10.09., Donnerstag: Alice Springs Tourist Park - Luxusgüter
Wie immer, wenn wir einen sehr frühen Termin haben, sind wir viel zu zeitig wach. Immerhin bleibt dadurch genug Zeit für ein entspanntes Frühstück. Wir packen das Zelt ein und machen uns fertig. Dann ist es plötzlich 07:45 Uhr. Um 8 Uhr sollen wir in der Werkstatt sein. Allerhöchste Eisenbahn.
Gegen kurz nach acht fährt Cecil den Wagen auf die Hebebühne. Der freundliche Mechaniker ist selber noch am Frühstücken. Ohnehin muss der Motor zunächst kurz abkühlen, bevor er startet.
Wir holen Tisch und Stühle aus dem Kofferraum und machen es uns im Schatten einer der Lagerhallen gemütlich. Nachdem der Mechaniker eine Weile allein an Koby herumgewerkelt hat, ruft er Cecil dazu. Im Grunde sei alles in Ordnung. Nur ein paar kleine Öl-Lecks hat er entdecken können. Nachdem der Luftfilter gewechselt ist, zeigt er diese. Außerdem sind deutliche Rückstände vom Kühlmittel zu sehen. Das ist dort aber wahrscheinlich bei einer Nachfüllung von Cecil gelandet. Für den Fall das doch etwas ausläuft, bietet der Mechaniker an den Unterboden zu reinigen. Dann können wir in ein paar Tagen mal einen Blick wagen und sehen ob erneut Öl oder Kühlmittel zu entdecken ist. Das Angebot nehmen wir gerne an. Neben dem EGR-Ventil meldet auch der Luftflusssensor ein Problem. Es dauert nicht lange bis dieser gereinigt ist. Um einer erneuten Verschmutzung entgegen zu wirken, sollen wir von Zeit zu Zeit mal ordentlich aufs Gas treten. Diesen Rat nehmen wir gerne an.
Während der Mechaniker Koby sogar noch zu einer Testfahrt mitnimmt, kommt die nette Mitarbeiterin und gibt uns Bescheid, dass die Rechnung bereits fertig ist. Allerdings sind beide unsere Portmonaies im Auto. Statt also zu bezahlen, quatschen wir ein wenig. Was uns am meisten an Australien reizt, werden wir gefragt. Die Tiere, antworten wir. Daraufhin folgt eine Aufzählung etlicher Plätze in der Nähe der Stadt, an denen wir Chancen hätten Wallabies und Echidnas zu sichten. Mal sehen, ob wir dazu noch kommen.
Koby kommt zurück auf den Platz und wir können die Rechnung begleichen. 311$ kostet uns der gesamte Service am Ende. Im Vergleich zu den Preisen in deutschen Werkstätten eine lachhafte Summe. Noch dazu hat Cecil einiges lernen können und wir fühlten uns sehr gut aufgehoben. Ein letztes Mal schließt der Mechaniker den Computer an und löscht die Fehlercodes. Die “Check Engine”-Lampe leuchtet allerdings sofort nach dem Start des Motors wieder auf. Wenn wir ab sofort Premium Benzin tanken und nochmal in Alice Springs vorbeikommen, bietet der Mechaniker an erneut einen Blick auf das Problem zu werfen. Sollte es sich bis dahin nicht in Wohlgefallen aufgelöst haben.
Wir legen einen kurzen Stopp bei Woolworths ein, um das Frühstück für die kommenden Tage zu besorgen. Im Anschluss steuern wir den “Alice Springs Tourist-Park” an. Die kommenden zwei Nächte gönnen wir uns dort einen Stellplatz. Ein wahrer Luxus, für den wir immerhin 35$ pro Nacht zahlen. Dafür steht uns unbegrenzt eine Dusche zur Verfügung. Zudem können wir waschen und das Stadtzentrum ist fußläufig erreichbar. Das heißt, wir können in Restaurants essen und müssen uns ausnahmsweise nicht ums Kochen und Abwaschen kümmern. Perfekt, um unsere Akkus ein wenig aufzuladen und im Anschluss wieder ins raue Outback einzutauchen.
Am Check-In müssen wir neben dem üblichen Prozedere angeben, wo wir uns die letzten 14 Tage aufgehalten haben und dieses mit einem Beleg beweisen. Während Sarah unsere persönlichen Daten notiert, holt Cecil zu diesem Zweck einen passenden Kassenbon aus dem Auto. Der Beleg über den Kauf unserer Dashcam in Darwin vor ein paar Wochen ist dafür ausreichend. Bevor wir uns auf den Weg zu unserem Stellplatz machen, fragt uns die junge Dame an der Rezeption, was wir in Alice vorhaben. Für heute Abend wollen wir zunächst einmal einen guten Burger essen. Sogleich markiert sie uns ein paar Restaurants auf der kostenlosen Karte, die wir erhalten. Wir fragen sie noch nach Ihrer Meinung zur Sicherheitslage in Alice. Sie persönlich würde nach 20 Uhr nicht mehr zu Fuß durch die Straßen laufen. Wir notieren das und bedanken uns für die Tipps.
Obwohl Sarah bei der Vergabe unserer Stellplatzes darauf hingewiesen hat, dass wir viel Sonne für unser Solarpanel benötigen, stehen wir kurz darauf vor einem Stück rasen, welches bereits jetzt zur Mittagszeit komplett im Schatten liegt. Wir prüfen die umliegenden Plätze und Cecil geht im Anschluss zurück zur Rezeption, in der Hoffnung den Stellplatz nochmal ändern zu können. Ohne Probleme bekommen wir einen unserer Wunschplätze.
Dort angekommen ist es fast schon zu sonnig. Zumindest für uns. Für das Frühstück platzieren wir uns auf einem der umliegenden Plätze, die zum Glück alle noch frei sind. Lediglich ein paar besorgte Vogeleltern sorgen für ungewollte Unruhe. Anscheinend sitzen wir zu nah an ihrem Nest. Immer wieder fliegen sie haarscharf über unseren Köpfen hinweg. Teilweise meinen wir sogar eine Berührung zu spüren. Tatsächlich entdecken wir ein Nest in nächster Nähe und können sogar ein paar kleine Schnäbel ausmachen, die gierig nach Futter schreien sobald Mama oder Papa im Anflug sind. Im Gegensatz zu den frisch gebackenen Eltern freuen wir uns über die tierische Gesellschaft. Auch wenn wir jedes Mal zusammenzucken, wenn einer der Eltern unsere Haare streift.
Nachdem wir uns in das Wlan des Campingplatzes eingewählt haben, vergeht ein wenig Zeit, in der wir mit der Außenwelt kommunizieren und die wichtigsten News einholen. Sarah telefoniert sogar kurz mit ihren Eltern, die gerade am Frühstückstisch sitzen, während es bei uns bereits später Nachmittag ist.
Nach einer wohltuenden Dusche geht es gegen 16 Uhr zu Fuß in Richtung Zentrum. Immerhin eine gute halbe Stunde brauchen wir dafür. Fast schon erscheint uns die vorangegangene Dusche als sinnlos, so sehr sind wir bereits wieder ins Schwitzen gekommen. Das “Monte's”, die Empfehlung von der Frau an der Rezeption des “Tourist-Parks”, sieht von weitem noch zu aus. Die “Rock-Bar”, in der wir den Abschuss unserer Uluru-Tour 2018 gefeiert haben, ist überfüllt und bereits im Vorbeigehen schreckt uns der heftige Geruch von Schweiß ab, auch nur einen Fuß dort hinein zu setzen. Nachdem wir die gesamte “Todd Mall” hinuntergelaufen sind, stehen wir vorm “Sportie's”. Hier haben wir 2018 unser erstes kühles Getränk in Alice genossen. Heute stehen wir auch hier vor verschlossenen Toren.
Endlich finden wir eine Lokalität die geöffnet hat. In der “Epilogue Bar” werden für ein Bier stolze 10$ verlangt. Doch der Durst siegt über den Sparzwang. Und was soll man sagen: Der erste Schluck ist eine wahre Offenbarung. Wir tauchen ein in diese Welt voller Luxus. Der Genuss eines eiskalten Getränk kann hier einfach erkauft werden. Man muss keinen Platz im Kühlschrank opfern und keine kostbare Energie für die Abkühlung opfern. Es genügt ein Schein aus Papier oder eine Plastikkarte und man bekommt das kostbare Gut wenige Momente später in die Hand gedrückt.
Während wir in diese Parallelwelt abdriften, telefoniert Sarah mit ihrer Schwester Anne. In Berlin ist es früher Morgen. Cecil kann auch seine Schwester Adelin abpassen, die gerade auf dem Weg zur Arbeit ist. Es fühlt sich an wie eine Verbindung in eine weit entfernte Galaxy. Aber ihre Stimmen zu hören, tut sehr gut.
Nach den Telefonaten und ein paar Drinks fangen unsere Mägen an zu knurren. Es ist “Burger-Time”. Die “Rock-Bar” ist immer noch brechend voll. Das “Monte's” dagegen scheint jetzt geöffnet zu haben. Nachdem wir die Security am Eingang passiert haben, steuern wir direkt die Bar an. Cecil entscheidet sich blind für eine Biersorte. Sarah dagegen macht sichtlich Anstalten. Doch nicht ohne Sinn. Immerhin kann sie die verschiedenen Cidersorten daraufhin probieren, bevor sie sich für einen entscheidet. Die Preise sind hier nicht anders als im “Sporties”. Ungefähr 10$ werden pro Glas fällig. Die bestellten Burger schmecken zu unserem Unbeghagen äußerst angebrannt. Immerhin sind die Pommes gut. Zudem hat das “Monte's” eine angenehme Atmosphäre. Man sitzt in einer Art Biergarten. Um uns herum tobt das Leben und für den ein oder anderen Moment genießen wir es sogar hier mitten im Trubel zu sitzen.
Recht früh haben wir allerdings genug davon. Um halb acht sind wir bereits wieder auf dem “Heimweg”. Unsicher fühlen wir uns in keinster Weise. Die Straße ist nur wenig befahren, der Gehweg breit und gut beleuchtet. Auf dem Campingplatz angekommen, setzen bei Sarah Magenprobleme ein und Cecil ist generell platt. Das ist wieder mal typisch. Morgen können wir ganz gemütlich Ausschlafen. Die Voraussetzungen sind ideal für eine lange Nacht. Aber nein, uns zieht es unweigerlich ins Bett. Bereits gegen 21 Uhr geht das Licht aus.
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