07.09., Montag: Tropic of Capricorn Rest Area, nahe Alice Springs - Kilometer schrubben
Sarah wird von Laufgeräuschen vor unserem Zelt geweckt. Sie schaut auf die Uhr und ist blitzschnell hellwach. Es ist schon 6. Wir wollten eigentlich den Wecker früher stellen, damit wir uns für den Sonnenaufgang in Position bringen können. Ein kurzer Blick aus dem Fenster zeigt, dass der Horizont bereits rot schimmer. Jetzt aber los. Sarah weckt Cecil und kurze Zeit später stehen wir auch schon unten. Wir greifen jeder unsere Kamera und machen uns auf den Weg.
Zunächst folgen wir einige 100 m dem ersten Wanderweg von gestern. Schließlich laufen wir noch ein Stück querfeldein und platzieren uns so, dass der Campingplatz von einem großen Fels verdeckt wird. Gebannt schauen wir auf den kleinen Hügel, von dem wir gestern den Sonnenuntergang genossen haben. Noch keine Sonnenstrahlen zu sehen… Wir drehen uns um und müssen feststellen, von der Sonne ist auch noch nichts zu sehen. Dabei ist es bereits durchaus hell.
Fast eine halbe Stunde müssen wir uns gedulden, bis die ersten Strahlen auf die “Murmeln” treffen und sie in einem weichen Rot erleuchten lassen. Ein sehr schöner Anblick. Nur leider latscht verbotenerweise ein dicker Mann auf den Hügeln herum und versaut uns damit unsere Aufnahmen. Abgesehen davon, dass das ziemlich nervig ist, können wir einfach nicht verstehen, warum die Menschen Verbotsschilder immer so frech ignorieren können. Hatten die keine Mamas, die ihnen beigebracht haben, dass man anderen Kulturen und der Natur mit Respekt gegenüber treten soll? Wir versuchen uns deswegen nicht die Laune verderben zu lassen und genießen diesen schönen Start in den Tag.
Motiviert geht es weiter. Wir gehen zurück zum Auto und schlüpfen in die Laufklamotten (was in unserem Fall bedeutet: Dreckige Klamotten aus der Wäschetüte zu kramen ;)). Wir joggen alle Wanderwege ab, die, wie wir gestern bereits beobachtet haben, nur wenige unebenene Passagen haben. Die Landschaft ist einfach traumhaft schön und es ist noch nicht so heiß. Wir können also die kleine Laufrunde mal wieder richtig genießen.
Nach knapp 5,5km (ca. 33 min) sind wir wieder bei Koby angelangt und dehnen uns noch kurz. Unsere Campernachbarn, die wir unterwegs überholt haben, kommen ein wenig später auch wieder an ihrem Auto an und drücken uns gegenüber Bewunderung aus.
Der Tag ist noch so jung und wir haben bereits tolle Natur gesehen, Sport gemacht und unser Ego wurde gepuscht. Läuft bei uns.
Unser Frühstück genießen wir im Anschluss ganz in Ruhe. Neben dem Rührei, welches einfach zum Standardprogramm gehört, gibt es zur Abwechslung danach Joghurt mit Müsli, statt des üblichen Toasts. Wir sind zwar nicht 100% sicher, ob der Joghurt noch voll in Takt ist, aber eine Wahl haben wir nicht (und im Nachhinein gab es auch keine bösen Anzeichen, also ist alles gut gegangen).
Kurz vor 10 Uhr verlassen wir diesen idyllischen Ort. Kurz halten wir an der Rest Area und zapfen das kostenlose WLAN an. Cecil informiert unsere Hausverwaltung über den Untermieterwechsel, checkt die Lage der Western Australia Grenze (unverändert geschlossen) und googelt Benzinpreise auf dem Weg von hier bis nach Alice Springs. Sarah lädt derweil einige Apps herunter, um den neuen Untermietvertrag digital zu unterschreiben. Leider erweisen die Apps sich alle als unbrauchbar. Das muss wohl noch warten.
Im Anschluss geht es mit 120 km/h auf den gut asphaltierten Stuart Highway in Richtung Alice Springs. Nach ca. 200km erreichen wir Ti Tree. Dort gibt es erstmal das langersehnte Eis. Die Benzinpreise sind natürlich, wie die Recherche bereits ergeben hat, nicht berauschend. Kurzerhand rechnen wir nochmal nach und stellen fest, dass wir es mit den Kanistern bis nach Alice Springs schaffen. Dort werden wir ca. 40 australische Cent pro Liter sparen. Wir tanken daher nicht auf, sondern bauen unsere Kanister aus.
Nachdem die Kanister eingefüllt sind, geht es weiter. Während der Fahrt bemerken wir, dass das Kabel der AUX-Kassette einen Wackelkontakt hat. Sarah probiert einige Minuten die Musik am Leben zu erhalten. Doch irgendwann gibt sie auf. Da muss wohl ein neues her. Wieder typisch. Genau jetzt, wenn wir hier am A*** der Welt sind.
160 km später kommen wir an unserem heutigen Schlafplatz an. Eine ziemlich kleine Rest Area, ungefähr 20m von Highway entfernt, die sich genau im “Wendekreis des Steinbocks” befindet. Eine kleine Statue zeigt die Grenze zwischen Tropen und der Wüste an.
Wir stellen gleich Zelt und Awning auf. Dabei bemerkt Cecil, dass er an unserem vorherigen Schlafplatz wieder die Heringe hat stecken lassen. Somit sind auch die alten weg. Es müssen dringend neue her.
Im Anschluss überlegen wir uns einen groben Plan für morgen. Es gibt einiges an Koby zu reparieren. Kurzerhand entschließt Cecil nochmal die Mechanik an der Kofferraumtür zu reininigen, in der Hoffnung dadurch die Schließfunktion doch noch wieder herzustellen. Währenddessen schreibt heute mal Sarah Tagebuch.
Zwischendurch sieht es so aus, als wenn die Tür repariert ist. Sarah schließt mehrfach auf und zu und Cecil ist sich ziemlich sicher, dass der Riegel sich wieder nach oben und unten bewegt. Er bringt die Plastikverkleidung der Tür an und wir testen erneut. Leider regt sich nichts. Wir sind ziemlich enttäuscht. Wir waren so nah dran.
Doch es stellt sich heraus, dass zwar die Automatik nicht wieder funktioniert, aber man zumindest mit dem Schlüssel die Kofferraumtür wieder auf- und zuschließen kann. Das reicht uns erstmal. Immerhin muss sich keiner mehr durch den Innenraum vorbei an Kisten und allem möglichen Kram quetschen, um die Tür zu öffnen.
Im Anschluss strickt Sarah an ihrem Top weiter. Zum Abendbrot gibt es heute mal wieder Kürbis-Kokos-Suppe für Sarah und Asia-Hühnernudeltopf für Cecil. Bei guter Musik verbringen wir den Abend mit Arbeiten für den Blog: Es wird Text geschrieben und Fotos bearbeitet und vorbereitet. Dabei versuchen wir so gut es geht die sehr laute Truppe Franzosen zu ignorieren, die neben uns ihr Dachzeltlager aufgebaut haben, sowie die Schwaben gegenüber.
Außerdem stimmt es wohl, was man so sagt: Im Outback sind die Tage heiß und die Nächte kalt. Wir müssen tatsächlich wieder die Jacken herausholen und Sarah zieht für die Nacht sogar wieder dicke Socken an. Doch es wird nur halb so schlimm wie befürchtet und wir verbringen eine geruhsame Nacht.
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