27.07., Montag: Marry Kathleen Ghost Town - Radioactive

Zum Aufstehen fehlt uns heute jeglicher Elan. Es dauert ewig bis wir uns aufraffen können. Zu unserer beider Überraschung gehen wir trotzdem wie geplant laufen. Doch während Sarah schon kurz nach dem Start glücklich über diese Entscheidung ist, kämpft Cecil von Beginn an gegen heftiges Seitenstechen. Immerhin schaffen wir am Ende 7 km. Nach der langen Pause und wenig motiviert, keine schlechte Performance. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, aber auch ein wenig um es danach für heute hinter uns zu haben, machen wir direkt im Anschluss noch die tägliche Plank-Challenge.

Nachdem wir so schlecht aus dem Bett kamen und trotzdem noch recht lange Sport gemacht haben, wurde im Anschluss unser Frühstück durch heftigen Wind sabotiert. Es dauert alles eine gute Weile länger, obwohl wir versuchen die Gasflamme so gut es geht abzuschirmen. Erst gegen halb 11 Uhr sind wir auf dem Weg nach Julia's Creek. In dem kleinen Örtchen halten wir einzig für die kostenlose Dusche, die uns hier laut Campermate an einer Tankstelle versprochen wird. Doch auf der Damentoilette findet Sarah ein Schild laut dem 4$ für eine Dusche fällig werden. Nur ein paar Kilometer weiter, in Mount Isa, erwarten uns potentiell zwei kostenlose Duschen. Warum also hier dafür bezahlen. Auf eine Tag ungeduscht mehr oder weniger kommt es nun wirklich nicht mehr an. Wir legen eine neue Schicht Deodorant auf und weiter geht die Fahrt. 
Wir halten in Cloncurry beim i-Site, finden jedoch weder Toiletten noch Wlan. Bleibt nur noch den Tank etwas zu füllen. Mit dem verbleibenden Sprit schaffen wir es nicht ganz bis Mount Isa, wo wir auf etwas günstigere Preise hoffen. Für verhältnismäßig teure 1,40$/Liter tanken wir 20 Liter nach. Im Anschluss buchen wir noch einen Stellplatz im Boodjamulla NP. Wir ergattern zwei Nächte vom 30.07.-01.08.. Davor ist alles restlos ausgebucht.

Bevor wir zu dem Nationalpark aufbrechen, wollen wir in Mount Isa eventuell eine Minentour machen. Bereits seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts wird dort vor allem Kupfer und Blei abgebaut. Noch immer ist der Abbau dieser Rohstoffe das wirtschaftliche Standbein der Stadt. Innerhalb einer geführten Tour kann man in den Alltag eines Minenarbeiters eintauchen und mehrere Meter unter der Erde erleben wie sich ein Leben “Untertage” im Herzen Australiens anfühlt. Das alles klingt in jedem Fall sehr spannend. Der stolze Preis von 85$ pro Person und keinerlei Angabe zu den Terminen, geben unserer Euphorie jedoch einen kleinen Dämpfer. Wir lassen uns das Ganze nochmal durch den Kopf gehen und wollen dann morgen vor Ort entscheiden. Da unsere Wasservorräte zur Neige gehen, haben wir seit gestern Abend nicht mehr Abwaschen können. Wir steuern dafür ein öffentliches WC an, doch dieses befindet sich aktuell im Umbau. Cecil fällt ein, dass es an den meisten Tankstellen Wasser gibt. Das sollten wir wohl besser nicht trinken, doch für den Abwasch könnten wir es schon verwenden. Also zurück zur Tankstelle und wir füllen ein paar alte Saft-Flaschen auf. Bevor wir morgen früh nach Mount Isa fahren, legen wir einen letzten Zwischenstopp in Mary-Kathleen ein. Dieser Name betitelt sowohl den Ort als auch die alte Uranmine ganz in der Nähe. Von der Ortschaft sind lediglich einige Fundamente und Straßen übrig geblieben, die jetzt von Campern genutzt werden. Der Tagebau ist heutzutage halb mit Wasser gefüllt, welches türkis-blau erstrahlt. Die Farbe kommt wohl von Chemikalien, die über die Jahre aus den Wänden der Mine ausgewaschen wurden.

Die Gravelroad zur Mine ist in sehr schlechtem Zustand. Auf tiefe Schlaglöcher und Spitze Steine trifft man alle Nase lang. Als die Straße zu unwegsam wird und wir keine Beschädigung von Koby riskieren wollen, parken wir etwas abseits des Weges und ziehen die Wanderschuhe an. Wir laufen keine 5 Minuten und erreichen die Mine. Trotzdem bereuen wir es nicht, da die Gravelroad auf dem Stück desaströser wirkt.

Von dem Anblick der Mine werden wir schier überwältigt. Rote Felswände Rahmen terrassenartig einen kleinen See in knalligem Türkis ein. Völlig ungehindert können wir die Pfade betreten, auf denen zu den aktiven Zeiten riesige Kipplader Tonnen von Gestein transportiert haben. Wenn man wollte, könnte man sogar unten im Pool baden. Doch aus oben genannten Gründen, sollte man davon besser absehen. 
 

Nur wenige Wolken ziehen am Firmament. Perfekt für Foto-Kamera und GoPro. Dazu weht allerdings ein harscher Wind, der gar nicht gut ist für einen Start der Drohne. Aber wann kriegt man schon die Chance über einer alten Uran-Mine zu fliegen? Cecil riskiert es daher erneut bei starkem Wind abzuheben. Dieses Mal sorgt jedoch der See, über den er die Drohne steuert, für zusätzliches Adrenalin. Wenn jetzt etwas schief geht, dann ist das gute Stück wohl für immer verloren. Der Flug gleicht einem Ritt auf der Rasierklinge. Immer wieder wird die Drohne von Windböen erfasst. Auf der entfernten Seite der Mine treten zudem Verbindungsprobleme auf. Ein ziemliches blödes Gefühl, wenn das Bild auf dem Handy anfängt zu flackern und man sich fragt, ob es die Aufnahme wirklich wert war seine 500€-Drohne im ätzenden See zu versenken. Doch wieder kann Cecil die Drohne sicher zu unserer Position zurückfliegen.




Zurück auf dem Gelände der alten Stadt finden wir ein nettes Plätzchen und erledigen als erstes den Abwasch. Nach dem Essen wird erneut abgewaschen. Kurz darauf folgt allerdings eine Beschäftigung, die nicht weniger mühsam ist. Für den Grenzübergang ins Northern Territory muss eine sogenannte “border declaration” ausgefüllt werden. Neben persönlichen Daten und ob man sich in den letzten 14 Tagen in einem erklärten “Hotspot” aufgehalten hat, muss man die Aufenthaltsorte der letzten 28 Tage angeben. Mit Hilfe unseres Tagebuches nehmen wir diese Orte in eine Liste auf.
 

Der Wind pfeift gegen 18:30 Uhr immer noch ziemlich. Wir suchen Schutz im Windschatten von Koby. Dort sind wir im Anschluss noch erstaunlich produktiv. Cecil schreibt zunächst Stichpunkte am Tablet und Sarah sichtet Fotos am Laptop. Dann tauschen wir die Geräte. Cecil guckt sich die Videos der letzten Tage an und Sarah scannt die bereits ausgeschriebenen Einträge im Tagebuch auf Rechtschreibfehler und Lesbarkeit.

Gegen 23 Uhr geht ein weiterer schöner Tag zu Ende.

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