05.09., Samstag: Bonney Well Rest Area - Der Kampf gegen den roten Staub

Frühstück gibt es heute am See. Daher gilt es nur das Zelt einzupacken. Wir können es uns nicht nehmen lassen, noch bei dem verunglückten Trailern vorbeizuschauen. Der Fahrer ist bereits bei Sonnenaufgang weitergefahren. Wahrscheinlich um Hilfe zu holen. Einige Standbeine und die Anhängerkupplung haben sich gute 10 cm in den Asphalt gegraben. Immer noch wirkt das Bild etwas surreal.
 


Nach 60 km erreichen wir den Stausee “Lake Mary Ann”. Orkanartiger Wind nimmt uns in Empfang. Wir versuchen trotzdem zu frühstücken. Erst mit Hilfe des Gasgrills vor Ort und dann, mangels Erfolg, mit unserem Kocher. Immer wieder fliegen bei stärkeren Böen Teller und Behälter davon. Dazu werden wir zeitweise von einer Horde gefräßiger Gänse belagert. 
 

Nachdem, nur durch Zufall, einiges von unseren Essen in unseren Mägen und nicht nur auf dem Boden gelandet ist, starten wir die dringend nötige Putzaktion von Kobys Innenraum. Als Erstes geht es an den Kofferraum. Der ist bei weitem am stärksten verschmutzt. Nachdem wir alles ausgeräumt haben, macht sich Sarah daran die Kisten zu säubern. Meistens ist der Staub sogar bis ins Innere vorgedrungen. 
Cecil versucht währenddessen den Schließmechanisus der Kofferraumklappe zu reparieren. Mit einer Mischung aus Gewalt und Gefühl kann er die Plastikverschalung entfernen. So ganz wird er allerdings nicht schlau aus dem, was sich ihm dann zeigt. Über etliche Metallstangen sind Schloss, Türgriff und Verschlussknubbel miteinander verbunden. Es ist kein offensichtlicher Schaden zu erkennen. Wäre eine der Metallstangen verbogen, läge die Lösung auf der Hand. Nach einer Stunde gibt Cecil die Sache erfolglos auf und hat dementsprechend ziemlich schlechte Laune. Das Problem in einer Werkstatt beheben zu lassen, könnte aufgrund des hohen Anteils an Handarbeit wohl recht teuer werden. Keine guten Aussichten. 
Sarah hat in der Zeit bereits viele unserer Kisten gereinigt. Zum Glück haben wir, wie erhofft, eine Wasserquelle gleich nebenan. An einem Wasserhahn, der normalerweise zur Bewässerung des Rasens genutzt wird, können wir immer wieder die Lappen auswaschen und das Putzwasser erneuern. Um uns herum ist tierisch immer wieder einiges los. Neben den Gänsen, stolzieren Pfauen durch die Gegend und sogar ein mächtiger Bulle grast zwischenzeitlich nur wenige Meter von Koby entfernt.
Für all das haben wir heute jedoch wenig Sinn. Unsere ganze Aufmerksamkeit gilt der Putzaktion. Wir arbeiten uns langsam von hinten nach vorne durch. Gegen 14 Uhr sind wir endlich fertig. Fünf Stunden putzen nach ein paar Tagen auf der Gravelroad. So kann das auf keinen Fall weitergehen. Irgendwie müssen wir Koby gegen den Staub abdichten. 
Immerhin können wir noch vor Ort duschen gehen. Der Zustand der sanitären Einrichtungen ist mangelhaft, aber die Dusche zweckdienlich. Danach sind wir im Grunde total fertig. Besonders Cecil und zwar mit den Nerven. Aber noch steht einiges auf dem Programm. Wir machen uns auf den Weg nach Tennant Creek. 
An der örtlichen Tankstelle können wir zusätzlich unsere Wasservorräte auffüllen. Den Kommentaren bei “Camper-Mate” nach handelt es sich um Trinkwasser. Wir sind heute ausnahmsweise leichtgläubig und notdürftig. Das Wasser am See hat leider nicht wirklich Trinkwasser tauglich geschmeckt. Im Anschluss schlägt Sarah vor, noch kurz in den Supermarkt zu gehen. Cecil weiß nicht so ganz, was wir dort kaufen wollen, aber willigt ein.
Vor ein paar Monaten haben ein paar Jugendliche den “IGA”-Supermarkt in Tennant Creek in Brand gesetzt. Davon hatte uns bereits Coen erzählt, mit dem wir vor ein paar Wochen den “Limmen NP” erkundet haben. Seit dem funktioniert eine Lagerhalle als Notlösung. Von “social distancing” ist hier drinnen nichts zu spüren. Die Reihen sind dermaßen eng gestellt, dass man gar nicht die Möglichkeit hat, anderen Menschen in gebührendem Abstand auszuweichen. Noch dazu stehen etliche Mitarbeiter vor den Regalen und füllen diese auf. Cecil ist nur noch genervt. Es kommt zu einem kurzen Streit. Dabei wollte Sarah nur noch für ein weiteres Abendessen sorgen, damit wir es wohl genährt bis nach Alice Springs schaffen. Nachdem wir das kurz in der Gemüseabteilung geklärt haben, kaufen wir einen Saft und für Cecil einen Becher Asia-Nudeln. Sarah hat noch eine Kürbis-Suppe. 
Auf dem Weg zu “AutoPro” ist die Stimmung noch immer ein wenig eisig. In dem Laden hoffen wir ein neues Kabel für unseren Kühlschrank kaufen zu können. Da es in Tennant Creek keine “SuperCheap-Auto”-Filiale gibt, ist das unsere einzige Hoffnung. Die wird allerdings jäh zerstört. “AutoPro” hatte heute, am Samstag, nur bis Punkt 12 Uhr geöffnet. Das sind mal tolle Öffnungszeiten.
Wir setzen unseren Weg zum hiesigen i-Site fort. Doch unser Tag will einfach nicht besser werden. Auch hier ist bereits geschlossen oder hatte erst gar nicht geöffnet. In jedem Fall kriegen wir keine Wlan-Verbindung. Aus Mangel an Alternativen greifen wir auf unser eigenes Datenvolumen zurück. Cecil probiert im Chat mit einem eBay-Mitarbeiter das Problem mit der Bestellung eines EGR-Ventils zu lösen. Ein Erfolg bleibt auch hier aus. Immerhin haben wir die unterschriebenen Dokumente bezüglich der geänderten Untermiete zurückbekommen. Nun liegt es an uns, das Dokument ebenfalls zu unterschreiben und die Hausverwaltung zu informieren. Vor letzterem graut es uns bereits jetzt. 
Um den verbleibenden Abend nicht noch mit Kochen verbringen zu müssen, entscheiden wir zu einem Asiaten in Tennant Creek zu gehen. Auf das “Wok's Up” ist Cecil bereits im “Lonely Planet” gestoßen und hat dazu verstärkend noch ein Plakat auf dem Weg nach Tennant Creek gesehen. Etwas überraschend, handelt es sich um ein “echtes” Restaurant und nicht nur einen Schnellimbiss.
Nach diesem anstrengenden Tag gönnen wir uns das volle Programm. Zur Vorspeise gibt es Dim Sum und Satay-Spieße. Beides schmeckt sehr gut. Nach einigem hin und her teilen wir uns danach gebratene Nudeln mit gebackenem Hühnchen in Pflaumen-Sauce. Die Nudeln werden leider mit Garnelen garniert serviert. Davon stand nichts in der Karte. Doch wir können sie ohne größeren Schaden aussortieren. So modifiziert, ist auch die Hauptspeise wohlschmeckend. 
 
 
Einzig der Bezahlvorgang am Ende zieht sich etwas. Wir versuchen es unablässig, doch keiner der Kellner nimmt sich unser an. Schlussendlich müssen wir vor zur Kasse und kriegen lediglich ein paar Behälter in die Hand gedrückt, auf die Frage, ob die Reste eingepackt werden könnten. Darüber freuen wir uns allerdings. Wieder zweit gute Vorratboxen die wir kostenlos erhalten. 
Auf dem Weg raus aus Tenant Creek halten wir an mehreren Tankstellen. Doch unser so liebgewonnenes Eis ist bei keiner erhältlich. Das hätte dem Schlemmerabend noch die Krone aufgesetzt. Doch es sollte wohl nicht sein.
Wir lassen die letzten Häuser der Stadt hinter uns, während am Horizont bereits die Sonne untergeht. Jetzt noch bis zu den “Devil's Marbles” zu fahren, wie wir es eigentlich geplant hatten, erscheint uns daher unnötig. Besonders Sonnenauf- und -untergang sollen dort sehenswert sein. Aber den Untergang hätten wir somit schon mal verpasst. Stattdessen peilen wir einen Platz an, den “Wiki-Camps” uns anzeigt. Den verpassen wir allerdings in der Dunkelheit. Mit knapp 100 km/h fliegt so ein unscheinbarer Feldweg, der angeblich zu einem Gravel Pit führt, schneller an einem vorbei als man meint. 
Bevor wir einen überstürzen U-turn machen müssen, findet Sarah mit Hilfe des Tablets eine Rest Area nur 15 km weiter die Straße herunter. Hier sind bereits vier andere Camper vor Ort, doch es ist genug Platz für alle. Nachdem wir ein wenig zur Ruhe gekommen sind, besprechen wir den Tag. Sprechen uns aus, warum wer von uns, wann schlechte Laune hatte. Besprechen wie wir die ganzen Probleme lösen wollen. Und sind uns am Ende einig, dass es uns doch im Grunde mehr als gut geht. Zusammen schaffen wir das… und wir sollten nie vergessen: Wir leben den Traum!
 


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