09.09., Mittwoch: Tropic of Capricorn Rest Area - Medizin für Koby
Die ekligen Geräusche unseres einen Nachbarn sorgen dafür, dass wir bereits früh auf den Beinen sind. Im Grunde wollen wir so schnell es geht weg von hier. Das Husten, Schnauben und Spucken ist widerwärtig. Trotzdem bleiben wir fürs Frühstück zunächst hier, verziehen uns aber hinter Koby, der ein paar der weniger lauten Geräusche für uns abschirmt. Unsere Frühstücks-”Burger” sind dann in der Tat so gut, dass wir für einen kurzen Moment alles um uns herum vergessen. Unsere Toasties sind belegt mit Avocado, Tomate, Frischkäse, Spiegelei und den übrigen Hähnchen-Nuggets von gestern. Ein Gedicht.
Auf unserem Weg ins Zentrum von Alice Springs halten wir erneut bei der Werkstatt. Wir haben Glück und die freundliche Mitarbeiterin von gestern früh nimmt sich unser an. Sogar der Mechaniker ist heute vor Ort. Das Auslesen der Fehler codes bestätigt, was wir im Grunde bereits vermuteten. Es ist wieder das EGR-Ventil, welches zum Aufleuchten der “Check Engine”-Lampe geführt hat. Der Mechaniker füllt uns etwas “Fuel Doctor” in den Tank. Das Problem ist seiner Meinung nach das qualitativ minderwertige Benzin. Besonders hier im Northern Territory ist das “Unleaded 91” eine schlechte Wahl und sorgt dafür, dass Motor und alle Teile mit direkter Verbindung verschmutzen. Der Tankzusatz sollte dem entgegenwirken und ab sofort sollen wir wenn möglich nur noch “Premium 95” tanken. Damit sollte sich das Problem dann von alleine lösen. Der ganze Service ist für uns heute komplett kostenlos. Wir sind sehr überrascht und dankbar. Wenn man bedenkt, dass allein das Auslesen der Fehlercodes uns bisher jedes Mal 50$ gekostet hat, haben wir gerade ordentlich gespart. Noch dazu können wir gleich morgen früh um 8 Uhr wiederkommen und dann wird der “10k-Check” erledigt.
Mit sehr guter Laune fahren wir weiter in die Stadt. Bei Kmart kauft Sarah einen Badeanzug und eine neue Sporthose. Zudem besorgen wir ein neues Paket Batterien für unsere Stirnlampen und zwei weitere Sonnenschutzeinlagen. Mit denen wollen wir die Fenster im Kofferraum abkleben. Im Anschluss geht es in die Bibliothek. Für den Ausdruck unseres Dokuments für die Regelung mit dem neuen Untermieter, müssen wir stolze 2$ berappen. Zum Ausgleich nutzen wir das kostenlose und unbegrenzte WLAN voll aus. Sarah lädt erst etliche Youtube-Videos mit Sport-Workouts herunter, dann landen noch ein paar Staffeln Netflix-Serien auf dem Tablet und während die Downloads nur so purzeln, werden Blogposts vorbereitet.
Mittlerweile ist es Mittag und wir haben dementsprechend Hunger. Hier in der Stadt ist das Angebot groß und wir können den Versuchungen der Fast-Food-Läden selten widerstehen. Immerhin sind wir in ein paar Tagen wieder im Outback. Für Tage, wenn nicht Wochen, kochen wir dann wieder selber und das meist sehr gesund. Hier in Alice schlagen wir daher mal so richtig zu und genießen die Vorzüge des urbanen Lebens. Doch bevor es zu “Domino's” geht, halten wir kurz bei Woolworths und packen zwei Getränkeflaschen in einen der Tiefkühler. Wenn wir nachher wiederkommen, wartet eine eiskalte Erfrischung auf uns.
Unsere 5$-Pizza genießen wir noch vor Ort auf dem Parkplatz. Campingstühle und Tisch sind schnell aufgebaut. Sogar ein schattiges Plätzchen lässt sich finden.
Nach dem Essen buchen wir uns einen Platz auf dem “Alice Springs Tourist-Park”. Dieser Campingplatz liegt in fußläufiger Entfernung zum Stadtzentrum. Wir können dort duschen, waschen und vor der Abfahrt unsere Wasservorräte auffüllen. Danach sollten wir bereit sein für das nächste Outback-Abenteuer.
Auf dem Weg zu “Harvey Norman”, einem Elektrofachmarkt, holen wir unsere Getränke ab. Eine wahre Wohltat. Immerhin haben wir so gut wie nie Platz für Getränke im Kühlschrank. Nach Wochen bei durchgehend über 30 Grad im Schatten, weiß man so ein kaltes Getränk erst richtig zu schätzen. Mit ein wenig augenklimpern bekommt Sarah sogar noch einen “Ooshie”, obwohl wir nur die zwei Flaschen kaufen und damit weit unter den 30$ Einkaufswert liegen, die eigentlich verlangt werden.
Bei “Harvey Norman” kaufen wir eine SD-Karte für die Dashcam. 14$ für 32 GB sind mehr als günstig. Auf dem Weg zu Koby stellen wir allerdings fest, dass uns an der Kasse 15$ abgezogen worden sind. Wir gehen daher zurück und fordern unseren zu viel gezahlten Dollar ein. Dafür muss zunächst der komplette Betrag zurückgebucht werden und im Anschluss zahlen wir die korrekten 14$. Die Rückzahlung sollte innerhalb einer Woche auf Cecils Konto landen. Zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass das nicht ganz so glatt laufen wird, wie gedacht. Rückblickend hätten wir wohl eher auf den einen Dollar verzichtet. Aber dazu später mehr…
Nachdem wir bei “Supercheap Auto” unsere voll geladene Batterie wieder eingesammelt haben, geht es noch zu “Bunnings” neues Klebeband kaufen. Damit ist unser “Shopping”-Tag in Alice abgeschlossen und wir machen uns wieder auf den Weg zur “Tropic of Capricorn Rest Area”. Der Gedanke missfällt uns zwar, doch es bleibt die einzige kostenlose Möglichkeit in direkter Nähe zur Stadt.
Da Sarah das nicht ganz akzeptieren möchte, schaut sie erneut in unseren Camper-Apps. Tatsächlich befindet sich laut “Wiki-Camps” ein weiterer kostenloser Platz (Buschcamp) nur 6 km weiter. Er ist in der App gut bewertet. Daher steuern wir ihn erstmal an, doch vor Ort kriegen wir bedenken. Ein sehr offensichtlicher Weg führt abseits der Straße ins Gebüsch. Überall liegt Müll und einige der Reifenspuren sehen recht frisch aus. Wer weiß, wer hier nachts vorbeikommt. Ausnahmsweise würden wir uns heute Nacht sicherer fühlen, wenn wir eingekesselt zwischen anderen Campern verbringen würden. Natürlich ist “Capricorn” nicht ideal, aber immerhin sind dort meistens andere Camper vor Ort. Falls uns hier nachts ein paar zwielichtige Personen besuchen, sind wir auf uns allein gestellt. Wir haben kein gutes Gefühl bei diesem Gedanken und machen uns auf den Rückweg.
Auf dem Platz steht bereits ein Van. Der Besitzer ist ein älterer Mann, der recht freundlich wirkt und wohl nicht weiter stören wird. Sarah widmet sich heute mal dem Tagebuch. Cecil nimmt sich erneut der Kofferraumtür an. Mit der “Wunderwaffe” WD40 scheint die Reparatur endlich zu glücken. Die Tür schließt und öffnet wieder wie sie soll. Cecil, der “Busch-Mechaniker”, ist zurecht stolz auf seine Arbeit.
Nachdem der Kofferraum wieder frei ist, räumt Sarah die Einkäufe ein. Währenddessen, bestärkt durch das jüngste Erfolgserlebnis, reinigt Cecil erneut das EGR-Ventil. Außerdem werden Brems- und Kühlflüssigkeit aufgefüllt. Sogar die Frontscheibe bekommt eine dringend nötige Reinigung.
Diszipliniert wie immer, macht Sarah am Abend Sport und Yoga. Nachdem wir im Anschluss das Zelt aufgebaut haben, geht die “Arbeit” weiter. Cecil schreibt Tagebuch, während Sarah Fotos sortiert und die nächste Postkarte verfasst. Zum Abschluss gibt es noch den Rest Pizza von heute Mittag, bevor es ins Bett geht. Wir schaffen es, jeder noch ein paar Seiten zu lesen, dann geht das Licht aus.
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