10.04., Samstag: RAC Cable Beach Holiday Park - Unmenschliche Hitze

Für Sarah war es eine wahre Herausforderung in der letzten Nacht auch nur ein bisschen Schlaf zu bekommen. Auf der einen Seite haben sie Mücken und Käfer wach gehalten, auf der anderen ein lautstark schnarchender Verlobter. Dazu ist die Temperatur kaum ein Grad abgekühlt. Gefühlt herrschen über 40° im Zelt. Als der Wecker klingelt, wird Sarah endlich von ihrem Leiden erlöst. Nur leider ist es draußen nicht viel besser. Wir können es nur im Schatten aushalten und das auch mehr schlecht als recht. Dazu ist Mückenspray Pflicht, wenn man es nicht darauf anlegen möchte total zerstochen zu werden. Dessen ungeachtet gibt es zum Frühstück das volle Programm. Auf Tee und Kaffee folgt Spiegelei und getoastetes Brot. Beim anschließenden Abwasch schwitzen wir das erste Mal an. Während wir das Zelt einpacken, brechen dann die letzten Dämme. Es wird transpiriert, was das Zeug hält. Begünstigend kommt hinzu, dass die Luftfeuchte in der Gegend um Broome morgens besonders hoch scheint. Wir sind in jedem Fall erstaunt, wie viel Schweiß der menschliche Körper in solch kurzer Zeit produzieren kann.
Durch die Hitze ohnehin schon ordentlich bedient, müssen wir feststellen, dass sich wieder hunderte Käfer in jedem Winkel des Zeltes eingenistet haben. So langsam werden die Viecher zu einer regelrechten Plage. Ohnehin schon am Rande des Wahnsinns bringt es das Fass zum überlaufen, dass wir uns jetzt auch noch um diese Insekten kümmern müssen. Da ist es nur zu verständlich, wenn man ein wenig aggressiv wird. Cecil ist gerade dabei ein paar Käfer von der Regenplane zu schlagen, da bleibt er mit dem Daumen in einem kleinen Riss hängen. Dieser hat uns bisher noch nicht zu große Sorgen gemacht. Doch nach diesem Missgeschick sollten wir uns schnellstmöglich um eine Reparatur kümmern. Diese verdammten Insekten. Bevor wir die Schutzplane aufziehen, gönnen wir uns eine Pause. Sarah nutzt diese zum Zähneputzen. Cecil braucht den Moment ganz für sich. In der unglaublichen Hitze hat er das Gefühl jeden Moment zu kollabieren. So viel haben wir in unserem Leben noch nicht geschwitzt. Als es endlich geschafft ist, sind wir heilfroh über die Klimaanlage, die die Luft im Innenraum ziemlich schnell auf eine angenehme Temperatur abkühlt. Trotzdem brauchen wir noch eine ganze Weile bis wir uns einigermaßen von den Strapazen erholt haben.
Über die Gravelroad geht es zurück nach Broome. Bei etwa 70 km/h sind die Bodenwellen einigermaßen erträglich. Ab und zu gilt es tiefen Sand zu durchqueren, doch mit genügend Momentum ist dafür kein Allradantrieb notwendig. Heute sehen wir seit langem mal wieder einen Waran über die Straße huschen. Wir halten natürlich an, doch er ist schon weg. Nur noch seine Spuren sind im Sand zu entdecken.

 
In der Stadt angekommen, ist unser erstes Ziel das örtliche Shopping-Center. Cecil will sich bezüglich der Rücksendung seiner defekten GoPro informieren. Doch dazu kommt es nicht. Hier im Center finden wir keine Post. Wir fragen bei einem Kiosk nach. Eine Post-Filiale existiert demnach nur noch in der Innenstadt. Kurz darauf stehen wir bei der Post im Zentrum an. Bestimmt zehn Minuten müssen wir warten, bis wir endlich an der Reihe sind. Nur um zu erfahren, dass wir falsch sind. Hier werden lediglich Pakete ausgegeben. Beratung bekommen wir eine Tür weiter. Klasse. Zum Glück ist die Schlange dort überschaubarer und wenig später sind wir an der Reihe. Eine sehr nette Mitarbeiterin berät uns schnell und verständlich bezüglich unserem Wunsch ein Paket nach Deutschland zu schicken. Ausschlaggebend ist bei den zu erwartenden Kosten das Gewicht. Da wir dieses noch nicht genau einschätzen können, geben wir zunächst vier Kilo an. Die Sendung würde dementsprechend 86$ kosten. Mit einem so hohen Preis hatten wir nicht gerechnet. Immerhin könnten wir selbst für die Verpackung sorgen. Ein eher schwacher Trost. Entgegen unserem Plan, so viel wie möglich schon einmal in die Heimat zu schicken, müssen wir wohl noch einmal umdenken. Am Ende wird sich wahrscheinlich doch nur die Kamera im Paket befinden.
Koby wartet treu auf dem Parkplatz als wir zurück auf den Bürgersteig treten. Entsetzt stellen wir fest, dass das Licht die gesamte Zeit über eingeschaltet war. Auf der Gravelroad hatte Cecil es vorhin sicherheitshalber eingeschaltet und sich fest vorgenommen es auf dem Highway wieder auszuschalten. Pustekuchen. Cecil rennt so schnell es geht zum Wagen. Koby verzeiht uns den Fauxpas zum Glück und springt direkt an.
Im Baumarkt wollen wir Klebeband kaufen, um einige Baustellen am Zelt fertig zu stellen. Das Produkt unserer Wahl ist hier jedoch leider nicht verfügbar. Der Laden ist aber auch wirklich klein. Kein Vergleich zu den riesigen Hallen, die Bunnings in anderen Städten ausfüllt. Wenig überraschend ist daher auch kein neuer Campingstuhl für Cecil drin. Trotzdem verlassen wir den Laden nicht mit leeren Händen. Auf dem Band landen neue Sandelholzstäbchen, eine Mehrfachsteckdose und Mückenspray. Die Mehrfachsteckdose kostet nur 6$ und wir können sie vielleicht auf Campingplätzen oder Bibliotheken gebrauchen. Wo immer wir Zugang zu einer Steckdose haben. Beim Mückenspray schlagen wir zu, da es mit 6$ deutlich günstiger ist, als das von Woolworths. Komisch, dass uns das bisher noch nicht aufgefallen ist.

Fürs erste haben wir damit genug Zeit in der Stadt und mit profanen Dingen verbracht. Zum Glück verspricht ein Ort in direkter Nähe noch etwas Abenteuer. Am Reddel Beach soll roter Sand auf türkisblaues Wasser treffen. Der Weg dorthin ist nur für Allradfahrzeuge freigegeben. Das klingt aufregend. Los geht's. Ein Platz namens “Reddel Beach North” ist nach kurzer Fahrt über eine sehr zahme Gravelroad erreicht. Hier finden wir auch noch nicht, wonach wir suchen. Der Strand ist definitiv nicht rot. Trotzdem wartet er mit schönen Felsformation auf. Ehrlich gesagt haben wir jedoch ein wenig Angst vor Schlangen und Krokodilen. Beides keine seltenen Gäste hier am Strand. 
 



 
Wir fahren lieber weiter zum “Reddel Beach South”. Hier sieht es schon eher so aus, wie es uns Bilder im Internet versprochen haben. Doch aus den Socken haut es uns nicht. Vielleicht sind wir noch immer nicht richtig. Bevor wir noch weiter im Dunkeln stochern, schicken wir wohl besser Alli auf den Weg. Von oben können wir vielleicht sehen, wo wir hinmüssen. Tatsächlich findet Cecil ein paar Motive. Währenddessen hat er aber mit starken Winden und Verbindungsproblemen zu kämpfen. Auf dem Boden ist die Hitze dazu kaum noch zu ertragen. Uns reicht es daraufhin. Außerdem haben wir noch etwas Wichtiges zu erledigen. Die Batterie vom Kühlschrank verlangt noch immer danach geladen zu werden.



 
Etwas überrascht müssen wir feststellen, dass Autopro nur noch 8 Minuten geöffnet hat. Einen SupercheapAuto gibt es leider nicht, daher war die Konkurrenz unserer erste Anlaufstelle. Mit ein wenig Glück könnten wir es noch kurz vor Ladenschluss schaffen. Tatsächlich kommen wir noch rechtzeitig. Hilfe erhalten wir allerdings keine. Der Typ hinter dem Tresen tut fast so, als wären wir die dümmsten Menschen der Welt. Auf die Frage, ob er unsere Deep Cycle Batterie laden könne, tut er so, als sei das ein Ding der Unmöglichkeit. Mehr sauer als enttäuscht, ziehen wir wieder ab. Was für ein Service. Cecil erinnert sich vor ein paar Tagen einen Laden passiert zu haben, der auf Batterien spezialisiert ist. Überraschenderweise hat dieser auch am Wochenende geöffnet. Wir fragen dort nach, ob sie unsere Batterie laden könnten. Es würde eine kleine Gebühr erhoben werden, aber ansonsten sei das kein Problem. Cecil baut die Batterie daraufhin aus und bringt sie in den Laden. Als erstes misst der Mitarbeiter den aktuellen Ladezustand. Das Multimeter zeigt 13 Volt und damit sei kein Aufladen nötig. Die Anzeige im Sichtfenster, welches noch immer nicht grün zeigt, reagiert teilweise erst Tage später, wird uns erklärt. Bei 12,65 Volt ist eine Batterie normalerweise voll. 13 Volt sind daher mehr als gut. Sollte es trotzdem Probleme geben, könnte es höchstens an einem Defekt liegen oder Altersschwäche. Etwas überrumpelt von dieser Wendung baut Cecil die Batterie wieder ein. Der Typ schien kompetent, also vertrauen wir seinem Urteil zunächst. Die nächsten Tage werden zeigen, ob er recht behält.

Uns Gelüstet es schon seit Stunden nach einer Abkühlung. Ein Eis wäre da nicht die schlechteste Option. Zufällig passieren wir einen McDonald's und erinnern uns an den neuen McFlurry mit Keksen und Schokosauce. Wir geben der Versuchung nach und biegen auf den Parkplatz ein. Die Enttäuschung ist jedoch groß, als wir feststellen müssen, dass in dieser Filiale offensichtlich kein Eis verkauft wird. Jetzt aufwendig nach einer Alternative zu suchen, darauf haben wir keine Lust. Leicht geknickt geht es daher direkt weiter zum Campingplatz.
Am RAC Holiday Park angekommen, geht der Check-In erfreulich schnell. Die meisten unserer Daten sind nach unseren ersten Aufenthalt, vor ein paar Tagen, noch im System zu finden. Unser zugewiesene Stellplatz ist dieses Mal deutlich besser. Sowohl die Toiletten, als auch der Pool sind nicht zu weit entfernt und doch scheint die Stelle recht ruhig gelegen. Beim Einparken brauchen wir etwas. Die Steckdose ist trotz Verlängerung und Mehrfachstecker nur schwer erreichbar. Am Ende schaffen wir es aber eine passende Position zu finden. Als erstes wird der Kühlschrank angeschlossen. Obwohl uns versichert wurde, dass die Batterie in Ordnung sei, wollen wir sie die kommenden Tage schonen. Die verbleibenden drei Steckplätze sind ebenfalls in Windeseile belegt. Wenn wir schon für einen Platz mit Strom bezahlen, dann nutzen wir diesen auch.
Wer eben gut aufmerksam gelesen hat, weiß, dass sich der Pool in direkter Nähe von unserem Stellplatz befindet. Nach Tagen des Schwitzens können wir es kaum erwarten, uns darin abzukühlen. Da auch dem Rest der Belegschaft heiß zu sein scheint, haben wir deutlich Mühe noch einen freien Platz in dem verhältnismäßig dann doch recht kleinen Becken zu finden. Der Rand ist gesäumt mit Rentnern und Eltern, während die Mitte von johlenden Kindern dominiert wird. Wir versuchen es trotzdem so gut es geht zu genießen und werden durchaus erfrischt.

Zurück bei Koby zaubern wir einen schnellen Salat aus den wenigen frischen Zutaten, die wir noch im Kühlschrank haben. Neben frischem Spinat, Gurke und Tomate landet der Rest Aubergine im Salat, der vom letzten Abendessen übrig geblieben ist. Das Dressing rühren wir aus Tzatziki und Aioli zusammen. Gespickt mit ein paar Walnüssen ist das Ganze schon wieder sternewürdig.
Zeit uns auf dem Platz einzurichten. Nachdem etwas Ordnung im Kofferraum geschaffen ist, hauptsächlich gilt es Müll zu entsorgen, bauen wir das Zelt auf. Cecil kann es daraufhin kaum noch erwarten zum Strand zu gehen und sich mit seinem Board in die Wellen zu stürzen. Sarah möchte davor noch Sport machen, aber anschließend gerne mitkommen. Cecil erklärt sich bereit zu warten und nutzt die Zeit dafür Stichpunkte zu schreiben.

Gegen halb fünf ist Sarah fertig. Bei uns beiden läuft der Schweiß bereits wieder in Strömen. Sarah springt noch schnell unter die Dusche. Cecil geduldet sich, bis er in ein paar Minuten seine Abkühlung im Meer bekommt. Am Strand angekommen, fläzt sich Sarah in den Strandstuhl und liest. Die letzten Sonnenstrahlen schimmern über den Horizont und es weht eine angenehme Brise. Derweil wirft sich Cecil in die Wellen. Es dauert heute zum Glück nicht sehr lange das Weißwasser zu überwinden. In der kurzen Zeit, die bis zum Sonnenuntergang bleibt, erwischt er überraschend viele Wellen. Es macht einen heidenspaß und Sarah ist ebenfalls froh, als sie sieht wie Cecil strahlt, als er aus dem Wasser zurück kommt. Seite an Seite beobachten wir anschließend, wie die Sonne ins Meer eintaucht. Der Himmel ist leicht bewölkt und wir erwarten ein farbliches Schauspiel, doch unsere Hoffnung wird enttäuscht. So richtig will der Himmel heute nicht mitspielen. Unsere Laune trübt das jedoch kaum. 




Zurück auf dem Platz, geht es für Cecil zunächst unter die Dusche. Sarah kümmert sich derweil um das Abendessen. Die letzte Portion unserer selbstgemachten Gnocchi steht an. Dieses Mal sehr kleingeschnitten und besonders lange angebraten. Wirklich gut schmecken sie dadurch noch immer nicht, aber die Sauce kann es ausreichend kaschieren.
Anschließend sind wir beide ziemlich geschafft. Die letzten Nächte waren alles andere als erholsam. Da es aber im Zelt vermutlich noch viel zu heiß ist, bleiben wir zunächst noch draußen. Gemeinsam schauen wir eine Folge “Ultimate Beastmaster”. Keiner von uns bewegt sich groß und doch schwitzen wir noch immer unfassbar. Die kommende Nacht wird wohl ebenfalls nicht viel entspannter.
Da es nicht viel besser zu werden scheint, verabschiedet sich Sarah nach der Folge und geht ins Zelt. Dort liest sie noch zwei Tage Korrektur. Fleißig, fleißig. Cecil bleibt ebenfalls nicht untätig. Er sichert die Videos von der GoPro und Alli. Natürlich folgt daraufhin ein entsprechendes Backup. Nachdem er auch noch Tagebuch geschrieben hat, ist es auch für ihn an der Zeit ins Bett zu gehen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

02.08., Montag: Über den Wolken - Es geht zurück nach Berlin

14.08., Freitag: Leliyn Campground (Edith Falls) – 99% krokodilfrei = Good Enough

14.07., Dienstag: Bedford Weir Camping Area - Die “Empty”-Marke