28.04., Mittwoch: Ingomar North Rest Area - Der Schwamm ist Frischkäse
Ab 4 Uhr wurde es so richtig kalt heute Nacht. Besonders am Kopf und an den Beinen frieren wir bitterlich. Als um viertel vor sieben der Wecker klingelt, haben wir dementsprechend wenig Lust aufzustehen. Erst eine halbe Stunde später wagen wir uns unter den Decken hervor. Erst einmal draußen angekommen, ist es zum Glück nicht ganz so schlimm. Beim Frühstück müssen wir feststellen, dass eines der Eier zerbrochen ist und auch schon ordentlich riecht. Ansonsten läuft alles ganz normal.
Um uns herum fahren alle anderen Camper nach und nach ab. Wir sind bald fast allein, wenn man von Menschen spricht. Die Anzahl an Fliegen um uns herum steigt dadurch exponentiell. Besser wir verschwinden ebenfalls so schnell es geht. Gegen kurz nach neun sind wir unterwegs.
In Kulgera, dem letzten Fleckchen Zivilisation vor der Grenze zwischen dem NT und South Australia, legen wir unsere erste Pause ein. Neben etwas Erholung wollen wir endlich wissen, was es Neues von der Versicherung gibt. Sarahs Vater hat mit der Chefin persönlich telefoniert. Aus den eingereichten Unterlagen ist es ihrer Meinung nach nicht ersichtlich, dass der Transport mittels RFDS nötig war. Wenn dafür ein Beleg geliefert wird, kann über den Fall erneut entschieden werden. Immerhin ein Hoffnungsschimmer. Sarah wendet sich sofort nochmals an alle ihr zur Verfügung stehenden Kontakte. Irgendwie bekommen wir den Beweis.
Am Grenzübergang ist keine Polizei präsent. Die Überfahrt wird dementsprechend unspektakulär. Um 13 Uhr ist es Zeit für das Mittagessen. Anschließend füllen wir den Treibstoff aus allen drei Kanistern in den Tank von Koby. Bis nach Coober Pedy sind es noch weitere 180 Kilometer.
Im Ort angekommen, probiert Sarah erneut einen Beleg dafür zu bekommen, dass der Transport mit dem RFDS notwendig war. Es fühlt sich immer wieder so sinnlos an. Denn natürlich war der Flug notwendig. Sarah hat sich den Spaß sicherlich nicht freiwillig ausgesucht. Doch es hilft nichts und wir brauchen Beweise. Sarah nimmt das Telefon in die Hand und macht die ersten Anrufe. Sie telefoniert mit der Sprechstundenhilfe vom Arzt. Die sagt, Sarah könne sich einen Termin geben lassen und dann kann der Arzt ein Dokument erstellen. Anders hat er keine Zeit sich um solche Angelegenheiten zu kümmern. In Tom Price Krankenhaus kann man ihr auch nicht helfen. Ihr wird nur empfohlen, dass sie ihre Krankenakte anfordern könnte. Dies könnte zwar etwas dauern und ist im Zweifelsfall mit Kosten verbunden, doch darin sollte jedes Detail festgehalten worden sein. Außerdem solle sie es nicht nur in Tom Price, sondern auch in Port Hedland probieren. Nach acht Minuten in deren Warteschleife gibt sie jedoch an dieser Stelle auf. Aus lauter Verzweiflung wenden wir uns sogar an die Rettungssanitäterin, die Sarah in der Unglücksnacht abgeholt hat. Wir sollten nichts unversucht lassen. Aber es scheint, dass das ein ganz schönes Nervenspiel wird. Anschließend tanken wir auf. Oder besser gesagt Koby. Mit 14,21 Litern auf 100 km ist der Verbrauch überraschend niedrig. Offensichtlich hat sich die Reinigung des Ventils und die Erhöhung des Luftdrucks bezahlt gemacht.
Bis zu einer Rest Area etwas südlich von Coober Pedy fahren wir nochmals 50 km. Insgesamt haben wir damit heute 580 Kilometer zurückgelegt. Damit liegen wir durchaus im Soll. Bereits letztes Jahr haben wir eine Nacht hier auf dem Platz verbracht. Da waren allerdings nur halb so viele Fliegen unterwegs. Wir versuchen es so gut es geht zu ignorieren. Ab halb sechs sind wir gemeinsam am Kochen. Es gibt Kartoffeln mit Hackfleisch, Brokkoli, Frühlingszwiebeln und Tomaten in einer Frischkäse-Sauce. Gute zwei Stunden sind wir mit Kochen, Essen und Abwaschen beschäftigt. Nebenbei können wir einen herrlichen Sonnenuntergang genießen.
Sarah ist danach bereits ordentlich müde. Sie hilft Cecil noch so gut es geht beim Schreiben der heutigen Stichpunkte, danach macht sie sich bettfertig. Um kurz vor 20 Uhr verabschiedet sie sich ins Zelt und schaut dort noch zwei Folgen ihrer Serie auf dem Handy.
Cecil dagegen kann sich noch einmal aufraffen und schreibt das Tagebuch weiter. Nachdem der 16.03. fertig ist, überlegt er sogar noch weiter zu machen, doch die nächsten Tage sind ziemlich ereignisreich. So viel Kraft hat er dann doch nicht mehr. Zum Abschluss schaut er eine Dokumentation über die Geschichte des Visionärs der Automobilindustrie John DeLorean. In letzter Zeit haben es ihm Dokus irgendwie angetan. Danach geht es auch für ihn ins Bett.
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