04.10., Sonntag: Rainbow Valley Conservation Reserve - Wind und Wolken

Am Fliegengitter vor dem Fenster, am Kopfende unseres Zeltes, tummelt sich eine Wolke aus Fliegen und Mücken. Wir werden eher von diesem Geräusch, als vom Wecker aus dem Schlaf geholt. Immerhin scheint von dem Viehzeug nichts ins Innere gelangt zu sein. 
Doch warum ist es eigentlich noch stockfinster? Es ist halb 6 und die Sonne ist noch nicht einmal zu erahnen. Offensichtlich fand vor kurzem eine Zeitumstellung statt und der Wecker hat so gesehen eine Stunde zu früh geklingelt. Während sich Cecil einfach wieder umdreht und weiterschläft, schaut sich Sarah den Sonnenaufgang aus dem Zelt an. 
Draußen windet es extrem. Die Fliegen werden wir dadurch zwar los, brauchen aber dafür ewig für das Frühstück. Eine halbe Stunde dauert es allein unser Wasser für Tee und Kaffee aufzukochen. Bei der Zubereitung des Rühreis wird der Wind gefühlt noch ungemütlicher. Wir versuchen daher erst gar nicht noch zu toasten und brechen das Frühstück ab. 
Vor der Abfahrt bringen wir die Reifen auf adäquaten Druck für den bevorstehenden 4WD-Track und die Gravelroad zum “Rainbow Valley”. Auf Asphalt werden wir heute nur wenige Kilometer unterwegs sein. 
Der Weg ins Tal ist teilweise rumpelig, aber größtenteils eben und gut befahrbar. Vom Wind wird allerdings so viel Sand aufgwirbelt, dass wir uns teilweise in einem kleinen Sandsturm befinden. Die Sichtweite schrumpft dann auf wenige Meter und wir müssen das Tempo dementsprechend stark verringern. Doch schon bald taucht der Campingplatz in der Ferne auf. 
Als Erstes wollen wir den zweiten Teil unseres Frühstücks nachholen. Da es auch hier stark windet, haben wir damit große Mühe. Den Gaskocher stellen wir hinter am Kofferraum unter das Auto und versuchen ihn mit dem zusammengeklappten Tisch gegen die Böen abzuschirmen. Abwechselnd belegen wir dann unser Toast im Inneren des Kofferraums, während der andere weiterhin den Tisch als Windschutz hält. Oder auch mal den Teller, wenn dieser wieder einmal im Begriff ist weggeweht zu werden. Es macht absolut keine Freude. Immerhin können wir ein paar Dips und etwas Hähnchenbrust, die bereits länger angebrochen sind, aufessen und so vor dem bevorstehenden Schimmeltod retten.
Von unserem Platz aus haben wir beste Sicht auf die Felswand, der das “Rainbow Valley” ihren Namen verdankt. Im Sonnenlicht sollen die verschiedenen Gesteinsschichten in den tollsten Farben leuchten. Unter der dichten Wolkenschicht, die aktuell den Himmel belegt, ist es nicht mehr als grauer Fels. Sobald der heftige Wind für ein paar Sekunden nachlässt, werden wir zudem von hunderten Fliegen belagert. Fast unnötig zu erwähnen, dass unsere Laune derzeit leider im Keller ist. 
 

Aus Mangel einer wahren Alternative versuchen wir uns mit dem Wetter so gut es abzufinden und starten trotzdem auf eine der Wanderungen hier vor Ort. Ein lediglich 1 km langer Rundwanderweg führt vorbei an der Felswand und zu einer Formation namens “Mushroom Rock”. Größtenteils müssen wir durch sehr feinen Sand gehen. Der unterhöhlte Stein, der dem Namen nach wohl einem Pilz ähneln soll ist ganz nett anzusehen und entschädigt ein wenig für den wanderfeindlichen Untergrund. 
Wir hängen den “Clay Pan Walk” direkt an. Auch nur 1,6 km lang, führt dieser vorbei über eine glatte Fläche aus Lehm. Es wirkt wie ein ausgetrockneter Grund eines Sees. In der Tat füllt sich die “Pfanne” während ausgiebigen Regens mit Wasser. Die Felswand im “Rainbow Valley” erscheint dann als perfektes Spiegelbild auf dem Wasser. Das würden wir gerne sehen. Auf den nötigen Regen im Vorfeld, würden wir jedoch gerne verzichten. Der Himmel sieht jedoch weiterhin so aus, als könnte es jeden Moment losgehen. 
 


 
Zurück bei Koby versuchen wir Verschiedenstes, um den Tag weiterhin sinnvoll zu nutzen. Alle Bemühungen werden jedoch im Keim vom unbarmherzigen Wind erstickt. Sarah probiert einen gerissenen Riemen an einem ihrer Flip-Flops zu nähen. Durch den Wind verwirbelt, bildet der Faden in einer Tour Knoten und verheddert sich in der Umgebung. Wir wollen das Zelt aufbauen und zuvor den Reißverschluss mit Silikon-Öl besprühen. Auch das ist zum Scheitern verurteilt. Das Öl würde wohl überall landen, nur nicht auf dem Reißverschluss. Dazu werden wir unentwegt mit feinen Sandkörnern befeuert, der vornehmlich in den Augen landet und schon bald jeden Zentimeter unserer Körper bedeckt.  
Als unsere Gedanken in Richtung Abendbrot gehen, können wir nicht mehr an uns halten. Die nächste Depression setzt zwangsläufig ein. Wir haben alles für Burger besorgt. Ein absoluter Luxus und mit Abstand unser Lieblingsessen aus der Camperküche. Doch bei diesem Wind ist eine Zubereitung undenkbar. Der Gaskocher würde, wenn er überhaupt angeht, zu wenig Hitze entwickeln, um Fleisch und Eier zu braten. Außerdem würden unsere Plastikteller jederzeit Gefahr laufen weggeweht zu werden, mit allem, was sich derzeit darauf befindet. Eine absolute Horrorvorstellung. Gegen den Wind haben wir einfach keine Chance. Man ist machtlos. 
Im Windschutz von Koby werden wir wenigstens nicht mehr dauerhaft mit Sandkörnern beschossen. Der Himmel zeigt sich weiterhin grau und am Horizont scheint sich sogar ein Gewitter zusammenzubrauen. Ab 16:30 Uhr scheint immerhin der Wind etwas nachzulassen. Man merkt das unmittelbar an der steigenden Anzahl von Fliegen, die sich auf unseren Gesichtern niederlassen. 
Sarah verzieht sich im Folgenden ins Auto. Sie kopiert Sport-Workouts vom Laptop auf ihr Handy. Cecil versucht weiterhin draußen der Natur seine Stirn zu bieten und schreibt so gut es geht am Tagebuch weiter. Endlich hat der Wind auch weit genug abgenommen, damit wir das Zelt aufbauen können. 
Der Regen setzt ein, als Sarah gerade mit ihrem Sport begonnen hat. Etwas genervt, zieht sie schnell mit ihrer Matte unter einem der überdachten Pavillons. Da mit dem Regen aber auch der Wind erneut aufgefrischt hat, ist sie dort nicht lange sicher. Schon bald fliegen die Tropfen annähernd horizontal über den Campingplatz. Aber jetzt hat sie sich zum Sport überreden können und zieht durch. Für Cecil dagegen zieht auf den kleinen Platz unter dem Zelt. Aber auch er hat keine Chance gegen das Regen-Wind-Gespann. Obwohl der Fußraum des Fahrersitzes von der Zeltplane verstopft wird, zwängt sich Cecil herein. Die Beine lässig über die Mittelkonsole ausgestreckt und die Füße auf dem Beifahrersitz abgelegt, ist es sogar recht gemütlich. Für ungefähr 5 Minuten. Dann beginnt alles langsam an zu zwicken und die Beine schlafen ein. Herrlich.
 

 
Im Großen und Ganzen haben wir unsere Lage langsam akzeptiert. Es wird wohl keinen Sonnenuntergang geben, der die Felswand in ihren Regenbogenfarben aufleuchten lässt. Enttäuscht ziehen wir uns am frühen Abend ins Zelt zurück und lesen. 
Es ist bereits dunkel, da scheint das Wetter uns doch noch versöhnlich stimmen zu wollen. Der Wind lässt erneut ein wenig nach und wir wagen es unsere Burger zu machen. Nur mit unseren Stirnlampen bewaffnet, ist das gar nicht so leicht, aber es schmeckt trotzdem sehr gut. Für einen kurzen Moment können wir all den Ärger vergessen und freuen uns über dieses tolle Abendessen. 
Um diese gute Stimmung nicht zu riskieren, verschieben wir den Abwasch auf morgen. Gute Nacht.
 

 

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