27.04., Dienstag: Desert Oaks Rest Area - Achterbahn der Gefühle
Sarah steht heute eine Stunde vor Cecil um 7 Uhr auf und macht Sport. Aus dem kleinen Kräutergarten vor der Camperküche besorgt sie sich danach etwas Zitronenmelisse und brüht die Blätter mit heißem Wasser auf. Eine willkommene Abwechslung zu ihren üblichen Teesorten. Cecil ist mittlerweile auch unten und wir frühstücken.
Nach dem Abwasch checkt Sarah ihre Emails. Die Versicherung hat geantwortet, doch nicht in ihrem Sinne. Von der Rechnung über knapp 13.000$ werden nur 2.000$ übernommen. Der größte Kostenpunkt, der Flug von Tom Price nach Port Hedland, wird nicht bezahlt, da nur der Transport zum “nächsterreichbaren geeigneten Krankenhaus” versichert ist. Doch genau da können wir ansetzen. Das Krankenhaus in Tom Price war nicht in der Lage einen Schlangenbiss zu behandeln. Die Sache ist noch nicht vorbei.
Total abgelenkt von dieser Mail, merken wir gar nicht wie die Zeit verfliegt. Plötzlich ist es schon neun Uhr. Jetzt müssen wir uns langsam ranhalten. Aus einer üblen Vorahnung heraus prüft Cecil den Ladestand der Autobatterie. Wie befürchtet, ist diese komplett leer. Na toll. Das kostet weitere wertvolle Zeit. Immerhin müssen wir um 10 Uhr auschecken.
Um die Batterie können wir uns erst kümmern, kurz bevor wir abfahren. Koby sollte danach im besten Fall eine Weile laufen, um diese wieder etwas zu laden. Zunächst gilt es noch das Zelt einzupacken. Anschließend flitzen wir ein letztes Mal unter die Dusche. Cecil ist als erster zurück und versucht Koby zu starten. Wie erwartet, springt dieser nicht aus eigener Kraft an. Also schleunigst die Starter-Batterie herausholen und es damit erneut probieren. Es klappt damit auf Anhieb. Koby lassen wir daraufhin sicherheitshalber laufen. Während wir die letzten Sachen verstauen, laden wir die Starterbatterie noch in der Küche. Diese springt sogar noch auf grün, ist also wieder voll, kurz bevor wir sie vom Netz nehmen. Jetzt kann es losgehen.
Um 10:20 Uhr rollen wir vom Platz. Probleme wegen des leicht verspäteten Checkouts bekommen wir nicht. Unsere Zugangskarte schmeißen wir einfach in einen Briefkasten an der Ausfahrt. Oder besser gesagt daneben. Zu mindestens beim ersten Versuch, trifft Cecil nicht. Läuft noch nicht so rund heute.
Wir haben noch einige Sachen online zu erledigen. Für Wlan fahren wir daher in die Bibliothek von Alice Springs. Sarah überweist dort die ersten Rechnungen für zweimal Krankenwagen fahren. Die anderen sind noch nicht fällig. Selbst wenn, könnte Sarah nicht bezahlen, denn es fehlt ihr eine IBAN. Diese muss bei der DKB aber zwingend angegeben werden, um eine Überweisung ins Ausland tätigen zu können. Sarah schreibt daher die Rechnungsstellungen der Krankenhäuser an und bittet um die entsprechenden Daten. Außerdem geht ein weiteres Schreiben nach Tom Price, in dem sie um ein Dokument bittet, mit dem sie belegen kann, dass der Transport nach Port Hedland zwingend nötig war. Damit müsste die Versicherung die Kosten für den Flug übernehmen.
Nach so viel Bürokratie brauchen wir dringend etwas frische Luft. Das erinnert uns an ein weiteres Problem, welches wir heute nochmals angehen wollen. Seit Wochen ist der Fensterheber auf der Beifahrerseite defekt. Wir waren deswegen bereits in einer Werkstatt und diese haben das Problem identifizieren können. Es ist schlicht der Schalter kaputt. Ein Ersatzteil konnten sie uns damals leider nicht besorgen, da es angeblich nicht mehr produziert wird. Wir probieren es daher heute bei einem Schrottplatz. Tatsächlich ist das Teil dort vorrätig und wir machen uns direkt auf den Weg. Mit 35$ nicht gerade ein Schnäppchen, doch es bringt den gewünschten Effekt. Sarah kann endlich ihr Fenster wieder öffnen.
Als nächstes geht es zur Post. Cecil will seine defekte GoPro Hero 7 zurück nach Berlin schicken. Von dort geht sie dann zu Amazon und Cecil erhält den Kaufpreis zurückerstattet. Immerhin läuft die Garantie noch bis zum 22.07.2021. Es muss eine Zollerklärung ausgefüllt werden. Außerdem legt Cecil einen Kaufbeleg bei. Falls der Zoll das Paket prüft, sollte damit klarsein, dass es sich um einen Re-Import handelt. Nicht das am Ende noch Zollgebühren fällig werden. Dann geht das Paket auch schon raus. 29,40$ kostet die Sendung und soll angeblich in 10-15 Tagen das Ziel erreichen.
Bei Kmart schauen wir nach warmen Sachen für den bevorstehenden Winter. Schnell merken wir aber, dass wir dafür in Alice Springs falsch sind. Sobald wir im Süden angekommen sind, wo es jetzt schon langsam kälter wird, werden wir sicherlich schneller fündig. Um 13 Uhr erreichen wir Woolworths und erledigen den Einkauf für die kommende Woche.
Da wir nochmal Wlan benötigen, halten wir bei McDonald's. Außerdem wollen wir ein vielleicht letztes Mal das Gefühl von Sommer genießen und gönnen uns in diesem Sinne ein Eis. Es gibt derzeit eine Sonderedition mit Cookie-Stückchen und super leckerer Schoko-Sauce. Nach einem bisher doch recht stressigen Tag genau das Richtige, um die Laune ein wenig zu heben. Sarah schreibt nochmal kurz mit ihrem Papa und gibt den aktuellen Stand zur Versicherung durch.
Den letzten Stopp legen wir bei der Tankstelle ein. Wir schauen zunächst bei der Puma, doch finden keinen Hinweis darauf, ob wir als RAC-Mitglied Rabatt bekommen. So langsam fürchten wir, dass das ein exklusives Ding in Western Australia war. Immerhin bekommen wir dank unseren Einkäufen bei Woolworth noch immer 4-Cent Rabatt auf das Benzin von Caltex. Zusammen mit den 20 und 10 Liter Kanister, tanken wir 92 Liter für knapp 150$ auf. Das ist zwar immernoch deutlich günstiger als eine vergleichbare Tankfüllung in Deutschland, geht aber auf Dauer auch hier ins Geld. Vor allem, wenn Koby mit einem Verbrauch von 17,74 Litern aufwartet. Hoffentlich macht es sich bald bemerkbar, dass Cecil das EGR-Ventil erneut penibel gereinigt hat.
Um 15:30 Uhr verlassen wir die Stadt in Richtung Süden. Dieses Mal war es voraussichtlich unser letzter Besuch. Aber das kann man bei Alice Springs nie so genau wissen. Unterwegs bemerken wir früh, dass wir vergessen haben den Kühlschrank von der Batterie im Kofferraum auf die vom Auto umzustecken. Wir halten daher kurz darauf am Stuart's Well Roadhouse. Noch so eine Station, an der wir jetzt bereits öfter waren, als wir jemals gedacht hätten. Cecil nutzt die Gelegenheit und prüft nochmals den Reifendruck. Alles sieht gut aus. Vorne fahren wir jetzt auf 37 und hinten auf 40 psi. Das entspricht in etwa 2,5 bzw. 2,7 bar.
Zwei Stunden später erreichen wir die Rest Area auf der wir die kommende Nacht verbringen. Bis auf einen lebensmüden Adler verlief die Fahrt sehr ruhig. Bis hierhin sieht es so aus, als würden wir aktuell einen super niedrigen Verbrauch haben. Doch mit Sicherheit können wir das erst nach dem nächsten Tankstopp sagen.
Gegen 17:30 Uhr ist der Platz bereits erstaunlich voll. Sechs Caravans zählen wir. Doch es ist genug Platz für alle vorhanden. Wir bauen direkt das Zelt auf, lassen die Fenster jedoch geschlossen. Nachts wird es sicher kalt und so hoffen wir auf etwas mehr Isolierung.
Sarah hat daraufhin nochmal ein kleines Tief. Die Sache mit der Versicherung nimmt sie ganz schön mit. Das ist nur verständlich. Immerhin geht es um eine ganze Menge Geld. Wir sind gespannt, was ihr Vater heute noch erreicht hat. Der hat angeboten bei der Versicherung anzurufen, um den Sachverhalt nochmals zu verdeutlichen. Leider haben wir hier keinen Empfang, so kriegen wir eventuelle Neuigkeiten wohl zwangsläufig erst morgen mit. Im Moment bleibt für uns in dem Fall daher nichts mehr zu tun. Cecil schreibt Stichpunkte und Sarah hilft fleißig, während sie nebenbei ein Sudoku löst.
Um viertel vor sieben sind wir fertig und haben auch keine große Lust mehr noch etwas anderes zu beginnen. Stattdessen geht es heute früh ins Zelt und wir schauen noch etwas Serie. Zunächst eine Folge Beastmaster. Danach geht es zum Zähneputzen erneut raus. Vor dem Schlafen läuft dann noch eine Folge Fargo. Gegen halb 10 machen wir das Licht aus.
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