01.08., Samstag: Buschcamp kurz vor Doomadgee - Unterwegs auf dem Savannah Way
Wir kommen zeitig aus dem Bett. Erst während des Frühstücks wird es langsam hell. Nachdem wir die Zelte abgebrochen haben, machen wir uns bereit für unsere letzte Wanderung hier im Boodjamulla NP. Doch bevor es losgehen kann, wartet noch die “Plane des Grauens” auf uns, wie wir das störrische Ding mittlerweile nennen. Bereits der Anfang macht Probleme. Schnell entscheiden wir, uns nicht weiter damit aufzuhalten. Bis zur Day-use-Area sind es nur wenige Meter und für diese lassen wir die Plane einfach locker auf dem Zelt liegen. Trotzdem müssen wir zeitnah Abhilfe schaffen.
Gegen kurz nach 9 Uhr sind wir unterwegs. Auf dem ersten Stück entlang des Flusses nehmen wir jeden möglichen Abstecher zum Ufer mit, doch ein Krokodil erspähen wir auch heute nicht. Der Aufstieg zum ersten Lookout führt, wie vom Reiseführer und den Info-Tafeln versprochen, über eine sehr steile natürliche Felstreppe. Von oben haben wir einen atemberaubenden Blick über den Fluss. Nur die Unterkünfte der Ranger stören die Idylle ein wenig. Einige Minuten später schauen wir in die Schlucht, durch die wir gestern gepaddelt sind. Der Moment ist günstig und Cecil packt die Drohne aus. Trotz starkem Wind gelingen ein paar gute Aufnahmen.
Über einen flachen Weg auf dem Hochplateau erreichen wir den Lookout auf die Indarri Falls. Leider sind nur Augenblicke vor uns vier Wanderer dort angelangt und besetzen die besten Plätze auf der Plattform. Großartige neue Perspektiven auf die Wasserfälle können wir jedoch auch nicht entdecken, daher setzen wir unseren Weg nach ein paar schnellen Fotos fort.
Es geht ein kurzes Stück bergab zu den Indarri Falls hinunter. Von hier aus folgt der Weg dem Flusslauf.
Wir laufen durch einen dichten Wald aus Palmen und Farnen. Überall stoßen wir auf Spuren im Sand und Kot doch von den Verursachern selbst ist nichts zu sehen. Der Weg zweigt vom Ufer ab und im Zickzack geht es hinauf zum “Upper Gorge Lookout”. Wieder wird der Aussichtspunkt von Menschen versperrt. Wir versuchen daher die Aussicht von ein paar Felsen kurz vor dem offiziellen Lookout zu genießen. Das laute Gerede im Hintergrund (über das Lieblingsthema der Menschen: die Corona-Krise) bewegt uns jedoch dazu, auch dieses Mal schnell weiterzugehen.
Der Rückweg führt über einen recht abwechslungslosen Track durch das Hinterland der Schlucht. Der monotone Rhythmus unserer eigenen Schritte versetzt uns in eine Art Trance. Völlig unvermittelt stehen wir daher plötzlich vor dem Abzweig zum Campingplatz. Laut Reiseführer sollte 150 m vor dieser Kreuzung ein riesiger Termitenhügel zu bestaunen sein. Waren wir eventuell so im Tunnel, dass wir ihn verpasst haben? Wir laufen ein gutes Stück zurück, doch wäre der Hügel wirklich so riesig, müssten wir ihn spätestens jetzt sehen. Nichts zu machen, kein Hügel weit und breit.
Auf den Stufen einer Treppe die hinunter zum Fluss führt, machen wir unsere letzte Pause und genießen die Magie des Parks. Ein wirkliches Highlight und unser kleiner Geheimtipp hier in Queensland! Doch die letzten Tage haben auch Spuren hinterlassen. Überall zwickt und zwackt es. Bevor wir gar nicht mehr hochkommen, bringen wir auch noch die letzten Meter zum Auto zurück.
Um 12 Uhr sind wir wieder auf dem Parkplatz und versuchen verzweifelt den Reißverschluss zu schließen. Cecil versucht erneut den Zipper gerade zu biegen und dabei geht er endgültig kaputt. Er bricht auseinander. Notdürftig befestigen wir die Plane daraufhin also nur mit den zwei Riemen, die sonst auch gespannt werden, aber nur als Zweit-Versicherung dienen. Vorne fixieren wir sie zusätzlich mit den zwei Spannseilen, die wir vorgestern noch hinten gespannt hatten. Hilft ja nichts. Wird schon gut gehen.
Der kurze Weg nach Adel's Grove besteht aus einer Waschbrettpiste in besonders schlechtem Zustand. Man wird konstant durchgerüttelt und es dröhnt in unglaublicher Lautstärke. Dementsprechend anstrengend ist die Fahrt. Leider haben wir vor Ort nicht, wie erhofft, Empfang. Wlan gibt es auch nicht. Letzte Chance unsere “Border declaration” auszufüllen, die wir unbedingt für den Eintritt ins Northern Territory benötigen, ist Hell's Gate, ein Roadhouse kurz vor der Grenze. In dem kleinen Shop vor Ort kaufen wir uns ein Eis und erkundigen uns nach den Straßenverhältnissen. Die Verkäuferin gibt uns den Tipp, dass unsere ursprünglich anvisierte Route derzeit wohl gesperrt sei. Stattdessen sollten wir über Doomadgee fahren. Eventuell gäbe es dort an der Tankstelle sogar Wlan.
Zu unserer Erleichterung wird die Gravelroad hinter Adel's Grove etwas besser. Für Verwirrung sorgt allerdings ein verschlossenes Tor. Da es jedoch nicht abgeschlossen ist und wir sicher sind, uns auf dem richtigen Weg zu befinden, steigt Sarah kurzerhand aus und öffnet es (und natürlich schließt es hinterher wieder). Wenig später passieren wir ein zweites Tor und hier lernen wir von einem Schild, dass wir kurz das Gebiet der “Riversleigh Cattle Station” passiert haben.
Nur wenige Kilometer darauf wird es so richtig spannend. Eine Flussdurchquerung steht an. Sicherheitshalber steigt Cecil aus und inspiziert das Gewässer aus der Nähe. Es ist gut 40 cm tief. Das sollte Koby locker packen. Wir schalten den Allradantrieb dazu und los geht's. Ist man erstmal drin, gibt es kaum noch ein zurück. Erst jetzt merkt man, wie uneben der Untergrund ist. Ein wenig Adrenalin kommt hoch, doch Cecil steuert Koby bemüht ruhig durch den Strom. Erneut beweist Koby seine Fähigkeiten im Wasser. Trotzdem ist so eine Flussdurchquerung immer wieder eine aufregende Sache.
Als die Piste ruhiger wird, übernimmt Sarah das Steuer. Cecil möchte Drohnen-Aufnahmen während der Fahrt machen. Ein kurzer Test, dann geht es los. Es wirkt ein wenig surreal im Auto zu sitzen und selbiges auf dem Bildschirm aus 30 Metern Höhe zu sehen, während wir durch das Outback kurven.
Abgesehen von dieser kurzen Episode mit der Drohne, bietet die Fahrt wenige Highlights. Einmal passieren wir eine riesige Kuh-Herde.
Unterwegs werden wir zudem von drei Autos überholt. Auf solch einer abgelegenen Strecke schon bemerkenswert. Vorher hatten wir diesbezüglich eine Wette abgeschlossen. Sarah meinte wir treffen auf ein anderes Auto. Cecil meinte wir sehen keine andere Menschenseele. Haben wir wohl beide verloren.
DIe Landschaft bietet ebenfalls wenig Sehenswertes. Öde Wüste, hier und da ein paar vertrocknete Bäume. Der Weg scheint sich nicht zuletzt deswegen ewig zu ziehen. Nach mehreren Stunden Fahrt haben wir beide nur noch wenig Lust weiter im Auto zu sitzen. Statt wie geplant bis nach Doomadgee zu fahren, beginnen wir daher damit nach einem geeigneten Buschcamp Ausschau zu halten.
An einer recht passend erscheinenden Stelle biegen wir kurzerhand von der Gravelroad in den Busch ab. Doch nach gut 100 m hindern uns totes Holz und Buschwerk an der Weiterfahrt. Von der Straße aus kann man uns gut sehen. Das versuchen wir im Normalfall zu vermeiden, wenn wir ein Buschcamp aufschlagen. Ein Grund dafür ist, dass wir uns noch immer nicht sicher sind, ob “Freedom camping” wirklich erlaubt ist. Zumal es bei unserem Gefährt relativ offensichtlich ist, dass wir nicht über eine Toilette verfügen. Aus aktuellem Anlass durchstöbern wir daher unsere Reiseführer. Im Allgemeinen scheint es nicht verboten und wird größtenteils geduldet. Natürlich sollte man nicht auf Privatbesitz campen oder an Orten, an denen es ausdrücklich untersagt ist. Das reicht uns für den Moment. Wir bleiben hier.
Es folgt der fast schon normale Camper-Alltag. Im Schatten eines Baumes absolvieren wir unsere tägliche Plank-Challenge. Während Cecil sich danach dem Flugsport und seiner Drohne widmet, macht Sarah noch weitere Workouts und zum Abschluss eine Yoga-Session. Ein Auto kommt während der ganzen Zeit nicht vorbei.
Nachdem gegen 18:30 Uhr die Sonne hinter den Bäumen untergegangen ist, lassen endlich die zahlreichen Fliegen von uns ab. Für einen kurzen Moment können wir die Umgebung genießen. Die ist hier, im Gegensatz zu dem, was wir den ganzen Tag am Straßenrand gesehen haben, sogar recht lebendig. Die Gumtrees tragen Blätter in sattem Grün und der Boden ist bedeckt von gold-gelben Gräsern. Dazwischen schimmert die rötliche Erde hindurch. Genau so stellt man sich das Outback vor. Nur die Fliegen verdrängt man gern aus diesem Bild. Und die Mücken, die zur Ablöse der Fliegen kommen.
Unser Abendbrot können sie uns zum Glück nicht verderben. Es gibt die zweite Portion (Süß-)Kartoffeln mit Sourcream-Tzatziki-Dip. Perfekt bei diesen hohen Temperaturen und es schmeckt richtig gut. Das steht sicher bald wieder auf dem Speiseplan.
Nachdem der Abwasch erledigt und das Zelt aufgebaut ist, widmen wir uns dem Tagebuch bzw. dem Blog. Bis 22:30 Uhr werden Fotos sortiert und Texte geschrieben, wobei wir uns so gut es geht gegenseitig unterstützen. Doch irgendwann hat auch dieser Tag ein wohlverdientes Ende. Bis morgen!
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