleppen wir uns gegen halb 9 zum Bahnhof. Offensichtlich verlässt uns das Glück langsam, denn unsere Bahn haben wir gerade verpasst. Die nächste kommt erst in knapp einer halben Stunde. Wir ringen für ein paar Sekunden mit uns, entscheiden uns dann dazu zu laufen. Die Füße protestieren, doch wir haben auch keine Lust eine halbe Stunde am Bahnhof zu stehen. Außerdem sparen wir uns so das Geld für die Tickets und laufen gleich ein paar Kalorien ab.
Als wir endlich das Haus erreichen, wollen wir nur noch ins Bett. Nach einem kurzen Smalltalk mit Rose und Mitch, schaffen wir es mit den letzten Kraftreserven unsere Badesachen auszuwaschen und aufzuhängen. Direkt nach der anschließenden Dusche, huschen wir ins Bett. Eine Folge “Designated Survivor” später, schalten wir das Licht aus. Ein langer, aber traumhafter Tag geht zu Ende. Mögen unsere Träume von Quokkas erfüllt sein.
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