08.09., Dienstag: Tropic of Capricorn Rest Area - Werkstatt-Hopping
Während die Sonne gerade erst aufgeht, sitzen wir bereits unten beim Frühstück. Heute sind wir richtig früh dran. Es gibt einiges zu tun, da können wir es uns nicht leisten lange zu schlafen. Um uns herum ist der Rest der Belegschaft noch am Schlafen. Während wir unsere Sachen zusammenpacken, können wir gegenüber ein Trio beobachten, die ebenfalls in einem Jackaroo unterwegs sind. Sie haben Probleme die Kofferraumtür zu öffnen. Irgendwie ist es beruhigend zu wissen, dass wir nicht die einzigen sind, die Probleme mit ihrem Auto haben.
Nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir Alice Springs. Zufällig entdecken wir die “Todd Tavern” wieder. Dort haben wir 2018 unsere erste Nacht in Alice verbracht, bevor am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe unsere Tour zum Uluru losging. Für einen kurzen Moment schwelgen wir in Erinnerungen. Wer hätte gedacht, dass wir fast zwei Jahre später wieder hier stehen?
Bei “Supercheap Auto” geraten wir zum Glück an einen äußerst freundlichen und hilfsbereiten Verkäufer. Anstatt einfach ein neues Kabel für unseren Kühlschrank zu kaufen, probieren wir es umzutauschen. Immerhin haben wir es nicht unsachgemäß benutzt und trotzdem ist der Stecker praktisch geschmolzen. Tatsächlich öffnet der Verkäufer kurzerhand den Karton eines baugleichen Modells und drückt uns das Kabel von diesem in die Hand. Das Problem wäre damit geklärt. Cooler Typ.
Da wir erst gestern weitere zwei Heringe auf einem Campingplatz haben stecken lassen, landet ein 5er-Pack mit Nachschub im Einkaufskorb. Zudem wollen wir es doch mal mit Fischöl probieren, um kleinere Roststellen an Koby damit zu konservieren. Eine neue Dichtung für unseren Kofferraum kriegen wir leider nicht. Diese ist bereits an mehreren Stellen gerissen und wir vermuten, dass nicht zuletzt deswegen so viel Staub in den Kofferraum gelangt.
Während wir also durch die Gänge wandern und die Liste abhaken, treffen wir auf unsere Camp-Nachbarn von den “Devil's Marbles”. In einem Geschäft für Autozubehör, liegt das Gesprächsthema auf der Hand. Sie hätten auch immer mal wieder Probleme mit dem Wagen. So ist das halt mit älteren Autos und sonst wäre es doch auch langweilig, meinen sie. Allerdings hatten sie Schwierigkeiten eine Werkstatt zu finden, die sich ihrer direkt annehmen wollte. Schließlich wurde ihnen bei “Don Kyatt” geholfen. Wir bedanken uns für den Tipp und verabschieden uns.
Während wir bezahlen, fragen wir ob unsere Batterie hier geladen werden kann. Kein Problem und sie würden sie sogar über Nacht am Strom lassen. Wir sind schon fast wieder unterwegs, da fällt Cecil auf, dass er das alte Kabel nicht wieder mitgenommen hat. Immerhin in der Batteriebox hat es noch funktioniert und vielleicht lässt es sich noch reparieren. Jetzt wo wir einen Ersatz haben, kann man zumindest probieren es noch zu retten. Der Verkäufer ist gerade im Gespräch, doch nach etwa 10 Minuten warten, fischt er es aus dem Mülleimer.
Auf der Suche nach einer neuen Dichtung für den Kofferraum, klappern wir noch weitere Geschäfte ab. Selbst bei “ARB”, Spezialist für Offroadzubehör, kriegen wir nichts. Der Verkäufer macht uns zudem wenig Hoffnung, dass wir hier in Alice etwas finden. Wir stellen dieses Problem daher zunächst hinten an. Vielleicht können wir in Adelaide etwas Passendes finden. Außerdem sollte deutlich weniger Staub eindringen, sobald wir wieder mit funktionierender Klimaanlage unterwegs sind. Zunächst widmen wir uns aber dem defekten EGR-Ventil. Auf geht's zu “Don Kyatt”.
Bei der Werkstatt angekommen, geht Cecil ins Büro. Nachdem er das Problem kurz geschildert hat, wird er gebeten den Wagen auf den Hinterhof zur Werkstatt zu fahren. Dort angekommen stellt sich heraus, dass der Mechaniker aktuell gar nicht im Haus ist. Die Dame vom Empfang notiert sich unsere Nummer und verspricht sofort anzurufen, sobald jemand fachkundiges vor Ort ist. Für unser Problem mit der Klimaanlage hat sie zudem noch einen heißen Tipp: “Alice Fridge Works”. Der Laden sei gleich um die Ecke und spezialisiert auf Klima- und Kühlanlagen.
Wie es der Zufall will, ist auch hier der Mechaniker derzeit nicht aufzufinden. Allerdings sei er nur kurz los Zigaretten besorgen. Wir warten also.
Eine gute halbe Stunde vergeht, ohne dass sich etwas tut. Cecil geht daher nochmals ins Büro. Der Mann hinter dem Computer entschuldigt sich vielmals für die Verzögerung. Er beteuert weiterhin, dass sein Kollege nur zu seiner Zigarettenpause aufgebrochen ist. Fast scheint es, als würde er sich ernsthaft Sorgen machen. Um etwas den Druck aus der Situation zu nehmen, hinterlässt Cecil auch hier unsere Nummer und bekommt das Versprechen sofort einen Anruf zu erhalten, sobald sich der Schrauber wieder angefunden hat.
Wir nutzen die Zeit, um im Baumarkt ein paar Besorgungen zu machen. Es landen Schrauben für Sarahs Sonnenblende im Korb. Diese hängt schon seit einer ganzen Weile auf halb Acht. Nachdem sie das ersten Mal unvermittelt in Sarahs Schoß gelandet ist, haben wir sie notdürftig mit einem Wattestäbchen am Himmel fixiert. Jetzt wird dieses Provisorium endlich aufgelöst.
Für die fehlende Schraube an einer der Radkappen, finden wir leider nichts Passendes. Oder besser gesagt brauchen wir nur eine Schraube und nicht gleich ein 10er-Pack. Bis auf weiteres müssen also die zwei von drei Schrauben an einer der Kappen reichen.
Etwas überraschend stoßen wir auf Gaskartuschen. Das Angebot von “Bunnings” schlägt das von “Kmart” um sagenhafte 4 Cent pro Flasche. Da schlagen wir doch direkt zu und nehmen nochmal zwei Pakete á vier Flaschen mit. Zum Abschluss gibt es noch eine vergleichsweise günstige Flasche WD40. Damit lässt sich hoffentlich das Problem mit der hakelnden Kofferraumklappe regeln.
Noch während wir vor den Schrauben standen, haben wir einen Anruf von “Alice Fridge Works” bekommen. Heute ist sehr viel zu tun. Aber wenn wir gegen 15 Uhr nochmal vorbeischauen, könnte ihr Experte zumindest einen Blick drauf werfen. Das ist doch schon mal was.
Bevor wir weiterziehen, müssen wir uns allerdings dringend stärken. Da in Alice viele Restaurants zur Mittagszeit geschlossen oder noch gar nicht erst geöffnet haben, wird es wohl Fast-Food. Nach einigem Hin und Her, entscheiden wir uns für “Red Rooster”. Hier gibt es alles Mögliche vom Hähnchen. Allerdings enttäuscht uns alles, was wir bestellen und anschließend teilen. Das Fleisch ist nicht schlecht, doch es wirkt alles etwas lieblos. Lediglich ein pappiges Brötchen, welches mit dem Fleisch belegt ist und in einer Art Bratensauce ertränkt wurde. Selbst die Nuggets sind zum Abgewöhnen. Ein klassischer Fall von: ein Mal und nie wieder.
Vom Parkplatz, auf dem wir gegessen haben (im “Restaurant” selber war alles wegen Corona gesperrt), laufen wir zum i-Site.
Dort angekommen, finden wir überraschend wenig Material über die umliegenden Nationalparks. Rückblickend haben wir schon i-Sites in deutlich kleineren und abgeleneren Örtchen besucht, die locker dreimal so groß waren und ein fast überwältigendes Angebot an Blättchen boten. Noch dazu waren dort immer (über-)angagierte Mitarbeiter zu finden. Hier in Alice Springs, einer vergleichsweise großen Stadt, ist davon nichts zu sehen. Sarah versucht wenigstens das kostenlose WLAN auszunutzen. Cecil fragt in der Zeit nach einem Drucker, auf dem wir unseren Nachtrag zum Untermietvertrag ausdrucken könnten. Er wird an die örtliche Bibliothek verwiesen. Was für ein Service. Also auf zur Bibliothek.
Unterwegs kommen wir zufällig an einem großen Touriladen vorbei. Endlich kann Sarah einen Hut erstehen. Der besteht komplett aus Kunststoff. Es musste kein Tier dafür sterben. Erst recht kein Känguru. Sie muss also zugreifen. Mal abgesehen davon, dass ihr der Hut wirklich gut steht. Zusätzlich landet ein Beutel mit Känguru-Motiv auf dem Tresen. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht verlassen wir den Laden. Sarahs gute Laune ist zwangsläufig ansteckend.
Wir erreichen gegen kurz nach 14 Uhr die Bücherei und erfahren dass diese zwischen 13-15 Uhr geschlossen ist. Da es wohl auf einen Tag mehr oder weniger auch nicht ankommt, vertagen wir das Vorhaben direkt auf morgen. Im Anschluss kaufen wir kurz fürs Frühstück ein. Überraschend drückt der Mitarbeiter Sarah sechs “Ooshies” in die Hand. Eigentlich standen uns nur zwei Stück zu. Ein guter Tag, stellt Sarah freudestrahlend fest.
Mit etwas Verspätung erreichen wir gegen halb vier erneut “Alice Fridge Works”. Unser Ansprechpartner von heute morgen verlässt in diesem Moment den Hof, doch wir stoßen dafür auf den vermissten Mechaniker. Ein kurzer Blick genügt ihm. Offensichtlich sind nur die alten Dichtungen porös. Der Kompressor ist noch in Ordnung. Ein bisschen Dichtmittel, etwas Öl und neues Gas landen im System. Alles über eine Art Hahnbank, die der Mechaniker an unserer Klimaanlage zwischengeschaltet hat.
Den Mechaniker schätzen wir auf Mitte Fünfzig. Vom Aussehen her könnte er auch in einer Rockband Gitarre spielen. Der Stimme nach starker Raucher, aber ein netter Typ. Wir vertreiben uns die Zeit mit ein wenig Small-Talk. Als er noch den Luftfilter im Innenraum prüfen möchte, zeigt er viel Verständnis für das dort herrschende Chaos. Ausgerechnet heute sieht es im Fußraum von Sarah besonders schlimm aus. Halbvolle Wasserflaschen, unsere Einkäufe des heutigen Tages und der Müll vom Mittagessen schwirren dort herum. Wir entschuldigen uns vielmals, doch er bleibt entspannt. Wir wohnen in einem Auto und da ist nicht viel Platz, ist sein Kommentar dazu.
Die Rechnung beläuft sich am Ende auf 245$. Ein neuer Kompressor inklusive Einbau kostet gut und gerne um die 1.200$, wie Cecil noch in Erfahrung bringt. Die Reparatur sollte zunächst für ein paar Jahre ausreichen. Ein neuer Kompressor, falls er irgendwann doch fällig ist, sollte daher nicht mehr unser Problem sein.
Während der Reparatur ist Cecil ein alter Jackaroo auf dem Hof aufgefallen. Die Gelegenheit lässt er sich nicht entgehen und fragt, ob das EGR-Ventil zum Verkauf steht. Leider gehören die hier abgestellten Wagen nicht zur Werkstatt. Sie vermieten lediglich den Platz. Trotzdem werfen wir einen Blick unter die Haube. Da es sich als ein Diesel-Fahrzeug entpuppt, stirbt die Hoffnung so oder so. Einen Versuch war es dennoch wert. Immerhin konnten wir das Problem mit der Klimaanlage lösen.
Wir widmen uns daher erneut der “Check Engine”-Lampe. Da wir von der Werkstatt “Don Kyatt” den guten Tipp für unsere Klimaanlage erhalten haben, probieren wir es erneut dort, obwohl wir keinen Anruf erhalten haben. Vielleicht ist deren Mechaniker inzwischen auch wieder aufgetaucht. Die nette Frau von heute morgen ist mit dem Telefon okkupiert. Cecil gerät daher an einen anderen Mitarbeiter. Der Mechaniker sei immer noch nicht wieder da und wir werden direkt zu einer anderen Werkstatt geschickt. Vielleicht gab es auch ein Missverständnis, aber anscheinend will er uns hier nicht helfen.
Damit beginnt unsere kleine Odyssee durch Alice Springs. Nach einer kurzen Recherche steuern wir “mycar” an. Aufgrund der zentralen Lage, würden wir diese Werkstatt sogar noch “Don Kyatt” vorziehen. Das Büro gleicht einem kleinen Glaswürfel. Der einzige Mitarbeiter vor Ort hängt am Telefon und Cecil muss gute 10 Minuten warten, bevor das Gespräch beendet ist. Nur um im Anschluss zu erfahren, dass der nächste freie Termin am kommenden Freitag zu haben ist. Also fahren wir weiter.
Nebenan beim “Bridgestone Service Center” trifft Cecil in der Werkstatt auf zwei Typen mit ihren Taschen unterm Arm. Anscheinend wollen sie heute bereits eine halbe Stunde früher Feierabend machen. Sie gewähren aber einen kurzen Erklärungsversuch des Problems. Daraufhin meint der wortführende Mechaniker, dass er nur einen sehr alten Computer zur Hand habe. Wir könnten trotzdem morgen um 10 Uhr vorbeikommen. Wenn wir dazu einen 10k-Service wünschen, läuft es eher auf Donnerstag hinaus. Etwas unsicher, ob uns hier wirklich geholfen werden kann, fahren wir weiter. Sollten wir keine Alternative finden, können wir hier immer noch morgen früh erneut aufschlagen.
Für heute geben wir die Suche auf. Es ist kurz nach halb 5 und die meisten Geschäfte und Werkstätten schließen in Alice Springs um 17 Uhr. Bestimmt nicht die beste Zeit, um noch auf einen gut gelaunten Mechaniker zu hoffen. Unsere Deep-Cycle-Batterie für den Kühlschrank lassen wir über Nacht bei “Supercheap Auto”. Entgegen ihres Versprechens haben wir keinen Anruf bekommen und uns ist es sowieso lieber. Je länger, desto besser, denken wir.
Bei “Coles” besorgen wir noch schnell eine Avocado. Den Verlockungen, die uns unterwegs begegnen, können wir widerstehen. Sollten wir nach dem üppigen Mittagessen heute Abend doch noch Hunger bekommen, haben wir bestimmt noch etwas im Kofferraum. Mit dieser Gewissheit verlassen wir Alice Springs für heute.
Wir erreichen “Capricorn” und finden einen leeren Platz vor. Ungewöhnlich, da es bereits kurz nach 17 Uhr ist und gestern zu dieser Uhrzeit schon fast alles belegt war. Zunächst widmet sich Sarah ihrem Sport und Cecil sich dem Tagebuch. Gegen halb 8 bauen wir das Zelt auf.
Morgen finden wir hoffentlich eine Werkstatt, die unseren anstehenden 10k-Check direkt erledigen kann und zumindest den Fehlercode mit der “Check Engine”-Lampe löscht. Vielleicht ist es mittlerweile nur noch ein Computerproblem. Außerdem müssen wir zur Bücherei und den Vertrag ausdrucken. In jedem Fall gehen wir besser früher als später ins Bett.
Gesagt, getan. Wir sind gegen kurz nach 20 Uhr im Zelt und gucken nur noch eine Folge unserer Serie. Das Einschlafen wird uns durch unsere Campnachbarn erschwert. Ab halb acht wurden es zunehmend mehr. Einer von ihnen hat ganz offensichtlich eine böse Erkältung der Atemwege. Zwei weitere korpulieren zu späterer Stunde lautstark.
Selbst mit Ohropax ist es schwer einen ruhigen Schlaf zu finden. Die kommende Nacht wird für uns alles andere als erholsam.
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